Wiehoff brachte sich beim späteren Drittplatzierten der Masters-Zwischenrunde in Werl immer wieder als Mitspieler ein, sorgte so auch bei eigenen Ballbesitz für Überzahl. Und Treffer durch „fliegende Torhüter“ sind keine große Seltenheit mehr – einige Vereine haben sich darauf spezialisiert.
„Der Torwart wird in den Hallen immer öfter ins Spiel miteinbezogen. Es kann sehr hilfreich sein, wenn der Mann zwischen den Pfosten in Offensivaktionen auch mal nach vorne geht, um Überzahlsituationen zu schaffen“, sagt Frank Vollenberg, Spielertrainer des SC Sönnern, der eigentlich Stürmer ist und auch schon bei der Werler Stadtmeisterschaft häufiger einen Pullover übergestreift hatte – wie eben jetzt auch beim Warsteiner Masters nicht das erste Mal zwischen.
Gökhan Yigit, Trainer des B-Ligisten Fatihspor Werl, stimmt dem zu: „Der Torwart spielt immer mit und beteiligt sich häufig am Spielaufbau.“ Er hatte mit Metehan Yörük einen Feldspieler in Ermangelung des Stammkeepers im Tor, der mit starken Paraden und tollem Stellungsspiel viele Bälle parierte und oft Szenenapplaus bekam.
Sebastian Tyrala, der als extrem ballsicherer Ex-Profi und eigentlicher Spieler der zweiten Mannschaft des BV Bad Sassendorf beim BVS zum Einsatz kam, spricht allerdings auch ein Problem an: „Wenn der Mann, der eigentlich zwischen den Pfosten steht, nach vorne geht, entsteht natürlich ein hohes Risiko.“
Wenn du als Torwart dich an Offensivaktionen beteiligst und einen Fehler machst, dann wirst du meistens direkt mit einem Gegentor bestraft.
Vollenberg ergänzt: „Wenn du als Torwart dich an Offensivaktionen beteiligst und einen Fehler machst, dann wirst du meistens direkt mit einem Gegentor bestraft. Deshalb muss in der Halle der Torwart am besten gut mit der Murmel sein und darf keine Fehlpässe spielen.“ Genau das unterlief ihm aber im Spiel gegen Hilbeck am Sonntag und deswegen sprach Vollenberg auch davon, einen nicht so guten Tag erwischt zu haben.
Es gibt viel mehr Eins-gegen-Eins Situationen unterm Hallendach.
Max Koch, Torwart der SF Ostinghausen spricht weitere Unterschiede zwischen dem Torwartspiel in der Halle und auf dem Platz unter dem freien Himmel an: „Es gibt viel mehr Eins-gegen-Eins Situationen unterm Hallendach. Außerdem gibt es, weil die Halle so klein ist, mehr Action und mehr Aktionen vor dem Tor.“ Koch selbst gelang sogar ein Tor per Abschlag über Sebastian Tyrala hinweg. Der ergänzt: „Es ist viel schwieriger, einen Ball zu halten, weil es sehr viele Torschüsse aus vier oder fünf Metern Entfernung gibt. Außerdem muss man sich als Torhüter umstellen, weil die Tore wesentlich kleiner sind“.
Über die Qualitäten, die ein Torhüter unterm Hallendach haben muss, sind sich alle einig: technische Stärke, Ruhe, gute Reflexe und gutes Passspiel. Trotz und wegen dieser Schwierigkeiten sind die Torhüter eher positiv gegenüber Hallenfußball gestimmt.
Von Theo Tigges