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Afghanistan: Taliban posieren im Palast - Präsident flieht ins Ausland und erklärt sich

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Von: Astrid Theil

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Die Taliban haben am Sonntag ihren „Siegeszug“ gefeiert. Deutsche sollen zeitnah aus Afghanistan ausgeflogen werden. Der News-Ticker.

Update vom 15. August, 22.55 Uhr: Die Taliban haben im Präsidentenpalast ihren „Sieg“ verkündet (siehe Update vom 15. August, 21.47 Uhr). In den kommenden Tagen sollten Gespräche geführt werden, mit dem Ziel, eine „offene islamische Regierung“ zu bilden, die auch andere Kräfte einschließe, sagte Taliban-Sprecher Suhail Schahin laut ARD der Nachrichtenagentur AP.

Der bisherige Präsident Ghani meldete sich Stunden nach seiner Flucht mit einer Erklärung via Facebook zu Wort: „Die Taliban haben gesiegt“, schrieb auch er (siehe Update vom 15. August, 21.30 Uhr).

Afghanistan: Taliban haben den Präsidentenpalast eingenommen

Update vom 15. August, 21.47 Uhr: Nur wenige Stunden nach der Flucht des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani haben Kämpfer der militant-islamistischen Taliban den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kabul eingenommen. Umgeben von Bewaffneten wandten sich Führer der Gruppe an Journalisten, wie am Sonntagabend auf Fernsehbildern zu sehen war. „Unser Land wurde befreit und die Mudschaheddin haben in Afghanistan gesiegt“, sagte einer der Kämpfer dem TV-Sender Al-Dschasira.

Die Taliban am Sonntag im Präsidentenpalast in Kabul.
Die Taliban am Sonntag im Präsidentenpalast in Kabul. © Screenshot: Al Jazeera

Update vom 15. August, 21.30 Uhr: Wenige Stunden nach seinem Abflug aus Afghanistan hat Präsident Aschraf Ghani versucht, der Bevölkerung seine Flucht aus dem Land zu erklären. Er habe vor einer schweren Entscheidung gestanden, schrieb er am späten Sonntagabend auf Facebook. Wäre er geblieben, hätten zahlreiche Landsleute den Märtyrertod erlitten und die Stadt Kabul wäre zerstört worden. Die bis nach Kabul vorgerückten Taliban haben nach seinen Worten in der Vergangenheit erklärt, dass sie bereit seien, blutige Angriffe in Kabul zu verüben, um ihn von der Macht zu vertreiben. „Ich entschied mich zu gehen, um dieses Blutvergießen zu verhindern.“

Die Taliban hätten ihren Erfolg durch Waffengewalt erzielt und seien nun dafür zuständig, die Leben, das Vermögen und die Ehre der Bürger zu schützen. Noch zu keiner Zeit in der Geschichte habe die Anwendung von Gewalt irgendjemandem Legitimität verliehen, und dies werde auch in der Zukunft nicht der Fall sein, hieß es in der Erklärung weiter. Die Islamisten stünden nun vor einer historischen Herausforderung.

Afghanistan: Laschet fordert schnelle Evakuierung gefährdeter Personen

Update vom 15. August, 20.35 Uhr: Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat die Bundesregierung bezüglich Afghanistan via Twitter aufgefordert, „sofort besonders gefährdete Frauen – Bürgermeisterinnen, Lehrerinnen und Aktivistinnen – und ihre engsten Familienangehörigen vor dem Tod zu retten und aufzunehmen“. Die Fehler im Umgang mit dem syrischen Bürgerkrieg dürften nicht noch einmal gemacht werden, schreibt Laschet: „2015 soll sich nicht wiederholen.“ Sowohl die EU als auch die internationale Gemeinschaft müssten den in die Nachbarstaaten Afghanistans fliehenden Menschen helfen, um eine „humanitäre Katastrophe“ zu lindern.

