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Soesterin Valerie Schimura wirbt für das Schiedsrichter-Wesen

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Von: Michael Rusche

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Fußball-Schiedsrichterin Valerie Schimura (rechts) von SG Oestinghausen mit ihrer Patin Geena Schlüter-Isenbeck vor ihrem ersten Spiel.
Fußball-Schiedsrichterin Valerie Schimura (rechts) von SG Oestinghausen mit ihrer Patin Geena Schlüter-Isenbeck vor ihrem ersten Spiel. © Rusche, Michael

Noch nicht ganz ein Jahr im Amt, aber schon 47 Spiele geleitet und sieben Mal an der Linie gestanden: Valerie Schimura, 27-jährige Soesterin, hat im Februar 2022 den Schein erworben und ist mit viel Freude bei der Sache.

Kreis Soest – Nach einem Kompakt-Wochenende ist sie Fußball-Schiedsrichterin im FLVW-Kreis Soest und würde sich freuen, wenn weitere Frauen, aber natürlich auch Männer, ihrem Beispiel folgen und zur Pfeife greifen. Der nächste Anwärter-Lehrgang steht vor der Tür.

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Über ihren Onkel Marc Schimura, der selber gepfiffen hatte, kam Valerie Schimura zur Schiedsrichterei. „Der Kompaktkurs reicht auf jeden Fall aus. Freitag hatten wir Theorie, am Samstag Theorie und Praxis, am Sonntag die Prüfung. Zusätzlich habe ich mich selber noch mit Büchern eingelesen“, beschreibt die aktive Fußballerin ihren Weg über die Kompaktausbildung. „Ich habe mich richtig reingekniet“, ging sie die Sache mit viel Ehrgeiz an.

Ihre Erfahrungen nach rund einem Jahr sind durchweg positiv. „Es macht richtig Spaß. Ich wurde bei den Vereinen nett aufgenommen“, erklärt sie. Natürlich gebe es auch mal härtere und ruppigere Spiele, aber auch damit kam sie gut zurecht. Wichtig aus ihrer Sicht: „Man muss auch selber reflektieren, was gut und was nicht so gut war. Und man muss eine Linie haben, die für einen selber am besten ist.“

Im Spiel von SG Oestinghausen gegen Westfalen Liesborn arbeitete Valerie Schimura zusammen mit Andreas Janasek (Mitte) und Marcel Schmillenkamp im Gespann, stand an der Linie.
Im Spiel von SG Oestinghausen gegen Westfalen Liesborn arbeitete Valerie Schimura zusammen mit Andreas Janasek (Mitte) und Marcel Schmillenkamp im Gespann, stand an der Linie. © Rusche, Michael

Sie habe es nicht einen Moment bereut, Schiedsrichterin geworden zu sein, auch wenn es „schon einige wenige Spiele gab, nach denen ich nicht 100-prozentig zufrieden war und etwas frustriert nach Hause gefahren bin. Nach Spielen bin ich auch immer offen für Kritik“, weist Valerie Schimura auf einen anderen wichtigen Punkt hin. So spricht sie nach einer Partie gerne mit Trainern und Spielern, aber auch mit Zuschauern, über den Verlauf.

Lob von Schiedsrichter-Ausbilder Voß für Schimura

„Gerade für einen Neuling sind das sehr gute Werte!“ Marcel Voß vom Schiedsrichter-Ausschuss des FLVW-Kreises Soest freut sich, dass Valerie Schimura schon über 50 Mal als Schiedsrichterin oder Assistentin im Einsatz war in nicht einmal einem Jahr. Am kommenden Wochenende soll sie auch ihr erstes Hallenturnier pfeifen.

„Sie ist sehr engagiert und es freut uns besonders, dass sie ihre Priorität auf den Job an der Pfeife legt in Zukunft. Alle Wege stehen ihr offen. Gerade als Frau hat sie gute Chancen, aufzusteigen. Es gibt es nur wenige Schiedsrichterinnen in Westfalen, die auch im Bereich der Männer-Spiele schnell hochkommen können“, sieht er eine gute Perspektive für die Soesterin.

