Landesliga-Gipfel: Erst zu viel Druck für Soest, dann macht Soest zu viel Druck

Der SV Westfalia Soest bleibt das Maß der Dinge in der Fußball Landesliga: Im Topspiel gewann der SVW mit 3:1 gegen Verfolger RW Erlinghausen.
Soest – Was für ein Druck, was für ein Dampf, was für eine Torgefahr. Die rund 600 Zuschauer im Soester Jahnstadion wurden im Spitzenspiel der Landesliga Zeugen davon, warum der SV Westfalia Soest auf Platz eins steht. Und gute Chancen hat, bis zum Ende der Saison auch dort zu bleiben.
Landesliga 2: SV Westfalia Soest – RW Erlinghausen 3:1 (1:1).
Zwischen der 46. und 60. Minute gab es für die Gastgeber Chancen fast im Zwei-Minuten-Takt. Nach der Pause legte der SV Westfalia Soest einen Auftritt hin voller Druck, voller Entschlossenheit, voller Mut.
Der Mut war es, der den Soestern angesichts der Konstellation dieses Spitzenspiels offensichtlich abhandengekommen war. Die erste Hälfte verlief nicht wirklich gut für den Gastgeber, der zwar mehr Ballbesitz hatte, aber damit nicht viel anzufangen wusste. Gäste-Trainer Benedikt Müller war mit der ersten Hälfte zufrieden, sprach daher auch von „unproduktivem Ballbesitzvorteil“ für die Gastgeber. Soest kam offensichtlich mit dem Druck nicht zurecht, etwas verlieren zu können.
Mehr als ein Freistoß von Rüther und ein Distanzschuss von Brenk, den Torwart Krefeld toll entschärfte, sprang bei den Soestern nicht heraus. Und so reagierte Trainer Ibou Mbaye entsprechend nach dem 0:1. Erlinghausen hatte eine seiner gefährlichen Umschaltaktionen zum Führungstor genutzt, im Mittelfeld insgesamt mehr Biss gezeigt.
Trainerstimmen
Benedikt Müller (Erlinghausen): „Wir spielen taktisch, läuferisch, spielerisch eine hervorragende erste Hälfte. Wir waren bis zur 44. Minute die bessere Mannschaft. Natürlich hatte Soest mehr Ballbesitz, aber unproduktivem. Wir gehen auch folgerichtig verdient 1:0 in Führung. Wir verlieren das Spiel in den 15 Minuten um die Pause herum. Das 1:1 zur Pause ist kein schlechtes Ergebnis. In den zehn Minuten nach der Pause sind wir nicht klar. Wir machen es Soest zu leicht bei den Gegentoren. Wir hatten keine Torchance mehr in der zweiten Hälfte. Soest hat das sehr gut verteidigt. Uns hat in der zweiten Hälfte die Klarheit aus der ersten Hälfte gefehlt.“
Ibou Mbaye (Soest): „Ein großer Schritt, aber wir sind noch nicht am Ziel. Wir freuen uns über den Sieg. In der ersten Hälfte hat man den Jungs die Nervosität angemerkt, aber ich fand uns in der zweiten Hälfte klar besser. Erlinghausen hat sehr viel Qualität, das hat man gesehen.“
Natürlich war es Toptorjäger Akgüvercin, der mit seinem 23. Saisontor auf 0:1 stellte. Daraufhin forderte Mbaye von seinen Spielern lautstark und vehement etwas, was der Osterhase eigentlich erst am kommenden Wochenende verteilt.
Und die Ansage fruchtete; Soest spielte engagierter, mutiger in den letzten Minuten vor der Pause – und kam glücklich zum Ausgleich. Hart an der Abseitsstellung erlief Chris Rüther einen Chipball von Lukas Brenk, lupfte den Ball über den Keeper und gewann anschließende noch das Kopfballduell mit Schlüter vor dem leeren Tor. Ein denkbar günstiger Moment für den Ausgleich.
In der Kabine stellte Mbaye etwas um, tauschte die Rollen von Brenk und Toy im Mittelfeld. Brenk lenkte fortan das Spiel vor der Abwehr, brachte dort mehr Körperlichkeit ein, Toy half vorne mit, den Ball zu jagen und Druck aufzubauen. Und Mbaye schien erneut passende Worte gefunden zu haben, ob es dabei wieder um Ostern ging, ist nicht überliefert.
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Denn Soest kam gewaltig aus der Kabine: Eine erste Dreifach-Chance durch Neitzner, Jurss und Rüther entschärfte Krefeld, der nun immer mehr in den Mittelpunkt rückte, grandios. Doch Soest drückte die Gäste nun förmlich an die Wand.
Die nächste Dauer-Drucksituation überstanden die Gäste nicht: Erneut hielt Krefeld noch stark gegen Topp und Rüther, dann aber feuerte Philipp Ratz einen Abpraller als Geschoss aus gut zwölf Metern ab und der Ball trudelte von Krefelds Körper über die Linie. Ratz jubelte zunächst mit Trainer Mbaye, der Rest an Spielern und Trainern umschloss beide anschließend.
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Erlinghausens Reaktion kam nicht – oder Soest ließ sie nicht zu. Bis zur Nachspielzeit gelang den Gästen kein Torschuss mehr. Und Soest macht einfach immer weiter. Mario Jurss zeigte dabei einmal mehr seine Extra-Qualität. Nachdem er es von der Mittellinie schon einmal vergeblich versucht hatte, traf er schließlich aus 20 Metern mit einem Tor „Marke Jurss“: gefühlvoll, unhaltbar, gelupft über den bedauernswerten RWE-Schlussmann in den Winkel. Jurss´ Saisontor Nummer 22 war das Sahnehäubchen auf Soests Gala nach der Pause. 20 Minuten vor dem Ende war das Spiel entschieden. Vom Tabellenzweiten Erlinghausen kam nichts mehr.
Soest leistete sich jetzt sogar den Luxus, durchzuwechseln und Stammkräfte zu schonen. Beziehungsweise zu zeigen, dass auch die zweite Reihe in diesem Spiel mithalten kann.
SV Westfalia Soest: Kasparek; Ratz, Eickhoff, Kötter, Mehlhorn (71. N. Neitzner), Toy (65. Geisthövel), L. Neitzner, N. Topp (80. Dohnisch), Brenk, Rüther (61. Teichrib), Jurss (83. Wunsch).
RW Erlinghausen: Krefeld; Kriesche, Meyer, Salokat, Schlüter, Kodra, Kraemer, Nartikoev, Bahceci (8. Gutzeit), Raulf, Akgüvercin.
Tore: 0:1 Akgüvercin (36.), 1:1 Rüther (45.), 2:1 Ratz (52.), 3:1 Jurss (65.).