Bringt AKW-Verlängerungen günstigere Gas- und Strompreise? Klare Experten-Prognose
Bundeskanzler Olaf Scholz hat ein Machtwort bei den AKW gesprochen. Doch was bedeutet das für die Strom- und Gaspreise in Deutschland? Experten sind sich sicher.
Hamm - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat ein Machtwort gesprochen. Die verbleibenden drei Atomkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 sowie Emsland sollen bis maximal Mitte April 2023 weiterlaufen. Dabei sah der einst vereinbarte Atomausstieg ein Betriebsende zum Jahreswechsel vor. Nun jedoch befindet sich Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland in einer Energiekrise.
Sinken dadurch nun endlich wieder die Strom- und Gaspreise in Deutschland? Diese Frage stellen sich wohl viele Verbraucher mit Blick auf das eigene Portmonee - auch wenn Energiekosten von der Steuer abgesetzt werden können. Während viele Politiker die Entscheidung von Bundeskanzler Olaf Scholz begrüßten, drückten Experten auf die Euphoriebremse.
AKW in Deutschland verlängert: Was das für Strom- und Gaspreise bedeutet
Denn: Eine Preissenkung werde es allzu bald wohl nicht geben in Deutschland. „Wenn diese drei Atomkraftwerke 14 Wochen länger laufen, als das ursprünglich geplant war, dann ist das ein Bruchteil dessen, was wir im Jahr an Energie verbrauchen“, sagte Uli Reitz, Leiter der ntv-Telebörse, in einem ntv/RTL-Interview. Die Preise für Strom und Gas werden nach seiner Einschätzung nicht gedämpft.
„Er steigt vielleicht weniger stark“, fügte Reitz an. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam Energie-Expertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut der Wirtschaftsforschung. Demnach würden die AKW in Deutschland kein „wirklich großer Faktor“ sein für die aktuellen Energiepreise. Im Dezember zahlt der Staat den Gas-Abschlag - doch wer bekommt wieviel Geld?. „Wir reden hier über sechs Prozent der Stromproduktion. Maximal ein Prozent des Gases kann überhaupt nur ersetzt werden“, sagte Kemfert.
Experten sicher: Verlängerung der AKW-Laufzeit hat keine Auswirkung auf Energiepreise
Die Expertin erklärte weiter, die Verlängerung der AKW-Laufzeit in Deutschland haben laut Studien nur eine sehr geringe Auswirkung auf die Strompreise. „Auch ohne die Atomenergie haben wir ausreichend Strom. Hier geht es eher darum, dass man Frankreich irgendwie helfen will, weil die Atomkraftwerke dort nicht am Netz sind“, so Claudia Kemfert.
Laut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bleibt die Energie-Lage in Deutschland weiter angespannt. „Ist das alles? Was für eine Enttäuschung“, schrieb er am Montagabend auf Twitter. „Das ist zwar eine Lösung im Ampelstreit, aber nicht für das Stromproblem in Deutschland. Die Gefahr eines Blackouts im kommenden Jahr bleibt bestehen“, argumentierte Söder.
Derweil hat der Betreiber des Atomkraftwerks Isar 2 in Bayern, Preussen Elektra, die Entscheidung von Bundeskanzler Olaf Scholz für den Weiterbetrieb der drei verbliebenen deutschen AKW begrüßt. „Wir erwarten jetzt eine zügige gesetzliche Umsetzung und werden unsere Vorbereitungen auf einen Weiterbetrieb fortsetzen“, erklärte Preussen-Elektra-Chef Guido Knott. Isar 2 werde nun Ende dieser Woche heruntergefahren, „um die notwendige Wartung an den Druckhalterventilen durchzuführen“.