Corona-Krise: Normaler Schulbetrieb nach den Ferien? Für Kretschmann unrealistisch - er nennt Kernproblem
Schulen haben trotz Corona-Krise wieder geöffnet. Nach den Sommerferien sollen sie in den Regelbetrieb zurückkehren. Manche Politiker halten das nicht für realistisch.
- In der Corona-Krise* wird den Bildungseinrichtungen besondere Flexibilität abverlangt.
- Politiker, Lehrerverband und Elternrat arbeiten an einem Konzept für das kommende Schuljahr. Die Schulen sollen dann wieder in den Regelbetrieb zurückkehren.
- Winfried Kretschmann hält das nicht für realistisch (siehe Update vom 22. Juni, 8.43 Uhr).
- Hier finden Sie die grundlegenden Fakten zum Coronavirus* und die Corona-News aus Deutschland. Außerdem bieten wir Ihnen in einer Karte die aktuellen Fallzahlen in Deutschland. Derzeit gibt es die folgenden Empfehlungen zu Corona-Schutzmaßnahmen*.
- Alle bisherigen Entwicklungen rund um die Schulen in Corona-Zeiten finden Sie hier.
Update vom 22. Juni, 8.43 Uhr: Eine Rückkehr zum Regelbetrieb an den Schulen nach den Sommerferien hält Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) für unrealistisch. „Unser Kernproblem ist die hohe Zahl der Lehrkräfte und Erzieher, die sich zu den vulnerablen Gruppen zählen. In den Schulen sollen das bis zu 20 Prozent sein“, sagte Kretschmann in einem Interview der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten. „So kann man keinen Regelbetrieb wie vor der Corona-Pandemie machen“, führte er weiter aus.
Die Kultusminister der Länder hatten in der vergangenen Woche beschlossen, dass die Schulen nach den Sommerferien wieder vollständig öffnen und in den Regelbetrieb zurückkehren sollen. Susanne Eisenmann (CDU), Baden-Württembergs Kultusministerin, hatte angekündigt, dass sie bis Anfang Juli erklären werde, wie es mit dem Unterricht im Südwesten im nächsten Schuljahr weitergehen werde. Grundsätzlich solle es so viel Präsenzunterricht wie möglich geben.
Schulen in der Corona-Krise: Karliczek äußert sich skeptisch über Rückkehr zum Regelbetrieb
Update vom 21. Juni, 11.40 Uhr: Nach den Sommerferien zum normalen Schulbetrieb zurückzukehren, sieht Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) kritisch. „Inzwischen streben die Länder die Rückkehr zum Regelbetrieb nach den Sommerferien an. Ich hoffe sehr, dass das Infektionsgeschehen diese Entwicklung zulässt“, sagte sie gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
In Nordrhein-Westfalen zeige sich aktuell, wie schnell das Infektionsgeschehen sich verändere. „Wir müssen weiter mit Umsicht handeln. Das Virus ist nicht weg, und wir müssen immer wieder damit rechnen, dass Schulen geschlossen werden müssen, wenn sich dort jemand infiziert hat.“
Dass der Präsenzunterricht, der persönliche Kontakt zwischen Schülern und Lehrern, wichtig ist, hätten jedoch die vergangenen Wochen gezeigt - „ohne Wenn und Aber. Aber Schule und Unterricht werden insgesamt digitaler.“
RKI und WHO wollten eine bedeutsame Corona-Entdeckung aus München nicht wahrhaben. Ob das den Verlauf der Pandemie verändert hat? Unterdessen findet eine Corona-Studie zur Infektiösität von Jugendlichen viel Beachtung.
Schulen in der Corona-Krise: Lehrer regelmäßig testen
Update vom 14. Juni, 12.30 Uhr: Nach Ansicht des Deutschen Lehrerverbandes sollten Lehrer einmal pro Woche auf das Coronavirus getestet werden, wenn die Schulen nach den Sommerferien wie geplant wieder komplett öffnen. „Wir setzen auf regelmäßige wöchentliche Tests von Lehrkräften, auch wenn keine Krankheitssymptome vorliegen“, betonte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Schulen in der Corona-Krise: Ärztepräsident macht entscheidende Ausnahme
Update vom 13. Juni, 11.03 Uhr: Ärztepräsident Klaus Reinhardt dringt angesichts der Corona-Pandemie auf weitere Verbesserungen der Krisenmechanismen. „Wir müssen jetzt die Zeit nutzen, damit wir für ein mögliches Wiederaufflackern der Corona-Infektionen und für künftige Epidemien gut gerüstet sind“, sagte der Chef der Bundesärztekammer der Deutschen Presse-Agentur.
