Frauen-Männer-Gleichstellung noch „300 Jahre entfernt“ – Klingbeil erörtert Gender Pay Gap
Die Vereinten Nationen (UNO) sehen am Frauentag für dessen Anliegen schwarz. SPD-Chef Lars Klingbeil sieht in gewissen Fällen definitiv Lohndiskriminierung.
New York – Am 8. März ist wieder der Internationale Frauentag. Heißt das etwas? UN-Generalsekretär António Guterres jedenfalls hat einen Tag vorher gewarnt, dass es massive Rückschritte bei der Gleichstellung mit Männern gebe. Sie rücke „in immer weitere Ferne“ und sei laut UN-Frauenrechtskommission derzeit „noch 300 Jahre entfernt“, sagte er vor der UN-Vollversammlung in New York. „Die über Jahrzehnte erzielten Fortschritte verschwinden vor unseren Augen.“
Die Rechte der Frauen würden überall auf der Welt „missbraucht, bedroht und verletzt“. Dies sind Beispiele, die Guterres dafür nannte:
- Müttersterblichkeit
- Kinderehen
- die Verdrängung von Mädchen aus Bildungseinrichtungen
Besonders schlimm sei die Lage in Afghanistan, wo die radikalislamischen Taliban Frauen und Mädchen aus dem öffentlichen Leben verbannt hätten.
Frauentag und Frauenrechte weltweit: Proteste im Iran dauern an
Andere Länder wie etwa den Iran nannte der UN-Generalsekretär nicht. Das Land war Ende vergangenen Jahres wegen seiner gewaltsamen Unterdrückung der Proteste aus der UN-Frauenrechtskommission ausgeschlossen worden. Die seit Monaten andauernden Proteste im Iran hatten sich am Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini entzündet.
„Jahrhunderte des Patriarchats, der Diskriminierung und schädlicher Stereotypen“ hätten auch in Wissenschaft und Technologie zu einer enormen Kluft zwischen Frauen und Männern geführt, sagte Guterres weiter. Er rief die Regierungen, Zivilgesellschaften und den Privatsektor weltweit zu „kollektivem Handeln“ auf, um eine geschlechtergerechte Bildung zu ermöglichen, die Ausbildung von Fachkräften zu verbessern und mehr in die „Überwindung der digitalen Kluft zwischen den Geschlechtern“ zu investieren.

Frauentag 2023: Hubertus Heil erklärt den „Gender Pay Gap“
Arbeitsminister Hubertus Heil drängt indes weiter auf mehr gerechte Bezahlung von Männern und Frauen. „Der Lohnunterschied bei Männern und Frauen liegt nach wie vor bei 18 Prozent“, beschrieb der SPD-Politiker im ZDF-„Morgenmagazin“ den finanziellen Nachteil der Frauen.
Elf Prozent gingen demnach unter anderem auf die Berufswahl zurück. „Das heißt, es gibt in sogenannten klassischen Frauenberufen eine schlechtere Bezahlung“, sagte Heil. Eine Rolle spiele auch das unterschiedliche Arbeitsvolumen: Männer arbeiteten eher in Vollzeit, Frauen in Teilzeit. „Die anderen 7 Prozent gehen tatsächlich auf Lohndiskriminierung zurück“, sagte Heil.
Am 7. März ist - zeitgleich zum Frauentag – „Equal Pay Day“. An diesem Tag wird auf Ungleichheiten bei der Bezahlung von Männern und Frauen hingewiesen und die Dringlichkeit betont, solche Zustände zu überwinden.
CDU-nahe Umfrage vor Frauentag: Mehrheit sieht Benachteiligung
Die Hälfte der Deutschen hält übrigens die Benachteiligung von für ein großes Problem. Fast genauso viele sehen das nicht so. Das ergab nun eine repräsentative Umfrage für die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung. Es zeigten sich aber je nach Alter der der Befragten deutliche Unterschiede. Die Studie lag der Nachrichtenagentur dpa vorab vor.
Demnach äußerten 50 Prozent die Einschätzung, dass die Benachteiligung von Frauen ein „sehr großes“ oder „großes“ Problem in der deutschen Gesellschaft sei. 47 Prozent sagten, es handele sich um „ein kleines“ oder „gar kein Problem“, 3 Prozent antworteten mit „weiß nicht“.
Jüngere Menschen zwischen 18 und 35 sehen mehrheitlich ein Diskriminierungsproblem (59 Prozent), 37 Prozent der Jüngeren sind anderer Meinung. Bei den Älteren ab 65 ist das Verhältnis umgekehrt, hier sind diejenigen, die ein Diskriminierungsproblem sehen, in der Minderheit (39 zu 59 Prozent).
Für politische Maßnahmen zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit gibt es in der Bevölkerung der Umfrage zufolge eine knappe Mehrheit. So würden es 51 Prozent befürworten, wenn in großen Unternehmen Aufsichtsratsposten zur Hälfte mit Männern und Frauen besetzt werden müssten. Ein Viertel sei dagegen, etwa genauso viele unentschieden. (frs mit Material von dpa und AFP)