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Hospitalisierungsrate: Was der neue Maßstab für Corona-Regeln aussagt

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Von: Daniel Großert

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Die Hospitalisierungsrate ist die neue 7-Tage-Inzidenz. Dieser Wert ist jetzt der wichtigste Indikator bei der Bewertung der Corona-Regeln. Was der Wert bedeutet.

Hamm - Die Corona-Lage in Deutschland spitzt sich weiter zu. Der Inzidenz-Wert steigt jeden Tag auf einen neuen Rekord-Wert, die Infektionszahlen haben Dimensionen erreicht, wie es sie noch nie in der Pandemie gab. Daher haben Bund und Länder in ihrem Corona-Gipfel neue Maßnahmen beschlossen, um die vierte Welle zu brechen. Die richten sich nach der Höhe der sogenannten Hospitalisierungsrate. Doch was sagt der Wert überhaupt aus?

KrankheitCovid-19
KrankheitserregerSARS-CoV-2
UrsprungVolksrepublik China

Hospitalisierungsrate: Das sagt der neue Maßstab für Corona-Regeln aus

Die Ministerpräsidenten der Bundesländer und die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel haben sich angesichts der dramatisch steigenden Infektionszahlen am Donnerstag bei ihrem digitalen Treffen auf neue Corona-Regeln geeinigt. Dabei haben sich Bund und Länder auf die Hospitalilisierungsrate als Maßstab für die Härte der Maßnahmen festgelegt:

Für Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können oder für die es noch keine allgemeine Impfempfehlung gibt, gelten Ausnahmeregelungen. Wenn die Hospitalisierungsrate den entsprechenden Schwellenwert an fünf aufeinanderfolgenden Tagen unterschreitet, können die strengeren Regeln aufgehoben werden.

Hospitalisierungsrate: Wie wird der Wert berechnet?

Dementsprechend ist die Hospitalisierungsrate nun der entscheidende Wert, wenn es um die Corona-Regeln in den Bundesländern geht. Bereits im August hatte die Bundesregierung die Hospitalisierung als Kriterium eingeführt - allerdings noch ohne konkrete Grenz- oder Schwellenwerte.

Aber wie wird die Hospitalisierungsrate überhaupt berechnet? Der Wert sagt konkret aus, wie viele mit Corona infizierte Personen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen im stationär im Krankenhaus aufgenommen wurden. Man kann also auch von der Hospitalisierungsinzidenz sprechen. In Deutschland liegt diese Zahl, die das Robert-Koch-Institut (RKI) erfasst, aktuell (Stand 18. November) bei 5,3. Das bedeutet, dass momentan rund 4200 Corona-Patienten im Krankenhaus behandelt werden.

Eine Pflegerin zieht sich einen Kittel über, bevor sie einen Corona-Patienten auf der Intensivstation versorgt. ​
Die Hospitalisierungsrate sagt aus, wie viele Corona-Patienten pro 100.000 Einwohner im Krankenhaus behandelt werden. © Jan Woitas/dpa

In den Bundesländern ist die Hospitalisierungsrate völlig unterschiedlich. Klarer Spitzenreiter ist aktuell Thürigen, wo der Wert nach Angaben des RKI 18,54 beträgt. Die geringste Zahl gibt es derzeit mit 1,62 in Hamburg. Nordrhein-Westfalen liegt mit einer Hospitalisierungsrate von 4,08 derzeit bundesweit im unteren Mittelfeld. Den Schwellenwert von 9 überschritt am 18. November neben Thüringen noch Sachsen Anhalt (11,97), unter dem Schwellenwert von 3 lagen neben Hamburg auch Niedersachsen (2,32), das Saarland (2,64) und Schleswig-Holstein (2,75).

Hospitalisierungsrate: Kritik am neuen Maßstab für Corona-Regeln

Für einzelne Landkreise wird keine Hospitalisierungsrate ausgewiesen. Grund dafür ist, dass der Wert beispielsweise in Städten mit großen Krankenhäusern oder Unikliniken besonders hoch wäre, weil dort auch viele Corona-Patienten aus dem Umkreis behandelt werden.

Es gibt aber auch Kritik an der Hospitalisierungsrate. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz bezeichnet ihn als „nicht aktuell“, wie ntv berichtet. Der Wert spiegele nicht die tatsächliche Belastung der Krankenhäuser wider, sagte Vorstand Eugen Brysch. Denn für die Berechnung der Hospitalisierungsinzidenz ist nicht der Zeitpunkt der Aufnahme im Krankenhaus ausschlaggebend, sondern das Meldedatum des positiven Testergebnisses. So taucht ein Infizierter, der erst acht Tage nach seinem positiven Corona-Test in einer Klinik aufgenommen wird, gar nicht in der Statistik auf.

ntv hat diesbezüglich auf Basis der RKI-Daten erhebliche Unterschiede zwischen der gemeldeten Hospitalisierungsrate und der nachträglich durch Nachmeldungen korrigierten errechnet. Bezieht man diese Werte auf die aktuellen Hospitalisierungsinzidenzen, kommen deutlich höhere Werte heraus: Dann läge Deutschland bei 9,32, Thüringen sogar bei 26,88 und NRW bei 6,73.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz bringt dagegen einen „Covid-19-Radar“ als Indikator ins Spiel, der mehrere tagesaktuelle Parameter beinhalten soll. Dazu zählen laut Eugen Brysch die Corona-Infizierten, die Covid-19-Erkrankten, die Todesfälle und die Auslastung aller Stationen im Krankenhaus. *wa.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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