Mit Blick auf die Schulen sprach Reinhardt von einer schwierigen Frage. „Es ist nicht ganz einfach, im normalen Schulbetrieb Abstand und Hygieneregeln gerade bei kleineren Kindern in irgendeiner Form aufrechtzuerhalten.“ Andererseits gingen Kinder schon seit Monaten nicht regelhaft zur Schule. Homeschooling könne das nicht ersetzen, besonders auch das Miteinander mit Gleichaltrigen. „Es geht um Bildungschancen und Lebenszeit von Kindern, die nicht einfach wiedergutzumachen oder nachzuholen sind.“
In der Abwägung sei er daher dafür, ein bisschen mehr Mut zu haben. „Wir sollten versuchen, nach den Sommerferien so gut wie möglich zu regelhaftem Unterricht zurückzukommen.“ Dafür sollten pragmatische Lösungen gesucht werden. So könnten Lehrkräfte, die zu Risikogruppen zählen, den Präsenzunterricht durch digitale Angebote ergänzen.
Ein Jahr später steht auch das Schuljahr 2021/2022 unter einem schwierigen Stern. Schließlich ist die Corona-Krise längst nicht bewältigt, das zeigt schon ein Blick in die Schulen*.
Trotz Corona-Risiko: Mindestabstand muss in sächsischen Grundschulen nicht eingehalten werden
Update vom 11. Juni: In sächsischen Grundschulen muss der Mindestabstand von anderthalb Metern zum Schutz vor einer Corona-Infektion nicht eingehalten werden. Die mit der aktuellen Verordnung geltende Abweichung von dieser Regelung sei rechtmäßig, entschied das sächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) am Donnerstag in Bautzen. Das OVG wies damit die Klage einer Grundschullehrerin zurück, die wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr im Unterricht ihr Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit als verletzt ansah.
Das Gericht folgte dem nicht. Eine Gefährdung der Lehrkräfte durch infizierte Kinder bei Unterschreitung des Mindestabstands von eineinhalb Metern sei bislang wissenschaftlich nicht eindeutig erwiesen. Zudem seien in Sachsen die Neuinfektionen stark gesunken. Darüber hinaus könnten Kinder im Grundschulalter den Mindestabstand noch nicht einhalten.
Corona-Krise: Eilantrag gegen Schul- und Kita-Schließungen abgewiesen
Update vom 10. Juni: Das Bundesverfassungsgericht hat einen Eilantrag einer Familie aus Bayern gegen die Schul- und Kita-Schließungen in der Corona-Krise abgewiesen. Die Kläger wiesen zwar nachvollziehbar auf die erheblichen Belastungen ihres Familien- und Berufslebens hin, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichen Entscheidung. Angesichts der Gefahren für Leib und Leben müssten die Interessen der betroffenen Eltern und Kinder aber zurücktreten. (Az. 1 BvR 1230/20)
Geklagt hatten die Eltern mit ihren vier Töchtern, von denen drei zur Schule gehen und die jüngste noch in die Kita. Die Eltern arbeiten beide in Vollzeit und teilen sich den Haushalt und die Kinderbetreuung. Sie hatten geltend gemacht, dass sie die Beschränkungen inzwischen für nicht mehr verhältnismäßig halten. Die Mädchen würden dadurch in ihrem grundgesetzlich geschützten Recht auf Bildung und persönliche Entwicklung verletzt. Dabei stehe nicht gesichert fest, ob ein regulärer Schul- und Kita-Betrieb die Corona-Infiziertenzahlen tatsächlich wieder steigen lassen würde.
