Große Ehre: Gina Lückenkemper trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Soest ein
Die großen Momente sind bei Gina Lückenkemper oft nur eine Sache von Sekunden. In 10,99 Sekunden hat sie bei der Leichtathletik-EM in München vor gut drei Wochen Sportgeschichte geschrieben. Als die Doppel-Europameisterin am Donnerstagmittag im wahrsten Wortsinn Stadtgeschichte schrieb, ging es noch ein bisschen schneller.
Soest – Zum zweiten Mal nach 2015 durfte sich die erfolgreiche Leichtathletin ins Goldene Buch der Stadt Soest eintragen. „Das ist für mich eine wahnsinnig große Ehre“, so Lückenkemper nach der Unterschrift auf der individuell vom Ampener Künstler Fritz Risken gestalteten Buchseite.
Die 25-Jährige lebt zwar längst in Bamberg, trainiert in den USA und sprintet in der ganzen Welt, doch wenn Lückenkemper nach Soest kommt, ist das für sie immer noch ein Besuch in der Heimat. „Ich werde in meinem Herzen immer eine Westfälin bleiben, das wird man auch nicht aus mir herausbekommen“, sagte sie bei ihrem Besuch in der Stadthalle. Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer hatte eingeladen – auch, um persönlich nachzuholen, was er zuvor bereits per SMS erledigt hatte: Die Gratulation zu den beiden Goldmedaillen bei der Europameisterschaft in München sowie zur Bronzemedaille bei der WM in den USA.

„Wir sind natürlich stolz, dass ein wenig Glanz auch auf Soest fällt, denn Soest wird im Zusammenhang mit deinen Erfolgen ja auch immer wieder genannt“, so Ruthemeyer, der nur zu gut um die Bedeutung der schnellsten Botschafterin der Stadt weiß. Und Lückenkemper versicherte: „Ich bin immer unfassbar gerne hier, ich werde immer irgendwie mit Soest verbunden sein und fühle mich hier einfach unfassbar wohl.“ Worte, die Bürgermeister Ruthemeyer gerne hörte und er versicherte: „Es gibt immer 50 000 Menschen, die außerhalb des Stadions an dich denken, das sind die, die in Soest wohnen.“
Zweimal im Goldenen Buch
Wie oft kann man sich eigentlich in ein Goldenes Buch eintragen? Offiziell geregelt ist das nicht, erklärt Stadtsprecher Thorsten Bottin. Gina Lückenkemper hatte nun innerhalb von sieben Jahren zum zweiten Mal die Ehre, sich hier zu verewigen. Und Bürgermeister Ruthemeyer versprach: „Bei der nächsten Medaille werden wir uns wieder etwas überlegen.“
Einige von ihnen sind am Mittag zur anschließenden Autogrammstunde in die Soester Stadthalle gekommen und nutzten die Gelegenheit für Smalltalk und Erinnerungsfoto. Alex Händelmann war der Erste, der sich am Donnerstag ein Autogramm der schnellsten Frau Europas sicherte. Vor drei Wochen hatte der Achtjährige noch vor dem Fernseher verfolgt, wie Lückenkemper im Münchener Olympiastadion zum größten Erfolg ihrer Karriere gesprintet war.
„Alex kann auch wahnsinnig schnell laufen und würde gerne bald selbst mit der Leichtathletik anfangen“, sagt Vater Michelle. Sein Sohn steht bereits auf der Warteliste beim Leichtathletikzentrum Soest, dem Verein, bei dem auch Lückenkemper ihre ersten großen Erfolge feierte. Michelle Händelmann war früher selbst Leichtathlet, hat wie Lückenkemper viele Jahre beim Soester Diplomtrainer Harald Botttin trainiert. Heute sagt er: „Diese Erfolge von Gina Lückenkemper zeigen einfach, was man aus eigener Kraft alles schaffen kann, das ist schon beeindruckend.“
„Knie geht es gut“
Es war eine Schrecksekunde im Gold-Rennen von München: Wenige Meter vor dem Zielstrich stolperte Lückenkemper und verletzte sich mit den eigenen Spikes am linken Knie. Die Konsequenz war eine blutende Wunde, die später im Krankenhaus mit acht Stichen genäht werden musste. Inzwischen sind alle Wunden verheilt. Bei ihrem Besuch in Soest erklärte Lückenkemper nun: „Die Fäden sind wieder raus, dem Knie geht es gut.“
Etwas weiter hinten in der Schlange vor der Soester Stadthalle wartete eine Schülergruppe vom Sankt-Ursula-Gymnasium in Neheim. Die Fünftklässler sind derzeit auf Klassenfahrt zu Gast in der Soester Jugendherberge und nutzten die Mittagspause, um sich von der schnellsten Frau Europas ein Autogramm zu holen. „Ich habe noch nie eine berühmte Person getroffen“, sagt einer der Schüler, sichtlich stolz nach dem Gruppenfoto mit der Europameisterin.
Rückkehr zur Allerheiligenkirmes
Lückenkemper bleibt nun noch einige Tage in Soest, bevor es für sie wieder nach Bamberg geht. Sportlich möchte sie es in nächster Zeit etwas ruhiger angehen lassen. „Die Saison war echt lang, ich bin wirklich auch ein wenig ausgelaugt und froh, dass ich jetzt ein wenig die Beine hochlegen kann“, so Lückenkemper. Im November beginnt dann das Aufbautraining fürs nächste Jahr. Bevor es zurück zu ihrer Trainingsgruppe in die USA geht, hat sie aber erneut einen Termin in Soest: Am 2. November beginnt die Allerheiligenkirmes. Der frühe Termin kommt ihr gelegen. „So muss ich meinem Trainer nicht erklären, warum ich doch noch eine Woche länger in Deutschland bleiben muss.“