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Seltenes Foto: Selenskyj fliegt in Kampfjet-Begleitung über NRW

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Wolodymyr Selenskyj und Kanzler Olaf Scholz saßen im Regierungsflieger, der am Sonntag in Begleitung von zwei Eurofightern über Herscheid in Richtung Aachen flog.
Wolodymyr Selenskyj und Kanzler Olaf Scholz saßen im Regierungsflieger, der am Sonntag in Begleitung von zwei Eurofightern über Herscheid in Richtung Aachen flog. © Dirk Lohmann

Ein seltenes Foto: Dirk Lohmann fotografierte im Sauerland den Regierungsflieger auf einem ganz besonderen Flug und mit dem ukrainischen Präsidenten an Bord. 

Herscheid/Lüdenscheid – Täglich fliegen hunderte Flugzeuge in großer Höhe über das Sauerland, doch an Muttertag gelang dem Herscheider Dirk Lohmann ein ganz besonderes Flugzeugfoto. „Ich hatte auf einer speziellen Flugradarseite gesehen, dass drei Flugzeuge mit besonderer Kennung in unsere Richtung flogen“, berichtet Lohmann, der sich seine Kamera schnappte, und belohnt wurde, als um 14.37 Uhr die Wolken aufrissen.

Dort sah er über Herscheid zunächst ein fast schneeweißes Flugzeug. „Beim Heranzoomen sah ich dann die beiden flankierenden Kampfjets“, sagte Lohmann, der im richtigen Moment abdrückte und sehenswerte Fotos schoss. Es handelte sich um den Flug einer Regierungsmaschine mit der Kennung 10+01.

Seltenes Foto: Selenskyj fliegt in Kampfjet-Begleitung über NRW

An Bord des schneeweißen Airbus A350, der über eine umlaufende schwarz-rot-goldene-Lackierung verfügt, befanden sich Bundeskanzler Olaf Scholz und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Als Dirk Lohmann in Herscheid auf den Auslöser drückte, befand sich der Regierungsflieger auf dem Flug von Berlin in Richtung Aachen, wo der Karlspreis an Selenskyj verliehen wurde.

Zwei Kampfflugzeuge des Typs Eurofighter, hier ein Archivbild, begleiteten die Maschine mit dem ukrainischen Präsidenten an Bord.
Zwei Kampfflugzeuge des Typs Eurofighter, hier ein Archivbild, begleiteten die Maschine mit dem ukrainischen Präsidenten an Bord. ©  picture alliance/dpa/AAP

Regierungsflieger in Kampfjet-Begleitung: Bundeswehr bestätigt die Flüge

Die Beobachtung des Herscheiders, der hobbymäßig mit Drohnen fliegt und daher auf Flugverbotszonen und andere Bewegungen im Luftraum achtet, bestätigte ein Sprecher des Luftfahrtamtes der Bundeswehr. Auf konkrete Anfrage teilte dieser  mit: „Die Auswertung der Radardaten vom 14. Mai zeigt zwei Kampfflugzeuge der Bundeswehr vom Typ Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 Boelcke.“

Die beiden Kampfjets haben nach den Angaben des Sprechers einen Airbus A350 der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums ab Northeim bis zur Landung auf dem NATO-Flugplatz Geilenkirchen (bei Aachen) eskortiert.

Auch den Überflug über das Sauerland, über Herscheid und Teile von Lüdenscheid, bestätigte der Sprecher. Der Flugweg habe die drei Maschinen um 14.37 Uhr Ortszeit rund 6 095 Meter über dem Meeresspiegel circa 8,3 Kilometer nördlich an Herscheid vorbeigeführt. „Um 14.38 Uhr überflogen die Luftfahrzeuge in identischer Höhe den nördlichen Bereich von Lüdenscheid, circa 1,2 Kilometer südlich der ehemaligen Rahmedetalbrücke“, so der Sprecher.

