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Die Tote aus dem Möhnesee: Der Fall „Maria“ ist voller Rätsel

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Von: Daniel Schröder

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Die Leiche der damals 22-jährigen Maria van der Zanden wurde am 26. August 1994 im Möhnesee treibend entdeckt.
Die Leiche der damals 22-jährigen Maria van der Zanden wurde am 26. August 1994 im Möhnesee treibend entdeckt. © Daniel Schröder

Maria van der Zanden wurde vor fast 30 Jahren tot aus dem Möhnesee geborgen. Ermittler stellten jetzt ihre Identität fest. Der Fall ist voller Rätsel.

Möhnesee (NRW) – Maria van der Zanden starb aller Wahrscheinlichkeit nach im August 1994 im Möhnesee. Nach fast 30 Jahren fanden Spezial-Ermittler heraus, wer die Tote ist, die damals von einem Spaziergänger nahe der Sperrmauer im Wasser treibend entdeckt wurde. Durch diesen Ermittlungserfolg konnten der Todesfall vom Möhnesee und ein Vermisstenfall aus den Niederlanden nach 29 Jahren zu einem Fall zusammengeführt werden. Dadurch ergeben sich viele Fragen, auf die die Ermittler und vor allem die Familie von Maria sich Antworten erhoffen.

Cold Case „Maria“: Das Grab in Möhnesee

Marias Leiche wurde von und in der Gemeinde Möhnesee in einem namenlosen Grab beerdigt, weil die Identität der Leiche bis vor kurzer Zeit nicht geklärt werden konnte. Solch eine anonyme Beerdigung sei für die Gemeinde alles andere als alltäglich, erklärt Gemeinde-Sprecherin Anja Hillmann: „Der Fall Maria ist aufgrund des Sachverhalts für die Gemeinde ein besonderer Fall. Die Beisetzung erfolgte damals in einem namenlosen Grab, welches lange gepflegt wurde. Die Ruhezeit beträgt wie auf allen Friedhöfen der Gemeinde 30 Jahre. In Fällen, wo keine Angehörigen ermittelt werden können – so wie im Fall Maria –, trägt das Ordnungsamt die Kosten der Beisetzung.“

Wo genau Maria beerdigt wurde, soll erst einmal geheim bleiben. Anja Hillmann: „Die Gemeinde Möhnesee möchte zum jetzigen Zeitpunkt keine öffentlichen Auskünfte darüber geben, auf welchem Friedhof sich das Grab von Maria van der Zanden befindet. Wir sind uns bewusst, dass das Interesse der Öffentlichkeit in diesem Fall sehr groß ist. Aus Pietätsgründen möchten wir aber der Familie von Maria ermöglichen, zunächst in Ruhe am Grab Abschied zu nehmen. Deshalb bitten wir im Sinne der Angehörigen um Verständnis.“

Die Tote aus dem Möhnesee: Die Ermittlungen

Alles deutete nach dem Fund der damals unbekannten Leiche auf einen Suizid. Bei der Obduktion fanden die Ermittler keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen, der schwere Stein im Rucksack der Toten brachte sie zu dem Schluss, dass Maria sich ertränkte. Doch die neuen Entwicklungen nach 29 Jahren bringen neue Fragen – unter anderem, ob sich die junge Frau wirklich selbst tötete.

Gegenüber unserer Redaktion erklärte Marèl van Steenbergen aus dem Team der Cold-Case-Ermittler: „Das Cold-Case-Team der Polizei der Ost-Niederlande führt derzeit immer noch Untersuchungen im Fall Maria van der Zanden durch. Im Rahmen dieser Untersuchung arbeitet sie unter anderem mit der deutschen Polizei zusammen. Die deutsche Polizei ging damals von einem freiwilligen Tod aus, basierend auf den Informationen, die sie hatte, ohne den Hintergrund der gefundenen Frau zu kennen.“ Im Vermisstenfall habe sich die niederländische Polizei damals „mehrere Szenarien offen gelassen“.

Maria van der Zanden.
Maria van der Zanden. © Polizei

Weil die Ermittler in den Niederlanden seinerzeit keine Leiche fanden und Marias persönliche Lebensumstände keinen Anhaltspunkt für einen Suizid oder ein freiwilliges Verschwinden offenbarten, ging die Polizei im Vermisstenfall von einem Verbrechen aus. Der Ermittler: „Die beiden Untersuchungen werden jetzt mit anderen Augen betrachtet und – falls erforderlich – weiter untersucht, um Antworten für die Hinterbliebenen zu finden.“ Nach Informationen unserer Redaktion wurde Marias Leiche damals in einem Sarg bestattet. Für die Suche nach Antworten müsse die Leiche nach Einschätzung Steenbergens aber „höchstwahrscheinlich nicht exhumiert werden“.

Offen ist bislang auch die Frage nach Marias Verbindung nach Deutschland und zum Möhnesee. Warum und wie legte sie die rund 250 Kilometer lange Strecke aus ihrer Heimat an den See zurück?

Das zehnköpfige Ermittlerteam begebe sich auf Spurensuche, prüfe die Ermittlungen von damals und forsche, „ob es Hinweise gab, die auf Deutschland hindeuteten“. Steenbergen: „Diese Informationen liegen uns derzeit noch nicht vollständig vor.“

Viele niederländische Journalisten wie Vera Eisink vom öffentlich-rechtlichen Sender „Omroep Gelderland“ machten sich seit der Nachricht über die Identifizierung von Marias Leiche auf den Weg zum Möhnesee, um von dort zu berichten, wo die Leiche der Niederländerin damals gefunden worden war.
Viele niederländische Journalisten wie Vera Eisink vom öffentlich-rechtlichen Sender „Omroep Gelderland“ machten sich seit der Nachricht über die Identifizierung von Marias Leiche auf den Weg zum Möhnesee, um von dort zu berichten, wo die Leiche der Niederländerin damals gefunden worden war. © Daniel Schröder

Cold Case „Maria“: Das öffentliche Interesse

Vor allem in den Niederlanden wurde der Durchbruch im Cold Case zur Top-Meldung. In Deutschland berichtet neben unserer Zeitung auch die Rheinische Post. Viele niederländische Journalisten machten sich auf den Weg zum See, um von dort zu berichten, wo die Leiche der jungen Frau 1994 gefunden worden war.

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