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„Viele Ideen und Projekte zurückgestellt“ - Vorsitzender Bankamp vor Kreistag des Fußballkreises

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Von: Thomas Müller, Michael Rusche

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Der Kreisvorsitzende Gerald Bankamp (rechts) beim Staffeltag 2021, links Erich Kreyenbrink als Vorsitzender des Kreisjugendausschusses.
Der Kreisvorsitzende Gerald Bankamp (rechts) beim Staffeltag 2021, links Erich Kreyenbrink als Vorsitzender des Kreisjugendausschusses. © Zöllner

Gerald Bankamp, Vorsitzender des FLVW-Kreises Soest, blickt im Vorfeld des Kreistags auf seine ersten sechs Jahre an der Spitze des Kreises, aber auch in die Zukunft.

Kreis Soest – Der alle drei Jahre ausgerichtete Kreistag des FLVW-Kreises Soest findet am Donnerstag, 21. April, ab 19 Uhr in der Schützenhalle Waltringen statt. Im Vorfeld beantwortet der Kreisvorsitzende Gerald Bankamp die Fragen von Michael Rusche und Thomas Müller, zieht eine Bilanz der vergangenen drei Jahre und wagt einen Ausblick auch mit Blick auf eine Fusion und angesichts des Spielerrückganges.

Herr Bankamp, vor ziemlich genau sechs Jahren wurden Sie als Nachfolger von Franz-Josef Jochheim Kreisvorsitzender. Wie fällt die Bilanz dieser Zeit aus, was hat sich geändert in diesen Jahren, zumal die vergangenen beiden stark von Corona geprägt waren? Sie hatten ja zusammen mit den Mitstreitern einige Änderungen angestoßen. Wie hat der Amateur-Fußball im Kreis Soest die Corona-Zeit überstanden?

Natürlich mussten in den vergangenen Jahren viele Ideen, Projekte und Veranstaltungen aufgrund der Coronapandemie zurückgestellt werden. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen war es leider viel zu selten möglich, persönliche Gespräche mit den Vereinsverantwortlichen sowie innerhalb des Vorstandes und der unterschiedlichen Gremien zu führen. Gerne wird der Kreisvorstand in den nächsten Monaten noch die Gelegenheit nutzen, einige Ehrungen, beispielsweise für Vereinsjubiläen, nachzuholen.

In den letzten Jahren hat der Kreisvorstand an zahlreichen Videokonferenzen auf Kreis- und Verbandsebene teilgenommen. Dabei ging es in erster Linie um die organisatorischen Auswirkungen der Spielverbote sowie die finanzielle und fachliche Unterstützung der Vereine. In diesem Rahmen wurde auch im Kreisvorstand die Digitalisierung vorangetrieben.

Ich hoffe mit einer gewissen Zuversicht, dass die maßgeblichen Entscheidungen nachvollziehbar, rechtssicher und im Interesse der Vereine getroffen wurden.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Mehrzahl der Mitglieder ihrem Verein die Treue gehalten haben. Über den sportlichen Bereich hinaus ist das familiäre Miteinander ein weiteres gutes Argument für eine Mitgliedschaft in den Sportvereinen.
Besonders freut es mich, dass einige Vereine die spielfreie Zeit genutzt haben, um die Sportanlagen zu verbessern; zudem wurden vielfach soziale Projekte, zuletzt noch im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine umgesetzt.
Der Spielbetrieb im FLVW-Kreis Soest konnte skandalfrei abgewickelt werden. Die wenigen sportgerichtlichen Verfahren bezogen sich vielfach nicht auf das Spielgeschehen, sondern auf Vorkommnisse am Spielfeldrand. Damit Vergehen von Teamoffiziellen andererseits nicht überbewertet werden, halte ich es aber auch für richtig, dass entsprechende Vergehen zukünftig nicht mehr zwangsläufig an das Sportgericht verwiesen werden, sondern auch von den Staffelleitern geahndet werden können.
Damit wir unsere Vereine bedarfsgerecht unterstützen können, soll ein Schwerpunkt der zukünftigen Aktivitäten des Kreisvorstandes im Bereich der Vereinsberatung und -entwicklung liegen. In diesem Zusammenhang würde ich mir wünschen, dass sich weitere Vereinsmitglieder – gerne auch Vertreter des „jungen Ehrenamts“ und/oder Frauen – bereit erklären im Verein oder auf Kreisebene ehrenamtlich mitzuwirken.

Wird es im Kreisvorstand beim Kreistag Änderungen geben oder wird das eingespielte Team in der Zusammensetzung weiterarbeiten?

