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Enduro, Kart, Fußball - Mark Risse fühlt sich in vielen Sportarten wohl

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Von: Frank Zöllner

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Mark Risse in der Kellerwerkstatt in seinem Elternhaus in Büderich mit seiner Enduro TM und einem Kart-Chassis.
Mark Risse in der Kellerwerkstatt in seinem Elternhaus in Büderich mit seiner Enduro TM und einem Kart-Chassis. © Zöllner

Vier Kellerräume im Elternhaus von Mark Risse dokumentieren eine außergewöhnliche Motorsport-Karriere. Vier Kart-Chassis hängen hier an den Wänden, zehn kleine Motoren sind fein säuberlich im Regal gestapelt und die passenden Mini-Slicks für die niedrigen Rennmaschinen sind in einer Ecke aufgetürmt.

Büderich – In der Werkstatt steht zudem eine Enduro-Maschine der italienischen Marke TM, dazu kommen bunte Rennoveralls. Die Wände sind mit Urkunden, goldenen Siegerkränzen, Medaillen, alten Fotos, Veranstaltungsplakaten und Zeitungsberichten verziert. In Vitrinen stehen unzählige Pokale aus der langen Karriere des 35-Jährigen – und Erfolge feierte er bis zuletzt.

Denn Mark Risse ist als Multisportler Kart- und Endurofahrer sowie Fußballer – und als solcher im Winter vom Bezirksligisten RW Westönnen zu seinem Stammverein BW Büderich in die Kreisliga A zurückgekehrt.

Leidenschaft für den Motorsport vom Vater geerbt

Angefangen ist der Oberbrandmeister bei der Berufsfeuerwehr Dortmund mit dem Kartfahren mit „vier, fünf, sechs Jahren“. Die Leidenschaft zum Motorsport hat er von seinem Vater Wolfgang geerbt, der Autorallyes gefahren und seit 50 Jahren Mitglied im MSC Werl ist.

Mit zwölf Jahren Wechsel vom Kart zur Enduro

Mit zwölf Jahren stieg der ebenfalls für den MSC Werl fahrende Risse aus dem Kart – hier fuhr er u. a. auch gegen den langjährigen DTM-Fahrer Mike Rockenfeller – und wechselte auf Enduro-Maschinen. Auch hier zeigt sich schnell sein Talent. Risse wurde 2012 Deutscher Enduro-Vizemeister, belegte bei der Europameisterschaft Platz vier mit der deutschen Auswahl und wurde auch Vize-Europameisterschaft mit der Nationalmannschaft. Von 2008 bis 2016 nahm er auch an Weltmeisterschaften in Neuseeland, Slowakei, Frankreich und Spanien teil, die als sogenannte Six Days ausgetragen wurden. Zudem absolvierte er 25 WM-Läufe in ganz Europa.

„Leider hat es nicht zum Profi gereicht. Vielleicht habe ich einfach Pech gehabt. Motorsport ist in Italien oder Spanien fast ein Volkssport mit zahllosen Zuschauern an der Strecke. In Deutschland gibt es dafür wenige Sponsoren und man gilt hier als Halbwilder. Wenn man keine finanziellen Möglichkeiten von zu Hause aus mitbringt, ist es unmöglich, in Deutschland Profi zu werden“, sagt Risse rückblickend. Er würde seine aktive Zeit als Halbprofitum bezeichnen.

So fuhr er beispielsweise mit seinem Vater in einem Camper zu einem WM-Lauf nach Spanien – inklusive Transport der Rennmaschinen. „Das waren 2500 Kilometer für einen Lauf. Ein Wochenende später ging es nach Portugal noch einmal weitere 1000 Kilometer und dann wieder nach Hause“, erinnert sich Risse.

Vor Ort wurde er dann von seinem Werksteam bei der Wartung und Vorbereitung unterstützt. Zwar ist er gelernter Werkzeugmacher und modifizierte immer wieder seine Rennräder und schraubte an ihnen herum, aber profitierte er doch so von der Unterstützung der Profiteams und bekam auch seine Motorräder gestellt.

