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Effekte der Corona-Krise: Trotz Kurzarbeit - droht Arbeitslosigkeit für Millionen Menschen?

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Trotz Kurzarbeitergeld sind Arbeitsplätze bedroht, sagen Wirtschaftsexperten. Damit sich die Rezession nicht verfestigt, müssen Maßnahmen getroffen werden.

München - Spätestens bis Ende des Monats, für den Kurzarbeitergeld bezogen werden soll, müssen Betriebe dies bei der Bundesagentur für Arbeit melden. „Eine nie dagewesene Zahl“ von Anträgen habe die Agentur für Arbeit im April durch die Auswirkungen der Maßnahmen* gegen das Coronavirus* erreicht - für bis zu 10,1 Millionen sei das Kurzarbeitergeld angezeigt worden. Das muss zwar nicht unbedingt heißen, dass die Menschen schlussendlich auch alle kurzarbeiten werden, so die Agentur für Arbeit. Dennoch beunruhigt diese Zahl - Betroffene und Experten für Wirtschaftsentwicklung gleichermaßen. 

Coronavirus und Kurzarbeit: Droht Arbeitslosigkeit für Millionen Menschen?  

Prof. Dr. Enzo Weber, Inhaber des Regensburger Lehrstuhls für Empirische Wirtschaftsforschung, sagt dazu in einem ZDF-Interview: „In der Tat gehen wir davon aus, dass das noch nicht alle Effekte waren, sondern dass die Arbeitslosigkeit auch über die nächsten Monate noch steigen wird.“ Zwar seien die Kassen der Bundesagentur für Arbeit gut gefüllt, doch müsse man damit rechnen, dass irgendwann auch der Bundeshaushalt einspringen müsse, so Weber weiter.

Besonders schwierig am Instrument der Kurzarbeit ist, dass Betriebe das Geld vorstrecken müssen und die Leistungen erst im Nachhinein erstattet bekommen können. Für Arbeitnehmer bedeutet Kurzarbeitergeld wiederum eine unter Umständen trügerische Sicherheit: Geht ihr Betrieb bei weiterem Abschwung in der Wirtschaft* trotz der Vorsichtsmaßnahmen pleite, droht Arbeitslosigkeit.

Coronavirus und Kurzarbeit: Wie geht es weiter?

Weber spricht von sogenannten Lichtschaltereffekten: Branchen des öffentlichen Lebens, die während der Krise abgeschaltet worden seien, können genauso wieder eingeschaltet werden - wie schnell das möglich sei, sei allerdings noch unklar.

Auch das Beratungsunternehmen McKinsey empfiehlt in einem Positionspapier, dass Europa jetzt wieder - unter Sicherheitsmaßnahmen - „zurück an die Arbeit“ muss. Denn die Krise sei in weiten Teilen auch eine Nachfragekrise: Weniger Kontaktverbote* und mehr Möglichkeiten für die Menschen würden auch die Nachfrage wieder ankurbeln.

Weber erwartet für die von Corona ebenfalls hart betroffene Industrie zwar eine Entspannung, weil sich im Laufe des Jahres auch die Weltwirtschaft und damit der Export erholen werde. Doch müsse man dafür sorgen, dass sich die zusätzliche Arbeitslosigkeit nicht verfestigt: „Darauf müssen wir vorbereitet sein, indem wir ganz intensiv in die Qualifizierung investieren. Zum Beispiel mit einem Bildungsbonus.“

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kat

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