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Volksfeste in NRW bald mit männerfreien Tagen? Veranstalter reagieren

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Von: Leon Malte Cilsik

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Die Bremer Jusos fordern auf Volksfesten in Deutschland männerfreie Tage. Die Reaktionen der Veranstalter in NRW sind eindeutig. Wir haben nachgefragt.

Hamm – Männerfreie Tage auf deutschen Volksfesten: Laut den Bremer Jusos könnten sie ein wirkungsvolles Instrument sein, um die immer wieder vorkommenden sexuellen Übergriffe auf diesen Veranstaltungen einzudämmen.

Die Jugendorganisation der Bremer SPD bezog ihre Forderung zwar vor allem auf die örtlichen Volksfeste Osterwiese und Freimarkt, schränkte sie aber explizit nicht darauf ein. Daher hat wa.de einige große Veranstalter in Nordrhein-Westfalen mit der Juso-Forderung konfrontiert.

Forderung nach männerfreiem Tag: Wie Kirmes-Veranstalter in NRW reagieren

„Wir haben nur fünf Tage zur Verfügung“, sagt Birgit Mössing, Leiterin der Tourist Information in Soest über etwaige Pläne bei der Allerheiligenkirmes. „Da wäre es unfair, die Hälfte der Besucher auszuschließen. Und sei es nur für einen Tag.“ Auch für die Schausteller würde dies herbe Verluste bedeuten.

„Auch logistisch würde ein solches Vorhaben schwierig werden, die Allerheiligenkirmes findet mitten in der Stadt statt und hat keinen klaren Ein- und Ausgang“, fügt Mössing an.

Allerheiligenkirmes, Leinewebermarkt, Libori und Send: Veranstalter lehnen Vorschlag ab

Auch Jens Siekmann von der Bielefeld Marketing GmbH bestätigt, dass Stadtfeste in Bielefeld wie der große Leinewebermarkt sowie Konzerte und sonstige Kulturveranstaltungen von den Überlegungen der Jusos unbeeinflusst bleiben werden. „Es handelt sich dabei um verbindende Gemeinschafts- und Familienerlebnisse“, betont Siekmann.

Mit einem schlichten „Nein“ beantwortete hingegen die Pressestelle der Stadt Paderborn eine Anfrage von wa.de, ob männerfreie Tage in Bezug auf die Libori-Kirmes ein Thema wären.

Im Falle einer sexuellen Belästigung: „Luisa“ soll Frauen im Ernstfall helfen

Beim Send in Münster – den Start der Reihe machte bereits der Frühjahrssend 2023 – gibt es zwar ebenfalls keine Überlegungen in diese Richtung, da bislang keine Daten vorlägen, die einen männerfreien Tag notwendig machen würden. Allerdings bietet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hier das Hilfsangebot „Ist Luisa hier“ an. Fühlt eine Frau sich unbehaglich, kann sie mittels des Codesatzes auf sich aufmerksam machen und bekommt diskrete Hilfe.

Die Kirmes-Saison in NRW hat nicht nur in Münster, wo es zu einer tödlichen Auseinandersetzung gekommen ist, bereits begonnen – allein im März stehen in NRW eine Reihe von Kirmes-Terminen an.

Nach einem Vorfall am Rande der Allerheiligenkirmes sucht die Polizei nach dem Täter.
Forderung nach männerfreiem Tag: Wie Kirmes-Veranstalter in NRW reagieren © Daniel Schröder

Männerfreie Tage wird es dabei nicht geben. Wie begründen derweil die Bremer Jusos ihre Forderung? „Jedes Jahr berichten Frauen von sexuellen Übergriffen auf diesen Festen, und fast jede Besucherin kennt zumindest belästigende Sprüche und Kommentare“, heißt es. Sie argumentieren, dass männerfreie Zeiten oder Tage zudem nichts Neues seien – es gebe sie beispielsweise auch bei Konzerten, in Saunen oder Schwimmbädern.

Der Juso-Vorschlag lautet daher, auf kommenden Volksfesten testweise einen Tag einzuführen, an dem nur Frauen und weiblich gelesene Personen Zutritt haben. Bei den großen Veranstaltern in NRW stoßen sie dabei auf Ablehnung.

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