Und die ganz Welt begab sich in große Gefahr. Für den Werler war schon die Anreise eine Herausforderung gewesen: Aus verschiedenen Gründen verpasste er fast den Start. „Ich lief mit meiner Startnummer in der Hand erst einmal über die Zeitmatte, um in der Wertung aufgenommen zu werden. Dann stellte ich mich erst rechts am Rand und befestigte meine Startnummer. Toll, dachte ich mir. Letzter!“
Dann lief er dem Feld im Regenschauer nach, holte die hinteren Teilnehmer bald ein. Nach einer Treppenpassage konnte Hörnig seine Aufholjagd starten. Auf einer langen Forststraße mit 11 Prozent Steigung machte der Werler Positionen gut, und: „Ich fühlte mich gut. Der Regen kam mir entgegen.“ Der Regen machte es aber auch sehr schwierig. Es ging jetzt über Gebirgspfade – und der Boden war matschig und rutschig. „Ich wusste bis dahin nicht, was mich noch erwarten würde.“ Jetzt wusste er es. Steilhänge, Gebirgspfade, Regen – und nichts zu sehen vom wunderschönen Ausblick eines attraktiven Landschaftslaufs. Auf dem Weg zum Gipfel ging der Regen in Schneeregen über.
Die Bedingungen wurden nicht besser, sodass es bald die Vorschrift gab, lange Laufhosen zu tragen. Wenig später entschied Hörnig selbst, wegen der Kälte Handschuhe anzuziehen. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt wurde das Rennen für all die abgebrochen, die den Gipfel noch nicht erreicht hatten.
Jetzt kamen die Downhills. Es gab Steilpassagen, die rutschend zu bewältigen waren, ohne dass man sich irgendwo festhalten konnte. „Das war wie surfen“, so Hörnig. „Das absolut Gefährlichste, was ich in meinem bisherigen Leben gelaufen bin. Teilweise vermatschte Passagen, mit steil abfallenden Flanken. Wenn man hier nicht Obacht gibt, wäre es das gewesen“, beschreibt er.
Der Regen hatte derweil die Mulden in tiefe Schlammgruben verwandelt. „Ich bin eingesunken, bis fast die gesamte Wade versunken war“, berichtet der LGD-Athlet, der unter widrigen Umständen weitermachte. Kälte, Schnee und anderen Problemen zum Trotz: Er war immer noch dabei, Plätze gutzumachen. Das zwang ihn zu gewagten Manövern: „Einmal landete ich deswegen in einer kleinen Tanne. Wieder aufgestanden und weiterlaufend hat mich kurz darauf ein Ast, welcher ein Läufer vor mir weggebogen hatte, ins Gesicht geschlagen.“
Nach etlichen Schlamm-Passagen erreichte Hörnig das Tal und auf den ebenen Strecken tut er sich immer schwer. Das kostete ihn einige Plätze, ehe es auf den letzten Anstieg ging, da machte er wieder Positionen gut – und stürmte euphorisiert die letzten 5 Kilometer ins Ziel.
Am Ende wurde Hörnig noch 164. von 400 gestarteten Läufern über die 60 km Distanz. „Ich erfuhr erst im Nachhinein, dass das Rennen abgebrochen wurde. Nur die Läufer, die schnell genug auf dem Gipfel waren, durften im Rennen bleiben. Die Bergwacht hat keine Erlaubnis für die Helikopter-Bergrettung bekommen für den Fall der Fälle – das Unwetter war zu wild“, berichtet der Werler.
Im Ziel musste er noch ein weiteres Problem lösen: Auto und Portemonnaie befanden sich am 35 Kilometer entfernten Startbereich wegen Hörnigs Verspätung am Start. Doch auch hier fand sich noch ein Helfer, der Hörnig dorthin kutschierte.
Der Abschluss für ein „absolut verrücktes Lauferlebnis mit extrem gefährlichen Passagen und Eindrücken, die fürs Leben bleiben.“