Kutschaty hat Humor. Die Frage, ob er nicht auch mal die Kletterwand im Turnraum der Kita ausprobieren wolle, kontert er so: „Ich komme ja so schon fast an den obersten Haltegriff.“ Kutschaty ist 1,70 Meter groß, die Kletterwand ist – kitatauglich – nicht viel höher. Zweites humoriges Beispiel: Als Parteifreund Yüksel erzählt, hier Blockflöte gelernt zu haben, sagt Kutschaty: „Deshalb sind die Balken hier so gebogen.“
Ja, für einen Sozialdemokraten, den die Heimatzeitung im Ruhrgebiet im vergangenen Jahr als „linken Rebell“ adelte, ist es ein angenehmer Termin im Endspurt des Wahlkampfes. Angenehm? Darauf angesprochen, sagt Kutschaty: „Ich habe auch nix dagegen, wenn es ruppig wird.“
Stimmt. Der 53-Jährige kann auch anders. Im Landtag fielen seine Angriffe auf die Landesregierung in der ablaufenden Legislaturperiode teils so deftig und derbe aus, dass ihm der Fraktionschef der CDU mehrfach die Qualifikation für das Amt des Regierungschefs absprach. Und auch, wenn es gegen die eigenen Leute geht, ist Kutschaty wenig zimperlich. Erst gewann er den Machtkampf um den Fraktionsvorsitz gegen Marc Herter, den heutigen Oberbürgermeister in Hamm, dann komplimentierte er den blassen SPD-Landeschef (Sebastian Hartmann hieß der) aus dem Amt. An Machtinstinkt und Machtwillen mangelt es Kutschaty wahrlich nicht.
Kutschaty kokettiert gerne mit der Geschichte seiner Herkunft aus kleinen Verhältnissen. Der Sozialdemokrat stammt aus einer Eisenbahner-Familie aus dem Norden Essens, und er war der Erste in seiner Familie, der die Hochschulreife erwarb. „Wir würden nie in eine teure Villa ziehen. Da gehören wir nicht hin“, sagte seine Ehefrau Christina dem Magazin „Bunte“. Sie ist Leiterin des Stadtplanungsamtes der Stadt Remscheid. Ihr Mann arbeitete als Rechtsanwalt, ehe er in der Landesregierung von Hannelore Kraft zwischen 2010 und 2017 Justizminister wurde.
Seit nunmehr 17 Jahren macht Kutschaty Landespolitik. Auf Bundesebene ist er einer von fünf stellvertretenden Parteichefs. Richtig bekannt ist er dennoch nicht, was auch am nicht einfachen Namen liegen dürfte. Mit der Anrede Ministerpräsident könnte sich das ändern.