Die wenigen Zuschauer, die den Weg ins Jahnstadion gefunden hatten, zeigten sich beeindruckt vom Geschehen auf dem Kunstrasen. Zum einen vom technischen Vermögen der blinden und sehbehinderten Sportler. Zum anderen auch vom Einsatz, mit dem gespielt wurde. Zweikämpfe an der Bande waren an der Tagesordnung, die Körperlichkeit kam nicht zu kurz, teilweise ging es durchaus heftig zur Sache.
Möglich gemacht hatten das Gastspiel der sieben Mannschaften in Soest die Heinz-Kettler-Stiftung aus Ense und der BV Borussia Dortmund. „Wir haben das zusammen organisiert“, sagte Andreas Sand aus dem Vorstand der Stiftung, „haben uns beim Deutschen Behindertensport-Verband für einen Spieltag beworben, wir haben hier mit der LWL-Blindenschule einen guten Ansatz, waren schon 2013 hier.“ Für alle Nicht-Sehbehinderten sei es interessant zu sehen, dass man auch ohne Augenlicht den Ball wie erwähnt über das Feld führen und ins Tor schießen kann. Während sogar ein Team aus Wien in der deutschen Bundesliga mitspielt, „ist es aus meiner Sicht unverständlich, dass Vereine wie Bayern München und Augsburg kein Team haben“, sagte Sand zur geringen Verbreitung von Blinden-Mannschaften bei „normalen“ Bundesligisten.
Die Stadt Soest mit Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer und Thomas Nübel, Leiter Abteilung Bildung und Sport, half natürlich gerne mit, als Ende 2021 die Anfrage kam. „Wir haben hier gute Bedingungen und der sportbegeisterte Bürgermeister ist für so etwas immer zu haben“, erklärte Nübel, der sich auch über die Unterstützung durch den SV Westfalia Soest freute – ebenso wie über flotte Spiele. „Wir haben ja einen Inklusionsplan für die Stadt Soest, haben Interesse daran, zu zeigen, dass Sport hier auch inklusiv betrieben werden kann“ – und verwies auf eine Gruppe im Soester TV.
Tobias Willmroth, 2. Vorsitzender der Abteilung Integrationssport im BVB, verdeutlichte den hohen Aufwand, der getrieben wird. Drei Trainer hat die Mannschaft, dazu kommen Physiotherapeut und Betreuer sowie ein „Rufer“, der den Spielern verbal bei der Orientierung auf dem Platz hilft. „Wir sind ein Teil des e. V., haben ein festes Jahresbudget, bekommen organisatorische Hilfe vom BVB. Wir stehen viel besser da als im alten Verein“, sagte er zur Aufnahme in die Borussia im Jahr 2017 und dankte Dr. Reinhard Rauball, dass das möglich war. Es würde der Liga guttun, wenn mehr größere Vereine auch Mannschaften stellen würden, mehr Spiele möglich wären: „Wir sind bisher nur an fünf Wochenenden im Einsatz.“
Willmroth war zum ersten Mal in Soest, zeigte sich mit den Gegebenheiten sehr zufrieden. „Das ist ein sehr schöner Platz hier.“ Allerdings hätte er sich – wie alle Beteiligten – mehr Zuschauer gewünscht. „In Dortmund haben wir als Rekord 500 Zuschauer.“
Wir haben tolle Spiele mit herausragender Körperbeherrschung gesehen.
Nur positive Worte gab es zum Spielwochenende der Blindenfußball-Bundesliga in Soest. „Wir haben tolle Spiele mit herausragender Körperbeherrschung gesehen“, strahlte Soests Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer mit der Sonne um die Wette. „Wir freuen uns, wenn die Liga noch einmal nach Soest kommt.“
Dies scheint durchaus möglich, wie Thomas Nübel als Leiter der Abteilung Bildung und Sport im Rathaus nach einem Gespräch mit Andreas Sand von der Heinz-Kettler-Stiftung erklärte. „Dann außerhalb der Ferien, dann können auch die Blindenschüler aus Soest kommen.“
Sand war ebenso zufrieden wie Inge Dittmer vom Behinderten-Verband, dort zuständig für die Bundesliga. „Soest ist sehr idyllisch, ein absolutes Lob für die Veranstaltung hier.“
„Das war ein tolles Turnier, die Organisation war super“, stellte Nübel fest, der auch dem Team vom SV Westfalia Soest für das Catering dankte. „Der Besuch am Sonntag war okay. Hertha BSC Berlin kam am Samstagabend, da haben wir möglich gemacht, dass sie zusammen mit dem FC St. Pauli noch trainieren können“, ergänzte er. Alle Gäste seien hochzufrieden gewesen. Die Berliner übernachteten im Hotel Susato gleich um die Ecke, die Kiez-Kicker aus Hamburg in der Jugendherberge direkt im Jahnstadion. Der FC St. Pauli zeigte die besten Leistungen, gewann zum Abschluss klar mit 4:0 gegen Borussia Dortmund.