An den Kompaktkursen zur Ausbildung neuer Schiedsrichter werde der Kreis festhalten. Auch die Unterstützung durch Paten in den ersten Spielen habe sich bewährt. „Die Quote an Schiedsrichtern, die schnell wieder aufhören, ist relativ gering. Von den zwölf Teilnehmern aus dem vergangenen Jahr haben nur drei aufgehört“, so Marcel Voß. Es gebe eben immer Interessenten, die nach wenigen Spielen merken, dass ihnen das Pfeifen nicht liegt. „Es soll auch Spaß machen“, sei natürlich niemand zu dieser Tätigkeit gezwungen.

In Zukunft will sich die Soesterin auf das Amt des Schiedsrichters konzentrieren, will nicht mehr selber das runde Leder jagen. Ende Februar will sie bei den Damen des SuS Günne ihr letztes Spiel absolvieren. „Ich will mich auf eine Sache konzentrieren. Am Sonntagvormittag spielen und am Nachmittag pfeifen, das geht nicht. Man kann nicht auf mehreren Hochzeiten tanzen“, erklärt sie. Zum einen sei das Verletzungsrisiko als Spielerin natürlich höher, zum anderen weiß sie, wo sie da steht. „Als Schiedsrichterin kann ich vielleicht mal höher pfeifen. Alles kann, aber nichts muss“, würde sie gerne auch in höheren Ligen Spiele leiten.

Bisher war Valerie Schimura – nach ersten Spielen im Jugendbereich – schon in der Frauen-Landesliga und der Herren-B-Kreisliga im Einsatz. Jetzt soll es erst einmal in die Männer-A-Kreisliga gehen. „Dann schaue ich, ob es auch für die Bezirksliga reicht. Ich habe auch schon im Kreis Beckum gepfiffen“, freut sie sich, dass sie auch andere Vereine und Spieler über den Kreis Soest hinaus kennengelernt hat.

Das System im Kreis Soest mit den Paten, die Jung-Schiedsrichter bei ihren ersten Schritten begleiten, gefällt Valerie Schimura sehr gut. So wurde sie von Marcel Voß, Marcel Schmillenkamp und Geena Schlüter-Isenbeck zu Beginn ihrer Karriere begleitet. „Ich habe mit ihnen auch noch Kontakt. Mit Geena ist zudem eine Freundschaft entstanden“, fühlt sie sich sehr gut aufgehoben bei den Schiedsrichtern im FLVW-Kreis.

Von negativen Dingen kann sie daher nicht berichten. Außergewöhnliches bei ihren bisherigen Partien hat sie aber schon erlebt. So einen ersten Spielabbruch – in Sönnern gab es Gewitter, Sturzregen und stürmischen Wind. In einem Pokalspiel der Alten Herren meisterte die 27-Jährige ihr erstes Elfmeterschießen.

Auch der Job an der Linie als Assistentin macht Valerie Schimura Spaß. So hat sie beim C-Jugend-Kreispokal-Finale ebenso mit der Fahne gewunken wie bei einem Spiel der Männer-Landesliga – zusammen mit Christian Reffelmann und Leander Knapp. „Da hat mich Christian gut durch das Spiel gebracht“, freute sie sich auch da über die Unterstützung. „Das würde ich gerne öfter machen in der Rückrunde“, sagt sie daher zum Job an der Außenlinie.

Valerie Schimuras Fazit: „Ich kann jedem nur empfehlen, den Lehrgang mitzumachen. Mir gegenüber geht es nicht anders zu als bei anderen, älteren Schiedsrichtern und Männern. Das ist alles schon respektvoll.“ Wenn es dann doch einmal heftig wird, „habe ich kein Problem damit, eine Karte zu ziehen. Man muss das Spiel von Anfang an lesen und sich Respekt verschaffen“, so ihre Marschroute. „Jung und eine Frau zu sein, schadet jedenfalls nicht“, sagt sie.

Dabei sieht sie es als Vorteil an, dass sie selber (noch) Fußball spielt. „Da weiß man, wie schnell schlechte Stimmung entstehen kann. Als Fußballer ist man eben impulsiv“, kann sie besser nachvollziehen, wenn sich Kicker über Entscheidungen aufregen – und entsprechend reagieren.

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