Branchenvertreter sehen allerdings eine Mitverantwortung der Politik für den lahmenden Wohnungsbau. Ein Beispiel ist die klassische Wohnungsbauförderung. Sie ist fast zum Erliegen gekommen. Nur noch eine Milliarde Euro wendet der Bund dafür auf. Dabei würde gerade jetzt, in Zeiten hoher Baukosten und steigender Zinsen, mehr Geld gebraucht.
Es wird Zeit, mit einigen Mythen in der deutschen Wohnungspolitik aufzuräumen. Das zumindest meint das IW in Köln. Die Zielvorgabe von 400.000 Wohnungen sei von Anfang an zu hoch angesetzt gewesen. Denn: Trotz des Mietenwahnsinns in den Städten ist es nicht so, dass landauf, landab die Wohnungen fehlen. Hart formuliert: Der Neubau von heute ist der Leerstand von morgen. IW-Mann Voigtländer hält 310.000 Wohnungen für ausreichend – wenn sie denn da gebaut werden, wo die Nachfrage ist: in den Großstädten.
So wohnt Deutschland: unsere Serie zu Wohnungsnot und Mietenwahnsinn
Gut bezahlter Job, unbefristete Anstellung: Beste Voraussetzungen, um eine schöne Wohnung zu finden? Nicht in Berlin, sagt der Mieterbund. Letzte Möglichkeit: Bestechung.
Wer heute baut, braucht starke Nerven. Die Zinsen steigen, Fachkräfte gibts keine und Material fehlt auch. Wer es doch versucht, benötigt auch ein Quäntchen Glück – und finanziellen Puffer.
Deutschland ist ein Land der Mieter. Und das ist ein Problem. Denn die Mieten steigen unaufhaltsam. Was dagegen hilft: Eigentum. Zu teuer? Nein, sagt Michael Voigtländer. Der Staat soll mit Darlehen helfen.
Die Standardantwort auf Wohnungsnot heißt oft: Bauen, bauen, bauen. Doch der Bausektor ist ziemlich klimaschädlich. Ein Ausweg liegt in der sogenannten Kreislaufwirtschaft.
Das würde zumindest etwas Druck aus dem Markt nehmen. Der beste Schutz vor steigenden Mieten wäre aber etwas anderes: Eigentum. Nur rund die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland wohnt im Eigenheim, der Rest mietet. Damit ist die Bundesrepublik EU-weit Schlusslicht. IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer meint, dass hier ein Schlüssel für das Problem liegen könnte. Seine Idee: mehr Menschen Zugang zu Eigentum zu ermöglichen – etwa über staatliche Darlehen als Ersatz für fehlendes Eigenkapital oder höhere Freibeträge bei der Grunderwerbssteuer.
Mieten und Kaufpreise steigen dann zwar weiter. Aber sie treffen längst nicht mehr alle. Und irgendwann macht sich auch der Neubau im Preisniveau bemerkbar. Hoffentlich.