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Tod durch Hustensaft – Fertigmedizin auch Apotheken in Deutschland eine Gefahr?

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Von: Daniel Schinzig

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Etwa 300 Kinder sind in den vergangenen Monaten an Hustensaft gestorben. Müssen Sie jetzt Angst haben, wenn Sie Medizin in der Apotheke kaufen?

Hamm - Da zögert man nicht lange: Das Kind hat Husten, also bekommt es Hustensaft. Dass das eventuell mit starken Risiken verbunden sein könnte, darüber denkt bei solch alltäglichen medizinischen Produkten in der Regel keiner nach. Doch in den vergangenen Monaten machte eine Schreckensmeldung die Runde: Verunreinigter Hustensaft gelangte in die Apotheken. In drei Ländern sind rund 300 Kinder an der Einnahme des Medikaments gestorben. Die WHO rief nun alle EU-Länder dazu auf, stärkere Prüfungen durchzuführen. Diese Nachricht kann beim Einkauf von Fertigmedizin in der Apotheke zu einem unguten Gefühl führen. Zu Recht?

Kinder sterben nach Hustensaft-Einnahme: Wie sicher sind Medikamente in der Apotheke?

Trotz der beunruhigenden Todesfälle von Kindern aufgrund des verunreinigten Hustensafts brauchen Kunden vor dem nächsten Besuch in einer Apotheke in Deutschland keine Angst zu haben. „Grundsätzlich gelten innerhalb der Europäischen Union hohe Sicherheitsstandards, was die Zulassung und das Monitoring von Arzneimitteln betrifft“, heißt es vom Apothekenverband Westfalen-Lippe auf Nachfrage von wa.de.

In Deutschland seien die Apotheken verpflichtet, Fertigmedikamente stichprobenartig zu überprüfen. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Qualitätsmängel sollen unmittelbar der Arzneimittelkommission der deutschen Apothekerschaft (AMK) mitgeteilt werden. Die AMK wiederum gibt Informationen an die Apotheken, sobald neue Risiken bei Arzneimittel, Chargenrückrufe und auch Maßnahmen bekannt geworden sind.

„Für besonders dringliche Risiken, die mit einem akuten Gefahrenpotenzial einhergehen, kommt ein Schnellinformationssystem zum Einsatz“, erklärt eine Sprecherin des Apothekenverbands. Besonders spannend: Seit 2019 gibt es auch ein spezielles IT-Sicherheitssystem. Bevor eine Fertigmedizin über die Theke zum Kunden wandert, prüft dieses System das Produkt auf Sicherheit und Fälschungsverdacht.

Verunreinigte Medizin in Apotheken: Können Kunden Fehler selbst erkennen?

Aus dem Apothekerverband heißt es letztlich: „Alles in allem gehören die Arzneimittelversorgung in Deutschland und der Vertriebsweg über die Apotheke vor Ort zu den sichersten Versorgungswegen der Welt.“ Ganz auszuschließen ist es natürlich nicht, dass es in seltenen Fällen zu Verunreinigungen kommen kann.

Tritt ein solcher Fall tatsächlich ein, laufen verschiedene Maßnahmen an: „Wenn sich der Verdacht auf einen Qualitätsmangel bestätigt, werden risikominimierende Maßnahmen veranlasst“, teilt der Apothekenverband Westfalen-Lippe mit. Unter anderem können das Rückrufe und Überprüfungen sein, aber auch Widerrufe der Chargenfreigabe oder Korrekturmaßnahmen des Herstellers.

Mit den eigenen Augen seien die Verunreinigungen von Medikamenten allerdings nicht zu erkennen. Im Falle von Bedenken sollte man den Apotheker ansprechen. Die können Patienten gezielt über Mängel informieren. Und ganz wichtig: Kunden sollten ihre Medikamente nicht aus zweifelhaften Internetquellen beziehen, weil hier die Vertriebswege mitunter nicht nachgeprüft werden können.

Ebenfalls für Bedenken bei den Verbrauchern sorgt eine neue EU-Verordnung. Denn jetzt dürfen in vielen Lebensmittel Insekten verarbeitet werden. Zumindest mehr Insekten als bislang, denn neu ist dieses Prozedere nicht. Darüber hinaus werden Kunden im Supermarkt von einigen Herstellern gerne mal zum Narren gehalten. Jetzt wurde Rama zur Mogelpackung des Jahres gewählt.

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