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Influencerin aus der Ukraine: „Mein Foto wurde für Lügen missbraucht“

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Von: Marvin Ziegele

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Ukrainische Rettungskräfte und Freiwillige tragen eine verletzte schwangere Frau aus einer Entbindungsklinik, die durch Beschuss in Mariupol, Ukraine, beschädigt wurde.
Ukrainische Rettungskräfte und Freiwillige tragen eine verletzte schwangere Frau aus einer Entbindungsklinik, die durch Beschuss in Mariupol, Ukraine, beschädigt wurde. © Evgeniy Maloletka/dpa

Eine junge Frau bringt in Mariupol ihr Kind zur Welt. Kurz davor wird das Krankenhaus bombardiert. 

Kiew – Marianna Vyshemirsky wird inmitten des Ukraine-Konflikts Mutter. Das Bild, in dem die junge Frau aus einer durch Russland bombardierte Enbindungsklinik flüchtet, ist eines der bekanntesten Bilder des Ukraine-Kriegs geworden (siehe Tweet). Doch das Foto wurde gegen die junge Mutter verwendet, wie sie im Gespräch mit der BBC berichtet.

Vor dem Krieg arbeitete Marianna Vyshemirsky als Beauty-Influencerin. Sie warb in einschlägigen sozialen Medien für Schönheitsprodukte, ihr Mann Yuri arbeitete im Stahlwerk von Asowstal, das ebenfalls einer der zentralen Schauplätze des Ukraine-Konflikts werden sollte. „Wir hatten ein ruhiges und einfaches Leben“, sagte sie gegenüber der BBC, „und dann wurde natürlich alles auf den Kopf gestellt.“

Ukraine-News: Bild von schwangerer Frau geht um die Welt

Es sei eine schwierige Zeit, ihre Tochter in einem Kriegsgebiet in der Ukraine auf die Welt zu bringen, insbesondere, wenn man sich zusätzlich zu der Gefahr für das eigene Leben auch in einer Informationsschlacht befinde. Als sie zur Entbindung ins Krankenhaus gebracht wurde, wurde Mariupol bereits beschossen. Sie berichtete, dass am 09. Mai eine schwere Explosion das Krankenhaus erschütterte. „Man hörte alles herumfliegen, Schrapnelle und so“, sagte sie. „Das Geräusch hallte noch sehr lange in meinen Ohren.“

Die Frauen suchten mit anderen Zivilisten im Keller Schutz. Frau Vyshemirsky erlitt eine Schnittwunde an der Stirn und Glassplitter steckten in ihrer Haut, aber ein Arzt sagte ihr, sie müsse nicht genäht werden. Was sie jedoch brauchte, so erklärt sie, war, ihr Hab und Gut aus den Trümmern des Krankenhauses zu holen. Sie bat einen Polizeibeamten, ihr wieder ins Haus zu helfen. So entstand das Bild, die junge Frau, eingewickelt in eine Bettdecke und einer blutigen Stirn.

Ukraine-News: „Ich erhielt Drohungen, dass man mich töten würde“

Auf einem Russlandfreundlichen Telegram-Kanal tauchten dann falsche Behauptungen auf, die Bilder seien „inszeniert“. Vyshemirskys Schönheitsblog wurde benutzt, um zu suggerieren, sie sei eine „Schauspielerin“, die mit Make-up Verletzungen vorgetäuscht habe. Diese Behauptungen wurden von hochrangigen russischen Beamten und staatlichen Medien wiederholt und verstärkt.

Da Marianna Vyshemirsky zu diesem Zeitpunkt keinen Zugang zum Internet hatte, so die BBC, sah sie die Fotos erst Tage später. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie auf Instagram mit anklagenden und drohenden Nachrichten überschwemmt. Sie fand sowohl das Trolling als auch die falschen Anschuldigungen schockierend. „Ich erhielt Drohungen, dass man mich finden würde, dass man mich töten würde, dass man mein Kind in Stücke schneiden würde“, sagte sie.

Influencerin aus der Ukraine kritisiert Presse: „Keine anderen schwangeren Frauen interviewt“

„Es war wirklich beleidigend, das zu hören, weil ich das alles miterlebt habe“, sagt sie. Sie verzichtet jedoch darauf, die russischen Beamten, die die falschen Informationen über sie verbreitet haben, direkt zu kritisieren. Stattdessen kritisierte sie die Associated Press, von der das Foto stammt. „Ich war beleidigt, dass die Journalisten, die meine Fotos in den sozialen Medien veröffentlicht hatten, keine anderen schwangeren Frauen interviewt hatten, die bestätigen konnten, dass dieser Angriff wirklich stattgefunden hatte.“ (marv)

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