Blick auf gesprengte Brücke möglich

A45-Brücke in Lüdenscheid nach der Sprengung am Boden
Die A45-Brücke liegt auf dem Boden des Rahmedetals. Ob Wolodomyr Selenskyj beim Überflug in Richtung Aachen die Brücke sah, ist nicht bekannt. Der Schriftzug „Lasst uns Brücken bauen“ eines Künstlerkollektivs ist noch gut zu lesen. Trümmerteile sollen für einen guten Zweck verkauft werden. © Carsten Engel

Ob aus gut 6000 Metern Höhe ein Blick auf die eine Woche zuvor gesprengte Autobahnbrücke geworfen wurde, ließ sich nicht in Erfahrungen bringen. Die Flugroute der Regierungsmaschine hätte einen solchen Blick dank optimaler Wetterbedingungen zumindest erlaubt, denn es befanden sich an diesem Nachmittag kaum Wolken am Himmel.

Dass die Eurofighter in Sichtweite zum Regierungsflieger flogen, ist nach einem Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums nicht unüblich. So sei auch der Regierungsflieger mit Prinz Charles bei dessen Deutschlandbesuch von Kampfjets begleitet worden.

Präsident Selenskyj in Deutschland: Zusätzliche Patrouillenflüge

Beim Besuch von Präsident Selenskyj sah das verabschiedete Sicherheitskonzept auch zusätzliche Patrouillenflüge von je zwei Eurofightern im Luftraum Berlin sowie im Luftraum Köln/Bonn bzw. Geilenkirchen vor. Zusätzlich war während der Verleihung des Karlspreises der gesamte Flugraum in und um Aachen gesperrt.

Wichtig war die zusätzliche Begleitung der Kampfjets auch deshalb, weil der A350 der Flugbereitschaft über kein eigenes Raketenabwehrsystem verfügt. Auf Anfrage dazu verwies man im Verteidigungsministerium auf folgende Erklärung: „Ein Selbstschutzsystem für den A350 ist momentan nicht marktverfügbar und müsste mit hohem Kosten- und Zeitaufwand entwickelt werden. (...) Diese würde allerdings Haushaltsmittel in dreistelliger Millionenhöhe binden und mehrere Monate pro Luftfahrzeug in Anspruch nehmen, was die Verfügbarkeit stark einschränken würde.“

Eurofighter
Ein Eurofighter der Luftwaffe im Einsatz. © Christophe Gateau /dpa

Komplett verfügbar waren dagegen die beiden eskortierenden und bewaffneten Eurofighter, die nicht in der Luft aufgetankt werden mussten. Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte, sei dies nicht erforderlich gewesen, da die Kampfjets sozusagen im Cruise-Modus unterwegs waren und ohne Nachbrenner deutlich unter ihrer maximalen Geschwindigkeit von 2500 Stundenkilometern blieben. Mit rund 850 Stundenkilometern achteten sie im Kerosinsparmodus auf die Sicherheit des Regierungsfliegers.

Zusätzliche Alarmrotte

Zusätzlich zu den sechs abgestellten Eurofightern der Luftwaffe, die für den Selenskyj-Besuch gebunden waren, stand die Alarmrotte der Luftwaffe mit insgesamt vier Eurofightern an den Standorten Rostock Laage und Neuburg an der Donau für weitere Einsätze bereit.

Für den Rückflug nach Berlin stand nach der Preisverleihung in Aachen in Geilenkirchen der Regierungsflieger mit der Kennung 10+01 bereit. Während der ukrainische Präsident von Aachen weiter nach Frankreich reiste, flog Kanzler Olaf Scholz mit dem Regierungsfliegerzurück in die Bundeshauptstadt – diesmal ohne Kampfjets und über Dortmund statt über das Sauerland.

Fliegendes Büro mit viel Reichweite

„Der Airbus A350 der Flugbereitschaft ist gewissermaßen unsere Air Force One“, betonte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Der Innenraum des Flugzeugs ist mit einem Arbeits- und Konferenzbereich mit mehreren Büros ausgestattet, an die sich ein multifunktionaler Lounge-Bereich anschließt. Die übrige Fläche ist für mitreisende Delegationen mit über 130 Passagiersitzplätzen versehen.

Kanzler Olaf Scholz flog ohne Eurofighter-Begleitung zurück nach Berlin.
Kanzler Olaf Scholz flog ohne Eurofighter-Begleitung zurück nach Berlin. © Michael Kappeler/DPA

Der Regierungsflieger fliegt bis zu 960 km/h auf einer Flughöhe von 13 000 Metern und hat eine Reichweite von 18.000 Kilometern. Mit 165.000 Litern Kerosin fliegt der Airbus A350-900 von Berlin nach Chicago und wieder zurück, ohne zu tanken.

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