1. Soester Anzeiger
  2. Nordrhein-Westfalen

Kinder-Banden in Gelsenkirchen: Warum werden die Täter immer jünger?

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Maximilian Gang

Kommentare

Ein Jugendlicher steht vor einem anderen Jugendlichen und hält ein Messer in der Hand.
Die Jugendkriminalität in NRW scheint ein besorgniserregendes Niveau erreicht zu haben. (Symbolbild) © Emil Umdorf/Imago

Zuletzt sorgten Raubzüge von Teenagern in Gelsenkirchen für Aufsehen. Die Zahl der jungen Straftäter ist in stark NRW gestiegen.

Gelsenkirchen – In Gelsenkirchen zeigt sich ein besorgniserregender Trend: Immer öfter kommt es zu regelrechten Raubzügen und Gewalttaten, bei denen die Täter erschreckend jung sind. Für viel Aufsehen sorgte eine Gruppe, die an einer Gesamtschule mehrere Schüler beraubt, bestohlen und erpresst haben soll. Die Tatverdächtigen: Zwischen 12 und 15 Jahre alt und damit selbst fast noch Kinder. „Wir beobachten dieses Phänomen seit rund einem halben Jahr“, sagte ein Sprecher der Polizei Gelsenkirchen jüngst gegenüber wa.de. Auch bei den Krawallen in der Silvesternacht waren beachtliche Teile der Täterschaft noch minderjährig. Woran liegt das?

Jugendkriminalität: Mehr als 100 junge Straftäter in Gelsenkirchen

Mehr als 100 junge Menschen soll es in Gelsenkirchen geben, die sich an den Raubserien beteiligt haben sollen, wie die WAZ berichtet. Die Ermittlungen dazu laufen aktuell auf Hochtouren. Es seien mehrere verschiedene Gruppen von Jugendlichen, die immer wieder zuschlagen, so ein Gelsenkirchener Polizeisprecher gegenüber wa.de.

Die gute Nachricht: Der Polizei gelingen Ermittlungserfolge. Erst am vergangenen Dienstag (31. Januar) nahm die Polizei einen 17-Jährigen fest, der für mehrere Raubdelikte in Gelsenkirchen verantwortlich sein soll. Ein „Intensivstraftäter“, wie die Polizei erklärt. Nur wenige Tage später ging den Beamten der nächste Täter ins Netz: Er ist sogar erst 15, aber ebenfalls bereits bei der Polizei bekannt.

Nach Raubzügen: „Jo-Jo-Effekt“ der Jugendkriminalität

Ein signifikanter Anstieg über mehrere Jahre sei nicht zu erkennen, wie Ahmet Toprak, Professor für Erziehungswissenschaften an der Fachhochschule Dortmund gegenüber wa.de erklärt: „Die Fallzahlen dazu befinden sich aktuell in einem Jo-Jo-Effekt“. Trotzdem lassen die Berichte zu jugendlichen Intensivstraftätern, Kindern, die andere Menschen schwerste Verletzungen zufügen und nicht zuletzt auch die erschreckenden Ausschreitungen zum diesjährigen Jahreswechsel einen bitteren Nachgeschmack. Doch wer sind diese Kinder und Jugendliche, die bereits früh so schwere Straftaten begehen? Und wie konnte es so weit kommen?

Laut den Forschungsberichten sei physische Gewaltanwendung vornehmlich männlich und häufig „eher eine Unterschichtthematik“, so der Experte. Und darin liegt, laut Toprak, auch ein maßgeblicher Aspekt, der zu Jugendkriminalität führt: Aspekte, wie das Bildungsniveau, das soziale Umfeld oder auch eigene Gewalterfahrung seien häufig ursächlich dafür, dass Jugendliche und Kinder auf die schiefe Bahn geraten. Wer häufiger Kriminalität und Gewalt sieht und erlebt, betrachtet diese schneller als normal. Doch auch ein anderer Aspekt sorgt dafür, dass den Menschen Kriminalität unter Jugendlichen immer häufiger ins Auge fällt.

Experte: Jugendkriminalität „von der Straße ins Netz verlagert“

„Was neu dazu gekommen ist, ist die Gewaltneigung und Mobbing in den sozialen Medien. Es hat sich von der Straße ins Netz verlagert“, so der Pädagoge. Dadurch nehme man solche Entwicklungen heutzutage auch schneller wahr. Zusätzlich seien Gewalttaten in der Vergangenheit eher bagatellisiert worden. Das sei heute nicht mehr der Fall, wie der Pädagoge Toprak erklärt: „Heutzutage sind Eltern auch häufiger bereit, Anzeige zu erstatten. Und das ist auch gut so“. (mg)

Auch interessant

Kommentare