Showdown im Topspiel gegen Möllbergen: So gelang Soests Sprung auf Platz zwei

Das war nichts für schwache Nerven: Der Soester TV hat das Topspiel in der Handball-Oberliga gegen den TuS Möllbergen gewonnen und damit Platz zwei übernommen.
Soest - Hinten Prellbock, nach vorne mit Vollgas – das Soester Erfolgsrezept funktionierte auch im Topspiel gegen den TuS Möllbergen. Ohne sieben Stammkräfte brauchte der STV beim 26:25 Sieg im Topspiel der Handball Oberliga aber auch ein bisschen Glück. Der Sprung auf Platz zwei war auch nichts für schwache Nerven.
Nichts für schwache Nerven war der Krimi, weil Soest schon deutlich vorne gelegen hatte und zehn Minuten vor Schluss doch wie der sichere Verlierer ausgesehen hatte. Weil Möllbergen zwischenzeitlich klar im Hintertreffen war, dann aber die Kontrolle über das Spiel gewann – und doch verlor. Wie schwierig es war gegen Möllbergen, zeigt: Soest blieb das erste Mal in der gesamten Saison unter 30 Toren.
Als nämlich Arne Kämper in der 51. Minute von Rechtsaußen in den Soester Kreis flog und zum 20:24 traf, sah es schon nach einem Auswärtssieg der Möllbergener aus. Soest hatte in den vergangenen 14 Minuten gerade mal zwei Tore geworfen, aus einer 18:14-Führung war ein Vier-Tore-Rückstand geworden. „Uns sind vorne die Ideen ausgegangen, was aber auch kein Wunder war, weil wir so noch nie zusammengespielt haben“; erklärte Trainer Max Loer.
Doch Soest holte sich – wie so häufig – das sein Selbstvertrauen in der Deckung. Und die Bälle. Zunächst einmal beendete Picht mit einem frechen Tor ins kurze Eck die Torflaute. Dann profitierte Tischer bei einem Gegenstoß von einem Block von Björn Danz, der in der Defensivzentrale eine starke Vorstellung zeigte – 22:24.
Torwart Birk Muhr ersetzte mittlerweile den zumindest 40 Minuten lang gut haltenden Veit Lichtenegger im Tor. Der neue Impuls half. Er ließ nur einen Gegentreffer in den letzten zehn Minuten zu. Und auch beim Stand von 24:24 bekam er einen Fuß an den Ball.
Vorne tankte sich Lasse Müller, der mit Luis Gran und Lennart Möllenhoff – alles drei gelernte Mittelmänner – viel gemeinsame Spielzeit im Rückraum sammelte, durch – 23:24.
Die drei Tore fielen innerhalb von 86 Sekunden – und TuS-Trainer Andre Torge zog die Auszeit gut acht Minuten vor dem Ende.
Doch Soest war nun obenauf und hatte das Glück, das man für solche Siege braucht. Soester erzwang einen weiteren Ballgewinn, Müller ließ die Halle mit dem Tor zum 24:24 beben. Dann landete der Ball nach Gransieks Versuch an beiden Soester Pfosten, ehe Muhr ihn hatte.
Ein letztes Mal legte Altvater per Siebenmeter vor (56.), doch das 24:25 war das letzte TuS-Tor. Die Soester Abwehr blockte, Muhr hielt, was kam.
Und vorne konnte sich Soest auf Luke Tischer und sein Tempo verlassen, der Rechtsaußen traf achtmal, zusammen mit Linksaußen Max Picht (5 Tore) stand er stellvertretend für das Tempospiel des STV. 10 ihrer gemeinsamen 13 Tore erzielten sich aus dem Tempogegenstoß.
Tischer war es auch, der gut zwei Minuten vor dem Ende ausglich. Hinten war wieder Muhr gegen Gransiek zur Stelle – und auch 20 Sekunden vor dem Ende behielt er beim Gegenstoß die Nerven und überwand den wirklich stark haltenden Robin Wetzel im TuS-Kasten.
Noch ein letzter wilder Angriffsversuch der Gäste, glücklicherweise aus Soester Sicht zu ungeordnet, sodass wenig später alles in Rot jubelte auf dem Feld und unter den gut 350 Zuschauern auf der Tribüne.
Nach der Pause war irgendwie der Wurm drin, der Start ging auch schon daneben. Möllbergen nutzte seine Überzahl – Voss-Fels, der sein Blitz-Comeback gab, hatte kurz vor der Pause noch eine Zeitstrafe bekommen. Schnell war der TuS auf ein Tor dran (15:14). Jünger und Tischer (2), der von guter Abwehrarbeit profitierte und sein Tempo nutzt, legten noch einmal vier Tore vor (18:14). Eine rote Karte für Oberliga-Debütant Moritz Dörnemann wirbelte die Soester Pläne weiter durcheinander.

