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Afghanistan-Chaos: Nach Hick-Hack am Flughafen - Deutsche Luftwaffe landet in Kabul

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Von: Andreas Schmid, Kai Hartwig

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Kabul versinkt im Chaos. Der Flughafen ist der einzige Ort, der nicht von den Taliban besetzt ist. Die Rettung gestaltet sich dennoch höchst kompliziert. News Ticker.

Update vom 17. August, 10.00 Uhr: Dieser News-Ticker ist geschlossen - über die wichtigsten Entwicklungen in Kabul halten wir Sie am Dienstag in unserem neuen Ticker auf dem Laufenden.

Update vom 16. August, 23.13 Uhr: Der Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul hat nach mehrstündiger Schließung wieder den Betrieb aufgenommen. Das sagte US-General Hank Taylor am Montag im US-Verteidigungsministerium. Der Flugverkehr war zuvor vorübergehend ausgesetzt worden, weil nach dem Einmarsch der radikalislamischen Taliban in Kabul tausende Afghanen das Flugfeld gestürmt hatten.

Die Luftwaffe ist damit unter schwierigen Bedingungen auf dem Flughafen gelandet. Ein Transportflugzeug vom Typ A400M setzte zur Evakuierung deutscher Staatsbürger auf der zeitweise wegen chaotischer Zustände gesperrten Rollbahn auf, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montagabend aus Sicherheitskreisen erfuhr. Die Rettung kann damit beginnen.

Update vom 16. August, 20.34 Uhr: Die Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte aus Kabul durch die Bundeswehr gestaltet sich schwierig. Zunächst einmal geht nichts. Zwei Bundeswehrmaschinen wurden auf ihrem Weg nach Kabul aufgehalten, weil sie wegen chaotischer Zustände auf dem Flughafen in Kabul keine Landeerlaubnis bekamen – ebenso wenig wie die US-Flieger. Der kommerzielle Flugverkehr ist ohnehin längst eingestellt.

Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte die Situation vor Ort am Abend in der ARD wie folgt: „Die Flieger – auch die wir in Gang gesetzt haben – können aktuell nicht landen.“ Menschen am Flughafen, dem einzigen nicht von den Taliban besetzten Ort in Kabul, blockierten immer noch die Landebahnen. „Eines unserer Flugzeuge ist in Usbekistan zwischengelandet, ein anderes kreist über den Flughafen. Die US-amerikanischen Kräfte vor Ort versuchen, die Landebahn freizubekommen. Wir gehen davon aus, dass dies in den kommenden Stunden gelingt.“

Afghanistan: Laut Russland stabilisert sich Lage - USA bestätigten tödlichen Zwischenfall

Update vom 16. August, 17.59 Uhr: Nach der Rückkehr der Taliban an die Macht in Afghanistan „stabilisiert“ sich nach russischen Angaben die Lage in der Hauptstadt Kabul und dem Land. Die radikalislamischen Kämpfer hätten begonnen, „die öffentliche Ordnung wiederherzustellen“, erklärte das russische Außenministerium am Montag. Zudem hätten sie für die Sicherheit der örtlichen Zivilbevölkerung und der diplomatischen Vertretungen garantiert.

Update vom 16. August, 17.01 Uhr: Das US-Pentagon hat bestätigt, dass es am Flughafen Kabul einen tödlichen Zwischenfall gegeben hat. Demnach haben zwei US-Soldaten am Montag zwei bewaffnete Männer erschossen. Diese hätten sich inmitten tausender friedlicher Menschen aufgehalten und ihre Waffen „auf bedrohliche Weise geschwungen“, beschrieb ein Pentagon-Vertreter.

Update vom 16. August, 16.49 Uhr: Das US-Militär hat seine Evakuierungsflüge aus Kabul wieder aufgenommen. Das sagte ein Verantwortlicher des US-Verteidigungsministeriums CNN. Die Flüge mussten wegen großer Menschenmengen auf dem Rollfeld zwischenzeitlich unterbrochen werden. Man haben die Menschen von der Startbahn bringen können. Die US-Soldaten würden aber weiterhin sporadisch sich dort versammelnde Personen wegbringen.

Eskalation in Afghanistan: Maas und Merkel äußern sich am Abend in PK

Update vom 16. August, 16.22 Uhr: Aufgrund der dramatischen Situation in Afghanistan wird der Verteidigungsausschuss des Bundestags noch diese Woche zu einer Sondersitzung zusammentreffen. Der Ausschussvorsitzende Wolfgang Hellmich (SPD) schrieb laut dpa an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, dass die Zusammenkunft vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen zeitnah notwendig sei. Als Termin sei Mittwochmittag (13.00 Uhr) angedacht. Am selben Tag (18. August) soll um 11.30 Uhr auch eine Sitzung des Auswärtigen Ausschusses abgehalten werden.

