„Wichtiger sind für die Arbeit in der Ethikkommission wohl weniger sportliche Aktivitäten oder Erfolge, sondern vielmehr die beruflichen Erfahrungen in unterschiedlichen öffentlichen und privaten Sektoren wie aber auch meine Tätigkeit als Wirtschaftsmediator in Konfliktsituationen“, erklärt Janning. Das Miteinander in einem so großen Verband wie dem DFB sei ohne die Einhaltung von Regeln für das Zusammenwirken nicht denkbar. Er sieht die Ethikkommission – wie das Sportgericht - als verbandsinternes Instrument, das für die Einhaltung derartiger Regeln sorgt.
Hermann Janning ist Jurist und Betriebswirt (VWA) und seit 2013 als selbstständiger Unternehmensberater und Wirtschaftsmediator tätig. Er sitzt zudem als Mitglied in verschiedenen Aufsichtsräten von privaten und öffentlichen Unternehmen.
Janning war von 1990 bis 1998 Oberkreisdirektor in Soest (davor I. Beigeordneter in Emsdetten und Stadtdirektor in Georgsmarienhütte). Er wohnt seit 1990 und bis heute in Soest. Von 1998 bis 2013 war Janning als Geschäftsführer bzw. Vorstandsvorsitzender in mehreren Unternehmen (u.a. Wuppertaler Stadtwerke AG, Duisburger Stadtwerke AG) tätig.
Die aus fünf Mitgliedern bestehende Ethikkommission ist nach der Satzung des DFB dazu berufen, im Falle von möglichen Verstößen gegen Gesetze, die Satzung und Ordnungen des DFB – hier insbesondere bei Verstößen gegen den Ethik-Kodex oder Compliance-Regularien – tätig zu werden. Sie kann dazu Untersuchungen führen, Anhörungen vornehmen und das Ergebnis ihrer Bewertung dann dem Sportgericht zur Entscheidung vorlegen. So beschreibt der Soester die Kommission und vergleicht sie „annähernd“ mit der ermittelnden Tätigkeit einer Staatsanwaltschaft im Vorfeld einer gerichtlichen Entscheidung.
„Die Ethikkommission kann dazu auf Antrag tätig werden, aber auch in eigener Initiative Verfahren aufgreifen. Ausgenommen von der Befassung ist der engere Spielbetrieb, also Verstöße während oder im direkten Zusammenhang mit dem Spielbetrieb“, führt er aus. Die Empfehlungen bzw. Anträge der Ethikkommission würden im Regelfall in einem nachfolgenden Verfahren vor dem Sportgericht verhandelt und entschieden.
Mitte vergangenen Jahres war Hermann Janning angesprochen worden, ob er in der Ethik-Kommission arbeiten würde. „Die suchten Leute mit juristischem Hintergrund. Noch wichtiger: Ich bin als Wirtschaftsmediator im Konflikt-Management tätig“, erklärte der Soester, „ein Mitglied der Kommission kannte meinen Namen. Ich war mehr als überrascht, als ich gefragt worden bin.“ Bei der DFB-Bundesversammlung war er vor Ort und wurde gewählt – wie seine Kollegen fast einstimmig. „Das war alles vom Präsidium vorbereitet“, führte er aus. Drei Jahre wird er erst einmal in diesem Amt tätig sein. „Eine sportliche Funktion spielt dabei keine Rolle“, betont er dabei noch einmal die Unabhängigkeit bei dieser Aufgabe.
Für Hermann Janning als Neuling beim DFB zählt der Blick nach vorne. Mit den kleinen und großen Skandalen, die den Verband in den vergangenen Jahren begleitet haben, will er sich gar nicht beschäftigen: „Ich will mich zur Vergangenheit nicht äußern.“ Wichtiger für ihn ist, dass der DFB-Bundestag als oberstes Organ des DFB mit seiner Vollversammlung vom 14. März „einen Neuanfang markiert hat. Die Ethikkommission als unabhängige und nicht weisungsgebundene Einrichtung des DFB wird daher in Zukunft diesen Neuanfang unterstützen und sehr sorgfältig die Einhaltung des Ethik-Kodex im DFB und seinen Einrichtungen begleiten.“
Eine öffentliche wertende Äußerung zu Einzelfällen oder konkreten Personen würde im Übrigen gegen die Unabhängigkeit und die Neutralitätspflicht als Mitglied der Ethikkommission verstoßen. Der Soester geht davon aus, dass sich der zeitliche Aufwand für das Ehrenamt in Grenzen hält. Da die tatsächliche Befassung mit entsprechenden Verfahren immer nur in konkreten Einzelfällen erfolge, sei keine festgeschriebene Sitzungsfolge vereinbart. „Aus der Erfahrung der bisherigen Arbeit kann man wohl davon ausgehen, dass mindestens sechs bis acht Sitzungen jährlich notwendig sein werden“, sagt er.
Dass sich Ethik und (Profi-)Sport, der ja letztlich ein großes Geschäft geworden ist, vereinbaren lassen, davon ist Hermann Janning fest überzeugt. Er weiß, dass der DFB mit seinen rund sieben Millionen Mitgliedern der größte nationale Sport-Fachverband der Welt ist und es im Profi-Bereich der DFL (Deutsche Fußball-Liga) und den rund 25000 Vereinen des Amateur-Fußballs in den Regional- und Landesverbänden, also dem Nebeneinander von Berufs- und Amateursport, eigenständige und unterschiedliche Interessenlagen gibt.
„Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass nur ein konstruktives Zusammenwirken von Profi- und Amateurfußball letztlich den Interessen beider Bereiche dient“, sagt der frühere Oberkreisdirektor.