Ab jetzt hatte Möllbergen das Spiel im Griff: Soest gingen die Ideen im gebundenen Spiel aus und fand hinten nicht mehr zum Tempospiel, weil die Gäste nun konzentriert abschlossen und die Lücken nutzten. Tor um Tor verkürzte Möllbergen, angeführt vom starken Frederik Altvater, der jetzt eine der spektakulärsten Szenen des Spiels bot, als er einen Ball per Aufsetzer über das leere (!) Soester Tor beförderte. Die Halle tobte, wurde aber bald ruhiger, denn ab dem 20:19 durch Tischer traf Soest fast zehn Minuten lang gar nicht mehr
Soest ohne sieben, Möllbergen ohne drei Stammkräfte – die Voraussetzungen hätten besser sein können. Gerade Soest spielte in sehr ungewohnten Formationen. „Unglaubliches Kompliment an meine Mannschaft, dass wir mit so vielen Ausfällen so eine gute Mannschaft besiegen. Ganz, ganz großer Respekt. Es war ein tolles Topspiel mit wechselnden Führungen, alles was man braucht. Am Ende toll für uns, dass wir das gewonnen haben“, freute sich Loer.
Max Loer hatte vollstes Vertrauen in die Mannschaft: „Ich hab den Jungs gesagt, dass es Konstellationen geben wird, die es so noch nicht gab. Aber jeder hat die Aufgabe toll angenommen. Es war wichtig, dass wir uns lange an die Struktur halten, das ist uns gelungen und so konnten wir das Spiel lange offen gestalten. Und mit dem Lucky Punch gewinnen.“ Doch bis zum „Punch“ war es ein langer Weg.
„Eine unnötige Niederlage, beim 20:24 müssen wir den Deckel drauf machen. Verteidigen wir das 24:20 clever, gewinnen wir das Spiel. Wir machen in den entscheidenden Situationen nicht den Schritt in die Tiefe, sondern spielen den Risiko-Pass. Oder spielen parallel, statt unsere Außen zu suchen. Wir vergeben auch noch einige Freie in der entscheidenden Phase, das kommt auch noch dazu. Soest macht dann die leichten Tore, dann kommt auch die Halle wieder“, beschrieb Torge.

„Ich denke mal, ein Punkt wäre für beide das beste gewesen“, lautete Andre Torges Fazit.
Soester TV: Lichtenegger (1.-50.), Muhr (50.-60.); Gran (4, 2/1), Dörnemann (1), Möllenhoff, Vogt, Schönle (2), Müller (2), Jünger (2), Tischer (8, 1/1), Danz (2), Voss-Fels, Picht (5).
TuS Möllbergen: Wetzel (1.-60./1), S. Halstenberg; Gräper (2), Ransiek (3), Altvater (7, 3/3), Wiemann (1), Artmeier (1), Baumgart, Berg (3), Rosemeier, A. Halstenberg )3), Kämpfer (4, 1/0).
Spielfilm: 1:0, 3:5, 7:5, 9:7, 10:9, 14:9, 15:12 - 15:14, 18:17, 19:10, 20:19, 20:24, 24:24, 24:25, 26:25