Außerdem berief Außenminister Heiko Maas für Montagnachmittag (16. August) erneut den Krisenstab der Bundesregierung ein. Am Abend (17 Uhr) wird sich Maas in einer Pressekonferenz äußern, wenig später tritt Kanzlerin Angela Merkel (18.45 Uhr) vor die Presse*.

Eskalation in Afghanistan: Erster Rettungsflieger aus Deutschland nähert sich Kabul

Update vom 16. August, 16.00 Uhr: Der erste Rettungsflieger der Bundeswehr soll sich bereits Kabul nähern. Nach Informationen der Bild wurde das Flugzeug bei einer Zwischenlandung in Baku (Aserbaidschan) aufgetankt, um im Luftraum nahe der afghanischen Hauptstadt Warteschleifen drehen zu können. Den Landeanflug kann die Maschine erst beginnen, sobald von US-Seite die Erlaubnis erteilt und eine Landebahn zugeteilt wurde. Diese Prozedur müssen auch die anderen Evakuierungsflugzeuge aus Deutschland durchlaufen. Allerdings rechnet das Verteidigungsministerium der Zeitung zufolge nicht mit einer schnellen Landerlaubnis, da auf dem Rollfeld chaotische Verhältnisse herrschen (siehe Update vom 16. August, 14.13 Uhr).

Update vom 16. August, 15.37 Uhr: Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid hat sich am Montag bei Twitter zur aktuellen Lage in Afghanistans Hauptstadt geäußert. „Die Situation in Kabul ist nahezu total unter Kontrolle“, schilderte er. Mujahid bekräftigte das Versprechen der Taliban, dass man nicht von Tür zu Tür gehen werde, um ehemalige Regierungsvertreter ausfindig zu machen.

Eskalation in Afghanistan: Zwischenfall bei Rettung der ersten Deutschen aus Kabul

Update vom 16. August, 15.13 Uhr: Bei der Rettung der ersten etwa 40 Deutschen aus Kabul gab es einem Medienbericht zufolge einen Zwischenfall. Laut Business Insider wird in einem Protokoll des Kanzleramts zu dem Evakuierungseinsatz erwähnt, dass die Taliban den militärischen Teil des Flughafens angegriffen hätten.

Rund 70 Deutsche, unter ihnen Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes sowie von Sicherheitsdiensten und der Bundespolizei, befanden sich während der Attacke dort. Der mit US-Hilfe koordinierte Rettungsflug nach Doha (Katar) konnte daraufhin erst nachts um viele Stunden verspätet durchgeführt werden. Soldaten aus den USA und der Türkei hätten den Taliban-Angriff abwehren können.

Eskalation in Afghanistan: Verhandelt Ex-Präsident Karsai mit den Taliban?

Update vom 16. August, 14.38 Uhr: Die faktische Machtübernahme durch die Taliban hat in Afghanistan bereits stattgefunden. Ein Sprecher des früheren Präsidenten Hamid Karsai sagte nun gegenüber der dpa, dass Gespräche zwischen Politikern und Vertretern der radikalen Islamisten laufen würden. Demnach wurde gemeinsam beschlossen, das Leben und Vermögen der afghanischen Bevölkerung ebenso zu schützen wie die Infrastruktur. Ein Statement von Taliban-Seite dazu blieb vorerst aus.

Zudem wurde nicht klar, wo die besagten Gespräche stattfinden und welche Vertreter der Taliban daran teilnehmen. Darüber hinaus ist fraglich, ob sich die Islamisten nach ihrem rasanten militärischen Erfolg bereit erklären, die Macht in Afghanistan zu teilen.

Eskalation in Afghanistan: Verzweifelte Menschen blockieren Startbahn am Flughafen Kabul

Update vom 16. August, 14.13 Uhr: Im Moment können offenbar keine Maschinen den Flughafen Kabul verlassen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass mehrere Zivilisten aus Verzweiflung die Startbahn blockieren.

Die US-Streitkräfte haben deshalb ihre Evakuierungsflüge vorläufig unterbrochen. Die Militärs versuchen nun, das Rollfeld wieder zu räumen, sagte ein Verantwortlicher des US-Verteidigungsministeriums CNN. Die Unterbrechung der Flüge dauere so lange an, bis „wir garantieren können, dass das Rollfeld sicher ist“.