Laschet betonte, dass Afghanistan nicht erneut zu einer Plattform des internationalen Terrorismus werden dürfe. „Das war das erste Ziele des Afghanistan-Einsatzes und diese Ziel gilt weiter.“ Die USA und Europa müssten dazu gemeinsam eine Strategie abstimmen.

Afghanistan: Evakuierungen beginnen im Verlauf des Tages

Update vom 15. August, 19.40 Uhr: Außenminister Heiko Maas bestätigte soeben in einem Statement, dass Teile der afghanischen Regierung das Land verlassen hätten. „Die Machtübernahme der Taliban steht unmittelbar bevor“, so der SPD*-Minister. Das deutsche Botschaftspersonal sei in einen militärisch gesicherten Bereich des Flughafens in Kabul gebracht worden. „Sie sind dort in Sicherheit“, betonte Maas. Die Anwesenden in einer Sitzung des Krisenstabs hätten Kontakt mit ihnen gehabt.

Ein Teil von ihnen werde noch im weiteren Verlauf des Tages aus Kabul ausgeflogen. Darüber hinaus würden in der Nacht Flugzeuge mit Soldaten der Bundeswehr nach Kabul fliegen, um die Evakuierung von deutschen Staatsbürgern und Ortskräften zu unterstützen. Die Personen würden dann mit Militärmaschinen zunächst in ein Nachbarland geflogen. Von dort aus sollen auch zivile Flugzeuge die Betroffenen nach Deutschland bringen.

Ein „operatives Kernteam“ der Botschaft werde am Flughafen bleiben, um die weiteren Evakuierungsmaßnahmen in den nächsten Tagen zu begleiten. Man setze nun alles daran, den Menschen „die Ausreise in den kommenden Tagen zu ermöglichen“. Doch die Umstände, unter denen dies geschehe, seien „schwer vorherzusehen“, so der Bundesaußenminister. Die Regierung halte einen engen Austausch mit internationalen Partnern.

Kramp-Karrenbauer äußert sich zum Einsatz der Soldaten: „Es ist ein gefährlicher Einsatz, in den wir sie jetzt schicken“

Ein Hubschrauber der USA von Typ Chinook überfliegt die Stadt Kabul am Sonntag.
Ein Hubschrauber der USA von Typ Chinook überfliegt die Stadt Kabul am Sonntag. © Rahmat Gul/dpa

Auch Verteidigungsminister Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU*) meldete sich zu Wort. Die Regierung habe die Fraktionsvorsitzenden im Bundestag über die Lage informiert. „Wir haben jetzt alle Kräfte, die wir brauchen, verlegebereit in den Standorten“, führte die Minister aus. Mit der Evakuierung sollen deutsche Staatsangehörige, Ortskräfte und weitere gefährdete Personen in Sicherheit gebracht werden. „Das Ziel ist es, solange die Möglichkeiten vor Ort es erlauben, so viele Menschen wie möglich aus Afghanistan rauszubringen.“

Auch Kramp-Karrenbauer sprach von einem „neutralen Drittland“, das man dann als „Drehscheibe“ bezeichnen könne, um die Menschen von dort nach Deutschland zu fliegen. „Wir sind auf alle Szenarien eingerichtet“, versichert die Ministerin. „Wir wissen, dass dies eine sehr schwierige Situation ist für die Menschen vor Ort.“ Aber auch für die Soldaten, wie sie betonte. „Es ist ein gefährlicher Einsatz, in den wir sie jetzt schicken.“

Update vom 15. August, 19.09 Uhr: Wie mehrere Medien berichten, wollen die Taliban nach eigenen Angaben die Wiedererrichtung des „Islamischen Emirats Afghanistan“ verkünden. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge sagte ein ranghoher Taliban-Vertreter, dies werde bald am Präsidentenpalast in Kabul geschehen. Schon 1996 bis 2001 hieß das Land unter der Taliban-Herrschaft so.

Afghanistan: Taliban dringen in Präsidentenpalast ein

Update vom 15. August, 18.20 Uhr: Die Taliban sind nach eigenen Angaben in den Präsidentenpalast eingedrungen und haben die Kontrolle über das Gebäude übernommen. Das berichtet der Spiegel. Die afghanische Regierung bestätigte die Angaben der zwei Taliban-Befehlshaber zunächst nicht.

