Kein NLZ: Trotzdem schafft ein Lippetaler mit seinem Team den Bundesliga-Klassenerhalt

Damit hat kaum ein Experte gerechnet: Die A-Jugend des SC Verl mit dem aus dem Lippetal stammenden Trainer Daniel Fröhlich hat den Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft.
Verl – Nach 15 Spielen in der Staffel West stand die Mannschaft mit dem Soester Stürmer Illia Poliakov knapp über dem Strich: 17 Punkte brachten den elften Platz; zwei Zähler weniger hatte der SC Preußen Münster auf dem ersten Abstiegsplatz.
„Das war ein hartes Stück Arbeit“, sagt Fröhlich, der nach dem Aufstieg aus der Westfalenliga ungezählte Stunden für Mannschaft und Verein investierte. „Wir sind gut gestartet, hatten nach den ersten elf Spielen schon einen gewissen Vorsprung“, denkt er an die Partien im Jahr 2022 zurück. „Am Ende hatten wir nur noch Teams von unten, sind aber in das Jahr 2023 nicht so gut gestartet“, geriet der Klassenerhalt am Enden doch noch in Gefahr. „Der eine oder andere“ in Mannschaft und Umfeld habe da schon von Platz vier oder fünf geträumt, „ich habe immer gewarnt.“ Entscheidend war das vorletzte Spiel gegen Preußen Münster. „Da sind wir wie so oft in dieser Saison in Rückstand geraten. Aber die Mannschaft hat nie aufgegeben“, kommt Fröhlich auf die große Stärke seiner A-Jugend zu sprechen. So gelang in Münster noch der Ausgleich, wurde der Zwei-Punkte-Vorsprung gehalten. Da am letzten Spieltag die Preußen klar in Paderborn verloren, blieb Verl trotz der 0:1-Niederlage gegen den MSV Duisburg in der Bundesliga.
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Während die Mentalität das große Plus gewesen sei, sei ein kleiner und in der Breite nicht so stark besetzter Kader das Minus gewesen. „Am Ende der Saison gingen wir auf dem Zahnfleisch. Einer der US-Amerikaner, der Leistungsträger war, hatte sich einen Kreuzbandriss zugezogen.“ So konnte Fröhlich im Gegensatz zur Konkurrenz nicht gleichwertig von der Bank nachlegen.
Dabei spricht der Trainer insgesamt von „ungleichen Voraussetzungen“. Denn die Gegner verfügten fast alle über Nachwuchs-Leistungszentren. Allein von daher habe kaum einer seiner Mannschaft den Klassenerhalt zugetraut. Umso größer bewertet der Lippetaler den Erfolg: „Wir sind die einzige Mannschaft ohne NLZ in Deutschland, die den Klassenerhalt geschafft hat. Die Saison war etwas komplett anderes als in der Westfalenliga und sehr anstrengend“, sagt Fröhlich, der Sprung für die Ostwestfalen sei riesig gewesen: „Das ist organisatorisch etwas ganz anderes drumherum, mit ärztlichen Untersuchungen und anderen Sachen.“
„Wir haben im ersten Jahr gesehen, was man für eine Qualität haben muss“, erklärt Daniel Fröhlich und schaut gleich nach vorne. Der nächste Kader müsse größer und in der Breite besser besetzt sein. „Aber bei uns verdienen die Spieler kein Geld“, sieht er einen großen Unterschied zur Konkurrenz. „In den Nachwuchsleistungszentren haben die Spieler alle einen Vertrag. Wir müssen auf die Mentalität schauen und wer zu uns passt. Da achten wir extrem drauf“, so der Noch-40-Jährige, der demnächst Geburtstag hat. „Abends ist mein E-Mail-Postfach voll mit Nachrichten von Spielern, die sich bei uns anbieten. Manche wissen dabei noch nicht einmal, wo Verl liegt und in welcher Liga wir spielen“, wundert er sich. Aber sie wollten wissen, was es zu verdienen gibt.
Im Team auch ein Soester dabei - ein Flüchtling aus der Ukraine
Fröhlich hatte auch einen Soester im Team. Allerdings fast nur bei den Spielen. Denn der Ukrainer Illia Poliakov habe am Ende nur noch in der ersten Mannschaft mittrainiert – aber natürlich dennoch Anteil am Klassenerhalt der A-Jugend gehabt. Der Kriegsflüchtling habe eine Zeit lang bei SVW-Spieler Vladi Kosharnyi gewohnt, sei inzwischen nach Lippstadt gezogen.
Beim SC Verl sei letztlich jeder zufrieden gewesen mit dem Verlauf der Saison. So ist es keine Frage, dass Daniel Fröhlich weiter die A-Jugend trainieren wird. Im Moment läuft die Sonderspielrunde im Anschluss an die Meisterschaft, da gab es am ersten Spieltag eine 1:5-Niederlage gegen Hannover 96, „die zu hoch ausgefallen ist“, so der Trainer. Der Verein und er hätten viel gelernt in der ersten Bundesliga-Saison, hätten so manche Überraschung erlebt. Nur vier Spieler aus dem alten Kader bleiben, der Rest ist zu alt. „Die Mannschaft war auf den Alt-Jahrgang ausgelegt“, erklärt Fröhlich.
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