Darts-Boom im Kreis Soest? „Gaga“ Clemens und seine Auswirkungen

Gabriel Clemens hat bei der Darts-Weltmeisterschaft begeistert: Sorgt sein Auftritt auch für einen Boom im Kreis Soest? Wir haben uns umgehört.
Kreis Soest – Schwappt die große Euphorie aus dem „Ally Pally“ bis in den Kreis Soest? Der starke Auftritt des Saarländers Gabriel Clemens bei der Darts-Weltmeisterschaft im Londoner „Alexandra Palace“ hat für Schlagzeilen und verstärkte Aufmerksamkeit gesorgt. Die Niederlage des „German Giant“ am Montagabend im Halbfinale gegen den Briten Michael Smith dürfte die Euphorie nur bedingt bremsen, denn schon der Einzug ins Viertelfinale war eine historische Marke: Das hatte kein Deutscher vor ihm geschafft. Zuvor hatte auch Martin Schindler mit dem Achtelfinal-Einzug geglänzt.
Und jedes Mal, wenn ein Deutscher in einer (bisherigen) Nischen-Sportart in die Weltspitze vorstößt, schalten die TV-Zuschauer ein – und anschließend darf auf einen Boom gehofft werden.
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Ehrlich gesagt: Den Boom gab es schon vor Clemens Halbfinal-Einzug. Im kleinen Rahmen wuchs die Sportart in den vergangenen Jahren, Corona hat hier noch mit angeschoben. Vielerorts – auch im Kreis Soest – sind organisierte Darts-Vereine oder -Abteilungen entstanden, ganz gleich ob Steel-Dart und Automaten-Dart (Kunststoff-Pfeile). Es flogen immer mehr Pfeile. Doch „Gaga“, wie Clemens liebevoll von seinen Fans genannt wird, hat das offensichtlich noch verstärkt. Gibt es also auch einen „Big Boost“ für alle Darter im Kreis Soest? Wir haben uns umgehört:

Bei der SG Oberense, die seit dieser Saison erstmals eine Darts-Mannschaft im Liga-Spielbetrieb hat, sind alle euphorisiert. „Wir fiebern total mit, das Finale schauen wir auch gemeinsam“, berichtet Mathias Mewes, der die Darts-Abteilung bei SGO mit aufgebaut hat. Mal habe man während der WM mit Freunden geschaut, mal privat. Das Finale am Dienstagabend während der Trainingszeit wird natürlich zur Theorie-Stunde.
Darts-Boom im Kreis Soest? Großes Interesse in Oberense
„Wir spüren schon ein gesteigertes Interesse, es gibt ein paar Interessenten, die mal vorbeikommen; dazu noch einige ehemalige Spieler, die wieder anfangen wollen“, so Mewes. Ein gewisser Hype sei zu spüren. Bei der SGO sei die junge Abteilung so gut angelaufen, dass die Pläne sehr konkret sind, die Anlage zu digitalisieren, dass also auch für die Gäste und Zuschauer die Matches auf Bildschirmen leicht nachzuvollziehen sind. „Bislang wird bei uns noch handschriftlich angeschrieben. Mit der neuen Technik wird es für die Zuschauer interessanter“, so Mewes, der mittlerweile 25 Aktive zählt, Tendenz steigend.
Auch Steffen Schmieder fiebert regelmäßig mit, und das meistens zu Hause mit der Familie, denn der sechsjährige Sohn Julien wollte die Auftritte von „Gaga“, aber auch die WM an sich nicht verpassen. Dabei hätte Schmieder sicherlich auch im Bekanntenkreis viele „Mitgucker“ gefunden. Der Vorsitzende der Sportfreunde Soest-Müllingsen leitet auch den Darts-Sportverein (DSV) Soest, der eine Abteilung innerhalb der Sportfreunde ist.