Update vom 16. August, 13.56 Uhr: Im Süden Usbekistans ist am Sonntagabend ein afghanisches Kampfflugzeug abgestürzt. Der Vorfall ereignete sich laut usbekischem Außenministerium kurz nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag der russischen Staatsagentur Tass. Nach einem Bericht des usbekische Nachrichtenportals Gazeta.uz sei die Maschine in der Provinz Surchandarja aus bislang ungeklärter Ursache abgestürzt. Dabei habe sich mindestens ein Pilot mit einem Fallschirm retten können. Der Mann sei ins Krankenhaus gebracht worden. Ob der Pilot vor den Taliban fliehen wollte oder warum er nach Usbekistan flog, blieb zunächst unklar.

Eskalation in Afghanistan: Bundeswehr schickt viertes Flugzeug nach Kabul

Update vom 16. August, 12.52 Uhr: Unter chaotischen Umständen hat Deutschland mit der Evakuierung der eigenen Staatsangehörigen aus Afghanistan begonnen. Doch wie lange können die Flugzeuge noch Menschen aus Kabul wegbringen? Ein Sprecher des Auswärtigen Amts wollte sich nicht festlegen. Dafür sei die Lage zu unübersichtlich, sagt er in Berlin. Unterdessen hat die Bundeswehr ein viertes Flugzeug nach Kabul entsandt. Dabei handelt es sich um eine Transportmaschine vom Typ Airbus A319.

Update vom 16. August, 12.08 Uhr: Entsetzliche Szenen zeigen möglicherweise Videos aus Kabul, die in den sozialen Medien geteilt wurden. Darauf soll zu sehen sein, wie Menschen aus enormer Höhe von einem Militärflugzeug fallen*. Zuvor gab es Bilder vom Rollfelds des Flughafens der afghanischen Hauptstadt, auf denen man mehrere Personen erkennen kann, die sich im Bereich der Flugzeugräder der Militärmaschinen an die Flugzeuge klammern.

Der dpa schilderte ein Mann, der nahe dem Flughafen lebt, via Facebook, dass auf einem benachbarten Dach eine dieser Personen gelandet sei. Demnach habe es so laut wie bei einer Explosion gekracht. Der vermeintliche Zeuge teilte Bilder und Videos der Leiche. Er gab an, drei weitere Männer seien auf diese Art tödlich verunglückt und in der Nachbarschaft gefunden worden.

Eskalation in Afghanistan: Kanzlerin Merkel erschüttert – „Wir erleben bittere Stunden“

Update vom 16. August, 11.00 Uhr: Bundeskanzlerin hat sich Angela Merkel bei der CDU-Präsidiumssitzung zur aktuellen Lage in Afghanistan geäußert. „Wir erleben bittere Stunden“, zitierten Sitzungsteilnehmer Merkel laut Bild: „Jetzt müssen wir uns auf die Rettung konzentrieren!“

Der Weggang der internationalen Truppen aus Afghanistan sei von den USA entschieden worden. „Es gab einen Domino-Effekt nach dem Abzug der Truppen“, sagte Merkel. Allerdings sei man bei der Evakuierung auf die Hilfe des US-Militärs angewiesen. Alleine könne man diese Aufgabe nicht bewältigen, so Merkel weiter. Unterdessen räumte ein Parteikollege von Merkel einen „gravierenden Fehler“ in der Einschätzung der Lage in Afghanistan ein*.

Eskalation in Afghanistan: US-Truppen erlangen Kontrolle über Teile des Flughafens Kabul zurück

Update vom 16. August, 10.46 Uhr: Einsatzkräfte des US-Militärs haben das Rollfeld des Flughafens in Kabul offenbar geräumt. Unterstützt von mehreren Helikoptern konnten sie zumindest einen Teil des Hamid Karzai International Airport wieder unter Kontrolle bringen und absichern. Es ist derzeit noch unklar, wie viele Bereiche des Flughafens die US-Soldaten kontrollieren.

Zuvor hatte es Berichte gegeben, dass Taliban-Kämpfer versucht hatten, das Flughafengelände zu erobern. Es soll zu Schusswechseln mit dem US-Militär gekommen sein.

Update vom 16. August, 10.39 Uhr: Auf Twitter tauchte ein Video verzweifelter Menschen auf. Sie laufen neben einem fahrenden Flugzeug der US-Luftwaffe her. Einige von ihnen klammern sich an das Fahrwerk der Maschine.