Im Eilverfahren wogen die Verfassungsrichter nur die drohenden Nachteile gegeneinander ab. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis, dass der sofortige Wegfall sämtlicher Beschränkungen die größeren Risiken berge. Eine Rolle spielte auch, dass der Präsenzunterricht inzwischen stufenweise wiederaufgenommen wird und es Notbetreuungsangebote gibt.
Schulen öffnen trotz Corona: Lehrerpräsident fürchtet „Superspreader“ und nennt Bedingung
Update vom 9. Juni, 16.42 Uhr: Immer mehr Bundesländer planen die Rückkehr der Schüler nach der Corona-Zwangspause. NRW will etwa die Grundschulen zum 15. Juni wieder komplett öffnen. Ein gefährliches Spiel warnt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger im Interview mit dem Focus.
Vor der Öffnung brauche es ein „praktikables Sicherheits- und Hygiene-Konzept“ meint er und ist besorgt, dass Schulen zu Corona-„Superspreadern“ werden.
Für Meidinger gibt es zwei prinzipielle Ansätze:
- Man wartet mit der Öffnung bis ein Corona-Impfstoff gefunden wurde.
- Man öffnet bereits bevor ein solcher Stoff vorhanden ist. Dann braucht es nach Meidinger aber Schutzkonzepte, wie etwa die Maskenpflicht.
Er selbst plädiert für die vorsichtige Variante, da die Gefahr einer zweiten Corona-Welle bestehe und Schulen gleich wieder schließen müssten. Dabei verweist Meidinger auf das Geschehen in Israel, wo genau dies passiert sei.
Schulen in NRW öffnen: Ärztepräsident warnt: „Kern des Hygienekonzepts eliminiert“
Besonders problematisch sieht Meidinger das, was gerade in NRW passiert. Hier sollen Grundschulen ab dem 15. Juni wieder öffnen - auf eine Abstandspflicht soll verzichtet werden. „Da wird der Kern des bisherigen Hygienekonzepts der Kultusministerkonferenz eliminiert, ohne dass praktikable Alternativen aufgezeigt werden“, meint Meidinger gegenüber dem Focus. Seiner Meinung nach braucht es bei einer Öffnung weitere Schutzmaßnahmen, wie Lüftungsregeln, das Isolieren der Lerngruppen voneinander und eben gegebenenfalls die Maskenpflicht.
Nach Meidinger geht man mit der Schul-Öffnung aktuell „den zweiten Schritt vor dem ersten“. Vorab bräuchte es ein belastbares Hygienekonzept, so der oberste Lehrer.
Corona-Krise: Kitas in NRW öffnen für alle Kinder - Berlin und Brandenburg nennen Datum für Schulen
Update vom 9. Juni, 16 Uhr: Die Kindertagesstätten in Berlin sollen noch vor den Sommerferien wieder komplett öffnen, die Schulen der Hauptstadt sollen nach den Ferien zum Normalbetrieb zurückkehren. Darauf einigte sich der Berliner Senat am Dienstag.
Demnach soll bei den Kitas ab Mitte Juni die Rückkehr zum Regelbetrieb beginnen, bei dem wieder alle Kinder betreut werden können. Ab dem 22. Juni soll die Betreuung wieder in vollem Umfang möglich sein.
Die Rückkehr der Schüler nach den Sommerferien gilt für alle Schularten und Jahrgangsstufen, wie Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Dienstag mitteilte. „Wir wollen nach den Sommerferien in den Vollbetrieb gehen“, sagte Scheeres. Dann werde es wieder ein Ganztagsangebot geben. „Das ist nur möglich, wenn wir die 1,5 Meter-Regel fallen lassen“, betonte die Senatorin.
In Berlin beginnen die Sommerferien in diesem Jahr am 25. Juni und enden am 7. August.
In Thüringen werden die Kontaktbeschränkungen am 13. Juni aufgehoben.