Für Schmieder ist der Boom nicht so neu. „Eigentlich erfahren wir schon seit zwei Jahren verstärkte Aufmerksamkeit, damals ist Clemens als erster Deutscher in ein WM-Achtelfinale eingezogen. Seitdem ist ein Boom im Gange, überall entstehen neue Mannschaften“, freut sich Schmieder, dass seine Sportart immer populärer wird – und es auch mehr Herausforderer in unmittelbarer Umgebung gibt. Die jüngsten Erfolge bei der WM hätten natürlich einen weiteren positiven Effekt gebracht.
Darts-Boom im Kreis Soest? DSV richtet großes Turnier aus
Beim DSV in Soest läuft das Vereinsleben schon in größeren Dimensionen. Am Wochenende über den 1. Mai ist ein großes Turnier in Planung in der Schützenhalle Bad Sassendorf. 350 Spieler werden da an 40 Boards spielen können. „Es ist ein Benefiz-Turnier zugunsten des Kinder- und Jugendhospizes in Soest“, verrät Schmieder. Sein Verein durfte in der Vergangenheit bereits Profi-Spieler wie Rene Eidams und Fabian Schmutzler in Soest zu Turnieren begrüßen.

Während die Soester schon in größeren Dimensionen denken, wandeln die Darter, die sich seit knapp zwei Jahren regelmäßig beim SC Neuengeseke im Vereinsheim treffen, noch auf kleineren Pfaden. Wenngleich das Selbstvertrauen von Timo Hölscher und Co. nicht gerade klein ist: „Wir haben schon unterstellt, dass die Deutschen bei der WM so gut abschneiden, weil wir alle von unten so einen Druck machen.“ Natürlich ist das ein Spaß, aber es beschreibt auch ganz gut die Situation: Die Basis wächst, es werden immer mehr Darts-Spieler. Auch beim kleinen SC Neuengeseke, bei dem man natürlich auch mitgefiebert hat.
„Der Auftritt von Clemens war schon eine coole Sache, der Einzug ins Halbfinale und der Sieg gegen Gerwyn Pryce im Viertelfinale war schon verdient“, berichtet Hölscher. Bei ihm und den SCN-Dartern ist die Euphorie ungebrochen, die nach der ersten Saison und der direkt gewonnenen Meisterschaft eine Liga höher auch oben mitspielen.

Mittlerweile spielen sie auch online gegeneinander – auch das ist möglich. Und auch beim SC Neuengeseke verspürt man wachsendes Interesse. „Wir denken über die Gründung einer zweiten Mannschaft nach, 15 Leute sind einfach zu viel für eine Mannschaft“, sagt Hölscher, da könne man nicht allen gerecht werden, denn es wollen mehr spielen, als Plätze im Team frei sind.
Nicht nur das zeigt: Der Boom ist längst da.
Das findet auch Marc Wolf, der mit dem Club „DC Made of Steel“ eine Abteilung beim SV Welver bildet. Der Aufwärtstrend, was das Interesse am Sport betrifft, sei aber schon seit einigen Jahren zu verzeichnen gewesen – einen Dämpfer habe es durch Corona gegeben, denn da sei es sehr schwierig gewesen, den Liga- und Turnier-Betrieb wegen vieler Auflagen aufrechtzuerhalten.
Jetzt kehre Normalität ein, die Nachfrage sei auch wieder gestiegen. Und: „Die WM pusht noch mal richtig, aber das Interesse ist in den vergangenen Jahren schon immer weiter gestiegen“, sagt Wolf. Bei jedem Treffen und Spiel seien die Weltmeisterschaften und die Erfolge der Deutschen dort natürlich Thema Nummer 1.
Die Welveraner starten dieser Tage übrigens ein neues Angebot für Darts-Interessierte: Ab dieser Woche können jeden Donnerstag im Vereinsheim des SV Welver Punkte für die Rangliste der Freien Turnierserie (FTS) erspielt werden. Die besten schaffen es zum FTS-Masters, auf dessen Sieger einen Jackpot wartet. Mitmachen kann jeder, Einlass ist 18.30 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr.