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Wie ein 14-jähriger Soester vier Sportarten unter einem Hut bringt

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Von: Frank Zöllner

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Klemens Bo Höcker ist Kapitän und Leistungsträger der U15 der SEG.
Klemens Bo Höcker ist Kapitän und Leistungsträger der U15 der SEG. © Hofmann

„Ich mag es einfach, für ein Team zu spielen“, sagt Klemens Bo Höcker. Das macht der 14-Jährige gleich in mehreren Vereinen und Sportarten.

Soest – So kickt der junge Soester beim SVW Soest in der C3-Jugend, spielt Eishockey bei der Soester EG in der U15 und U17 sowie für den Nachwuchs des Zweitligisten Kassel Huskies mit einer Förderlizenz. Das war es aber noch nicht mit den sportlichen Ambitionen des Schülers des Soester Aldegrever-Gymnasiums. Zudem spielt er Schach beim SV Soest und Tennis bei Blau-Weiß Soest.

Eine Sportart wäre mir zu langweilig.

Klemens Bo Höcker

„Eine Sportart wäre mir zu langweilig“, begründet Klemens Bo seine vielfältigen sportlichen Interessen, zu denen privat noch Tischtennis, Schwimmen, Darts und Skifahren kommen.

Wir haben keinen Plan dahinter. Es geht um Bewegungsfreude, Spaß und die vielfältigen sozialen Kontakte. Das ist eine super Schule fürs Leben.

Vater Burkhard Höcker, gleichzeitig U15-Trainer der SEG

Keinen Plan für eine Profikarriere

Soll das irgendwann einmal zu einer Profikarriere führen? „Wir haben keinen Plan dahinter. Es geht um Bewegungsfreude, Spaß und die vielfältigen sozialen Kontakte. Das ist eine super Schule fürs Leben“, sagt Vater Burkhard Höcker, der in der U15 der Soester EG auch der Eishockeytrainer von Klemens Bo ist.

Klemens Bo Höcker als Schachspieler.
Klemens Bo Höcker als Schachspieler. © Zöllner

Wenn sein Sohn tatsächlich höhere Ambitionen in einem Sport hätte, müsste in diesem Alter ein vollständiger Wechsel zum Nachwuchs eines höherklassigen Vereins, wie beispielsweise beim Eishockey zu den Kassel Huskies, erfolgen. Das größte sportliche Potenzial sieht man sicherlich beim Eishockey, wo der U15-Kapitän auch schon einmal neun von zehn Toren in einer Partie erzielt hat und auch ansonsten als Vorlagengeber glänzt. Dazu käme eine Spezialisierung und die Konzentration auf eine einzelne Sportart. „Dann hätte Klemens Bo aber auch dort viermal die Woche Training, könnte allerdings kaum noch was anderes machen“, sagt Burkhard Höcker.

Seine Stärken im Eishockey sieht Klemens Bo im „gezogenen Schuss“, in der Fähigkeit, „das Spiel zu lesen“, Vorlagen zu geben und die Gegner im 1:1 auszuspielen. Höcker, der mit sechs Jahren mit dem Eishockey begann, wurde mit der U13 der Bördeindianer vor der Corona-Pause zweimal in Folge Bezirksliga-Meister und war hierbei jeweils Topscorer seiner Mannschaft. Einmal war er zudem bester Vorlagengeber der Liga und einmal bester Torschütze der Bezirksliga NRW. Aktuell ist er als bester Torschütze und Vorlagengeber Topscorer der U15-Bezirksliga NRW.

Klemens Bo Höcker spielt mit einer Förderlizenz bei den Kassel Huskies.Klemens
Klemens Bo Höcker spielt mit einer Förderlizenz bei den Kassel Huskies. © Hoffmann

Und so spielt er nun in der U15 und U17 der Bördeindianer, dazu in der Regionalliga B mit der U15 in Kassel. Dort trainiert Klemens Bo zusätzlich einmal pro Woche mit, obwohl die jungen Huskies auch viermal pro Woche auf dem Eis stehen. Die Kasseler treten dabei in der Regionalliga B – der zweithöchsten Liga – auch gegen die Jungjahrgangsteams der DEL-Teams wie Köln, Iserlohn, Frankfurt, Krefeld und Düsseldorf an und sind aktuell die Topmannschaft der Liga.

