US-Soldaten würden gemeinsam mit Soldaten aus der Türkei und anderen Staaten versuchen, das Gebiet „methodisch“ zu räumen, sagte Kirby. Es solle ein „sicheres Umfeld“ geschaffen werden, damit der Flugverkehr wieder aufgenommen werden könne.
Update vom Montag, 16.08.2021, 15.05 Uhr: Am Flughafen von Kabul geht es einen Tag nach der Machtübernahme durch die Taliban drunter und drüber. Verzweifelte Menschen versuchten, auf Flüge zu kommen, wie in sozialen Medien geteilte Videos und Bilder zeigten. Sie kletterten unter anderem über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu gelangen.
Für Entsetzen sorgten in Kabul besonders Aufnahmen, die zeigen sollen, wie Menschen aus großer Höhe aus einem Militärflugzeug fallen. Es wurde gemutmaßt, dass sie sich im Fahrwerk der Maschine versteckt hatten oder sich einfach am Flieger festhielten. Diese Angaben konnten bislang nicht unabhängig verifiziert werden. Auf einem anderen Video ist zu sehen, wie Dutzende Menschen neben einer rollenden US-Militärmaschine laufen. Einige klettern auf das Flugzeug und klammern sich fest.
Ein afghanischer Journalist erzählte dem US-amerikanischen Newsportal The Daily Beast, dass er und acht Familienmitglieder versucht hatten, Kabul zu verlassen, bevor die Stadt fiel. „Es herrscht Angst und Panik unter allen: Männer, Frauen, Kinder, die verzweifelt versuchen, hier rauszukommen“, sagte der Journalist. „Es gibt keine Chance, aber immer noch rennen die Leute zum Flughafen.“
Erstmeldung vom Montag, 16.08.2021, 11.53 Uhr: Kabul - Nach dem Einmarsch der radikal-islamischen Taliban* in der afghanischen Hauptstadt Kabul herrscht am Flughafen der Stadt Chaos. Tausende Menschen versuchten am Montagmorgen (16.08.2021), einen Platz auf einem Evakuierungsflug zu bekommen. US-Soldatinnen und Soldaten, die laut US-Regierung den Flughafen sichern, feuerten Schüsse in die Luft, um die Menge zu kontrollieren. Darüber hinaus sollen laut Wall Street Journal mindestens drei Menschen getötet worden sein. Deutschland, die USA* und andere westliche Staaten arbeiteten unterdessen mit Hochdruck daran, ihre Staatsbürger und afghanische Mitarbeitende auszufliegen.
Die Menschenmenge hilfesuchender afghanischer Bürger:innen erreichte auch das Rollfeld des Flughafens. „Ich habe sehr viel Angst. Sie feuern viele Schüsse in die Luft“, sagte ein Zeuge der Nachrichtenagentur AFP am Montag. „Ich habe gesehen, wie ein junges Mädchen überfahren und getötet wurde“, berichtete er weiter.
Dramatische Aufnahmen, die auf Online-Plattformen gepostet wurden, zeigten verzweifelte Zivilisten, die eine bereits überfüllte und verbogene Treppe hinaufkletterten, um ein geparktes Passagierflugzeug zu besteigen. Einige hingen mit den Händen am Treppengeländer. Laut Wall Street Journal seien insgesamt mindestens drei Menschen durch Schüsse getötet worden. Zeug:innen wollen die Leichen am Boden gesehen haben. Der Flughafen in Kabul wird von US-Soldat:innen gesichert, um die „sichere Abreise“ von Mitarbeitenden der USA und verbündeter Staaten in Zivil- und Militärflugzeugen zu ermöglichen.
Viele der Menschen wurden durch Gerüchte oder Falschmeldungen im Netz angezogen. „Ich habe auf Facebook gelesen, dass Kanada Asylanträge aus Afghanistan annimmt“, sagte ein Mann, der laut eigenen Angaben Soldat in der afghanischen Armee war. Er sei deshalb in Gefahr: „Die Taliban haben es definitiv auf mich abgesehen“, sagte er.
Die Flughafenverwaltung stellte unterdessen den kommerziellen Flugverkehr ein. „Es wird keine kommerziellen Flüge vom Hamid-Karsai-Flughafen geben, um Plünderungen und Verwüstungen zu verhindern. Bitte begeben Sie sich nicht zum Flughafen“, hieß es in einer an Journalist:innen versendeten Mitteilung. Auch die US-Botschaft in Kabul forderte auf Twitter US-Staatsangehörige und afghanische Bürger:innen auf, „nicht zum Flughafen zu reisen“.
Die USA, Deutschland und weitere westliche Staaten hatten bereits am Sonntag (15.08.2021) Staatsbürger:innen und Botschaftspersonal an den Flughafen gebracht, um sie von dort auszufliegen. Wie die USA erklärten, halte sich ihr Botschaftspersonal getrennt von den Menschen ohne Reiseerlaubnis auf.
„Hunderte“ Botschaftsmitarbeitende sind laut US-Angaben bereits außer Landes. Am Montag und in den Folgetagen sollten nach Angaben des Außenministeriums „tausende“ in Afghanistan lebende US-Bürger, Ortskräfte der US-Vertretung in Kabul sowie deren Familien und andere „besonders gefährdete“ afghanische Bürger:innen ausgeflogen werden.
67 Länder, darunter auch Deutschland, forderten die Taliban in einer Erklärung auf, alle ausreisewilligen afghanischen Bürger:innen und Ausländer:innen ausreisen zu lassen.
Außenminister Heiko Maas (SPD*) hatte am Sonntagabend in Berlin angekündigt, die ersten Botschaftsmitarbeitenden würden noch im Laufe des Tages ausgeflogen. Die Sicherheit der deutschen Staatsangehörigen, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Botschaft „und genauso der Menschen, mit denen wir in den letzten Jahren in Afghanistan zusammengearbeitet haben“, habe oberste Priorität. „Wir setzen jetzt alles daran, unseren Staatsangehörigen und unseren ehemaligen Ortskräften eine Ausreise in den kommenden Tagen zu ermöglichen“, sagte Maas.
Am Montagmorgen teilte das Verteidigungsministerium mit, dass ein erstes A400M-Transportflugzeug der Bundeswehr aus Wunstorf nach Kabul gestartet sei, um „die zu Schützenden aus Afghanistan in Sicherheit“ zu bringen. „Fest steht: Es ist ein gefährlicher Einsatz für unsere Soldatinnen und Soldaten“, erklärte das Ministerium bei Twitter.
Die Taliban hatten am Sonntag nach einem zehntägigen Eroberungsfeldzug durch Afghanistan die Hauptstadt Kabul erreicht.* Die afghanische Regierung erklärte sich zur Machtübergabe bereit, Präsident Aschraf Ghani floh ins Ausland. In einer Facebook-Botschaft gestand er die Niederlage gegen die Taliban ein.
Kämpfer der radikal-islamischen Taliban feierten am Sonntagabend im Präsidentenpalast ihren „siegreichen“ Feldzug gegen die afghanische Regierung. Nachdem die Polizei und andere Regierungstruppen am Sonntag ihre Posten in Kabul aufgegeben hatten, übernahmen Taliban-Kämpfer Kontrollpunkte in der Stadt.
Am Montag waren Kämpfer mit Gewehren über den Schultern zu sehen, die durch die Straßen der Grünen Zone liefen - dem ehemals stark befestigten Viertel, in dem die meisten Botschaften und internationalen Organisationen untergebracht sind. (msb mit afp) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA