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Nach Corona-Skandal bei Tönnies: Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in großen Schlachthöfen

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Von: Marcel Guboff, Simon Stock, Lars Becker, Hannah Decke, Katharina Bellgardt, Kristina Köller, Kathrin Bastert

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Corona bei Tönnies: Der Produktionsstopp bei dem Fleichkonzern ist aufgehoben. Das Bundeskabinett hat die geplanten schärferen Regeln für die Fleischindustrie auf den Weg gebracht.

Die Zahl der Coronavirus-Infektionen beim Fleisch-Riesen Tönnies in Rheda-Wiedenbrück war in kurzer Zeit explodiert. Jetzt darf der Fleischbetrieb wieder schlachten. Lesen Sie alle Entwicklungen zu den Auswirkungen für NRW in unserem News-Blog.

Unternehmensgruppe Tönnies
SitzRheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh/NRW)
Mitarbeitercirca 16.500 weltweit
Jahresumsatz6,65 Milliarden Euro

Coronavirus bei Tönnies: Strenge Regeln für Fleischindustrie beschlossen

Update, 29. Juli, 11 Uhr: Das Bundeskabinett hat strengere Regeln für die Fleischindustrie beschlossen. Der von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) heute in Berlin vorgelegte Entwurf sieht ein Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in großen Schlachthöfen vor. Zudem sind mehr Kontrollen geplant, strengere Vorschriften sollen für bessere Unterkünfte sorgen. 

Mit der Neuregelung beim Arbeitsschutz reagiert die Bundesregierung auf massive Corona-Ausbrüche in der Großschlachterei Tönnies in NRW und weiteren Fleischbetrieben auch in Niedersachsen. Das gegenwärtige System macht die Arbeiter, die meist aus Rumänien und Bulgarien stammen, von Subunternehmern abhängig. Arbeits- und Gesundheitsschutz, Mindestlöhne und Mindeststandards für die Unterkünfte werden oftmals umgangen. 

In dem Gesetzentwurf ist von einem "Zustand zahlreicher und systematischer Rechtsverstöße" die Rede. Minister Heil strebt eine schnellstmögliche Umsetzung der neuen Regelungen an. Deutlich steigende Fleischpreise, wie von der Branche vorhergesagt, erwartet er dadurch nicht. Dem Regelwerk müssen noch Bundestag und Bundesrat zustimmen.

Coronavirus bei Tönnies: Massenausbruch macht Kreis Gütersloh zum Hotspot

Update, 28. Juli, 13.30 Uhr: Nach dem  Massenausbruch des Coronavirus bei dem Schlachthof Tönnies will das Unternehmen jetzt neue Wohnungen für Arbeiter bauen lassen. Geplant sind 70 Häuser mit 1500 Wohnungen. Ziel sei es, Werkvertragsarbeitern, die künftig fest beim Unternehmen angestellt werden sollten, "günstige und gut ausgestattete Wohnungen nach einem festen Standard" bereitzustellen, kündigte Deutschlands größter Fleischkonzern am Dienstag in Lemgo im Kreis Lippe an.

Muster für die Neubauten an mehreren Standorten in der Region sollten Studenten-Wohnheime in Lemgo sein, sagte der Geschäftsführer der Tönnies Holding, Daniel Nottbrock, laut Mitteilung. Es sollten "gut ausgestattete Wohneinheiten zu ortsüblichen, marktüblichen Mietpreisen" entstehen - etwa voll möblierte Single-Wohnungen von 16 Quadratmetern für 300 Euro Warmmiete oder Apartments für Paare von 27 Quadratmetern für 400 bis 450 Euro warm - je nach Lage.

Coronavirus bei Tönnies: Ex-Mitarbeiterin packt in RTL-Reportage über Schlachthof aus

Update, 28. Juli, 11.29 Uhr: Eine neue RTL-Reportage befasst sich unter anderem mit den Arbeitsbedingungen beim Schlachtbetrieb Tönnies im Kreis Gütersloh. Die Aussagen einer ehemaligen Mitarbeiterin sind erschreckend.* Sie berichtet von hohem Druck bei der Arbeit, keine Fehler machen zu dürfen. Kommt es dennoch zu Fehlern während der Schicht, müsste man mit Beleidigungen rechnen.

Update, 20. Juli, 17 Uhr: Mehrere Tier- und Umweltschutzverbände haben sich trotz Kritik an den Bedingungen in der Fleischindustrie über einen Trägerverein für das Vermarktungslabel Neuland für Schlachtungen bei Tönnies entschieden. Grund seien der Mangel an Alternativen auf dem Schlachtmarkt, sagte am Montag Neuland-Vorstandssprecher Jochen Dettmer der Deutschen-Presse-Agentur. Zuvor hatte die "Rheinische Post" darüber berichtet. So ist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einer von mehreren Trägern des Labels. 

Das vermarktet nach eigener Angabe seit 1988 nur Fleisch aus tiergerechter Haltung und einer maximalen Entfernung von 200 Kilometern zum Schlachthof. Zwar gebe es in Bergkamen (NRW) einen eigenen Zerlegebetrieb der Neuland West GmbH. "Dort gibt es aber keine Verpackungs- und Vakuumierungsanlage in der Dimension wie bei Tönnies", sagte Dettmer. Derzeit fehle es schlicht an Alternativen bei der Schlachtung, sagte der Vorstandssprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur. 

Der BUND hatte sich in der Corona-Krise nach dem massenhaften Fund von Corona-Infizierten bei Tönnies kritisch über das System geäußert. Auch der Deutsche Tierschutzbund, der ebenfalls Träger bei Neuland ist, war unter den Kritikern. "Der BUND als ein Gründer- und Trägerverband des Neuland e.V. hat die Öffnung der Neuland-Produkte für einen größeren Markt schon immer unterstützt. Um immer mehr Menschen den Kauf von Fleischwaren aus artgerechter Haltung zu ermöglichen, wurde die Kooperation mit ALDI Nord und Süd unter dem Label 'Fair und Gut' ins Leben gerufen", sagte Antje von Broock, Geschäftsführerin Politik und Kommunikation beim BUND, zu den Vorwürfen. 

Nur im Rahmen des Kooperationsvertrag mit ALDI Nord und Süd sei eine Verarbeitung bei Tönnies von geringen Mengen Fleisch vorgesehen. "Eine Verarbeitung bei Tönnies wurde immer kritisch gesehen, ist aber ein Resultat einer massiven Konzentration innerhalb des fleischverarbeitenden Sektors. Die Bedingungen in der fleischverarbeitenden Industrie sind weder menschenwürdig noch tiergerecht", sagt von Broock weiter. Leider seien sie aber nach geltendem Recht legal. Mit den anderen Trägerverbänden von Neuland suche man jetzt nach Alternativen.

Tönnies und Coronaviurs: Verträge für Werksangestellte in Planung 

Update, 20. Juli, 14.34 Uhr: Deutschlands größter Fleischkonzern Tönnies hat konkrete Schritte für Veränderungen im Unternehmen angekündigt: So sollen bis zum 1. September dieses Jahres 1000 Werksvertragsangestellte direkt in Rheda-Wiedenbrück einen Vertrag erhalten. Bis Ende 2020 sei es das Ziel, alle "Mitarbeiter der Kernbereiche direkt beim Unternehmen einzustellen", hieß es am Montag in einer Mitteilung des Unternehmens. Der Konzern war Zuge eines massiven Corona-Ausbruchs in seiner Belegschaft in die Kritik geraten. Damit würde Tönnies dann Forderung der Politik erfüllen. Die Bundesregierung hatte angekündigt, dass mit Beginn des Jahres 2021 Werkverträge und Leiharbeit in der Fleischindustrie abgeschafft werden sollen. 

Update, 18. Juli, 12 Uhr: Der Fleischproduzent Clemens Tönnies will trotz heftiger Kritik nicht darauf verzichten, Lohnkostenerstattung wegen der behördlichen Schließung seines Hauptwerks geltend zu machen. Der 64-jährige Unternehmer will das notfalls gerichtlich durchfechten. "Darüber wird im Zweifelsfall auch Recht gesprochen werden", sagte er dem "Westfalen-Blatt". Tönnies sieht keine schuldhaften Versäumnisse. "Wir haben uns immer an Recht und Gesetz gehalten", versicherte der Konzernchef. "Wir wissen bis heute nicht, welchen Rechtsbruch wir begangen haben sollen."

