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Putin ordnet Teilmobilmachung an und droht dem Westen – „Ich bluffe nicht“

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Am Mittwoch will Russland im Ukraine-Krieg mit einer Teilmobilisierung der Armee beginnen. Das teilte Wladimir Putin in einer Fernsehansprache mit.

Moskau – Rund sieben Monate nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs und kurz nach der Ankündigung mehrerer Annexions-Referenden hat Russland eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet. Er habe diese Entscheidung nach einem Vorschlag des Verteidigungsministeriums getroffen und das Dekret unterschrieben, sagte Kremlchef Wladimir Putin in einer aufgezeichneten Fernsehansprache. Die Teilmobilisierung beginne noch an diesem Mittwoch (21. September).

Putin ordnet im Ukraine-Krieg Teilmobilmachung in Russland an – 300.000 Reservisten betroffen

In seiner Rede warf Putin insbesondere den USA mit Präsident Joe Biden vor, militärische Schritte auf russischen Boden zu planen. „Wenn die territoriale Integrität unseres Landes bedroht wird, werden wir zum Schutz Russlands und unseres Volkes unbedingt alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen. Das ist kein Bluff“, sagte Putin.

In diesem Standbild aus einem vom Pressedienst des russischen Präsidenten veröffentlichten Video wendet sich der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch, 21. September 2022, in Moskau, Russland, mit einer Rede an die Nation.
In diesem Standbild aus einem vom Pressedienst des russischen Präsidenten veröffentlichten Video wendet sich der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch, 21. September 2022, in Moskau, Russland, mit einer Rede an die Nation. © dpa/Russian Presidential Press Service/AP

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sollen 300.000 Reservisten mobilisiert werden. Er unterstütze den Vorschlag des Verteidigungsministeriums, Reservisten, die bereits gedient hätten und über „einschlägige Erfahrungen verfügen, zu mobilisieren“, sagte Putin. Insgesamt gebe es 25 Millionen Reservisten in Russland, erklärte Verteidigungsminister Sergej Schoigu im Staats-TV. Sein Land kämpfe „nicht so sehr gegen die Ukraine, sondern gegen den Westen“

Ukraine-Krieg: Putin droht dem Westen – „Wollen Russland zerstören“

Mit der Ankündigung ebnet Putin den Weg für eine weitere Eskalation im Ukraine-Krieg. In seiner Ansprache an die Nation warf Putin dem Westen vor, Russland „zerstören“ zu wollen. „In unserer historischen Tradition, im Schicksal unserer Volkes liegt es, diejenigen zu stoppen, die nach der Weltherrschaft streben, die unserem Mutterland, unserer Heimat mit Zerstückelung und Unterdrückung drohen“, sagte Putin. Die Atomwaffen Russlands waren im Zuge des Krieges in der Ukraine bereits früh in Kampfbereitschaft versetzt worden.

Zugleich warnte Putin vor einer „Erpressung“ Russlands mit Atomwaffen. „Diejenigen, die versuchen, uns mit Atomwaffen zu erpressen, sollten wissen, dass die Kompassrose sich in ihre Richtung drehen kann“, sagte Russlands Präsident.

Putin-Rede: Kreml kündigt Teilmobilmachung an – Ukraine reagiert mit Spott

Die Ukraine reagierte mit Spott auf die Ankündigung der Teilmobilisierung. „Läuft immer noch alles nach Plan oder doch nicht?“, erkundigte sich der externe Präsidentenberater Mychajlo Podoljak in einem Tweet. Der für „drei Tage“ geplante Krieg dauere bereits 210 Tage. Die Russen, die eine Vernichtung der Ukraine forderten, hätten nun unter anderem die Mobilmachung, geschlossene Grenzen, blockierte Konten und Gefängnisstrafen für Deserteure erhalten. „Das Leben hat einen wunderbaren Sinn für Humor“, schloss Podoljak.

Sein Kollege Olexij Arestowytsch sah den Schritt des Kreml als Folge hoher Verluste. „Es sind mehr als 100.000 an Getöteten und Verwundeten, eher knapp 150.000“, schrieb Arestowytsch. Dabei seien bereits jetzt die nächsten 150.000 mental abgeschrieben. „Wie gut es doch ist, Russe unter Putin zu sein“, schrieb er ironisch. Schoigu nannte am Mittwoch selbst eine Zahl zu den russischen Verlusten – allerdings eine wesentlich geringere.

Angesichts der Erfolge bei der ukrainischen Gegenoffensive hatten am Vortag die von Moskau eingesetzten Behörden in den ostukrainischen Separatistengebieten sowie in den besetzten Gebieten in der Südukraine kurzfristige Referenden über einen Anschluss an Russland angekündigt. (dpa/AFP/frs/fn)

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