Eskalation in Afghanistan: Kanzlerin Merkel erläutert Evakuierungsplan der Bundesregierung

Update vom 16. August, 10.12 Uhr: Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan soll nach Plänen der Bundesregierung durch ein Parlamentsmandat für „einige hundert Soldaten“ legitimiert werden. Nach AFP-Informationen teilte Kanzlerin Angela Merkel dies den Spitzen der Bundestagsfraktionen am Sonntagabend mit. Die Vorlage soll am Mittwoch (18. August) zunächst durch das Kabinett verabschiedet werden. Kommende Woche stimmt dann der Bundestag in einer Sondersitzung darüber ab.

Aufgrund von Gesprächen mit den USA rechnet die Bundesregierung mit einem „Operationsfenster bis zum 31. August“. Die könne sich aber auch schon früher schließen. Die Bundeskanzlerin plant die Errichtung einer Luftbrücke. So sollen die rund 2000 Ortskräfte evakuiert werden, „besonders gefährdete Frauen, Menschenrechtler und weitere Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen“.

Eskalation in Afghanistan: Dritte Bundeswehr-Maschine Richtung Kabul gestartet

Update vom 16. August, 10.12 Uhr: Inzwischen sind auch ein zweites und drittes Flugzeug der Bundeswehr Richtung Kabul abgehoben. Das bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Montag. Die Maschinen vom Typ Airbus A400M starteten Fliegerhorst im niedersächsischen Wunstorf. 

Update vom 16. August, 9.19 Uhr: Am Flughafen von Kabul kommt es zu immer dramatischeren Szenen. Die Menschen drängen massenweise in Richtung des Terminals und wollen sich Zutritt zu den Flugzeugen verschaffen, die derzeit ausländische Mitarbeiter evakuieren.

Auf Twitter kursieren Bilder von Personen, die an Brüstungen hängen und sich festklammern. Die US-Soldaten, die zum Schutz des Flughafens vor Ort sind, versuchten zunächst, die Menschenmassen mit Warnschüssen abhalten. Laut einem Bericht des Wall Street Journal soll es zu drei Toten durch Gewehrschüsse gekommen sein. Auch mehrere Verletzte habe es gegeben.

Eskalation in Afghanistan: Schüsse am Flughafen von Kabul

Erstmeldung vom 16. August, 9.03 Uhr: Kabul – „Ich habe sehr viel Angst. Sie feuern viele Schüsse in die Luft“, sagte ein Zeuge der Nachrichtenagentur AFP am Montag. Nach der Einnahme von Kabul durch die radikalislamischen Taliban* haben sich tausende Menschen in der Hoffnung auf eine Möglichkeit zur Flucht aus Afghanistan* am Flughafen versammelt.

Die Flughafenverwaltung stellte den kommerziellen Flugverkehr am Montag ein. „Es wird keine kommerziellen Flüge vom Hamid-Karsai-Flughafen geben, um Plünderungen und Verwüstungen zu verhindern. Bitte begeben Sie sich nicht zum Flughafen“, hieß es in einer an Journalisten versendeten Mitteilung.

Eskalation in Afghanistan: Die USA, Deutschland und weitere Ländern evakuieren Staatsbürger

Die USA, Deutschland und weitere westliche Staaten haben Staatsbürger und Botschaftspersonal nach dem Vormarsch der Taliban in Afghanistans Hauptstadt* an den Flughafen gebracht. Von dort will man sie ausfliegen. 67 Länder, darunter auch Deutschland, forderten die Taliban in einer Erklärung auf, alle ausreisewilligen Afghanen und Ausländer ausreisen zu lassen. Unterdessen wird die Kritik an den westlichen Ländern wegen der Entwicklung in Afghanistan* immer lauter.

Am Montagmorgen teilte das Verteidigungsministerium mit, dass ein erstes A400M-Transportflugzeug der Bundeswehr aus Wunstorf nach Kabul gestartet sei, um „die zu Schützenden aus Afghanistan in Sicherheit“ zu bringen. „Fest steht: Es ist ein gefährlicher Einsatz für unsere Soldatinnen und Soldaten“, erklärte das Ministerium beim Onlinedienst Twitter.

Um den Flughafen zu sichern sind tausende US-Soldaten nach Kabul verlegt worden. Ihr Aufgabe ist laut US-Außenministerium die Flugsicherung und die Unterstützung der Evakuierungsaktionen. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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