Ins Jahr 1984 fiel auch Giselher Pohls Pensionierung und damit das Ende seiner Zeit in Welver. Das Ehepaar Pohl entschied, den Lebensabend in Bad Zwischenahn zu verbringen und zog – begleitet von guten Wünschen – um. Ihr Geheimnis nahmen sie mit. Bis zu seinem Tod am 9. Oktober 1996 sprach Giselher Pohl weder mit Fremden noch mit der Familie über seine Rolle bei der Ergreifung Eichmanns.
Er hatte seinem Freund Gerhard Klammer geholfen, weil dieser „als Privatmann auf keinen Fall“ sein Wissen öffentlich machen konnte. Dafür hatte Pohl gesorgt, weil er wie Klammer überzeugt war, dass jeder für das verantwortlich ist, was er tut, und die Nazi-Verbrecher zur Rechenschaft gezogen werden mussten.
Dass ihre Geschichte jetzt in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht wurde, ist den beiden Autoren Bettina Stangneth und Willi Winkler zu verdanken, die auf Anregung der Familie von Pfarrer Pohl vier Jahre dafür recherchierten.
SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann hatte während der NS-Zeit Millionen Juden in deutsche Vernichtungslager deportieren lassen. Nach dem Krieg konnte der ehemalige Leiter des Judenreferats im Reichssicherheitshauptamt zunächst nach Argentinien fliehen. Nach – wie man heute weiß – entscheidenden Hinweisen aus Deutschland – konnten ihn jedoch am 11. Mai 1960 israelische Agenten überwältigen und entführten ihn in den jüdischen Staat, um ihn dort vor Gericht zu stellen.
Der weltweit aufsehenerregende Prozess gegen Eichmann, Hitlers „Spediteur des Todes“ bei der systematischen Judenvernichtung in Europa, dauerte nach dem Auftakt am 11. April 1961 acht Monate und endete mit dem Todesurteil, das am 1. Juni 1962 vollstreckt wurde. Der Prozess gilt als zentraler Auslöser der Aufarbeitung der NS-Verbrechen.