Staat will Galeria Karstadt Kaufhof retten: Experte zweifelt an Berechtigung - „Kaum eine Chance“
Die Bundesregierung will Galeria Karstadt Kaufhof mit einer Finanzspritze retten - ein Experte ist jedoch skeptisch, ob das Geld jemals zurückgezahlt wird. Außerdem gibt es einen Verdacht.
- Galeria Karstadt Kaufhof ist von finanziellen Nöten geplagt - und könnte nun öffentliche Gelder erhalten.
- Die Bundesregierung möchte der traditionsreichen Warenhauskette mit einem Kredit unter die Arme greifen.
- Doch es gibt Kritik: Würde der Staat das Geld jemals wieder sehen? Unterdessen wird gegen den Konzern ermittelt.
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Berlin/München - Das Thema Corona-Wirtschaftshilfen für kriselnde Unternehmen polarisiert. Sind finanzielle Unterstützungen vom Staat gerechtfertigt, wenn ein früher bewährtes Geschäftsmodell vermeintlich vom Aussterben bedroht ist? Galeria Karstadt Kaufhof hat einen traditionsreichen Hintergrund - jedoch seit längerer Zeit Probleme. Nicht zuletzt macht der Warenhauskette auch die Entwicklung im digitalen Zeitalter zu schaffen, die Fusion von Galeria Kaufhof und Karstadt hat die Lage offenbar nicht wirklich verbessert.
Aufgrund von Corona hat sich die Situation im Jahr 2020 weiter verschärft: Über 100 Filialen von GKK in Fußgängerzonen der Republik waren gut besuchte Warenhäuser, diese Zeiten sind aufgrund der Lockdown-Maßnahmen* jedoch vorbei. Die Bundesregierung möchte Galeria Karstadt Kaufhof deswegen mit einer gewaltigen Summe von 460 Millionen Euro unter die Arme greifen, der Wirtschaftsstabilisierungsfond hat bereits „grünes Licht“ erteilt.
Galeria Karstadt Kaufhof: Mega-Kredit für kriselnden Konzern? „Kaum eine Chance auf Rückzahlung“
Berlin möchte dem Unternehmen, das im Besitz der österreichischen Signa Holding ist, helfen Arbeitsplätze zu sichern und die schwierige Lage zu überbrücken. Bei der von der Bundesregierung* angebotenen Finanzhilfe handelt es sich um ein an bestimmte Auflagen geknüpftes Darlehen. Jedoch: Ob der Warenhauskonzern, dessen Zukunft schon länger auf der Kippe steht, die Unterstützung auch in Anspruch nimmt, steht noch nicht fest.

Der Vorsitzende der Monopolkommission, einem Beratungsgremium der Koalition in Berlin*, steht einer staatlichen Unterstützung jedoch kritisch gegenüber und bezweifelt, dass eine Rettungsaktion nicht von Nachhaltigkeit geprägt sei: „Die eher weniger gute“ Perspektive des Unternehmens vor dem Hintergrund einer schleppenden Digitalisierung sei „problematisch“, urteilt Jürgen Kühling gegenüber der Welt. Kritisch sei für die Steuerzahler der Umstand, dass es sich lediglich um ein nachrangiges Darlehen handele. Wie Kühling ausführt, bestehe „im Insolvenzfall kaum eine Chance auf Rückzahlung“.
Galeria Karstadt Kaufhof: Corona macht der Kette zu schaffen - Gab es eine Insolvenzverschleppung?
Und es gibt noch ein weiteres Problem: Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt gegen Galeria Karstadt Kaufhof wegen Insolvenzverschleppung. Allerdings habe sich der Anfangsverdacht bislang noch keineswegs erhärtet, gab eine Justizsprecherin bekannt. GKK hatte im April des vergangenen Jahres einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt.
Die Ermittler gehen dem Vorwurf nach, GKK solle nicht erst im März 2020, sondern bereits früher zahlungsunfähig gewesen sein. Das Ungewöhnliche bei diesem Ermittlungsverfahren - es beruht auf der Strafanzeige einer Privatperson und nicht wie gewöhnlich von Amts wegen. (PF mit AFP/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot des Ippen Digital Netzwerks