„Spieler der Woche“ auf den Spuren von Torwart-Legende Bodo Illgner - dabei ist er ein Sechser

Gut und gerne zehn Torhüter bot der SV Hilbeck II in der abgelaufenen Saison auf. Markus Dollenkamp, gelernter Sechser und überzeugter Feldspieler, blieb dabei nachhaltig in Erinnerung - nicht nur wegen des coolen 90er-Jahre-Illgner-Trikots.
Hilbeck – Auch die kleinen Ziele muss man erreichen. Natürlich war der SC Lippetal die überlegene Mannschaft am letzten Spieltag, erwartungsgemäß verlor die Reserve des SV Hilbeck ihr Heimspiel. Doch die kleinen Situationen ließen die Hilbecker in ihrem vorerst letzten A-Liga-Spiel wie Sieger aussehen.
Nach einem 0:3-Pausenstand blieben sie ohne weiteres Gegentor, Lippetal hatte durchaus Interesse daran, noch eines zu erzielen, denn das wäre das 100. der Saison gewesen. Im Fokus: Markus Dollenkamp, der im ziemlich bunten Trikot vom 90er-Weltmeister-Keeper Bodo Illgner, das er bei der Euro 1992 getragen hat, die Bälle magisch anzog. Oder lässig an den Pfosten lenkte, wie bei einem tollen Lupfer von Barrios Vives, der es sicherlich wert gewesen wäre, Tor Nummer 100 zu werden.
Doch die Rechnung hatte er ohne den gelernten Mittelfeldspieler Markus Dollenkamp gemacht, der sich nicht nur in dieser Szene, sondern mit vielen weiteren Paraden den Titel „Spieler der Woche“ verdiente. Im Gespräch mit Thomas Müller verrät der überzeugte Feldspieler, wie er überhaupt zwischen den Pfosten landete.

Sie sind Mittelfeldspieler, wieso standen sie im Tor?
Vor drei Jahren, als Julian Grundhöfer mich gefragt hat, ob ich Co-Trainer machen kann, habe ich mir alles vorstellen können, dass man mal irgendwo aushelfen muss. Aber dass ich mal im Tor stehe, war für mich immer ausgeschlossen. Ich habe früher nie, in keinem Trainingsspiel oder so, mal Handschuhe angezogen, gab es nicht. Angefangen hat es damit, dass wir im Training mal einen zweiten Torwart brauchten – und da fiel natürlich die erste Wahl auf den Co-Trainer. Und ohne Christopher Sander wäre das auch nie etwas geworden. „Katze“ hat mir damals ein Paar Handschuhe überlassen.
Wie viele Einsätze waren es insgesamt?
Wir haben ja insgesamt zehn oder elf Torhüter eingesetzt, unter anderem ja auch Carsten Sommer mit 54 Jahren. Ich habe sechsmal im Tor gestanden. Der erste Einsatz war in Sassendorf, da sind wir mit einer Rumpftruppe hingefahren und haben nur 0:3 verloren. Und in Westönnen habe ich einen Elfer gehalten – da war der Nachschuss drin, das was aber egal. Das Spiel gegen Lippetal war zumindest mein erstes Heimspiel.
Fakt ist: Ich habe leider keinen Punkt geholt. Das war noch ein Ziel, das ich erreichen wollte. Aber es freuen einen auch die kleinen Erfolge wie die zweite Hälfte gegen Lippetal, als die gerne noch ihr 100. Tor machen wollten, es aber nicht geschafft haben. Das war schon ein kleines Highlight.
Welche Position haben Sie ursprünglich gespielt?
Ich war mal Sechser, auch mal Abwehrspieler, habe für Hilbeck in der Bezirksliga gespielt. Nach meinem Kreuzbandriss 2008 habe ich immer wieder kleinere Verletzungen gehabt. Ich hab es noch mal bei Rhynern in der Landesliga versucht, bin dann wieder zurück nach Hilbeck. Highlight war ein Westfalenpokal-Spiel gegen Preußen Münster. Wir haben 3:0 verloren, da bin ich noch mit Gelb-Rot vom Platz geflogen – übrigens mein einziger Platzverweis.
Steckbrief
Name: Markus Dollenkamp
Alter: 34
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
Beruf: Medienkaufmann
Bisherige Vereine: SV Hilbeck, Westfalia Rhynern (1 Jahr)
Im Verein seit: 2000
Position: Torwart, früher Mittelfeld
Rückennummer: jetzt die 1
Ich spiele Fußball, weil es ein schönes Hobby ist, die Gemeinschaft Spaß macht und die Geselligkeit nicht zu kurz kommt.
Beim SV Hilbeck Fußball zu spielen, ist für mich Leidenschaft.
Lieblingsvereine: SV Hilbeck und Westfalia Rhynern.
Lieblingsspieler: Bodo Illgner und José Luis Chilavert.
Die Saison ist schlecht gelaufen für den Verein mit dem Doppelabstieg. Wie sehr schmerzt so etwas einen echten Hilbecker?
Das 1:2 in Herne und der damit verbundene Abstieg der Landesliga-Mannschaft waren schon traurig. Wir hatten alle bis zuletzt gehofft. Wenn dann ein Bus zurückkommt mit 100 Leuten, von denen alle enttäuscht sind und auch die Spieler anschließend niedergeschlagen bei uns ankommen, berührt einen das schon. Es geht jetzt darum, eine neue Bezirksliga-Mannschaft aufzubauen. Und vielleicht muss man es positiv sehen und sich auf viele Derbys in einer interessanten Bezirksliga freuen.
Unser Abstieg mit der Zweiten hatte sich abgezeichnet und war leistungsmäßig gerechtfertigt. Für uns ist es gut, mal wieder in der B-Liga zu spielen.
Wie sind die persönlichen Ziele? Weiter Co-Trainer? Oder weiter Torwart?
Ich bleibe auf jeden Fall Co-Trainer. Wir freuen uns jetzt auf einen neuen Coach mit Charlie Jeschke. Der bringt ein bisschen frischen Wind rein und neue Ideen. Was meine Rolle im Tor angeht, weiß ich, dass wir zwei Torhüter auf der Liste der Neuzugänge stehen haben. Das freut mich, denn jede Woche kann ich das mit meinen Knien echt nicht mehr machen. Ich brauche immer zwei Wochen, bis es wieder geht. Zuletzt habe ich mich beim Training auch nicht mehr ins Tor gestellt, wenn ich wusste, dass ich sonntags spielen muss.
Ein bisschen macht es auch Spaß. Man muss sich natürlich darauf einlassen, man muss konzentriert spielen. In der Anfangsphase hat man auch die ein oder andere Ecke unterlaufen. Ein bisschen Training macht dann aber auch aus einem Nicht-Torhüter einen Torhüter.
Die Neuen müssen sich den Stammplatz aber erst mal erkämpfen…
Dem Konkurrenzkampf trete ich natürlich offen entgegen - mit zwinkerndem Auge.
Was sind die Ziele mit der zweiten Mannschaft in der Kreisliga B?
Wir wollen erst einmal im guten Mittelfeld oder oberen Drittel landen. Vom direkten Wiederaufstieg redet sicherlich keiner. Erst einmal wollen wir wieder anders Fußballspielen als mit einer Fünferkette. Mein Kompliment an die Mannschaft, dass alle bis zum Ende gut mitgezogen haben und den Spaß nicht verloren haben. Der Teamgeist passt absolut. Aber jetzt können wir auch mal wieder offensiver spielen und müssen nicht von der Mittellinie abschließen. Außer im Spiel gegen Schwefe ging es ja darum, möglichst lange die Null zu halten.
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