„Natürlich ist eine Lohnerhöhung wichtig“, spricht die Klostergarten-Leiterin einen Punkt an, der in der Debatte um die Zukunft der Pflege immer wieder angeführt wird. Doch das Geld steht ihrer Einschätzung nach nicht im Vordergrund. „Mir geht es darum, dass unserer Arbeit wieder mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. Da nützt es nichts, wenn während Corona einmal geklatscht wird“, legt sie den Finger in die Wunde.
Vielmehr sei es an der Zeit, die schönen Seiten des Berufs wieder in den Fokus zu stellen, nicht immer nur von den Mängeln zu reden. So müsse die Altenpflege als attraktiver Beruf in der Öffentlichkeit rüberkommen, um mögliche Neueinsteiger anzulocken, die sich trotz Wochenend- und Nachtarbeit in den Dienst am Menschen stellen wollen. „Ich habe gelesen, dass bald 100.000 Kräfte in der Pflege fehlen“, weiß sie um die Defizite, die nur behoben werden könnten, wenn wieder mehr Personal in den Einrichtungen zur Verfügung steht.
Dazu bedürfe es einer veränderten Ausbildung, die Qualität müsse wieder in den Vordergrund rücken und auf das Niveau angehoben werden, das sie in ihren ersten Jahren in dem Beruf in den 90ern erlebt hat. „Nur so ist ein respektvoller Umgang mit den Pflegebedürftigen sicherzustellen“, so Schatz. Die schulischen Voraussetzungen müssten verändert werden und auch der Pflegeschlüssel auf eine realistische Größe angepasst werden.
Zur Schließung des Pflegefachzentrums in Welver erklärt Sebastian Kabak, Geschäftsführer bei Charleston: „Die Pflege der uns anvertrauten Menschen muss höchsten Anforderungen genügen. Wir können Stand heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, dass die Verfügbarkeit des dafür notwendigen, speziell qualifizierten Personals dauerhaft und durchgehend gewährleistet ist. Unsere Verantwortung für die uns anvertrauten Menschen zwingt uns dazu, zumindest vorübergehend, Alternativen zur bisherigen Betreuung im Pflegefachzentrum Klostergarten in Anspruch zu nehmen.“
Bisher haben Pflegekräfte aus anderen Einrichtungen des Trägers die Belegschaft in Welver unterstützt. Um die Versorgungslage zunächst zu stabilisieren und die Betreuung im Klostergarten wieder langfristig sicherzustellen, hat sich Charleston entschieden, den Betrieb der Einrichtung für unbestimmte Zeit zu unterbrechen. Erst, wenn die Pflege durch qualifiziertes Personal in Welver wieder garantiert werden kann, will Charleston über die Wiederaufnahme des Betriebs entscheiden.
„Die Arbeit in einem Pflegefachzentrum stellt höchste Ansprüche an die dort Tätigen, sowohl was Ausbildung als auch Präsenz vor Ort betrifft“, erläutert Kabak. „Wir sind unseren Fachkräften, die aus anderen Einrichtungen zur Unterstützung nach Welver gekommen sind, sehr dankbar. Aber das darf kein Dauerzustand sein. Wir müssen unserer Verantwortung gegenüber den Bewohnern, ihren Angehörigen und auch gegenüber unseren Kolleginnen und Kollegen gerecht werden und haben uns deshalb zu diesem Schritt entschlossen.“
Als Alternativen zum Fachpflegezentrum Klostergarten kommen für die Betroffenen sowohl andere von Charleston betriebene Häuser als auch Einrichtungen anderer Träger in Betracht. Mit den Angehörigen der Bewohner werden Gespräche über alternative Unterbringungsmöglichkeiten geführt. Charleston bietet an, die Bewohner im 70 Kilometer entfernten Brilon zu versorgen. Dort betreibt Charleston ebenfalls ein Pflegefachzentrum. Bei der Suche nach näher gelegenen Alternativen unterstützt auch die Heimaufsicht des Kreises Soest.