Kicker aus dem Kreis Soest spielt mit einem Stipendium College-Soccer in den USA

Zwei Tore beim wichtigen 3:1-Sieg im Viertelfinale, dann das ärgerliche Aus im Halbfinale. Hinter dem Günner Fußballer Marco Laenen liegen dramatische Wochen. Doch während sein Bruder Mika aktuell in der Bezirksliga 7 für Furore sorgt, hat Marco um die GPAC-Meisterschaft in den USA gespielt.
Dordt/Günne – 20 Jahre lang waren die Zwillinge Marco und Mika Laenen unzertrennlich, machten alles zusammen, vor allem Fußballspielen. Seit dem Sommer sind sie getrennt: Während Mika bei RW Westönnen in der Bezirksliga wirbelt, kickt Zwillingsbruder Marco in der „Great Plains Athletic Conference“ (GPAC) mit seiner Soccer-Mannschaft von der Dordt University in Iowa.

Mit seinem Team ist der „Freshman“, wie die Neulinge bezeichnet werden, aus Günne bis ins Halbfinale vorgestoßen, was eine mittelgroße Sensation war. In den vergangenen Jahren war das College-Team eher weniger erfolgreich. Im Viertelfinale der Playoffs schoss Laenen sein Team mit zwei Treffern zum 3:1-Sieg gegen Morningside.
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Im Halbfinale folgte dann das üble Aus gegen die Mannschaft aus Concordia, gegen die der Günner und sein Team in der regulären Saison 4:3 gewonnen hatten.
Freundin und Geschwister kommen
„Die Enttäuschung war schon sehr groß“, berichtet Laenen. „Man will ins Finale kommen, das gewinnen und die Nationals erreichen.“ Die „Nationals“ sind das Bundes-Finale. Aber der Blick geht nach vorne: Drei Versuche hat er noch. Vier Jahre lang ist der 20-Jährige zum Studium in Iowa.
Aber wie kommt man eigentlich aus Günne ins Halbfinale einer Soccer-Conference-Meisterschaft in den USA?
Man braucht Talent. Und Glück. Und Mut. Und den Zufall. „Bei Instagram poppte Werbung von der Agentur „Scholarbook“ auf, da hab ich mich angemeldet“, erinnert sich Laenen. Scholarbook vermittelt Sportstipendien in die USA. „Dort muss man erst eine Einschätzung seines fußballerischen Könnens abgeben.“ Das, was er in der Jugend beim SuS Günne, SVW Soest und SC Neheim gelernt hatte, war offensichtlich gut. Marco durfte in Lippstadt bei einer Art Auswahltraining vorspielen. Videos entstanden, die an Coaches der Unis in den USA gingen. „Anschließend bekommt man, wenn das Video ansprechend genug ist, Angebote. Daraufhin kann man sich entscheiden“, so Laenen.

Er hatte Zweifel. „Man hat schon Kosten und nicht gerade wenig. Dann ist schon die Angst da, dass man leer ausgeht und kein Angebot bekommt.“ Doch das war relativ schnell erledigt: „Ich habe schnell Angebote bekommen.“ Über einen Vermittler entstanden Kontakte zu verschiedenen Coaches. Letztendlich fiel die Wahl auf Dordt in Iowa. „Ich habe mich dafür entschieden, weil es von den Angeboten her passte. Hier konnte ich auch Mechanical Engineering studieren. Das ganze Paket hat gestimmt.“
Die Bedingungen sind schon echt unnormal. Die Facilities sind echt krass, anders kann ich es nicht ausdrücken. Das ist echt professionell.
An der Uni teilt er sich ein Doppelzimmer in einer Art Wohngemeinschaft mit einem anderen Fußball-Stipendiaten aus Deutschland, den er schon auf der Anreise kennenlernte – es hat sich eine Freundschaft entwickelt. „Das ist wichtig fern von Freunden und Familie“, hat Laenen schon gemerkt. Immerhin: Seit seiner Ankunft Anfang August waren die Eltern schon da. Die Freundin sowie die Geschwister Laura und Mika haben sich für das kommende Jahr angekündigt – und zunächst einmal steht über Weihnachten der Besuch in der Heimat an.