Vielfältig einsetzbar

Auch in Kassel ist Klemens Bo ein Leistungsträger. Er kommt vielfältig – als Verteidiger, Außenstürmer und Mittelstürmer der Huskies – zum Einsatz und gehört zu den besten Scorern seines Teams.

Sein jüngstes Programm sah wie folgt aus: Am Donnerstag vergangener mit der Soester U15 daheim das Derby gegen Hamm (8:2, mit fünf Höcker-Toren und zwei Vorlagen), am Samstag sollte es mit Kassel gegen Krefeld gehen (wurde wegen Corona abgesagt) und am Sonntagabend mit der Soester U17 gegen Aachen (5:2, mit einem Höcker-Tor).

Da stellt sich fast als Erstes die Frage: Wie bekommt ein Schüler das alles mit Training und Spielen unter einen Hut? Sein Trainingspensum auf dem Eis sieht in einer normalen Woche so aus: dienstags und donnerstags zwei Stunden und mittwochs 90 Minuten; dazu bei den Kassel Huskies nach Absprache einmal Training in der Woche.

„Klemens Bo macht halt Sport, andere verbringen diese Zeit lieber vor einem Computer oder am Handy“, zieht Vater Burkhard Höcker einen Vergleich.

Nach Kassel kam Klemens Bo Höcker, als im vergangenen Sommer in Willingen mit dem Kasseler U15-Eishockeytrainer Ernst Reschetnikow ein Trainingscamp angeboten wurde. Reschetnikow spielte früher auch in Soest in der Seniorenmannschaft und wurde vom damaligen sportlichen Leiter Burkhard Höcker in die Börde geholt.

„Wir fahren genau eine Stunde von Zuhause bis zur Eishalle in Kassel“, sagt Klemens Bo Höcker über den etwa 120 Kilometer langen Weg auf der Autobahn 44 und den zusätzlichen zeitlichen Aufwand.

Auf der Fahrt nach Kassel nutzt der Nachwuchsspieler auch sein Handy und die Fahrzeit für eine weitere sportliche Betätigung: Schach. „Das habe ich von meinem Opa Theo gelernt und mit ihm gespielt, als ich fünf Jahre alt war“, sagt Klemens Bo. „Nein, mit drei oder vier Jahren. Da hast Du auf dem Tisch am Brett gelegen“, korrigiert Burkhard Höcker die Erinnerungen seines Sohnes. Klemens Bo gründete und leitete später die Schach-AG an seiner damaligen Bruno-Grundschule, hier ist nun auch schon sein achtjähriger Bruder Bosse Höcker aktiv. Nebeneffekte durch das logische Denken und Vorhersehen der Züge des Gegners bringt er auch in anderen Sportarten ein. „Man wird im Kopf schneller und kann Spielzüge besser umsetzen. Man hat viele verschiedene Möglichkeiten, wie man spielt. Ich versuche schon, den Gegner unter Druck zu setzen“, sagt Klemens Bo.

Schach während des Lockdowns Sportart Nummer 1

Während des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr wurde für Höcker Schach zur Sportart Nummer eins. „Das habe ich permanent gespielt. Da hatte man weltweit Gegner und ich habe auch plötzlich online gegen einen Brasilianer gespielt“, sagt Klemens Bo Höcker.

Beim Schachverein Soest ist er U16-Mannschaftsspieler der Spielgemeinschaft Lippstadt/Soest sowie Teamspieler in der zweiten Soester Senioren-Mannschaft. Seine größten Erfolge waren U12-Vereinsmeister und im Jahre 2021 Vizevereinsmeister im Schnellschach. Einzelturniere spielt er hingegen selten, wenn, dann nur ausgewählte wie das Nikolausturnier oder die Vereinsmeisterschaften. Das Präsenztraining im Schlachthof dauert freitags knapp vier Stunden.