Tönnies und Coronavirus: Infektion im Betrieb 

Der massenhafte Corona-Ausbruch in seinem Werk habe "nichts mit Werkvertragsarbeit oder den Wohnverhältnissen zu tun", sondern vor allem mit der "Umluftkühlung, die eigentlich jeder Betrieb hat". Dennoch wolle er sich künftig um die Lage osteuropäischer Arbeiter kümmern: "Wir wollen, dass 30 Prozent der Mitarbeiter, die heute nicht privat wohnen, zu einem vorgegebenen Standard wohnen können." Er sei zudem dafür, "den Mindestlohn für die Fleischwirtschaft erheblich zu erhöhen und allgemeinverbinbdlich zu machen".

Update, 17. Juli, 18.39 Uhr: Nach zahlreichen Anzeigen wegen des massiven Corona-Ausbruchs in Deutschlands größtem Fleischwerk ermittelt die Staatsanwaltschaft jetzt gegen die Geschäftsführung von Tönnies. Grund dafür sei aber kein neuer Ermittlungsstand, sondern das übliche Fortschreiben eines solchen Verfahrens, sagte ein Sprecher der Bielefelder Staatsanwaltschaft. 

Die Behörde hatte in den vergangenen Wochen zunächst gegen Unbekannt wegen des Anfangsverdachts auf fahrlässige Körperverletzung und Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz ermittelt.

Coronavirus bei Tönnies: Zwangsunterbrechung am zweiten Tag

Update, 17. Juli, 12.12 Uhr: Tönnies hat in Deutschlands größtem Fleischwerk Rheda-Wiedenbrück erneut bei der Gestaltung der Arbeitsplätze nachbessern müssen. Eine überraschend erfolgte Zwangsunterbrechung in dem gerade erst wieder angelaufenen Schlachtbereich konnte das Unternehmen wenigen Stunden später nach einer erneuten Überprüfung der Behörden beenden. Die Schlachtung am Stammsitz sei am Freitag nach der Freigabe durch die Bezirksregierung wieder aufgenommen worden, teilte ein Tönnies-Sprecher mit.

Update, 16. Juli, 15.37 Uhr: Die Umweltorganisation Greenpeace hat am Donnerstag beim Schlachtkonzern Tönnies gegen die Arbeit der Fleischindustrie demonstriert. Am Morgen landeten nach Beobachtungen eines dpa-Reporters Aktivisten mit motorisierten Gleitschirmen auf dem Dach einer Halle des Werks

Coronavirus bei Tönnies: Erste Schweine treffen am Schlachthof ein

Update, 16. Juli, 8.45 Uhr: Am Morgen wurden die ersten Tiere im Schlachthof Tönnies in Rheda-Wiedenbrück angeliefert - der Betrieb ist nach der vierwöchigen Zwangspause wieder angelaufen. Allerdings hat  die Stadt Rheda-Wiedenbrück offenbar noch keine Genehmigung für den zweiten Produktionsschritt, das Zerteilen des Schlachtviehs für die weitere Verarbeitung, erteilt. 

Zuvor soll es wohl eine Begehung des Betriebes geben, Gutachter sollen sich etwa die Trennelemente aus Acrylglas ansehen, die die Arbeiter voneinander trennen sollen. Am Freitag soll nach Angaben der Stadt dann der Probebetrieb in diesem Bereich aufgenommen werden. 

Coronavirus in Tönnies: Ministerin fordert Systemwandel

Update, 15. Juli, 17.12 Uhr: Nach dem erlaubten Neustart beim Schlachter Tönnies fordert NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) eine Kehrtwende. " Ein "Weiter so" kann und darf es nicht geben - zum Schutze der Menschen und zum Schutze der Tiere ", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Düsseldorf. " Wir müssen  etzt die Weichen neu stellen und vom Stall bis zur Ladentheke neujustieren."