Die Mitglieder des amtierenden Kreisvorstandes stellen sich komplett erneut zur Wahl und sind bereit, die Vereine in den kommenden 3 Jahren weiterhin zu unterstützen. Allerdings sollen die Aufgaben teilweise neu verteilt werden, damit sich die damit verbundene Arbeitsbelastung gleichmäßiger auf die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder verteilt.
Organisatorische und personelle Veränderungen wird es im Bereich des Kreissportgerichtes geben. Aufgrund einer Änderung der FLVW-Satzung werden das Kreisjugendsportgericht und das Kreissportgericht des Seniorenbereichs zu einem Kreissportgericht mit 5 bis 8 Mitgliedern zusammengeführt.

Kurz nach ihrer Wahl hatten sie im Anzeiger-Interview auf das Dilemma hingewiesen, wenn in einigen Spielklassen die ersten Mannschaften am Saisonende auf zweite Mannschaften treffen, die mit Spielern aus höheren Ligen verstärkt werden. Das ist auch heutzutage noch der Fall…

In der Tat sind die Rahmenbedingungen für den Einsatz von Spielern aus höheren Mannschaften in den letzten Jahren nur punktuell angepasst worden. Allerdings sind die Regelungen bekannt, sodass die Auswirkungen für die betroffenen Mannschaften zum Saisonende zumindest vorhersehbar sind. Weitergehende Einschränkungen zulasten der Vereine, die auf einen großen Kader bzw. mehrere Mannschaften verfügen, sind nur schwer begründbar bzw. durchsetzbar.

Immer weniger Jugendliche spielen Fußball – das wird sich bald auch auf den Seniorenbereich niederschlagen. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Der Spielbetrieb im Jugendbereich hat für die Zukunft der Vereine – nicht nur während der Coronapandemie – eine herausragende Bedeutung. Ein besonderes Augenmerk gilt daher der Gewinnung und Ausbildung von Trainern, Übungsleitern und Betreuern für den Nachwuchsbereich. Ich empfehle in diesem Zusammenhang auch die Unterstützungsangebote, die der Kreisjugendausschuss mit seinem wiedergewählten Vorsitzenden Erich Kreyenbrink anbietet und vermittelt.

Natürlich gibt es auch gesellschaftliche Ursachen, die dazu führen, dass prozentual weniger Kinder und Jugendliche Fußball spielen. Trotz aller Bemühungen ist es daher zu befürchten, dass die Anzahl der Sportlerinnen und Sportler im Seniorenbereich abnehmen wird. Diese Entwicklung zeichnet sich bereits bei den älteren Jahrgängen im Jugendbereich ab, hat sich aber zumindest in unserem Kreis im Seniorenbereich noch nicht verschärft.

Von Nicht-Fußballern wird häufig fehlendes „Fair Play“ beim Fußball bemängelt, Meckern, Zeitspiel, Schauspielerei etc. Was könnte dort unternommen werden – oder ist das eben Fußball?

Auch diese Einschätzung trägt dazu bei, dass der Fußball an Zuspruch verliert. Ein vernünftiges Maß an Emotionen ist wünschenswert und gehört zu einem spannenden Fußballmatch dazu. Die Respektlosigkeit gegenüber den gegnerischen Mannschaften sowie den Schiedsrichtern überschreitet aber vielfach die Fairplay-Grenzen. Die jüngsten Reaktionen im Profibereich bestätigen eigentlich meine Auffassung, dass man sich im sportlichen Wettkampf so benehmen sollte, wie man es von der anderen Seite ebenfalls erwartet. Auf dieser Basis könnten die intensiven und kreativen Bemühungen um den Schiedsrichternachwuchs noch erfolgreicher sein.

Gerald Bankamp, FLVW-Kreis Soest
Gerald Bankamp © Freie Mitarbeiter

Ein großes Thema ist stets die Diskrepanz zwischen Profis und Amateuren. Hat sich da in den vergangenen Jahren etwas gebessert. Bekommen die Amateure mehr Gehör unter dem neuen DFB-Chef Bernd Neuendorf. Und wie wurden die verschiedenen kleinen und auch großen Skandale im DFB an der Basis aufgenommen?

Meines Erachtens ist eine gewisse Diskrepanz zwischen Profis und Amateuren unvermeidbar, jedoch sind beide aufeinander angewiesen. Die Unterschiedlichkeit der Interessen darf daher nicht dazu führen, dass man nicht miteinander kooperiert. Ich habe den neuen DFB-Präsidenten vor seiner Wahl bei einigen Anlässen als moderaten und realistischen Sportkameraden erlebt, dem ich es zutrauen würde, zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen zu vermitteln. Obwohl der DFB sich zuletzt von der Basis entfernt hat und das Fehlverhalten einiger Personen diese Tendenz weiter verstärkt hat, sollte man ihm die Chance einräumen, das verlorene Vertrauen wiederzugewinnen.

