Entscheidung in der Nachspielzeit: Dramatische Schlussphase zwischen Sassendorf und Soest

Lange sieht es so aus, als könnte dem A-Ligisten BV Bad Sassendorf die Überraschung gegen Landesliga-Spitzenreiter SVW Soest gelingen.
Kreispokal, Viertelfinale: BV Bad Sassendorf SV Westfalia Soest 2:3 (1:0).
Last-Minute-Sieg des Favoriten, der SV Westfalia Soest verhindert in der Schlussphase die Blamage des Landesligisten beim A-Kreisligisten: Glücklich? Durchaus. Verdient? Auf jeden Fall auch. Ein schwacher Trost: Die Gastgeber können sich inmitten ihrer Niedergeschlagenheit für eine richtig gute Leistung feiern lassen.
Das sagen die Trainer zum Viertelfinale.
Und das galt grundsätzlich für alle Beteiligten; denn Sassendorf an Soest lieferten ein tolles Pokalspiel ab, fair, spannend und mit jeder Menge Torchancen. Fußball-Unterhaltung pur: Was für ein Pokal-Kampf auf dem Sassendorfer Kunstrasen. Der große Favorit wankte gewaltig, sah wieder der große Verlierer aus. Doch der zweite der Kreisliga A, der BV Bad Sassendorf, schaffte es nicht, einen zwischenzeitlich in 2:0-Vorsprung ins Ziel zu retten.
Dabei waren die Chancen da. Hermstein köpfte den Ball beim Stand von 2:1 an die Latte, Dietz traf das Lattenkreuz. Vielleicht lag es wirklich daran, dass Doppel Torschütze Mike Tyrala mit einer muskulären Verletzung 20 Minuten vor dem Ende vom Platz musste. Darin sah Trainer Luigi Brusciano zumindest einen Grund dafür, dass sein Team doch noch auf die Verliererstraße geriet. „Wir haben dadurch ein bisschen Ordnung im Zentrum verloren“, sagte der Trainer, der sein Team aber ansonsten lobte.
Vielleicht lag es auch daran, dass Soest immer mehr riskierte, den Druck erhöhte, und in den letzten 20 Minuten auch wieder zu mehr Chancen kam. Mario Jurss hatte den Soest an nach 67 Minuten wieder Leben eingetaucht, kam aus halblinker Position relativ unbehelligt zum Abschluss, und hatte somit zum 2:1 getroffen.
Das brachte Soest wieder in Schlagdistanz, für Sassendorf gab eine Reihe von Kontern – und so blieb Soest im Spiel.
Weil Soest über die 90 Minuten gesehen, schon mehr investiert hätte und mehr Chancen hatte, war letztlich auch der Ausgleich verdient. Der Zeitpunkt war für die Gastgeber natürlich bitter. Kevin Mehlhorn beförderte den Ball per Aufsetzer ins lange Eck nach einer Ecke von Jurss von links. Da streckte sich der zuvor mehrfach glänzend reagierende Torwart Lukas Kunert vergeblich.
Allein seine Paraden in der ersten Hälfte, als er gegen Wunsch und mehrfach gegen Rüther und Jurss Abschlüsse zur Stelle war und somit „die Null gehalten“ hatte, waren die Voraussetzung dafür, dass Mike Tyrala einen der wenigen BVS-Angriffe gegen überlegene Gäste zur Führung nutzen konnte. Kurz vor der Pause hatte der SV Westfalia die spielerisch feste Umklammerung etwas gelöst und sich defensiv einige Unachtsamkeiten geleistet. Hier war der BVS direkt zur Stelle – und groß war der Jubel nach dem Tor Tyralas, der mit einem satten Schuss nach einer guten Stunde auf 2:0 stellte.
„Wir sind trotz des zweiten Tores ruhig geblieben, haben weiter Fußball gespielt und uns weiter Chancen erarbeitet und meiner Meinung nach auch verdient das Spiel gedreht. Was mir sehr gut gefallen hat: Wir haben in beiden Hälften das Tempo hochgehalten und den Ball laufen lassen“, sagte später Soests Trainer Ibou Mbaye. „Klar braucht man auch Glück, aber wenn man das gesamte Spiel sieht, haben wir verdient gewonnen.“
Soest bewies Nehmer-Qualitäten, jubelte selbst noch zweimal. Und als sich alle schon auf das Elfmeterschießen vorzubereiten schienen, schlug Soest noch ein drittes Mal zu. Nils Topp kämpfte sich auf der linken Seite nach Ballgewinn in Position. Seine Flanke fand Brenk in der Mitte. Und der köpfte ein. Was folgte, war eine riesige Soester Jubeltraube mit Spielern und Ersatzleute. Die folgende letzte Minute der Nachspielzeit überstand Soest auch noch und durfte endgültig jubeln über den Einzug ins Halbfinale, wo es zum Höinger SV geht.
BV Bad Sassendorf: Kunert; Grenz, Polzin, Hermstein, Hölscher (90.+3 Nöcker), Dzioba (90.+4 Merscheim), Hass, Foerster, Martens, Tyrala (74. Wandzioch), Walsh-Trick (60. Lewis).
SV Westf. Soest: Tauber; Wunsch, Eickhoff, Ponomarenko (58. Brenk), Mehlhorn, Toy (74. Klassen), S. Topp (85. Köthschneider), N. Topp, Kötter, Rüther (46. Rüther), Jurss (90.+3 Drapacz).
Tore: 1:0 M. Tyrala (43.), 2:0 M. Tyrala (58.), 2:1 Jurss (67.), 2:2 Mehlhorn (88.), 2:3 Brenk (90.+2)