Corona-Krise: Ende der Abstandsregel in Schulen in Sicht? - Bildungsministerin prescht vor
Update vom 9. Juni, 12.45 Uhr: Ist bereits ein Ende der Abstandsregel in Schulen in Sicht? Dafür setzt sich Stefanie Hubig, die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, ein. Durch die geltende 1,50-Meter-Regel sei Unterricht nur mit halben oder noch kleineren Klassen möglich - deshalb würden Räume und Personal knapp, sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin am Dienstag im RBB-Inforadio. „Und deshalb ist es für uns wichtig, von dieser Abstandsregel wegzukommen, damit wir wieder im normalen Klassenverband unterrichten können.“ Die Kinder und Jugendlichen hätten ein Recht darauf, in die Schule zu kommen und miteinander zu lernen.
Ihre Experten hätten ihr gesagt, man könne es jetzt langsam verantworten, auf die Abstandsregel zu verzichten, erklärte Hubig weiter. Wichtig seien Lüften, stabile Klassenverbände und ein Festhalten an den allgemeinen Hygieneregeln. „Dann ist es verantwortbar, so wie auch in der Öffentlichkeit ja an vielen anderen Stellen.“
Coronavirus-Krise: Lehrerverbände äußern Bedenken
Lehrerverbände haben Bedenken geäußert und für den Regelbetrieb eine Maskenpflicht auch im Unterricht (Deutscher Lehrerverband) oder zumindest zwei Mal wöchentlich Reihentests für alle Schüler und Lehrer (Philologenverband) gefordert.
In mehreren Bundesländern kehren zumindest Grundschüler noch vor den Sommerferien bereits im Klassenverband ohne Abstandsregel zurück oder sind schon zurückgekehrt. Höhere Klassen und Grundschüler anderer Länder werden momentan noch geteilt und in einem rollierenden System unterrichtet, abwechselnd zu Hause und in der Schule. Die Kultusminister der Länder hatten vereinbart, so schnell wie möglich wieder zum Normalbetrieb an den Schulen zurückzukehren, wenn das Infektionsgeschehen das zulässt. Die meisten Länder gehen bis spätestens Mitte Juli in die Sommerferien.
Corona-Krise: Kitas in NRW öffnen für alle Kinder - Öffnungszeiten empören die Eltern
Update vom 8. Juni, 10.38 Uhr: In Nordrhein-Westfalen öffnen nach monatelanger Zwangspause an diesem Montag die Kitas wieder für alle Kinder. Mit Hygienekonzepten und verkürzten Betreuungszeiten startet nun ein sogenannter eingeschränkter Regelbetrieb. „Sobald es möglich ist, werden wir in den regulären Vollbetrieb übergehen“, versicherte der nordrhein-westfälische Familienminister Joachim Stamp (FDP). Bis es so weit ist, seien aber die Solidarität aller Eltern und Zugeständnisse von allen Seiten erforderlich.
Elternvertreter haben die reduzierten Betreuungszeiten jedoch kritisiert, berichtet das örtliche Nachrichtenportal WAZ.de . Nach dem Willen des Bundeslandes sollen die Kinder statt bis zu 45 Stunden höchstens bis zu 35 Stunden pro Woche in der Kita betreut werden. Eine Sprecherin des Landeselternbeirats von NRW wies darauf hin, dass für viele Eltern dann immer noch keine volle Erwerbstätigkeit möglich sei. Da viele Kitas außerdem ihre Öffnungszeiten entsprechend verkürzt hätten, gebe es kaum zeitliche Flexibilität.
Übrigens: Den aktuellen Stand bei den Corona-Lockerungen in den einzelnen Bundesländern lesen Sie in unserer Übersicht bei Merkur.de*.
Indes werden drei Vorschläge für das neue Schuljahr hinsichtlich der Corona-Krise diskutiert.
Schulen in Göttingen wegen Corona-Ausbruch eine weitere Woche geschlossen
Update vom 7. Juni, 20.08 Uhr: Die Schulen in Göttingen bleiben nach dem jüngsten Corona-Ausbruch in der Stadt eine weitere Woche geschlossen. Der Präsenzunterricht wurde bis einschließlich Freitag (12. Juni) untersagt. Auch zwei Kindertagesstätten bleiben noch zu. Zuvor hatte sich der Göttinger Elternrat gegen eine allgemeine Öffnung ausgesprochen. Die Entscheidung, ob die Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen oder zu Hause lernen, solle alleine von den Erziehungsberechtigten getroffen werden, forderte der Elternrat.
