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Wettbewerbsverzerrung durch Verstärkung der Reserveteams? „Leider legitim“

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Bezirksliga 7: SV Hilbeck - RW Westönnen 2:2 (1:1).
Der Unterschiedsspieler, der einen Hattrick binnen 14 Minuten beim 5:2 von RWW II gegen Möhnesee erzielte: Angreifer Michael Heinz, der nun inzwei Kreisliga-Partien acht Tore schoss. © Zöllner

Am vergangenen Sonntag hat sich wieder gezeigt, wie nützlich es kann, wenn ein Verein eine erste Mannschaft in einer höheren Liga hat – und diese dann auch noch spielfrei ist.

Kreis Soest – So siegte die akut abstiegsbedrohte Westönner Reserve mit 5:2 gegen die eigentlich favorisierte SpVg. Möhnesee und ist – nun wieder punktgleich – am A-Liga-Tabellenletzten SV Welver vorbeigezogen. Zum Einsatz kamen bei der RWW-Reserve neben dem Hattrick-Torschützen Michael Heinz (in 14 Minuten) auch die weiteren Torschützen Mika Laenen und Amadeus Chronz, dazu noch Keeper Andreas Rupp, Alexander Schröer, Kai Luig und Kevin Nicolai.

Nach dem Spiel herrschte bei den Gästen daher negative Stimmung und laut Trainer Christopher Horstmann habe man „sich gut gegen einen Bezirksligisten geschlagen“, so sein ironischer Kommentar. Das Spiel warf wieder die Frage auf, ob der Einsatz von Spielern aus einer höheren Mannschaft den Wettbewerb verzerrt. Denn die Bezirksliga ging bereits am 4. Dezember in die Winterpause, die Kreisliga A eine Woche später. Auch der seit nun zehn Spieltagen sieglose SVW Soest II nutzte den Spielausfall des Landesliga-Teams, nur brachte das keine Punkte ein beim 1:6 gegen BW Büderich.

Ich sehe ich das Ganze ziemlich zweigeteilt. Auf der anderen Seite kann ich auch die Gegner verstehen, die dann kaum eine Chance haben. Für mich ist klar, dass Westönnen nicht absteigen wird, da man sich Spieler aus der ersten Mannschaft leihen wird, sollte es eng werden. In der bisherigen Saison hat Westönnen II drei Mal gewonnen und alle Siege waren zumindest zu großen Teilen den Spielern der ersten Mannschaft zu verdanken.

Carsten Becker, Interimstrainer SuS Günne

Carsten Becker, Interimstrainer des mitbedrohten SuS Günne (und ebenfalls Verlierer gegen verstärkte Westönner im November), sagt: „Ich sehe das Thema mit gemischten Gefühlen. Bei uns war es letztes Jahr ähnlich. Wir spielen gegen Westönnen II; am Ende war es ein klares 8:1 und man hat kaum Chancen. Aus Sicht von Westönnen ist das Ganze natürlich verständlich, dass man, wenn man die Kapazitäten hat, natürlich auch eine zweite Mannschaft in der A-Liga halten will.“

Auch wenn man sich innerhalb der Regeln bewege, „sehe ich das Ganze ziemlich zweigeteilt. Auf der anderen Seite kann ich auch die Gegner verstehen, die dann kaum eine Chance haben. Für mich ist klar, dass Westönnen nicht absteigen wird, da man sich Spieler aus der ersten Mannschaft leihen wird, sollte es eng werden. In der bisherigen Saison hat Westönnen II drei Mal gewonnen und alle Siege waren zumindest zu großen Teilen den Spielern der ersten Mannschaft zu verdanken”, führt Becker weiter aus.

Direkt vor Westönnen II steht mit drei Punkten mehr auf der Habenseite noch der SuS Scheidingen, der im Kellerduell gegen Niederense beim 2:1 wichtige Punkte eingefahren hat. SuS-Geschäftsführer und Interims-Reservetrainer Peter Pyka hatte bereits zu Corona-Zeiten im Winter des vergangenen Jahres einen Leserbrief über das Thema des Hinunterschiebens von Spielern geschrieben (damals konnte Hilbeck I wegen einiger Coronafälle nicht spielen, verstärkte aber die später abgestiegene Reserve mit Spielern, die kein Corona hatten und siegte so gegen Scheidingen) – und seine Meinung zu dem Thema hätte sich in der Zeit auch nicht geändert – er hält es für Wettbewerbsverzerrung und findet es „unfair“.

Marcel Voß, 2. Vorsitzender des neuen Schlusslichts SV Welver, sagt: „Es ist leider legitim. Da ist dem Staffelleiter kein Vorwurf zu machen.“ Aufgrund dieser Möglichkeiten rechnet auch er Westönnen II nicht zu den Abstiegskandidaten für die Rückrunde.

Die Situation in der B-Liga sieht ähnlich aus, so belegt die Reserve des SV Hilbeck momentan den elften Platz und steht im unteren Tabellenmittelfeld. Direkt davor steht der SC Fatihspor Werl und auch die Meinung dessen Trainers Gökhan Yigit spiegelt den Konsens der anderen Trainer wider. Denn der SV Hilbeck verstärkte auch seine Reserve massiv etwa durch Torjäger Matteo Fichera und Defensivspieler Nils Rosenkranz und siegte so mit 2:0 beim SuS Scheidingen II. „Der Unterschied zwischen der Bezirksliga und der Kreisliga B ist sehr groß und daher ist es ein klarer Nachteil für die anderen Mannschaften. Auf der anderen Seite sehe ich momentan keine bessere Lösung und durch Regelungen wie die 5-Tage-Regelung sind die Grenzen für die Mannschaften auch klar gesetzt“, sagt Yigit.

Laut der 5-Tage-Regelung darf ein Spieler, nachdem er in der ersten Mannschaft gespielt hat, für die nächsten fünf Tage in keiner anderen Mannschaft spielen.

Zugleich wird ein Spieler aus einer zweiten Mannschaft ein Teil der ersten Mannschaft für fünf Tage nach einem Einsatz in der ersten Mannschaft und darf danach erst wieder in der zweiten Mannschaft eingesetzt werden.

Von Benedik Schulte und Frank Zöllner

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