Und was seitdem passiert ist, war eine ganze Menge. „Was Florian für Blau-Weiß und das Soester Tennis geleistet hat, ist einzigartig und sensationell“, sagt Max Loer. Der Trainer des Handball-Oberligisten des Soester TV spielte einst mit Lemke zusammen bis zur Regionalliga Tennis; durch den Sport sind beide ganz enge Freunde geworden.
Lemke war zum einen sportlich in den Mannschaftsspielen für Blau-Weiß überaus erfolgreich, kümmerte sich zudem aber auch als Trainer und Mannschaftsführer darum, dass sich immer wieder Mannschaften von Blau-Weiß mit zu den besten in Westfalen entwickelten. „Ich bin mehrfach Westfalenmeister draußen und in der Halle geworden. Dazu haben wir in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gespielt“, zählt Lemke die Erfolge auf, ohne die genaue Anzahl zu wissen.
Der gebürtige Osnabrücker kam also als 16-Jähriger nach Soest. Damals spielte er im Nachwuchskader des Deutschen Tennis-Bundes in Hannover und absolvierte erste Spiele vor seinem Wechsel nach Soest für BW Halle. „Ich wollte Tennisprofi werden. Parallel dazu habe ich die Schule online gemacht“, erinnert sich Lemke. In der Zeit hatte er schon Kontakt nach Soest – speziell zur Sportfamilie Loer mit Vater Karl-Heinz und den Söhnen Max und Alex. „Wir sind beste Freunde und haben viel durchlebt“, erinnert sich Max Loer. Als er und Florian Lemke zwölf Jahre alt waren, lernten sie sich bei Meisterschaften und andere Turnieren kennen. Häufig spielten sie im Doppel zusammen – so wurden sie in Brühl inoffizielle Deutsche Doppelmeister in ihrer Altersklasse.
Inoffiziell deswegen, weil es in dieser Altersklasse „nur“ Vergleichsspiele der besten Spieler in Deutschland gibt, die aber nicht „Deutsche Meisterschaft“ heißen. Ein paar Tage später, im August des Jahres 1996, siegte Loer dann bei einem Turnier in Detmold nach dem Abwehren von zwei Matchbällen im Finale gegen Lemke (damals noch BW Halle).
Die Verbindung blieb eng und so wechselte Lemke als 16-Jähriger nach Soest, um dort Tennis zu spielen. Mit 19 Jahren wollte Lemke dann sein Abitur nachholen – was sich als schwierig gestaltete in seiner Heimatstadt Osnabrück, da er zu alt für das Wunsch-Gymnasium mit seinen nun mittlerweile 19 Jahren war.
Da kam die Verbundenheit nach Soest wieder zum Tragen. „Der damalige Vereinsvorsitzende Wilfried Mahler hat mir angeboten, bei ihm zu wohnen, während ich das Abitur mache“, erinnert sich Lemke: „Das war ein Neuanfang in Soest. Am Börde-Berufskolleg habe ich auch viele weitere Freunde kennengelernt.“
Und es folgte eine sportlich überaus erfolgreiche Zeit. Lemke spielte mit Max Loer und den beiden späteren Davis Cup-Spielern Jan-Lennard Struff aus Warstein und André Begemann in der 1. Mannschaft. „Das waren prägende Jahre, die auch dazu geführt haben, dass ich in Soest geblieben bin“, erinnert sich der Routinier.
Auch unter Trainer Peter Osthoff und mit Spielern wie Henrik Hörmann und Florian Stefan sind „lebenslange Freundschaften“ entstanden: „Das war eine unfassbare Mannschaft und wir waren eine der führenden Adressen in NRW im Vereinstennis.“
Lemke hatte nach dem Abschied von Peter Osthoff auch die Tennisschule des Vereins übernommen und den Neuaufbau der Herrenteams gestaltet mit Nachwuchsspielern und Talenten. „Das wurde dann alles viel zu viel“, sagt Lemke rückblickend.
Gab es herausragende Erlebnisse? „Tausende“, sagt Lemke. „Geburtstagsfeiern im Bulli von Kalla Loer, sehr, sehr schöne Mannschaftsabende“, listet er beispielhaft auf. Lemke verließ Soest noch zweimal. Einmal für dreieinhalb Jahre, als er mit einem Tennis-Stipendium ein Studium der Wirtschaftswissenschaften im kalifornischen Costa Mesa ablegte.
Als er wieder zurück nach Deutschland kam, lernte Florian Lemke über Max Loer seine heutige Frau Katharina Alexander kennen, eine Handballerin beim Soester TV. Zum Pädagogik-Studium ging es nach Paderborn – aber da seine Frau heimatverbunden ist und Lemke ohnehin auch eine enge Verbindung durch den Sport und Freundschaften nach Soest hatte, wurde die Bördestadt der Lebensmittelpunkt.
Mit 39 Jahren, mittlerweile drei eigenen Kindern, einer Lehrer-Tätigkeit ist nun Schluss in der ersten Mannschaft. Den „Traum Bundesliga“ mit den Herren 30 von Espelkamp will er aber weiterleben. Und er wird auch als Trainer weiter bei der ersten Mannschaft dabei sein, „aber nicht an jedem Wochenende“, so Lemke.
Wichtig ist für Lemke, dass er ein bestelltes Feld hinterlassen hat. „Mittlerweile haben wir vier Herrenteams. Wilfried Mahler zur Liebe habe ich beim Neuanfang mitgeholfen. Wir stehen wieder in einer guten Position. Darauf können wir stolz sein“, sagt Lemke. So war er auch am Neuaufbau der Damenmannschaft beteiligt, die unter Chiara Kampschulte sich zu Lemkes Freude verselbstständigt hat. „Ich habe viel bekommen und dem Verein auch viel gegeben“, blickt er zurück.
Die Arbeit zuletzt mit Nachwuchsspielern wie Lambert Ruland, Max Schönhaus und Jason Deubler hat Lemke auch immer viel Spaß gemacht. „Wenn ich den Jungs ein paar Tipps und Erfahrungen weitergeben kann, macht mir das Spaß“, sagt Lemke, der auch weiter die Karrieren der ambitionierten Nachwuchsspieler verfolgt.
„Die sportliche und menschliche Komponente sticht heraus. Wie er die Mannschaften und Talente entwickelt hat, verdient allerhöchste Anerkennung. Er ist über viele Jahre auf hohem Niveau eine absolute Führungspersönlichkeit“, sagt Max Loer über seine Freund Florian Lemke.
Einen Dank richtet Lemke noch an seine Mutter, die ihm immer unterstützt hatte und Bernhardine Sondermann (80), die Lemke und Begemann teilweise bei sich aufgenommen hatte und sich zu einem echten Edel-Fan entwickelte.