Zuvor hatte es zahlreiche Neuinfektionen in einem Hochhaus in Göttingen am Rande der Innenstadt gegeben. Unter den Infizierten sind viele Schulkinder. Die Stadt geht davon aus, dass Regelverstöße bei Privatfeiern von Großfamilien die Ursache sind. Nach dem Corona-Ausbruch sind in Göttingen sämtliche Schulen und einige Kindertagesstätten geschlossen worden. Die Schulen sollten ursprünglich am Montag (8. Juni) unter strengen Auflagen wieder öffnen.
Sozialdezernentin Petra Broistedt hatte von Verstößen gegen die Abstands- und Hygienevorschriften bei den privaten Feiern gesprochen und diese als „uneinsichtiges, unverantwortliches Verhalten“ bezeichnet.
Schule trotz Corona - Grünen-Chefin teilt aus: Viel über Bundesliga diskutiert, zu wenig über Kinder
Update vom 7. Juni: Aus Sicht der Grünen haben Kinder und ihre Rechte in der Corona-Krise monatelang eine beklagenswert kleine Rolle gespielt. „Dabei sind Kinder das zerbrechlichste Glied unserer Gesellschaft“, betonte Parteichefin Annalena Baerbock gegenüber der Welt am Sonntag. Weiter kritisierte sie: „Aber statt die Voraussetzungen zu schaffen, damit Kitas und Schulen als erstes wieder öffnen, wurde ewig über die Öffnung der Fußball-Bundesliga und von Möbelhäusern diskutiert.“
Schule trotz Corona: Baerbock will mit Experten über weitere Öffnung beraten
Baerbock will nun am kommenden Mittwoch mit Experten über eine Öffnung von Schulen und Kitas nach den Sommerferien beraten. Die Bundesregierung habe im Laufe der Corona-Krise bisher nur zu Spitzentreffen mit der Industrie eingeladen, nicht aber zu einem Schul- und Kitagipfel, monierte Baerbock. „Dazu lade ich jetzt als Oppositionspolitikerin ein“, sagte sie.
Demnach will die Grünen-Politikerin am Mittwoch bei einer Online-Konferenz mit Gewerkschaften, Kita-Trägern, dem Grundschullehrerverband und Kinderärzten darüber beraten, „welche Voraussetzungen man schaffen muss, damit Schulen und Kitas nach den Ferien wieder komplett geöffnet werden können und die Gesundheit von Kindern, Erziehern und Lehrerinnen geschützt wird“.
Weiter forderte Baerbock bundesweite Richtlinien, „wie wir nach den Sommerferien in Schulen und Kitas zu einem kindergerechten Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen zurückkehren“. Dass solche Vorgaben derzeit fehlen, sei ein schwerer Fehler. Aus ihrer Sicht hätte der Bund mit den Ländern auch einen Extra-Fonds auflegen müssen, damit Kindergärten und Schulen zusätzliches Personal bekommen. Baerbock verwies außerdem auf die Leiden nicht weniger Kinder. „Fast jedes zehnte Kind hat während des Lockdowns Gewalt erlebt. Diese Studien zeigen, wie fatal es ist, dass Kinder und ihre Rechte monatelang keine Rolle spielten“, sagte sie.
Schule trotz Corona: Bildungsministerin Giffey forciert Rückkehr
Update vom 6. Juni: Bildungsministerin Franziska Giffey sprach sich am Freitag dafür aus, dass viele Schüler schon nach den Pfingstferien wieder in den Normalbetrieb wechseln könnten. Heinz-Peter Meidinger, der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, forderte deshalb un die Einführung einiger neuer Hygieneregeln in den Schulen. Dazu zählte er eine generelle Maskenpflicht für Schüler während des Unterrichts, wie Meidinger der Bild-Zeitung sagte. „Allerdings erschwert das ordentlichen Unterricht“, fügte er hinzu.
