Jetzt will er also auch bei der Deutschen Meisterschaft des Deutschen Bodybuilding- und Fitness-Verbandes (BDFV) in Wiesloch (Baden-Württemberg) mit seinen besonders harten Muskeln auftrumpfen. „Es geht darum, auf der Bühne top auszusehen, trainiert auszusehen. Jede Pose, jeder Muskel zählt“, erklärt Richardt. Aber was heißt das überhaupt, „harte Muskeln“? Die Härte ist tatsächlich zu sehen: „Man sieht die Details, Adern treten nicht nur hervor.“ Die Muskelfasern zeichnen sich ab an Gesäß oder Schulter, sind wie Streifen durch die Haut zu sehen. „Man ist gestreift“, sagt Richardt kurz. Und für dieses Muster muss man hart und viel arbeiten.
Angefangen hat alles im Jahr 2015. Da eröffnete ein neues Fitness-Studio in Soest. „Meine Freunde haben mich überredet, mitzugehen.“ Seine Freunde hörten irgendwann auf. „Ich bin geblieben.“ Dass man ins Fitness-Studio geht, heißt noch lange nicht, dass man irgendwann einen Körper wie ein Bodybuilder hat. Bis man so aussieht wie der Soester, bis dahin vergeht eine Menge Zeit und es vergehen eine Menge Stunden Training. Entscheidend sei die Disziplin. „Man muss immer am Ball bleiben, regelmäßig trainieren – und vor allem die Ernährung ist wichtig.“ Fünfmal in der Woche ist er im Fitness-Studio. Beim Essen hält er sich an strikte Pläne. Beispielsweise hat er von Januar bis Mai dank der richtigen Ernährung zehn Kilogramm an Gewicht abgenommen, wiegt nun nur noch 88 Kilo.
Illegale Hilfsmittel sind übrigens nicht erlaubt: „Doping ist komplett verboten. Man wird stichprobenweise getestet“, berichtet Richardt, ihm sei aber auch noch nie etwas angeboten worden.
Er ist das beste Beispiel, dass es auch auf normalem Weg mit Disziplin, Trainingsfleiß und richtiger Ernährung geht. Aber bei allem Eifer gibt es auch besonders schwere Wochen, beispielsweise die „Peak Week“. Das ist die Woche vor einem Wettkampf. „Das ist die schwierigste Woche, da werden Kohlenhydrate für drei bis vier Tage komplett aus dem Ernährungsplan raus genommen, man muss viel trinken.“
Der Körper müssen entwässert werden, um dann an den letzten beiden Tagen vor dem Wettkampf die Menge der Kohlenhydrate wieder zu erhöhen. „Die Glykagenspeicher sind entladen und werden dann wieder gefüllt. Die Muskeln füllen sich mit Kohlenhydraten, dadurch ist das Erscheinungsbild besser.“ Geholfen hat dabei „Team Hagen“ mit einem besonderen Fitness-Studio. Dort gibt es einen extra Raum, wo entsprechende Posen geübt werden – und auch Tipps für die Ernährung gibt es, um die Kalorien zu reduzieren. Es steckt also ein ausgeklügelter Plan dahinter, um bei Meisterschaften besonders gut auszusehen.
Bevor er bei Wettkämpfen startete – sein erster Sieg war übrigens 2019 beim „Diamant“-Wettkampf in Luxemburg, wo er im Newcomer-Wettbewerb gewann –, hatte Richardt die gar nicht auf dem Schirm. Er formte seinen Körper für sich.
Der Zufall half ihm ein wenig auf die Sprünge. „Ich bin irgendwann mal angesprochen worden, ob ich nicht einen Wettkampf machen möchte, und ich hab zugesagt“, berichtet Richardt. Seitdem ist er dabei. Er musste ein bisschen zu seinem Glück gezwungen werden – und jetzt steht er mit den besten Bodybuildern Deutschlands auf der Bühne.
Dort gilt es, sich zu präsentieren: „Man hat sieben Pflichtposen – und am Ende hat man eine Posing-Kür. Man kann sich eine Minute lang zeigen“, erklärt Richardt. Die Kampfrichter schauen auf das Erscheinungsbild, Proportionen und eben die Muskelhärte.
Und apropos Erscheinungsbild: Vor dem Wettkampf werden alle mit Farbe eingeschmiert – die braune Farbe, die so obligatorisch zum Erscheinungsbild der Bodybuilder gehört, ist kein Produkt der Sonnenbank.
Wie gut Artjom Richardt in Wiesloch an diesem Wochenende auftritt, und ob ein anderer noch härtere Muskeln hat als der Soester – das wird sich zeigen. Für ihn ist es einfach schön, sich mit Gleichgesinnten zu messen – und natürlich soll sich der Aufwand lohnen. Doch bei aller Muskelhärte bleibt der Soester da ganz entspannt.