NRW führt traurige Autobahn-Statistik an - Stau fast bis zum Mond
NRW führt eine traurige Verkehrsbilanz an. So viele Staus auf den Autobahnen gibt es in keinem anderen Bundesland. Speziell eine Region betroffen.
Hamm - Nordrhein-Westfalen ist das Bundesland mit den meisten Einwohnern - und mit den meisten Staus. Der ADAC hat im Jahr 2022 fast 160.000 davon auf den NRW-Autobahnen gezählt. Egal, ob A1, A2, A3, A40, A44, A45 oder eine der anderen Fernstraßen - überall standen die Pendler.
Auch bei den Staukilometern und den Staustunden hatte NRW den größten Anteil vor Bayern und Baden-Württemberg. Nach der aktuellen ADAC-Studie summierten sich die Staulängen im Westen im vergangenen Jahr auf 213.000 Kilometer. Ein Funfact als Vergleich: Die Distanz von der Erde zum Mond, der im Februar wieder besonders hell scheint und Schlafprobleme verursachen könnte, beträgt rund 384.000 Kilometer.
Stau fast bis zum Mond: NRW führt traurige Autobahn-Statistik an
In diesem Jahr wird es ein gutes Stück näher zum Mond gehen, denn 2022 war das Stauaufkommen „immer noch deutlich niedriger als vor Corona“, sagt Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC in NRW. Für 2023, so die trüben Aussichten, wird sich die Verkehrslast wieder erhöhen - trotz mittlerweile weitverbreiteter Homeoffice-Nutzung. An der A2 steht einer der einträglichsten Blitzer Deutschlands: 7 Millionen Euro spülte er 2022 in die Stadtkasse von Bielefeld - rekordverdächtig.
Die Gründe für Staus sind dieselben wie eh und je. Sie entstehen durch Unfälle, Bauarbeiten oder sonstige Engstellen. Dazu gehört das Ende von Fahrspuren oder auch einfach nur ein Elefantenrennen zweier Lkw an einer Steigung. Je mehr Autos gleichzeitig unterwegs sind, desto schlimmer, das zeigen auch die vom ADAC in der Analyse als besonders stauanfällig aufgeführten Tageszeiten von 6 bis 8 Uhr sowie von 13 bis 17 Uhr. In diesen Zeitfenstern sind viele Pendler unterwegs.
Staus in NRW: Brennpunkt Großraum Köln und gesperrte A45
Außergewöhnliche verkehrspolitische Katastrophen wie die gesperrte A45 bei Lüdenscheid wegen der maroden Rahmedetalbrücke machen die Staubilanz nicht magerer. Die Strecke zwischen Lüdenscheid-Nord und Hagen-Süd gehört zu den Autobahnabschnitten mit „ausgeprägten lokale Stauspitzen“ (ADAC). Immerhin wurde nach 13 Monaten Sperrung an der Sauerlandlinie jetzt ein wichtiges Etappenziel für den Wiederaufbau erreicht.
Laut ADAC betrug die Dauer aller Verkehrsstörungen auf den über 2.200 Autobahnkilometern in NRW zusammengerechnet mehr als 104.000 Stunden im vergangenen Jahr. „Damit steckten Autofahrer 4341 Tage in Stau und stockendem Verkehr fest.“ Der Autobahnabschnitt mit den meisten Staus war die A43 zwischen Wuppertal und Recklinghausen.
Staus in NRW: Auf diesen Autobahnen ist es besonders schlimm
Sechs Autobahn-Abschnitte in Nordrhein-Westfalen haben es in die bundesweite Top 15 der Stauschwerpunkte geschafft, vor allem der Großraum Köln ist betroffen:
- A2 Oberhausen – Dortmund (4. Platz): 79 Staustunden je Autobahnkilometer
- A4 Aachen – Köln (6.): 68 Staustunden je Autobahnkilometer
- A3 Oberhausen – Köln (8.): 62 Staustunden je Autobahnkilometer
- A1 Dortmund – Köln (10.): 51 Staustunden je Autobahnkilometer
- A1 Köln – Euskirchen (11.): 49 Staustunden je Autobahnkilometer
- A3 Köln – Frankfurt (12.): 41 Staustunden je Autobahnkilometer
Zu den bundesweiten Top-15-Abschnitten mit den meisten Staustunden je Autobahnkilometer zählen laut ADAC neun aus NRW:
- A544 Aachen – Kreuz Aachen (3. Platz): 260
- A40 Duisburg – Essen (4.): 205
- A46 Düsseldorf – Wuppertal (7.): 160
- A59 Bonn – Köln (8.): 151
- A52 Essen – Düsseldorf (9.).: 136
- A43 Recklinghausen – Wuppertal (10.): 130
- A 42 Kamp-Lintfort – Dortmund (12.): 121
- A40 Dortmund – Essen (14.): 103
- A59 Duisburg – Dinslaken (15.): 101
Staus in NRW: ADAC fordert Nutzung von Homeoffice und 49-Euro-Ticket
Wissen Sie noch, was Sie am 14. September 2022 gemacht haben? Die Chancen sind nicht ganz gering, dass Sie mit dem Auto im Stau gestanden haben. Jener Mittwoch im Spätsommer war dem ADAC zufolge der Tag mit den meisten Staus im vorigen Jahr. Es wurden 691 Staustunden gezählt. Knapp danach folgt der Mittwoch vor Christi Himmelfahrt mit 689 Staustunden. Viele Autofahrer hatten das lange Wochenende für einen Kurztrip genutzt, meint der Mobilitätsclub.
Um Stauspitzen abzufedern, fordert der ADAC flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten für Arbeitnehmer. Auch solle das Potenzial des geplanten 49-Euro-Tickets genutzt werden. Mit dem sogenannten Deutschlandticket, das im Mai 2023 kommen soll, kann man bundesweit den ÖPNV nutzen.