Dreiwöchiger Trip für zwei Rennläufe

Einen dreiwöchigen Trip für zwei Rennläufe auf der iberischen Halbinsel – „das machen normale Arbeitgeber nicht mit“, sagt Risse dankbar und um dieses Privileg wissend. Er hat auch durch sein spezielles Schichtmodell Glück, dass er viel trainieren konnte und seit 2011 als Feuerwehrmann für die Meisterschaften freigestellt wurde – also Sonderurlaub erhielt.

Leider hat es nicht zum Profi gereicht. Vielleicht habe ich einfach Pech gehabt. In Deutschland gibt es wenige Sponsoren und man gilt hier als Halbwilder. Wenn man keine finanziellen Möglichkeiten von zu Hause aus mitbringt, ist es unmöglich, in Deutschland Profi zu werden.

Mark Risse

2016 beendete er seine Karriere als Geländefahrer. „Irgendwann war es auch mal gut. Ich hatte keine Lust mehr, Motorrad zu fahren“, sagt Risse, der in der Zeit weitgehend von schweren Verletzungen bei den Crossrennen verschont blieb – zweimal die Hand und einmal den Fuß hat er sich dennoch gebrochen.

Mark Risse vor dem Start eines Enduro-Rennens.
Mark Risse vor dem Start eines Enduro-Rennens. © Risse

Denn um auf einem Top-Niveau Enduro-Rennen fahren zu können, so wie es Risse so lange gemacht hat, gehört das regelmäßige Training von bis zu viermal pro Woche auch im Winter bei niedrigen Temperaturen, Schnee oder Dauerregen. „Die 15 Jahre möchte ich aber nicht missen. Geblieben sind viele Freundschaften in ganz Europa und ich habe auch menschlich davon profitiert. Auch wenn ich das mit sehr viel Hingabe gemacht habe und dafür viel opfern musste“, zog Risse einen Schlusslicht – bis zu seinem Comeback im vergangenen Jahr.

Mark Risse im September 2020 mit seinem Kart nach einem erfolgreichen Rennwochenende in Wackersdorf. Eine Woche vorher siegte er bei seinem Comeback nach vier Jahren Pause auf der Enduro-Maschine bei einem neunstündigen Geländerennen in Rhena.
3Mark Risse im September 2020 mit seinem Kart nach einem erfolgreichen Rennwochenende in Wackersdorf. Eine Woche vorher siegte er bei seinem Comeback nach vier Jahren Pause auf der Enduro-Maschine bei einem neunstündigen Geländerennen in Rhena. © Freie Mitarbeiter

Aber zunächst entdeckte er seine alte Liebe zum Kartsport wieder. „Ich wollte dem Motorsport treu bleiben. Ich habe mir einen Kart gekauft, mittlerweile habe ich vier“, sagt der in Werl wohnende Rennsportler. Er fährt in der Gentlemen Kart Challenge 100 (GKC 100), in der Erwachsene gegeneinander antreten.

„Auch hier wird mit den Messern zwischen den Zähnen gefahren“, berichtet Risse von den Duellen unter den 25 bis 30 Fahrern in ihren 30 PS starken, 100 Kubikmeter großen und bis zu 130 km/h schnellen Flitzern. Risse ist eben ein klassischer Wettkampftyp, der ständig den sportlichen Vergleich sucht.

Und als in der Corona-Pandemie die Kartserie im ersten Lockdown unterbrochen wurde, kaufte er sich eine neue Enduro. „Kein Kart, kein Fußball – da wurde mir langweilig“, berichtet Risse. So wie er das Kartfahren nicht verlernt hat, so lag er auch bei den rasanten Gelände-Rennen auf zwei Rädern wieder vorne: „Wenn man das 15 Jahre gemacht hat, reicht die Grundschnelligkeit“, berichtet der Rennfahrer.

