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Diese Gefahr sieht der Kreissportbund Soest vor dem Winter

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Von: Frank Zöllner

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Müssen Sportler - hier die STV-Handballer - im Winter in kalten Hallen ihrem Sport nachgehen? © Peter Dahm

Angesichts der aktuellen hochsommerlichen Temperaturen scheinen die Sorgen aufgrund der Energie-Engpässe in Folge des Ukraine-Krieges mit nicht mehr so hoch temperierten Sporthallen wie jetzt noch weit weg.

Kreis Soest – Doch Sabine Homann, 1. Vorsitzende und Geschäftsführerin des Kreissportbundes Soest, schlägt Alarm und will in einem offenen Brief an Lokalpolitiker und Verwaltung auf die Belange der Sportler aufmerksam machen.

„Die ersten Städte und Kommunen treffen Entscheidungen zur Energieeinsparung bzw. Kostenminimierung bei der Beheizung von Sportstätten in diesem Winter“, schreibt Homann und nennt Lippstadt, wo die Temperaturen der Hallen auf 16,5 Grad Celsius gedeckelt werden sollen. „Das wird den Vereinssport ganz hart treffen. Die Vereine haben die Sorge, dass gerade im Reha-Sport die Leute sagen: ‘Da gehe ich doch nicht hin“, sagt Homann.

Viele Betroffene

Gerne seien die Sportler bereit, „ihren Beitrag zu leisten und auf das Duschen zu verzichten, darüber hinaus gibt es bewegungsintensive Sportarten, die eine Reduzierung der Hallentemperatur um 3 Grad Celsius verkraften können. Leider vergessen Sie die Gruppen, für die eine reduzierte Temperatur in der Sporthalle das Aus bedeuten kann“, schreibt die Geschäftsführerin: „Und dies sind die Menschen, die in den letzten 2 Jahren durch Corona schon besonders eingeschränkt waren, Kinder und Menschen im Reha-Sport.“

Denn Eltern-Kind-Turnen oder Kleinkinder-Turnen könne kaum in dicken Pullovern stattfinden, die Bewegungsintensität ist in diesen Gruppen immer nur von kurzer Dauer. Eltern und Kinder werden nicht frierend in der Halle stehen wollen. „Gerade konnten die Vereine diese Angebote wieder aufbauen, nun sollen wieder Einschränkungen kommen“, befürchtet Homann, und: „Ein Fernbleiben vom Sport würde bei den Kindern zu weiteren motorischen Defiziten, die vielleicht zeitlebens nicht kompensiert werden können. Die Verantwortlichen im Kreisgesundheitsamt können Ihnen die alarmierenden Ergebnisse der letzten Schuleingangsuntersuchungen schildern.“

In ersten Gesprächen mit Lokalpolitikern hätten diese gar nicht erkannt, dass eben nicht nur Mannschaftssportler die Hallen nutzen. „Da entscheiden Menschen, die von unserer Sportlandschaft keine Ahnung haben. Das sind eben nicht nur Basketballer, die sich schnell durch die Halle bewegen. Betroffene, für die der Sport in einer kalten Sporthalle zum Gesundheitsrisiko wird, sind die zahlreichen Reha-Sportgruppen. Hier soll gerade durch das Sportangebot ein Stück Lebensqualität zurückgewonnen werden. Können Sie sich eine Herzsportgruppe vorstellen, die bei 16,5 Grad trainiert, soll der überwachende Mediziner 1,5 Stunden in der Kälte sitzen?“, fragt Homann.

„Schon jetzt würden sich kaum betreuende Mediziner finden, unter diesen Bedingungen aber wird niemand bereit sein, sich zu engagieren!“, befürchtet die KSB-Vorsitzende.

„Was sollen die Menschen, die neurologische Erkrankungen haben und die Sport nach einem Schlaganfall, mit Parkinson oder Demenz treiben, in einer kalten Sporthalle tun? Hier ist aus medizinischen Gründen ein ‘Warmlaufen’ nicht möglich. Dem Sport wird aber gerade bei diesen Krankheitsbildern ein sehr positiver Einfluss auf den Verlauf bescheinigt“, nennt Homann weitere Gruppen.

Existenzielle Sorgen

Auch Entspannen in einem kalten Raum beim Yoga oder Gymnastik auf kalten Matten ist für die Muskulatur nicht förderlich.

„Die Sportvereine im Kreis Soest haben ein vielfältiges Angebot und im Moment ein großes Problem, Übungsleitende und Trainer zu halten bzw. neue Ehrenamtliche zu finden. Wenn diese Engagierten nun auch noch in kalten Sporthallen aktiv werden sollen und sich den Unmut der Teilnehmenden anhören müssen, wird der gemeinwohlorientierte Sport großen Schaden nehmen“, ist Homann überzeugt.

Eine weitere Gefahr sieht sie, wenn Überlegungen in einigen Kommunen umgesetzt werden, die Hallennutzungsgebühren eklatant anzuheben. „Gerade die kleinen Vereine werden das nach den Corona-Verlusten nicht finanzieren können. Dies wird für einige Vereine der Todesstoß werden“, glaubt die Geschäftsführerin.

Und wenn tatsächlich die Duschen abgestellt werden, ergeben sich weitere Probleme. Sollen zu Wettkämpfen in der 2. Regionalliga der Basketballer die Gäste des BC 70 Soest oder die des Handball-Oberligisten Soester TV sich im Winter verschwitzt ins Auto setzen und so einen weiten Heimweg antreten? Wenn die Wassertemperaturen zu niedrig sind, besteht eine erhöhte Legionellengefahr.

Homann betont, dass in Sonntagsreden immer der Sport als besonderes wichtige gesellschaftlich Säule gelobt wird. „Aber eine Wertschätzung für dieses Engagement sehe ich in solchen Maßnahmen nicht“, wird Homann deutlich.

Zum Schluss richtet sie einen Appell an die Verantwortlichen: „Bitte denken Sie bei Ihren Entscheidungen an alle Sporttreibenden oder beraten Sie sich vor den Entscheidungen mit den Übungsleitenden aus der Sportpraxis. Wir sind sicher, es lassen sich gemeinsam Lösungen finden. Gesundheit ist ein hohes Gut, für gesundheitliche Schäden zahlen wir am Ende mehr als wir mit der Reduzierung von Temperaturen und der Erhöhung der Hallennutzungsgebühren einsparen.“

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