Wie feiert man eigentlich einen Verbandsliga-Aufstieg beim Soester TV?
Damals war das mehr eine Meisterschaft für uns allein, wir wurden gar nicht so vom Verein unterstützt. Heutzutage ist das aber anders. Das ist auch eine Entwicklung im Verein, die sich in den vergangenen zehn Jahren getan hat. Vieles ist durch Steffi (Behrens, Trainerin der Frauen; Anm. d. Red.) und Markus (Behrens, 2. Abteilungsleiter; Anm. d. Red.) entwickelt worden, die Abteilung tut nicht nur etwas für den Herren-Bereich, sondern investiert auch in den der Mädchen und Damen. Darauf wird Wert gelegt, man hat erkannt, dass man beide Seiten braucht. Da hat sich viel getan.
Vor zehn Jahren ist der STV aufgestiegen, aber war nicht Meister. Was macht die Situation in diesem Jahr noch besonders?
Damals waren wir Zweiter, die zweite Mannschaft von Witten durfte als Erster aber nicht aufsteigen. Jetzt ist es unser Ziel, dass wir es ohne Punktverlust schaffen – für mich wäre das zum Abschluss der Handball-Karriere ein i-Tüpfelchen.
Mit 30 Jahren ist das ja eigentlich auch viel zu früh.
Ehrlich gesagt, reicht es. Ich habe 25 Jahren Handball gespielt, habe mit 5 Jahren angefangen, war dann mit meinem Vater zusammen Trainerin, war auch Schiedsrichter. Das war interessant – man sollte auch immer mal andere Ebenen kennenlernen. Aber jetzt ist die Zeit gekommen, in der andere Dinge wichtiger sind. Es waren schöne zehn Jahre in Soest – mit Ausnahme einer kleinen Stippvisite von wenigen Monaten in Arnsberg. Ilka Rüther und Eva Henze haben mich damals motiviert: Komm, probiere es aus, du hast die Chance. Als es dann in Arnsberg auf der zwischenmenschlichen Ebene nicht klappte, wusste ich, die Türen in Soest stehen für mich offen, das war ein schönes Erlebnis.
Landesliga 5, Frauen: Soester TV – PSV Recklinghausen II, So, 17 Uhr, Börde-Halle. Es ist angerichtet: „Keiner hätte vor der Saison gedacht, dass wir am drittletzten Spieltag einen Matchball haben“, sagt Trainerin Steffi Behrens. Aber es gilt für sie und ihr Team: „Wir wollen zuerst die Punkte holen.“ Deswegen hat sich und ihr Team auch keine Meisterfeier geplant, keine T-Shirts drucken lassen – das muss alles warten, und es sind danach auch noch zwei Spieltage, an denen die Soesterinnen das Party-Programm starten könnten.
Behrens macht eine freudige Anspannung aus. „Klar sind die Spielerinnen nervös“, hat sie gemerkt, auch wenn sie selber in dieser Woche nicht beim Training war. Denn Behrens ist erkältet, ihr Mann Markus und Carsten Buschhoff leiteten die Einheiten in dieser Woche. Die verliefen auch so ohne besondere Vorkommnisse, betont Behrens. Am Sonntag, das lässt sie sich natürlich nicht nehmen, ist sie auf jeden Fall in der Halle und wird das Team coachen.
Was kommt jetzt?
Jetzt kommt ein anderes Leben, ich will die Verpflichtungen nicht mehr haben. Wenn ich zum Training fahren, dann will ich alles gegen. Man will sich gegenseitig pushen. Ich bin sehr pflichtbewusst, will immer alles geben für die Ziele. Ich habe mir zuhause einen eigenen Fitnessraum eingerichtet, weil das meine Schwachstelle war. Wenn du das eingehst, Landesliga und Verbandsliga spielen willst, musst du was dafür tun. Und das hat dann auch Spaß gemacht. Dabei war in dieser Saison gar nicht direkt so klar, dass wir um den Aufstieg mitspielen werden. In der Vorbereitung war die Erwartungshaltung noch gespalten. Eine Hälfte hat vom Aufstieg gesprochen, die andere meine: Mal gucken. Mir liegt das „mal gucken“ eher, weil dann die Enttäuschung auch nicht so groß ist.
Was hat sich in der Mannschaft in den letzten zehn Jahren getan?
Wir sind über die Jahre mega zusammengewachsen, auch wenn wir über die Jahren verschiedene Trainer hatten mit Carsten Kuhlwilm, Dirk Achtstetter, Willi Barnhusen, Ilka Rüther und jetzt Steffi Behrens. Die Mannschaft hat sich verändert, und mit jedem Trainer auch der Spielstil, alle entwickeln sich weiter – die Verantwortung hat sich verteilt. Sie liegt nicht nur bei einzelnen Rückraumspielerinnen. Ich werfe auch nicht mehr so viele Tore aus dem Rückraum, aber so ist das Feld der Torschützinnen breiter. Das macht es schwer für den Gegner: Wer ist denn da jetzt gut? Früher war man leichter ausrechenbar.
Es gab auch schwere Phasen. Einen Abstieg aus der Verbandsliga hat man vielleicht in Kauf genommen, aber dann ging es auf einmal in Richtung Bezirksliga.
Aber wir haben nie den Glauben verloren. Natürlich hatten wir Glück und Schützenhilfe von anderen Mannschaften, das gehört beim Sport dazu. Wir hatten in der Zeit viele Verletzte: Ich hatte einen Meniskus-Schaden, Katja Voss-Fels den Mittelfußbruch, Theresa Cubick hatte die Achillesferse kaputt und noch einige Ausfälle mehr. Wir würden nicht da stehen, wo wir stehen, wenn wir diese Zeiten nicht durchgemacht hätten. Wir hätten uns nicht weiterentwickelt.
Wenn es Sonntag klappen sollte mit dem Aufstieg? Worauf können sich Ihre Mitspielerinnen einstellen? Was passiert mit einem? Wie fühlt sich das an?
Es wird eine große Erleichterung sein. Die Freude wird groß sein. Das harte Training und die vielen Verletzungen – wir hatten nie konstant die gleiche Sieben auf dem Feld. Und trotzdem hat uns keine Mannschaft das Wasser reichen können. Wir haben es immer geschafft, mit kühlem Kopf die Spiele zu drehen. Vor zwei, drei Jahren haben wir die knappen Spieler verloren – jedes Mal. Das passiert uns jetzt nicht mehr. Ich glaube, auch nicht mehr in den letzten drei Spielen, weil wir mental so stark sind. Wir werden feiern. Die Fans, die uns die ganze Saison über begleitet haben – es sind auch immer mehr geworden –, werden da sein. Und die Familien, die hinter jedem einzelnen stehen. Es ist ein großartiges Trainerteam – und eine Abteilung dahinter mit dem Vorstand. Auch jugendmäßig kommt einiges, da kann in Zukunft etwas wachsen. Vielleicht auch die Seniorenbereiche wieder mehr zusammen. Es wartet noch viel Arbeit auf den Verein, aber es gibt auch eine Chance, dass sich mehr aus dem Verein entwickelt. Das ist dem STV einfach zu wünschen.
Gibt es denn einen Feier-Fahlplan?
Als Mannschaft haben wir gesagt: Wir planen erst etwas Genaueres, wenn das Spiel gewonnen ist. Es gibt genug Erfahrungen, wo so etwas noch in die Buchse geht. Wir wollen nichts riskieren.