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[Update] „Der Leidtragende“ muss gehen: SC Sönnern reagiert auf sportliche Misere

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Von: Matthias Kleineidam

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Nicht mehr Coach des abstiegsbedrohten SC Sönnern: Achim Hering. Foto: Kleineidam
Nicht mehr Coach des abstiegsbedrohten SC Sönnern: Achim Hering. © Kleineidam

Am Tag nach dem mageren 2:2 im Kellerduell mit SW Hultrop hat der SC Sönnern auf die sportliche Misere reagiert und Trainer Achim Hering freigestellt. Wer der Nachfolger beim Viertletzten der Fußball-Bezirksliga 7 wird, steht noch nicht fest. Eventuell wird es eine interne Lösung geben.

Sönnern – Die Entscheidung, sich von Hering zu trennen, nachdem es zuletzt immer Rückendeckung für den Mann an der Seitenlinie gegeben hatte, fiel dem 1. Vorsitzenden schwer. „Ich habe ein konstruktives Gespräch mit Achim geführt. Es war schon sehr emotional“, sagt Tobias Raschke und betont: „Irgendwo muss ein Zeichen gesetzt werden.“

Wie überall sei der Trainer „der Leidtragende. Er hat nur die Mittel, die wir ihm zur Verfügung stellen. Wir glauben nicht, dass es nur an Achim lag. Aber wir müssen was machen. Wir sehen es als letzte Lösung an.“ Auch den Vereinschef belaste die Negativserie von zwölf Spielen ohne Sieg. „Ich stehe seit Wochen unter Strom“, sagt Raschke.

Erst am Freitag hatte Gegner SW Hultrop Trainer Alex Pahl entlassen.

Auch wenn sich die Wege nach fast drei Jahren trennen – eins ist Raschke wichtig: „Achim verabschiedet sich noch in Ruhe von der Mannschaft. Wir machen das alles vernünftig und so sauber, wie es geht. Es ist natürlich immer Enttäuschung dabei.“

Trennung war ohnehin geplant

Hering hatte am Montagmittag schon mit „ein paar Jungs“ telefoniert. Er kann die Entscheidung des Vorsitzenden nachvollziehen. „Es ist alles richtig aus meiner Sicht. Der SC Sönnern ist wichtiger als ich“, sagt der 50-Jährige. Und: „Tobi tut das mehr weh als mir. Er macht es sich nicht leicht.“

Irgendwo muss ein Zeichen gesetzt werden.

Tobias Raschke

Im Sommer wäre die Zusammenarbeit ohnehin beendet worden. „Ich habe schon vor Wochen gesagt, dass ich aufhöre“, berichtet Hering von den internen Gesprächen. Ausschlaggebend seien familiäre Gründe. „Die Familie hat oft hinten angestanden. Das wird jetzt anders werden.“

Vielleicht lasse der Druck auf die Jungs durch die vorzeitige Trennung „ein bisschen“ nach, hofft Hering. „Das weißt du erst, wenn du es versucht hast. Dadurch, dass ich eh aufhören wollte, finde ich es nachvollziehbar. Irgendwas muss anders gemacht werden. Ich kann gut damit leben, wenn Sönnern am Ende in der Liga bleibt.“

Irgendwas muss anders gemacht werden.

Achim Hering

Beim SCS stehen nun die Beratungen über einen Nachfolger für Hering an. „Wir haben noch keinen, müssen erst mal die Köpfe zusammenstecken. Vielleicht wird es eine interne Lösung werden“, sagt Raschke. Die naheliegendste wäre, dass Frank Vollenberg, der spielende Co-Trainer, übernimmt. Doch darauf würde der Vorsitzende lieber verzichten. „Auch er muss sich auf das Wesentliche konzentrieren. Es bringt ja nichts, wenn wir ihm noch mehr aufbürden“, sagt Raschke über Vollenberg.

Hering weiß schon etwas mehr. „Die Lösung, die Tobi anstrebt, finde ich gut. Vielleicht bringt es was“, sagt der bisherige Coach.

Drei wichtige Spiele innerhalb von acht Tagen

Aus Sicht des Verantwortlichen wäre es gut, wenn der Verein schon bis Donnerstag (14. April) einen (Interims-)Coach findet. Schließlich hat Sönnern drei wichtige Spiele innerhalb von acht Tagen vor der Brust. Am Gründonnerstag (20.15 Uhr) gastiert das Team beim Tabellenachten Germania Lohauserholz. Dort hat der SCS zuletzt immer schlecht ausgesehen. Am Ostermontag (15 Uhr) gegen das abgeschlagene Schlusslicht BW Sünninghausen und am Donnerstag, 21. April (19 Uhr), gegen den Vorletzten Hammer SpVg II müssen aber Siege her. Das sieht auch Raschke so.

Für ihn war das Remis gegen Hultrop trotz aller Enttäuschung und mit etwas Abstand ein Punktgewinn. „Man hat nur eine Mannschaft gesehen, die richtig Biss hatte. Und das war Hultrop.“ Immerhin – und das ist das Positive – kassierte Sönnern nach sieben Pleiten in Serie in den jüngsten fünf Partien nur zwei Niederlagen und holte gegen Hultrop wie schon in Drensteinfurt zweimal einen Rückstand auf. „Die Moral passt in der Truppe. Das muss man sagen. Wir als Verein achten schon darauf, dass der Charakter der Mannschaft stimmt.“ Das bestätigt Hering: „Mentalität und Moral – das ist alles da bei den Jungs.“

Die Moral passt in der Truppe.

Tobias Raschke

Geld fließt kaum beim SCS. „Wir machen das nicht. Wir haben es mal gemacht und haben oft Probleme damit gehabt“, sagt Raschke. Beim SCS gebe es nur wenig zu verdienen. „Aufwandsentschädigung kann man es schon gar nicht mehr nennen. Bei den Spritpreisen tun die Jungs eigentlich was dabei.“

Ein großes Problem laut dem Vorsitzenden: „Die Verletzungen mehren sich.“ Ein gutes Beispiel sei Lukas Lohmann – ein ganz wichtiger Spieler, der sich durch die Saison schleppe, sagt Raschke. Den Spielern macht er keinen großen Vorwurf. „Es ist einfach nicht viel mehr drin aktuell. Ganz realistisch ist der SC Sönnern eine gute A-Kreisliga-Mannschaft, aber keine Bezirksliga-Mannschaft, die irgendwo oberhalb des mittleren Striches steht. Dessen sind wir uns bewusst. Wir haben Spieler dabei, die wir teilweise aus der B-Kreisliga geholt haben. Sie sind zufrieden, dass sie überhaupt in der Bezirksliga spielen. Das ist für viele das höchste der Gefühle.“

Abstieg käme doppelt ungünstig

Von daher wäre ein Abstieg vier Jahre nach dem Aufstieg auch kein Drama. „Das Drama wäre eigentlich nur, dass es im Jubiläumsjahr passieren würde“, sagt der Vorsitzende. Der SCS ist 1947 gegründet worden, wird also 75 Jahre alt.

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