Meidinger sagte, Bedingung dafür sei höchstmöglicher Gesundheitsschutz für Lehrer, Schüler sowie der Angehörigen in ihren Haushalten. Dafür müssten Klassen und Lerngruppen vollständig und den ganzen Schultag über getrennt werden. Weiter schlug Meidinger umfassende, regelmäßige Corona-Tests von Lehrern und Schülern vor sowie Notfallpläne im Fall von ansteigenden Infektionen.

Schulbetrieb in Corona-Krise: Giffey für Rückkehr zu Normalität
Update vom 5. Juni: Maskenpflicht und Abstandsregeln sorgten vor den Pfingstferien für einen ungewohnten Schulalltag. Schon nach den Ferien könnte für viele Schüler wieder Normalität einkehren. Zumindest befürwortet das Bildungsministerin Franziska Giffey (SPD).
Unter der Voraussetzung weiterhin niedriger Infektionszahlen* sei es denkbar, die bestehenden Abstandsregeln in Schulen und Kitas abzuschaffen. „Dann ist die 1,5-Meter-Abstandsregel nicht mehr zu halten“, merkt Giffey im Gedanken an die vollständige Rückkehr in den Normalbetrieb an.
Coronavirus: Abstandsregel in Schulen nicht zu halten - Rückkehr zu Normalbetrieb geplant
Über die Umsetzung entscheiden die Länder allerdings souverän. Pläne zur Abschaffung der strengen Corona-Maßnahmen bestehen jedoch bereits.
In Hessen soll die übliche Fünf-Tage-Woche in Schulen am 17. August wieder aufgenommen werden. Abstandsregeln würden dann gekippt, verriet ein Sprecher des Bildungsministerium der Bild-Zeitung (Artikel hinter Bezahlschranke).
Auch der Hamburger Senat strebt den regulären Schulbetrieb wieder an. Dieser sei aber nur möglich, wenn die Abstandsregel fällt, mahnt die Schulbehörde. Ähnlich äußern sich die Verantwortlichen aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. „Es geht schließlich um das Recht auf Bildung und um das Recht auf soziale Teilhabe der Kinder und Jugendlichen“, stellt Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) klar.
Thüringen will gar schon am 15. Juni einen „eingeschränkten Regelbetrieb“ aufnehmen. In Nordrhein-Westfalen sollen zur gleichen Zeit alle Grundschulen wieder normal unterrichten.
Die Kultusminister der Länder hätten sich darauf geeinigt, schnellstmöglich wieder normale Bildung anzubieten. Spätestens nach den Sommerferien soll, lassen es die Zahlen zu, alle deutschen Schulen und Kitas zurück in einem normalen Alltag sein.
Übrigens: Im Zuge der Corona-Krise sind die Umfragewerte von Bayerns Ministerpräsident stark angestiegen. Nun wird er als möglicher Kanzlerkandidat gehandelt. CDU-Spitzenpolitiker Friedrich Merz hat nun deutlich gemacht, was er davon hält. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigt indes eine Corona-App an.
Trotz Corona: Schule ohne Abstandsregeln noch vor den Sommerferien? Empfehlung eines Infektionsmediziners verblüfft
Update vom 1. Juni: Schulen öffnen nach und nach wieder - doch von Normalbetrieb kann nicht die Rede sein: Maskenpflicht* und Abstandsregeln prägen den Alltag derjenigen, die in der Schule sind und viele Schüler dürfen noch gar nicht zurückkehren. Ein Kieler Infektionsmediziner kam nun jedoch zu dem Schluss, dass gerade vor den Sommerferien für die Wiedereinführung von Schulunterricht ohne Abstandsregeln ein guter Zeitpunkt wäre.
Schulen in der Corona-Krise: Experte hält Unterricht ohne Abstandsregeln für vertretbar
„Die bisher erfolgreiche Eindämmung des Virus macht dies vertretbar und man kann in den wenigen Wochen bis zu den Ferien Erfahrungen sammeln, bei Gefahrensituationen gegensteuern und hat die langen Ferien als zeitlichen Sicherheitspuffer“, erklärte Helmut Fickenscher, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Ein Start ohne Abstandsregeln noch vor der großen Sommerpause sei besser, als nach den Ferien ohne eine solche Erprobungsphase ins neue Schuljahr ohne Abstandsregeln zu starten und dann möglicherweise in „schwierige Situationen“ zu kommen, sagte der Infektionsmediziner. Vom 8. Juni an sollen in Schleswig-Holstein alle Grundschüler wieder in ihren Klassen ohne Abstandsregeln unterrichtet werden. Zudem sollen noch vor den dort am 29. Juni beginnenden Sommerferien alle Schüler aller Schularten zumindest tageweise wieder zusammen kommen. Auch Sachsen-Anhalt peilt ab Mitte Juni für Grundschüler einen Betrieb in voller Klassenstärke an. Gleiches ist in Baden-Württemberg ab Ende Juni geplant.