Ebenso interessant wäre eine Anpassung von Spieltagen bei den Amateuren angesichts der Zersplitterung des Bundesliga-Spielplans. Gibt es da Neues? Könnte sich der FLVW-Kreis da überhaupt von Rahmenspielplänen lösen? Sie hatten in der D-Kreisliga von möglichen Experimenten gesprochen.

Zunächst einmal haben wir im Bereich der D-Kreisliga ein Experiment gewagt. Nach den Corona-bedingten Aufstiegsentscheidungen hat sich eine besonders kleine C-Kreisliga und eine hohe Anzahl an Mannschaften in der D-Liga ergeben. Die Aufteilung des Spielbetriebes in eine Qualifikationsrunde sowie eine zweite Saisonhälfte, in denen nach dem Leistungsvermögen der Mannschaften differenziert wird, hat sich als Übergangslösung bewährt.
Ob und welche weiteren Pilotprojekte für die Vereine attraktiv sein können, kann der Kreisfußballausschuss von Jahr zu Jahr überdenken. Darüber hinaus haben die Vereine im Jahr 2019 entschieden, den Rahmenterminplan der Amateurfußballer in Westfalen grundsätzlich auch für den FLVW-Kreis Soest anzuwenden.

Kreistag findet alle drei Jahre statt

Der alle drei Jahre ausgerichtete Kreistag des FLVW-Kreises Soest wird am Donnerstag, 21. April, ab 19 Uhr in der Schützenhalle Waltringen, Schüngelstraße 39, stattfinden. Hierzu sind alle Vereine aus den Bereichen Fußball, Leichtathletik, Freizeit- und Breitensport sowie die Mitglieder der Instanzen des FLVW-Kreises Soest eingeladen.

Auf der Tagesordnung stehen die Entlastung des Kreisvorstandes sowie umfangreiche Wahlen: die des Kreisvorsitzenden (Gerald Bankamp), des Vorsitzenden des Kreisfußballausschusses (Siegfried Reffelmann) und des Kreisleichtathletikausschusses (Sebastian Moritz), des Vorsitzenden des Kreisausschusses für Vereins- und Kreisentwicklung, des Kreiskassierers und des Vorsitzenden des Kreisschiedsrichterausschusses. Für die Vereine ist dies eine Pflichtveranstaltung.

Großes Thema war in der letzten Amtsperiode ihres Vorgängers der geplante Zusammenschluss mit dem Kreis Lippstadt. Was gibt es hier Neues?

Obwohl ein Zusammenschluss derzeit nicht konkret zur Diskussion steht, pflegen wir mit dem FLVW-Kreis Lippstadt ein gutes Miteinander in vielen Sparten. Die langjährige Kooperation erstreckt sich zum Beispiel auf den Frauen- und Altherrenfußball sowie den Austausch von Schiedsrichtern, einschließlich der gemeinsamen Durchführung von Lehrgängen. Die Leichtathleten haben für die zukünftige Wahlperiode geplant, die bisherige Zusammenarbeit weiter zu intensivieren. Auch im Bereich der Vereinsberatung sowie im Jugendfußball sind wir – im Falle einer Wiederwahl – für konstruktive Gespräche und gemeinsame Projekte offen.

Wie sehen Sie den FLVW-Kreis insgesamt aufgestellt; aktuell und für die Zukunft? Und wie lange werden wir Sie als Kreisvorsitzenden sehen? Ihr Vorgänger hat das 30 Jahre gemacht, da hätten Sie noch eine weite Strecke vor sich…

Zum einen gehen meine konkreten Planungen immer nur bis zum Ablauf der Amtsperiode von derzeit 3 Jahren. Zum anderen käme eine 30-jährige Amtszeit allein schon aus dem Grund nicht Betracht, weil die FLVW-Satzung eine Altersgrenze von 75 Jahren enthält. Ernsthaft ist das für mich aber ohnehin kein Thema, da ich mich nach rund 30 Jahren im Kreisvorstand sehr freuen würde, wenn weitere jüngere Sportbegeisterte an einer Mitarbeit interessiert wären.

Sofern sich im Laufe der nächsten Wahlperiode sportinteressierte Frauen oder Männer für den Kreisvorstand anbieten, bin ich gerne bereit, diese Personen frühzeitig in die Vorstandsarbeit einzubeziehen und als Nachfolger für ausscheidende Mitglieder aufzubauen. Ich gehe im Moment davon aus, dass einige Vorstandsmitglieder voraussichtlich im Jahr 2025 nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung stehen werden.

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