Neun weitere Fahrer von seinem Arbeitgeber Geberit – die anderen in Teams – und zwei Helfer waren ebenfalls dabei. „Schon bei der Anfahrt auf das Gelände hatte ich Gänsehaut pur. Wir durften mit unseren Autos über die Rennstrecke, auf der Michael Schumacher gefahren ist, zur Boxengasse. Und später dann ja mit dem Rad auf die Strecke“, erzählt Gerke.
Am Sonntag ging es für Mathias Gerke nach dem Abbauen und Verladen des Sportgerätes schnell zurück in die Heimat, damit er noch am Westönner Schützenfest teilnehmen konnte. Denn dort wurde der Bezirksliga-Spieler der Rot-Weißen, Stefan Schwarze, Schützenkönig. Das musste vom RWW-Abteilungsleiter genauso gefeiert werden wie die tolle sportliche Leistung von Gerke – trotz des Muskelkaters und der Müdigkeit.
Ein Kollege kümmerte sich um die Verpflegung, kochte Nudeln und stellte Obst bereit. „Ich bin am Anfang zwei Runden gefahren und habe dann pausiert. Später habe ich nach jeder Runde eine Pause gemacht“, beschreibt Gerke seine Renneinteilung, die ihn auf Platz 70 in der Einzelwertung seiner Altersklasse M30 führte. Die Stimmung im Fahrerlager konnte Gerke so mit Kollegen genießen.
Das war die härteste Herausforderung. Ich habe mich da zehnmal hochgedrückt. Das geht fünf Kilometer lang. Das zieht dich leer. Einige sind abgestiegen, aber das ist ja keine Schande. Da weiß man, warum das ‘Grüne Hölle’ heißt.
Der Rennstreckenasphalt war perfekt und bot vor allem in den kurvigen Bergab-Passagen ordentlich Grip. Bis zu 100 km/h wurden in der ‘Fuchsröhre’ schon gemessen, Gerke kam auf 87 km/h – „unfassbar“, sagt er dazu.
Unvermeidbar hingegen war der Anstieg zum Streckenabschnitt „Hohe Acht“ mit bis zu 17 Prozent Steigung. Spätestens hier verstehen auch Radsportler den Beinamen „Grüne Hölle“, den Formel 1-Legende Jackie Stewart dem Nürburgring in den 70er-Jahren verlieh.
„Das war die härteste Herausforderung. Ich habe mich da zehnmal hochgedrückt. Das geht fünf Kilometer lang. Das zieht dich leer. Einige sind abgestiegen, aber das ist ja keine Schande. Da weiß man, warum das ‘Grüne Hölle’ heißt“, sagte der RWW-Fußballchef: „Das ist eine einzige Berg- und Talfahrt.“
Los ging es am Samstag um 13 Uhr, das Ende war für Sonntag 13 Uhr angesetzt. „Wir sind mit allen Fahrern von unserer Firma, also auch die Teamfahrer, zusammen über die Ziellinie gefahren. Das war ein weiterer toller Moment“, berichtet Gerke.
Gerke war nur einmal vorher am Nürburgring – als Zuschauer eines Oldtimer-Rennens.
„Hohen Respekt vor den Einzelfahrern“, sagt Friedrich May, aus Hilbeck stammender Triathlet.
Er nahm zum vierten Mal beim „Rad am Ring“ teil. May trat mit drei befreundeten Radfahrern an, die er auf diversen Sportveranstaltungen kennengelernt hat. Anni Herzog (35, Ergotherapeutin) und Inga Hoffmann (46, Beamtin) lernte May auf einem zehntägigen Radurlaub auf Mallorca kennen – mit Hannes Steffen Henn (37, Gymnasiallehrer) startete May schon zweimal am Nürburgring. Alle drei kommen aus dem Raum Heidelberg und starteten für das SRH Campus Sports Team Heidelberg. Hoffmann waren früher zudem aktive Amateur-Radrennfahrerin. Sie traten unter dem Teamnamen „Locker auf dem großen Kettenblatt“ an.
Für die vier Radfahrer hieß es „alles raushauen und sich dann drei Stunden ausruhen“, nannte Friedrich May die eigenen Vorgaben. May fuhr dabei Zeiten zwischen 53 Minuten und 1:04 Stunde – die in der Nacht.
In der Dunkelheit absolvierten die Fahrer dann je zwei Runden, so hatten die anderen sechs Stunden Pause und konnten sich im Wohnwagen auch für längere Zeit schlafen legen. „Aber auch wenn sich die anderen leise in den Wohnwagen schleichen, bekommt man das doch mit. Und dazu kommt die Musik von den Nachbarn...“, berichtet May.
Die erste Runde durfte Teamchef Henn absolvieren. Aber später hatte das Team Pech. Henn musste mit Rückenproblemen aufgeben und bei Anni Herzogs Fahrrad blockierte das Hinterrad. Das passierte bei einem Anstieg – die Runde wurde nicht gezählt. „Das war doof. Aber es geht ja ums Fahrrad fahren und Spaß haben“, sagt der 58-jährige May.
Und um Sicherheit zuerst. Der Defekt wurde zwar repariert, dennoch konnte nicht ausgeschlossen werden, dass das Rad erneut blockiert. „Wenn das auf einer Abfahrt mit 90 km/h passiert...“, sagt der Ingenieur aus Hilbeck – und den Rest mag man sich nicht vorstellen. Zu Safety First gehören auch spezielle Lichter für die Nacht. „Es gibt zwei Arten. Die um gesehen zu werden und die, um die Strecke komplett auszuleuchten“, sagt der Hilbecker Ausdauersportler – welche er hatte, ist klar.
Er fuhr sieben Runden – also etwa 182 Kilometer mit 3 920 Höhenmetern – nach den Ausfällen mehr als gedacht. In der Nacht war es kalt und tagsüber brannte die Sonne und der erhitzte Asphalt reflektierte die Hitze zudem. „Das war dann anstrengend. Aber die ‘Grüne Hölle’ ist ein Traum“, sagt May, der Mitglied beim TV Flerke ist – zumal er immer am Anschlag gefahren ist.
Am Ende standen 23 Runden – eine wurde ja nicht gewertet – in der Ergebnisliste in einer Zeit von 23:32:33 Stunden – das bedeutete Platz 58 in der Altersklasse und Rang 202 von 495 insgesamt in der Kategorie 4er-Teams.