Schulen in der Corona-Krise: Bildungsministerin Karliczek macht Druck
Update vom 30. Mai 2020: Viele Eltern - aber auch Schüler - warten sehnsüchtig auf ein Stück Normalität im Schulbetrieb. Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) macht nun Druck. Sie hat Länder und Schulen eindringlich dazu aufgerufen, die Voraussetzungen für einen verlässlichen Unterricht nach den Sommerferien zu schaffen.
„Jede Schule in jedem Land muss sich ein Ziel setzen: Nach den Ferien muss überall ein strukturierter Unterricht angeboten werden - und zwar so, dass möglichst ein volles Schulprogramm gewährleistet ist“, sagte die CDU-Politikerin der Rheinischen Post. „Wie auch immer.“ Die Eltern seien vielfach am Limit, und auch die Schüler litten, sagte Karliczek.
Schulen in der Corona-Krise: Karliczek fordert intensives Arbeiten an Lösungen
Sie wisse um die Schwierigkeiten, räumte die Ministerin ein. „Aber wir leben einfach in einer Ausnahmesituation und da muss jetzt alles mobilisiert werden, damit die Kinder und Jugendlichen wieder verlässlich unterrichtet werden.“ Es müsse vor Ort intensiv an Lösungen gearbeitet werden, damit der Schulbetrieb „mit einer Mischung aus Präsenz- und Digitalunterricht“ wieder umfassend laufen könne.
„Die Sommerferien können die Schulen auch nutzen, mehr Raumkapazitäten zu schaffen, indem sie zum Beispiel Container aufstellen“, meinte Karliczek. Sie begrüßte auch den Vorschlag des Bundeselternrats, für den Unterricht etwa auf Vereinshäuser und kommunale Veranstaltungsräume zurückzugreifen. „Das kann helfen, die Abstandsregeln einzuhalten.“
Die Schulpolitik ist in Deutschland Ländersache. Vertreter mehrerer Bundesländer hatten bereits angekündigt, dass sie nach den Sommerferien wieder einen Normalbetrieb an den Schulen anstreben. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) etwa wollte zuletzt aber keine „Garantie“ dafür abgeben.
Schulen in der Corona-Krise: Eltern wollen Unterricht in Vereinsheimen und Messehallen
Erstmeldung: Berlin - Wie läuft der Unterricht der Zukunft ab? In Corona-Zeiten wird um ein tragfähiges Konzept gerungen, um Schulen wieder für alle Klassen gleichzeitig zugänglich zu machen. Nun gibt es erste Pläne.
So schlägt der Bundeselternrat vor, zur Entzerrung und Einhaltung der Abstandsregeln an den Schulen für die Zeit nach den Sommerferien auch Unterricht in Vereinsheimen, Konferenzzentren und kommunalen Gebäuden anzubieten. Die ersten Reaktionen darauf fallen positiv aus. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund zeigte sich offen dafür, der Deutsche Lehrerverband auch.

Schulen in der Corona-Krise: Nach Sommerpause nicht überall Regelbetrieb möglich
Auch im neuen Schuljahr werde Schulbetrieb nicht überall im Regelbetrieb stattfinden können, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, der Deutschen Presse-Agentur. Um Infektionen zu vermeiden, müssten so weit wie möglich die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden.
