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Übung am Fernsehturm: Höhenretter aus dem Kreis Soest schweben überm Sauerland

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Von: Daniel Schröder

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Gruppenfoto in 110 Metern Höhe über dem Bodenniveau. Die Höhenretter hatten sich ein spektakuläres Übungsobjekt ausgesucht.
Gruppenfoto in 110 Metern Höhe über dem Bodenniveau. Die Höhenretter hatten sich ein spektakuläres Übungsobjekt ausgesucht. © Daniel Schröder

Die Höhenretter der Feuerwehren im Kreis Soest bekamen am Rande Warsteins am Sonntag einen einzigartigen Blick über den Arnsberger Wald.

Kreis Soest/Hochsauerlandkreis – Die Höhenretter aus dem Kreis Soest konnten bei ihrer Übung am Sonntag einmalige Blicke auf den Lörmecketurm, Hirschberg und in Richtung der Warsteiner Kernstadt werfen. Sie übten auf dem Fernsehturm am Stimmstamm ein Rettungsszenario, das seinen Ursprung in rund 110 Metern Höhe hatte.

Das angenommene Szenario: Bei der Antennenmontage war ein Monteur verunglückt und musste durch die Expertise der Höhenretter zurück zum Boden gebracht werden. Die Übung am Fernsehturm war Teil des jährlichen Übungswochenendes der Höhenretter, für die die Mitglieder vom Kreis Soest extra einberufen werden. Denn: Damit die Einsatzkräfte der Sondereinheit ihre Qualifikation behalten, müssen sie pro Jahr 72 Pflichtstunden nachweisen.

Höhenrettung Kreis Soest übt auf Stimmstamm-Fernsehturm: Die Fotos

Am Freitag übten die 21 Mitglieder bei der Firma ATU in Werl sowie in der Kletterhalle in Ahlen, am Samstag wurden die Seile am Übungsturm des Soester Rettungszentrums angeschlagen. Sonntag war dann das höchste Übungsobjekt an der Reihe. Michael Gärtner, Hendrik Scholz und Stephan Toboll hatten das Programm des Wochenendes erarbeitet.

Übung der Höhenretter - Kreis-Dezernentin beeindruckt von der Disziplin

Am Sonntag gab es auf dem Turm Besuch von hoher Stelle: Ricarda Oberreuter, Dezernentin für Gesundheit, Verbraucherschutz und Gefahrenabwehr beim Kreis Soest, verschaffte sich mit eigenen Augen einen Eindruck von der Arbeit der Höhenretter: „Ich bekam einen sehr guten Blick auf die Prozesse, die während einer Rettung laufen. Es war sehr beeindruckend, wie diszipliniert und eingespielt die Einsatzkräfte agiert haben. Jeder hatte jeden im Blick, alles lief nach dem Vier-Augen-Prinzip“, betonte Oberreuter.

Bei den Höhenrettern, die doppelt an ihren Seilen gesichert sind, läuft alles nach dem Vier-Augen-Prinzip.
Bei den Höhenrettern, die doppelt an ihren Seilen gesichert sind, läuft alles nach dem Vier-Augen-Prinzip. © Daniel Schröder

Derartige Übungen seien essenziell für die professionelle Arbeit der Spezialeinheit: „Die Gruppe setzt sich aus Mitgliedern verschiedener Feuerwehren im Kreis Soest zusammen, das heißt, dass die Einsatzkräfte nicht täglich miteinander arbeiten.“ Solche regelmäßigen Übungen seien „unerlässlich“, damit das Team zusammenwachse und die Arbeit auf einem derart professionellen Level funktionieren könne.

Oberreuter war durch einen Artikel unserer Redaktion über eine Übung an der Wiesenkirche in Soest neugierig geworden und hatte die Initiative ergriffen, um sich bei einer der nächsten Übungen selbst ein Bild der Truppe machen zu können. „Der Besuch brachte die wichtige Erkenntnis, dass die Gruppe gut ausgestattet, gut etabliert und für die Gefahrenabwehr im Kreis Soest und darüber hinaus wichtig ist.“ Die Höhenretter aus dem Kreis Soest rücken bei Einsätzen auch in weite Teile des Hochsauerlandkreises aus.

Aus rund 110 Metern ging es für die Höhenretter in die Tiefe.
Aus rund 110 Metern ging es für die Höhenretter in die Tiefe. © Daniel Schröder

Vor allem angesichts „aufwachsender Windkraftanlagen, Bauwerken der Zementindustrie, Silos, etc.“ gebe es zunehmend Ansätze, durch die die Höhenretter weiter in die Prozesse eingebunden werden müssten. „Das zeigt die Einsatz-Frequenz der Gruppe bereits“, betonte die Dezernentin.

Für die Höhenretter war die Funkturm-Übung bei allem Ernst, den das Ausbildungs-Wochenende als Hintergrund hatte, ein Highlight: „Solch ein Objekt ist für die Ausbildung alles andere als alltäglich. Wir mussten auf das Wetter und vor allem die Windverhältnisse achten“, unterstrich Michael Gärtner, als Leiter der Gruppe.

Ein bisschen Genuss ist für die Höhenretter bei aller Ernsthaftigkeit der Übung auch dabei.
Ein bisschen Genuss ist für die Höhenretter bei aller Ernsthaftigkeit der Übung auch dabei. © Daniel Schröder

Herausfordernd sei es beim Abseilen zudem gewesen, dass die Höhenretter freischwebend und nicht etwa mit den Füßen an einer Fassade abgestützt, Richtung Boden herabgelassen wurden. „Zudem war es interessant, zu beobachten, wie sich die Seile mit Blick auf die Dehnung auf solch einer langen Strecke verhalten, ebenso mussten die passenden Abseilgeräte genutzt werden, weil beim Durchlaufen des Seiles eine gewisse Hitze entsteht. Auch die Strahlung, die von den Antennen des Turms ausgeht, musste berücksichtigt werden.“

Dezernentin Ricarda Oberreuter betonte: „Wir brauchen die Höhenretter hier vor Ort. Es ist gut, dass sie hier verankert sind, um im Ernstfall nicht erst überörtlich angefordert werden müssen. Sie kommen, wenn das normale feuerwehrtechnische Equipment irgendwann am Ende ist und Hubrettungsgeräte wie Drehleitern nicht mehr ausreichen.“ Mit einer Drehleiter würde am Fernsehturm nicht einmal ein Drittel der Einsatzhöhe von Sonntag erreicht.

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