Update vom 15. August, 16.15 Uhr: Lokalen Medienberichten zufolge soll der afghanische Präsident Aschraf Ghani aus dem Land geflohen sein. Das berichtet unter anderem die Süddeutsche Zeitung und die Nachrichtenagentur AFP. Ein Vertreter des Innenministeriums sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass Ghani auf dem Weg nach Tadschikistan sei. Auch der Nachrichtensender Al Jazeera berichtet, das Ghani außer Landes sei.

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani soll das Land verlassen haben. © Rahmatullah Alizadah/dpa

Afghanistan: Deutschland hat Botschaft in Afghanistan geschlossen

Update vom 15. August, 15.45 Uhr: Deutschland hat seine Botschaft in Afghanistan wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul geschlossen. Die 20 Botschaftsangehörigen und die Bundespolizisten, die zum Schutz der diplomatischen Vertretung abgestellt sind, wurden zum militärischen Teil des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt evakuiert. Das teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) heute (15. August) auf Twitter mit. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort inzwischen eingetroffen und stellen ihre Arbeitsfähigkeit her“, erklärte Maas.

Für den Nachmittag habe er erneut den Krisenstab der Bundesregierung einberufen. Es gehe darum, „Sofortmaßnahmen zur Sicherung und zur Ausreise deutscher Bediensteter und weiterer gefährdeter Personen aus Afghanistan auf den Weg zu bringen“.

Update vom 15. August, 13.00 Uhr: Laut der Berichterstattung internationaler Medien verhandelt die afghanische Regierung bereits mit Vertretern der Taliban im Präsidentenpalast. Scheinbar haben die Taliban Ausländern eine sichere Ausreise garantiert. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters müssen sich die Ausländer, die in Afghanistan bleiben wollen, bei der Taliban registrieren. Der Flughafen von Kabul, der aktuell von etwa 5000 US-Soldaten geschützt wird, solle geöffnet bleiben.

Afghanische Regierung will Macht an Taliban übergeben

Die Situation in Kabul gestaltet sich insgesamt sehr chaotisch. Neben den in der Stadt lebenden Ausländer versuchen auch viele afghanische Staatsangehörige zu fliehen, da sie drakonische Strafen durch die Taliban fürchten. Besonders die Ortskräfte, also Personen, die den ausländischen Truppen bei ihren Einsätzen geholfen haben, sind nun in Gefahr vor dem Zugriff der Taliban.

Erstmeldung vom 14. August: Kabul - Die Welt blickt aktuell nach Afghanistan. Seitdem US- und NATO-Truppen nach ihrem zwanzigjährigen Einsatz in Afghanistan abgezogen* werden, versinkt das Land wieder im Chaos. Die islamistische Miliz Taliban konnte in der Zwischenzeit große Teile Afghanistans wieder unter ihre Kontrolle bringen. Terror, Mord und Folter bringen sie mit sich.

Taliban erobern Provinz nach Provinz: Terror und Tod bringen sie mit

Alle Großstädte wurden von den Taliban erobert. Seit heute (15. August) stehen sie auch vor der letzten freien Stadt: der Hauptstadt Kabul. Die afghanische Regierung hat nun angekündigt, dass es zu einer „friedlichen Machtübergabe“ kommen solle. „Es wird kein Angriff auf die Stadt geben“, sagte Innenminister Abdul Sattar Mirsakwal heute (15. August) in einer Ansprache. Es soll eine „Übergangsregierung“ gebildet werden.

Derweil versuchen Deutschland, die USA und andere Länder Staatsangehörige möglichst schnell aus Afghanistan zu evakuieren. Auch Personen, welche während des Einsatzes den ausländischen Truppen geholfen haben, soll eine Ausreise aus Afghanistan ermöglicht werden. Die Evakuierung deutscher Staatsangehöriger soll morgen beginnen. (dpa/afp/at) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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