„Es kann je nach Situation vor Ort durchaus Sinn machen, einen Teil des Schulbetriebs in größeren Räumen von Vereinen oder anderen Einrichtungen stattfinden zu lassen.“ Landsberg verwies darauf, dass in vielen Schulgebäuden die räumliche Situation mit Blick auf die Abstandsregeln oftmals ungünstig sei. „Die Ferien sollten allerdings genutzt werden, die Räume in Bezug auf Belüftung, Sanitäreinrichtungen und weitere Hygieneanforderungen* zu optimieren.“
Schulen in der Corona-Krise: Wird bald in Messehallen unterrichtet?
Der Vorsitzende des Bundeselternrats, Stephan Wassmuth, hatte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe gefordert, für die Zeit nach den Sommerferien mehr Räumlichkeiten für den Unterricht zu organisieren. „Wir müssen davon ausgehen, dass auch nach den Ferien die Abstandsregeln weiter gelten.“ Wassmuth sprach sich dafür aus, auch Vereinshäuser, kommunale Veranstaltungsräume, Tagungszentren oder sogar Messehallen zu nutzen.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger befürwortet den Vorschlag. In vielen Gemeinden gebe es leerstehende Häuser, die nicht genutzt würden, sagte er der dpa. Auch Unterricht im Freien, beispielsweise in den Innenhöfen der Schulen könne eine Option sein, solange das Wetter mitspielt.

Schulen in der Corona-Krise: Forderung nach regelmäßigen Tests
„Aber das ist alles sicher nicht die große Gesamtlösung“, sagte Meidinger weiter. Er forderte von den Bildungsministern der Länder ein neues Konzept für die Zeit nach den Ferien. Dieses sollte seiner Ansicht nach auch regelmäßige Corona-Tests* von Lehrern und Schülern beinhalten.
Der Unions-Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus sprach sich für eine rasche Rückkehr zum Normalbetrieb in Schulen, Kitas und Kindergärten aus. Deren Schließung vergrößere Unterschiede zwischen Kindern aus bildungsnahen und bildungsfernen Familien, sagte der CDU-Politiker dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND/Samstag). Auch die Belastung für die Familien sei problematisch. „Deshalb müssen wir schnell wieder zu einem normalen Schulalltag und Regelbetreuung in Kitas und Kindergärten kommen“, sagte Brinkhaus.
Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Thomas Sattelberger, sagte: „Schule darf nach der Sommerpause nicht zum gleichen Fiasko ausarten wie derzeit.“ Deshalb müssten Schulen in den Sommerferien zweigleisig planen. Sattelberger forderte „durchdachte Lösungen“ für den Unterricht zu Hause und Lösungen für den Präsenzunterricht. Zudem müssten die verantwortlichen Bildungspolitiker „dringend sicherstellen“, dass für den Unterricht größere Räume als Ausweichlösungen angemietet werden.
Schulen in der Corona-Krise: Es mangelt an Erkenntnissen über Ansteckungsgefahr bei Kindern
Vertreter mehrerer Bundesländer hatten bereits angekündigt, dass sie nach den Sommerferien wieder einen Normalbetrieb an den Schulen anstreben. Schon vor den Ferien wollen einige zumindest an den Grundschulen auch wieder volle Klassen unterrichten und dabei auf Abstandsregeln verzichten. Über die mögliche Weiterverbreitung* des Coronavirus über Kitas und Schulen wird viel diskutiert. Gesicherte Erkenntnisse über die Ansteckungs- und Verbreitungsgefahr bei Kindern und Jugendlichen gibt es noch nicht. Man habe eine Studienlage, die keine echten Schlüsse zulasse, hatte Gesundheitsminister Jens Spahn* (CDU) gesagt.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz der Länder, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin, Stefanie Hubig (SPD), sagte der taz: In allen Bundesländern bestehe der dringende Wunsch, zu stärkerer Normalität zurückzukehren. „Im Grunde ist unser Weg der gleiche: Wenn möglich, soll nach den Sommerferien ein Normalbetrieb in den Schulen stattfinden.“ Man werde sich zu Beginn der nächsten Woche austauschen.
Die Entwicklungen zum Thema „Coronavirus in Deutschland“ ab dem 28. Mai können Sie hier in unserem Ticker nachlesen.
Christian Drosten thematisiert in seinem Podcast auch den Fall, dass in den Schulen wieder positive Fälle auftreten werden.
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dpa