Ansonsten bestreitet Marco Laenen sein neues Leben fern der Heimat für insgesamt vier Jahre, solange geht sein Studium. „Eine tolle Erfahrung – auch, um sich selbstständig zu entwickeln“, sagt er.
Professionelle Strukturen
Aber sicherlich auch in dieser professionellen Sport-Umgebung. „Die Bedingungen sind schon echt unnormal. Die Facilities sind echt krass, anders kann ich es nicht ausdrücken. Das ist echt professionell“, berichtet Laenen. Kein Wunder, hier wird in Sport investiert, mehr Seriosität als Spaß: Während der Saison stand jeden Tag Training an. „Die ganzen Voraussetzungen sind sehr, sehr gut. Es gibt einen eigenen Physio, einen großen Trainerstab mit verschiedenen Aufgaben.“ Dazu kommt ein Rac-Center („Recreation“) für die vielen Sport-Studenten aus den USA und aller Welt.
Vom Niveau her vergleicht Laenen die Wettkämpfe mit denen von Landes- bis Westfalenliga bei den Junioren. In den College-Wettbewerben spielen Teams voll Spieler Anfang 20, professionell zusammengestellt, auf hohem Niveau. Alles Spieler, die eine gute Ausbildung genossen haben.
Die GPAC, die Conference, in der Laenen und die Fußballer der Dordt-University spielen, erstreckt sich über die fünf Staaten Nebraska, North Dakota, South Dakota, Iowa und Kansas; die Auswärtsfahrten gehen immer zwei bis drei Stunden, zu einem Gegner sind es sieben. Zwölf Universitäten machen mit – mit etwas abgewandelten Regeln im Vergleich zu denen in Europa. Ein- und Auswechslungen sind möglich. Die Zeit wird zwischenzeitlich gestoppt. „Man hat ein viel schnelleres Spiel, durch das Ein- und Auswechseln ist die Intensität höher. Man kann sich auspowern“, findet Laenen. Insgesamt ist das Spiel aber nicht viel anders.
Ziel ist es natürlich, die Liga zu gewinnen, dann ist man der Conference-Sieger, danach geht es weiter mit Play-offs. Zwischenzeitlich waren Laenen und Co mal 13 Spiele ungeschlagen, bis zum Halbfinale...
„Das war mit der größte Erfolg, den die Uni bislang hatte. Es war eine sehr erfolgreiche Saison“, sagt Laenen. Und will einen neue Anlauf nehmen: „Wir sind viele Freshmen, Neulinge. Da können wir viel Potenzial ausschöpfen.“ Er hofft auf weitere Erfolge.
Wie sie auch sein Bruder in Westönnen hat. Möglichst bald wollen sie wieder zusammen kicken. Der Kontakt ist da, auch wie Mika sich verkauft, verfolgt Marco aus der Ferne. Auch den Anzeiger-Titel „Spieler der Woche“, den hat ihm der Zwillingsbruder jetzt voraus. „Ich freue mich sehr, dass Mika da so gut ankommt, er sich eingefunden hat und seine Leistung zeigen kann.“ Was den Titel angeht, würde Marco natürlich gerne mit Mika gleichziehen – und auch im Uni-Team einen Schritt weitergehen – und das ein oder andere Tor mehr machen.
Daran wird Marco jeden Tag arbeiten – die Chance hat er, die Belastung ist hoch, aber er genießt es: „Es macht einen enormen Unterschied zu vorher. Jeden Tag Training, jeden Tag den Ball am Fuß.“ Aber von Bedauern keine Spur: „Es ist schon cool, dass ich Fußball mit dem Studium verbinden kann, das ist schon sehr, sehr cool hier.“
Klingt so, als würde auf die erste Erfolgsgeschichte noch ein Kapitel folgen.