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Youtube-Schiri „Qualle“ lockt 250 Fans zum Mädchenspiel nach Soest

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Von: Josy Tusch

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Der Influencer-Schiedsrichter Pascal Martin „Qualle“ (Mitte) pfiff zusammen mit Linus Finnenberg (links) und Alexander Martin das Spiel.
Der Influencer-Schiedsrichter Pascal Martin „Qualle“ (Mitte) pfiff zusammen mit Linus Finnenberg (links) und Alexander Martin das Spiel. © Tusch, Josy

Die Aufregungen der Spielerinnen vom MFFC im SV Westfalia Soest und dem SC Verl war bereits Tage vor dem Anpfiff enorm hoch. Das war aber weniger der Tabellensituation – beide Mannschaften spielen in der Kreisliga A im Kreis Gütersloh um die vorderen Plätze – geschuldet, sondern viel mehr der Spielleitung.

Soest – Sie sollten nicht nur erstmals einen echten Schiedsrichter bei sich auf dem Platz erleben, es kam mit Pascal Martin alias Influencer-Schiri „Qualle“ sogar ein Unparteiischer mit nationalem Bekanntheitsgrad. Und der lockte knapp 250 Zuschauer in den Ardey – zu einem Spiel, bei dem sonst Eltern, Geschwister und Freundinnen anwesend sind.

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Etwas über ein Jahr ist der Referee, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, bei jungen Menschen für mehr Respekt für Schiedsrichter zu werben, nun bei Social Media aktiv und gewann über 750 000 Follower für sich. Nicht zuletzt deshalb ist er nun auf seiner ersten Deutschland-Tour gewesen, wo er zu verschiedenen Sportvereinen fährt, die sich darum beworben haben, dass er dort ein Spiel leitet, und im Anschluss daran einen Workshop für Interessierte anbietet.

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Martin, der seit acht Jahren Schiedsrichter ist und bis zur Landesliga gepfiffen hat, leitet mittlerweile ausschließlich Jugendspiele, da er bei jungen Sportlern noch die Möglichkeit sieht, durch sein Wirken dafür zu sorgen, dass sie ihr Verhalten Schiedsrichtern gegenüber überdenken.

Influencer-Schiedsrichter Pascal Martin „Qualle“ machte sich bei seinem anschließenden Workshop für einen respektvollen Umgang mit Schiedsrichtern stark.
Influencer-Schiedsrichter Pascal Martin „Qualle“ machte sich bei seinem anschließenden Workshop für einen respektvollen Umgang mit Schiedsrichtern stark. © Tusch, Josy

Sein letzter Stop auf der Tour war nun bei den Soester Mädchen. Zwei Assistenten hatte er auch recht schnell gefunden: Alexander Martin, selber Jungschiedsrichter im Kreis Soest, und Linus Finnenberg ließen sich die Chance nicht entgehen, „Qualle“ mit Headset und Funkfahnen zu unterstützen.

Carsten Hesse ist über die Zuschauerzahl erstaunt

Carsten Hesse vom SVW war ein wenig erstaunt, welche Heerscharen von jungen Fans, die den Schiri bereits vor Anpfiff regelrecht belagerten – eine Person, die er zuvor nicht einmal kannte, anlocken könne. Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu, dass man jetzt versuchen wolle, Walter Eschweiler für eine Partie zu gewinnen, um der älteren Generation einen Gefallen zu tun.

Nach dem 1:1 Endstand in der Partie, die von Anatol Weissert kommentiert wurde, waren sich die Spielerinnen vom SV Westfalia und dem SC Verl aber einig, dass es eine tolle Erfahrung war, erstmals mit Schiedsrichter und dann vor einer solchen Kulisse zu spielen.

Auch die Trainerinnen Lea und Isabell Nöcker (SVW) und Marie Werneke (SCV) waren mehr als zufrieden mit dieser Chance für ihre Spielerinnen. Da normalerweise Trainer, Betreuer oder Eltern die Spiele der C-Juniorinnen leiten, ist ein unparteiischer Schiedsrichter etwas Besonderes. Dass dann auch noch so viele Leute zugeschaut haben, wo man es doch gewohnt ist, dass zum Anfeuern meist nur die Eltern da sind, sei ein schöner Bonus zu dem wahrgewordenen Wunsch der Soesterinnen, dass „Qualle“ mal bei ihnen pfeifen soll.

Sowohl Spielerinnen als auch die Trainerinnen würden sich häufiger Unparteiische wünschen, verstehen aber auch, dass man die häufig einfacher zu leitenden, weil im miteinander faireren Mädchenspiele aufgrund des Schiedsrichtermangels unbesetzt lässt.

Bei dem anschließenden Workshop nach einer kurzen Autogrammstunde ließ Martin die knapp 20 jungen Teilnehmer reflektieren, wie sie bislang mit Schiedsrichtern umgegangen sind, und sammelte mit ihnen Ideen, was man tun könnte, um den Schiedsrichtermangel und die Gewalt gegen Schiedsrichter zu bekämpfen.

Am Ende nahm er ihnen das Versprechen ab, dass sie sich ab sofort keinem Schiedsrichter gegenüber jemals aggressiv verhalten, sondern ihm stets respektvoll begegnen werden, und stellte sich einem Kreuzfeuer an Fragen, sowohl fachlicher, als auch privater Natur, und machte damit seinen Fans eine große Freude.

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