Hätten sich Klemens Bo und seine Familie für einen vollständigen Wechsel zu einem höherklassigen Eishockey-Verein, wie den Iserlohn Roosters oder den Kassel Huskies, entschieden, wäre es auch unmöglich gewesen, weiter Fußball zu spielen. „Dann wäre Klemens Bo weniger mit seinen Schulfreunden zusammen und vor Ort nicht mehr so verwurzelt“, sagt Vater Burkhard.

Klemens Bo Höcker ist auch Kapitän der C3 des SVW.
Klemens Bo Höcker (links) ist auch Kapitän der C3 des SVW. © Groener

Denn das ist auch ein Ausgleich, gemeinsame Zeit mit Freunden von seiner Schule zu verbringen. Mit dem Fußball fing er mit vier Jahren beim SVW Soest an. Nach der Triple-Sieger-Saison unter Trainer Thorsten Schmidt in der E-Jugend 17/18 mit Kreispokalsieg, Kreishallenmeisterschaft und A-Kreisligameisterschaft kam der Verteidiger in die Jahrgangsreserve, da der weitere Trainingsaufwand neben Eishockey nicht möglich war.

Eishockey ist viel schneller als Fußball. Die Technik des Einzelnen und die Taktik sind beim Eishockey wichtiger. Insbesondere, da wir weniger Spieler auf dem Eis sind.

Klemens


„Eishockey ist viel schneller als Fußball. Die Technik des Einzelnen und die Taktik sind beim Eishockey wichtiger. Insbesondere, da wir weniger Spieler auf dem Eis sind“, vergleicht der junge Sportler die beiden Mannschaftssportarten. Die Stabilität und Robustheit, sich lange und fest auf den Kufen zu halten, bringt er aber auch in seine Zweikämpfe als Innenverteidiger im Fußball ein. „Und Doppelpässe sowie Überzahlsituationen gibt es in beiden Sportarten“, vergleicht Klemens Bo.

Schließlich gibt es noch Tennis: Durch einen Schnupperkursus unter dem früheren BW-Soest-Trainer Peter Osthoff kam der Kontakt zu dem Verein zustande. Seit 2016 spielt Klemens Bo nun für die Blau-Weißen als Mannschaftssportler, auf Einzelturniere verzichtet er.

Hier spielt er in der Freizeit auch gegen seinen Vater und wurde mit der U12-Reserve 2019 Kreisklassenmeister. In der vergangenen Sommersaison schlug er für die U15-Reserve auf und half auch in der zweiten U18 aus.

Wohin soll es denn sportlich gehen? „Ich möchte so gut werden, wie es geht. Was dabei rauskommt, ist vollkommen offen“, sagt Klemens Bo Höcker.

Der Tagesablauf unter der Woche sieht dann so aus: Schule, Mittagessen, Hausaufgaben, mit Bruder Bosse etwas spielen und dann zum Training. „Das sind alles Sachen, die mir Spaß machen. Ich gehe auch nicht so früh ins Bett“, sagt der 14-Jährige. Daneben liest er gerne und spielt Strategiespiele.

Verlieren kann Klemens Bo Höcker dabei allerdings nicht immer gut: „Am meisten ärgere ich mich, wenn wir beim Eishockey verlieren. Mich ärgert es ansonsten, wenn ich gar keine Chance habe und der Gegner einfach insgesamt überlegen ist“, sagt Klemens Bo Höcker. Denn das zeigt ihm auf, dass er an dem jeweiligen Spieltag große Defizite hat. Im Einzelsport wie Tennis müsse er damit umgehen, wenn man in einem Spiel etwa Probleme mit Aufschlägen hätte, im Mannschaftssport sind Schwankungen und Schwächephasen auch durch Teamkameraden zu kompensieren und aufzufangen.

In der kommenden Saison steht im Eishockey und Fußball der Wechsel in die U17 bzw. B-Jugend an. Obwohl beim Eishockey die Dreifach-Belastung wegfällt, glaubt Klemens Bo nicht daran, dass der zeitliche Aufwand weniger wird.

Dass er aber die Lust an einer dieser vier Sportarten verliert, ist nicht zu erwarten, wie Klemens Bo Höcker glaubhaft versichert.

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