Kartfahren passt gut zum Hobby Fußball

Und über das Kartfahren: „Mein Ziel ist es, zu gewinnen, auch wenn es nicht selbstverständlich ist, wenn man das 30 Jahre nicht mehr gemacht hat“, sagt Risse. Und am Ende der vier Läufe der GKC 100 im vergangenen Jahr auf den Kart-Rennstrecken in Assen (Niederlande), Kerpen, Wittenborn und Wackersdorf, lag er in der Gesamtwertung vorne. Auch die drei Enduro-Rennen im Herbst im Rahmenprogramm der Deutschen Meisterschaft, beendete er siegreich.

Nun passt das Kartfahren auch besser zum Hobby Fußball. „Und ich mache das so lange, wie es mir Spaß macht“, sagt Risse – und sieht hier noch lange kein Ende. Acht Renntermine sind für dieses Jahr vorgesehen, da ist der zeitliche Aufwand überschaubarer als beim Motocross, da auch die Kartserie von Mai bis Oktober geht. Spätestens, so hofft Risse, findet in 2022 wieder eine Saison in der GKC 100 mit Läufen auch in Italien, Dänemark und England statt.

Im Fußballdress war Mark Risse (links) bis zum Lockdown Ende Oktober 2020 für den Bezirksligisten RW Westönnen im Einsatz – hier im Derby gegen SG Oestinghausen mit Lars Werthschulte.
Im Fußballdress war Mark Risse (links) bis zum Lockdown Ende Oktober 2020 für den Bezirksligisten RW Westönnen im Einsatz – hier im Derby gegen SG Oestinghausen mit Lars Werthschulte. © Frank Zöllner

Aber mit der heutigen Erfahrung hätte Risse einen anderen Weg eingeschlagen. „Ich habe von klein auf Fußball gespielt, aber es nicht so richtig verfolgt. Wenn ich es noch einmal machen könnte, würde ich nur Fußball spielen“, sagt der 35-Jährige. Denn dann hätte er mit seinem Ehrgeiz auch versucht, so weit und hoch wie möglich zu kommen als nur zum Spaß zu kicken. Er glaubt, dass er es mit früherer Förderung einige Ligen höher als Bezirksliga geschafft hätte, die er in den vergangenen zwei Jahren bei RW Westönnen spielte und davor beim SV Welver.

Größte Erfolge: Kreispokalsieger und Gewinner des „Masters“

„In Westönnen ist ein Umbruch geplant – und ich bin mit 35 Jahren mit Abstand der älteste Spieler“, begründet der Allrounder, der bei RWW als Verteidiger eingesetzt wurde, seinen Wechsel nach Büderich. „Mark ist ein Teamplayer und ein Sportbekloppter. Er hat sich hier sehr gut eingefügt und wir wünschen ihm alles Gute in Büderich“, sagt Matthias Gerke, Vorsitzender von RW Westönnen über Risse.

Dessen größter Erfolg war neben dem Kreispokalsieg der Gewinn bei den Warsteiner Masters im Winter 2020 mit Westönnen. „Ich mag Hallenfußball – und in der Endrunde habe ich vier oder fünf Tore geschossen“, sagt Risse. Nun will der Ur-Büdericher – wenn es wieder losgehen kann – bei BW Büderich zusammen mit Jugendfreunden wie Simon Koch oder dem Co-Trainer Fabian Hendriks und als Stürmer kicken. „Ich möchte noch ein, zwei Jahre spielen“, hofft Risse auf eine baldige Rückkehr auf den Platz – und auch auf den Circuit...

Erstes Kartrennen wurde verlegt

Der erste Lauf der diesjährigen Gentlemen Kart Challenge 100 für Kartfahrer, an der auch der Büdericher Mark Risse teilnehmen möchte, soll nun am Wochenende 26. und 27. Juni in Wackersdorf (Bayern) stattfinden. „Alles vorher wurde schon verschoben beziehungsweise abgesagt“, sagt der 35-Jährige. Eigentlich sollte der Auftakt – wie berichtet – am 15. Mai im tschechischen Cheb ausgetragen werden.

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