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Leopard und Abrams auf dem Weg: Kommen die Panzer für Ukraine zu spät?

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Von: Lucas Maier

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Die Entscheidung ist gefallen: Der Westen liefert Kampfpanzer an die Ukraine. Doch kommen Leopard und Abrams noch rechtzeitig in der Ukraine an?

Altengrabow – Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist erst seit knapp einer Woche im Amt. Zeit zum Eingewöhnen dürfte er bisher nicht gehabt haben, denn er steht vor großen Aufgaben. Der Entscheidung, der Ukraine insgesamt 14 Leopard-2-Panzer für den Krieg gegen Russland zu liefern, müssen nun Taten folgen. Wochenlang hatten die Verbündeten gestritten. Doch Kritik an zu langwierigen Entscheidungsprozessen wies Pistorius am Mittwoch (26. Januar) bei einem Truppenbesuch in Altengrabow zurück. „Wir haben nicht gezögert, wir haben verhandelt.“

Panzer für die Ukraine: Kommen Leopard und Abrams zu spät?

Die Streitkräfte der Ukraine sollen in die Lage versetzt werden, „erfolgreich gegen die russischen Truppen zu kämpfen“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius laut der Nachrichtenagentur AFP. Die erste Leopard-Kompanie soll bis „Ende März, Anfang April“ in der Ukraine ankommen, zitiert die Deutsche Presse-Agentur (dpa) den SPD-Mann.

Zunächst sollen 14 Leopard-Panzer aus Bundeswehrbeständen an die Armee der Ukraine geliefert werden. Insgesamt soll Kiew im weiteren Verlauf zwischen 80 und 90 Panzer erhalten. Diese werden in Zusammenarbeit mit Partnerländern bereitgestellt, wie die AFP berichtet. Auch US-Präsident Joe Biden hatte die Lieferung von 31 M1-Abrams-Kampfpanzern zugesagt. Dabei handelt es sich um das amerikanische Pendant zum Leopard-2.

Westen mit neuer Linie im Ukraine-Krieg: „Er verfolgt jetzt das Ziel, dass die Ukraine gewinnen muss“

Dass Deutschland durch die Lieferung zur Kriegspartei wird, glauben Experten nicht. Doch mit der Entscheidung, Kampfpanzer wie den Leopard oder den M1 Abrams bereitzustellen, hat der Westen nach Auffassung des Konfliktforschers Hein Goemans seine Linie grundlegend verändert. „Der Westen verfolgt nicht länger die Linie, dass die Ukraine nicht verlieren darf. Er verfolgt jetzt das Ziel, dass die Ukraine gewinnen muss“, so die Einschätzung des renommierten Forschers.

Abrams aus den USA: Lieferung könnte über ein Jahr dauern

Aber kommt diese Kursänderung zu spät? Bereits bevor die Entscheidungen in Berlin und Washington gefallen sind, stand fest, dass Kampfpanzerlieferungen nicht von heute auf morgen realisierbar sein werden. Alleine die Ausbildung an dem neuen Kampfgerät nimmt zwischen drei und sechs Wochen in Anspruch, wie der Militärexperte Andy Milburn zuletzt zu verstehen gab.

Ukraine-Krieg: Kommen Abrams und Leopard zu spät?
Ukraine-Krieg: Kommen Abrams und Leopard zu spät? (Archivbild) © U.S. Army/dpa

Bis die Abrams-Panzer die Ukraine erreichen, könnten „Monate“ vergehen. In einem Bericht der New York Times wird sogar davon ausgegangen, dass die Lieferung erst in über einem Jahr erfolgen könnte. Die deutsche Lieferung ist hier schneller.

Experten zu Panzer-Lieferungen: Ein weiterer Vorteil macht es der Ukraine einfacher

Die Leopard-Panzer kommen „rechtzeitig“ vor einer befürchteten russischen Frühjahrsoffensive in der Ukraine an, davon ist Pistorius überzeugt. „Ich habe keine Hinweise darauf, dass sie zu spät kommen werden.“

Die Expertinnen und Experten des Institute for the Study of War (ISW) sehen in den Zusagen noch einen weiteren Vorteil für die Ukraine. Der Einschätzung zufolge könnten die Streitkräfte bereits jetzt mit den Lieferungen planen. Auch wenn die Kampfpanzer noch nicht in der Ukraine angekommen sind, bestände so die Möglichkeit, Panzer-Verluste in der Planung von möglichen Gegenoffensiven, anders einzuplanen. (Lucas Maier)

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