Historisches Finale von Herzfeld: SV Westfalia Soest krönt sich zum Champion

Der SV Westfalia Soest setzt seine Titelsammlung fort: Ein Jahr nach der Meisterschaft in der Bezirksliga holt der SVW erstmals den Kreispokal. Jetzt ist auch das Double möglich.
Herzfeld – Historischer Triumph in einem historischen Finale. Der SV Westfalia Soest hat zum ersten Mal in seinem zehnjährigen Bestehen den Pokal im Kreis Soest gewonnen. Das Endspiel hatte ohnehin einen historischen Rahmen, den die Mannschaften, die gut 500 Zuschauer, aber auch der ausrichtende SC Lippetal auf dessen Heimspielstätte mit Leben füllten. Bei bestem Fußballwetter und vor vielen Zuschauern wurde Geschichte geschrieben. Denn sowohl der SVW als auch sein Kontrahent, der VfJ Lippborg, standen zum ersten Mal in der letzten Runde des Wettbewerbs.
„Es ist mir eine Ehre, dass ich diesen ersten Pokal-Erfolg des Vereins miterleben durfte“, blieb Soests Trainer, Ibou Mbaye, im Moment des Erfolgs ganz bescheiden. Nach der Meisterschaft in der Bezirksliga im Vorjahr fuhr er nun den zweiten Titel mit der Mannschaft ein, am Sonntag könnte Titel Nummer drei innerhalb von 13 Monaten folgen, mit dem Gewinn der Meisterschaft in der Landesliga - es wäre das Double.
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In der Landesliga spielend und dort an der Spitze stehend, war Soest sicherlich der Favorit in diesem Finale, doch auch der Herausforderer, der aktuelle Dritte der Kreisliga B aus Lippborg, zeigte eine beherzte Vorstellung. Dabei stand immer wieder Torwart Tom Oxenfarth im Mittelpunkt, der in einem Spiel so viel zu tun bekam wie sonst vielleicht in einem ganzen Monat. „So viel wie heute bekomme ich selten aufs Tor, aber dafür spielen die ja auch drei Ligen höher“, wusste es der Schlussmann des VfJ gut einzuordnen. Dennoch: Ihm und einigen spektakulären Abwehraktion seiner Mitspieler war es zu verdanken, dass es zumindest gute 20 Minuten lang ein offenes Spiel war. „Für den Ligen-Unterschied war das schon ein gutes Spiel von uns, wir haben alles auf den Platz gebracht“, lobte Oxenfarth seine Mitspieler.
Und wie wäre das Spiel wohl gelaufen, wenn Peters nach einer guten Viertelstunde bei einem der wenigen Lippborger Konter den Ball nicht aus 20 Meter ins Fangnetz, sondern ins Tor gesetzt hätte?
Ehrlich gesagt war es eine der wenigen gefährlichen Aktionen, Soest hatte - obwohl Spieler wie Eickhoff, Brenk, Mehlhorn oder Kasparek auf der Bank blieben - das Spiel schnell im Griff und betrieb es mit einer seriösen Ernsthaftigkeit. „Heute wäre alles andere als der Sieg eine Enttäuschung gewesen. Aber die Jungs haben das Spiel ernst genommen, den Gegner ernst genommen, das war mir wichtig“, lobte Mbaye.

Das Problem: Der Ball wollte nicht ins Tor. Oder besser gesagt: Oxenfarth und seine gut und fair verteidigenden Mitspieler wollten das nicht. Ratz, Kötter, Rüther - sie alle scheiterten an sich oder der VfJ-Defensive. Es war schließlich Mario Jurss, Toptorjäger der Landesliga, der die Soester in die Spur brachte. Der zuletzt so treffsichere Chris Rüther glänzte diesmal als Vorbereiter, indem er ihn per Hacke einsetzte. Oxenfarth war machtlos.
Schon im nächsten Angriff erhöhte Steffen Topp auf 2:0, indem er ganz viel Gefühl bewies und den Ball über den Torwart ins Tor lupfte. Ein großer Schritt für ihn zur persönlichen Titelverteidigung, er hat den Pokal nun viermal in Folge gewonnen. „Das bedeutet mir schon sehr viel“, sagte der Mittelfeldmann, der die letzten dreimal mit RW Westönnen den Pott geholt hatte. „Es war mir schon wichtig, aber auch der gesamten Mannschaft. Wichtiger ist natürlich Sonntag ...“, lenkte er den Blick nach Spielschluss schon auf die mögliche Meisterfeier nach dem Auswärtsspiel beim SuS Bad Westernkotten.
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Im Pokalfinale blieb Soest auch nach dem zweiten Tor fokussiert. Erneut war es Jurss, der völlig frei auf 3:0 stellte. Da war es einfach zu schnell gegangen für Lippborg.
Zur Pause war das Spiel entschieden, aber auch danach blieb es unterhaltsam. Denn Soest wechselt zwar durch, spielte aber weiter offensiv und in Richtung des Tors des Außenseiters - insbesondere der zur Pause eingewechselte Doppeltorschütze Jonas Reipöhler wusste auf sich aufmerksam zu machen.
Lippborg gab sich jedoch nie auf und hatte auch noch seine Momente. Torjäger Mateo Hozdic verkürzte zwischenzeitlich auf 1:4, als die Soester Abwehr ihn nicht stoppen und Keeper Kossmann den platzierten Schuss nicht halten konnte. In anderen Situationen gab es Szenenapplaus für gelungene Abwehrtaten und Ballstafetten.
„Ich bin stolz auf meine Mannschaft, aber wir haben auch ein gutes Spiel insgesamt gesehen. Lippborg hat es gut gemacht und es freut mich, dass es auch so fair geblieben ist. Lippborg hat beherzt verteidigt“, lobte Mbaye Spiel und Gegner. „Ein überragendes Spiel, es hätte sicherlich ein, zwei Tore höher ausfallen können. Aber die Lippborger haben sich auch hervorragend geschlagen“, meinte Eckhard Geisthövel, der den SVW als Kapitän aufs Feld geführt hatte.
„Soest ist ein verdienter Sieger, die spielen schon bombe. Und spielen nicht zu Unrecht bald in der Westfalenliga“, sagte die Lippborgs Trainer Daniel Wiengarn. „Wir haben das heute genossen, haben uns gut verkauft. Und wir freuen uns jetzt auf den Westfalenpokal, in den wir hoffentlich auch kommen. Wir hatten unsere guten Aktionen, haben ein Tor gemacht und sind glücklich.“ Das Ticket für den Westfalenpokal bekommen sie dann als Vize-Pokalsieger, wenn Soest Meister der Landesliga wird und sich so ein weiteres Mal qualifiziert.
Die Lippborger schalteten nach kurzen Augenblicken der Enttäuschung über ein verlorenes Finale schnell in den Partymodus um. Die Soester ließen sich natürlich auch nicht lang bitten, haben in den kommenden Tagen aber auch noch einiges vor sich: „Heute wird ein bisschen gefeiert, aber die richtige Party steigt erst am Sonntag“, sagte Simon Kötter.
Also: Fertig machen zum Doublen.