Wenn der Ausfall eines Glieds reiche, die ganze Kette ins Stocken zu bringen, sei das System nicht gesund. "Dies muss ein Weckruf sein." Tönnies stelle allein etwa 40 Prozent der Schlachtkapazitäten in NRW. "Man muss sich auch mal angucken, ob wirklich im Akkord geschlachtet und zerlegt werden muss", sagte sie der dpa.

Nach Corona-Ausbruch bei Tönnies: Fleischkonzern darf wieder schlachten

Update, 15. Juli, 16.03 Uhr: Rund vier Wochen nach dem Corona-Ausbruch bei Deutschlands größtem Fleischbetrieb Tönnies in Rheda-Wiederbrück darf das Unternehmen an seinem Hauptstandort wieder schlachten. Die Stadtverwaltung hat den angeordneten Produktionsstopp für die Schlachtung heute mit sofortiger Wirkung aufgehoben. 

Damit kann das Unternehmen in Rheda-Wiedenbrück wieder Tiere von Landwirten annehmen und die Produktion schrittweise hochfahren. Tönnies will an diesem Donnerstag wieder die ersten Schweine schlachten. Ab den frühen Morgenstunden würden die ersten Tiere angeliefert, sagte ein Konzernsprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Coronavirus im Schlachthof Tönnies: Keine Genehmigung für Zerteilung der Schweine 

Für die Zerteilung der Tiere hat die Stadt Rheda-Wiedenbrück vorerst noch keine Genehmigung erteilt. Für diesen Produktionsschritt soll es am Donnerstag zunächst nochmals eine Begehungen der Behörden geben. Gutachter sollen sich beispielsweise Trennelemente aus Plexiglasscheiben anschauen. 

Am Freitag soll der Bereich nach Angaben der Stadt zunächst in einem Probebetrieb wieder aufgenommen werden. Bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück würden normalerweise pro Tag je nach Marktlage zwischen 20.000 und 25.000 Schweine geschlachtet. 30.000 sind von den Behörden genehmigt. 

Durch den Produktionsstopp in Deutschlands größtem Schlachtbetrieb hatte sich ein Stau bei den Schweinemästern gebildet. Sie wurden ihre Tiere nicht los und in den Ställen wurde der Platz eng. Die Vertrags-Lieferanten, rund 20 Prozent, konnten auf andere Tönnies-Standorte im Emsland (Sögel), Schleswig-Holstein (Kellinghusen) und Sachsen-Anhalt (Weißenfels) ausweichen. Die anderen Mäster mussten sich auf dem freien Markt neue Schlachthöfe suchen.

Coronavirus im Schlachthof Tönnies: Massenausbruch im Kreis Gütersloh

Update, 15. Juli, 15.52 Uhr:  Schlachthof-Konzern Tönnies beantragt nach dem massiven Corona-Ausbruch bei rund 1400 Beschäftigten, den Schlachtbetrieb am Hauptsitz im Kreis Gütersloh wieder aufnehmen zu dürfen. Eine kurzfristige Entscheidung sei denkbar, teilte eine Sprecherin der Stadt Rheda-Wiedenbrück am Mittwoch mit. Tönnies habe beantragt, die Arbeiten in den Bereichen Schlachtung, Zerlegung und Blutverarbeitung wieder aufnehmen zu dürfen. Dies werde nun von den Behörden geprüft, das berichtet dpa.

Die seit Mitte Juni gültige Schließungsverfügung durch die Stadt läuft am 17. Juli - also in der Nacht zum Samstag um Mitternacht - aus. Teilbereiche wie eine Lebensmittelproduktion, Technik und Verwaltung sind nach Zustimmung der Behörden bereits wieder hochgefahren worden.

Derweilen ist lokal die Unsicherheit gegenüber dem Fleisch von Tönnies noch immer groß: Supermarkt-Betreiber berichten, dass sie immer öfter gefragt werden, woher das Fleisch, das sie verkaufen, stammt.

Coronavirus bei Tönnies: Tochterfirma Tillman's darf wieder öffnen

Update 14. Juli, 11.29 Uhr: Nach dem Coronavirus-Skandal bei Tönnies darf jetzt wieder das Tochterunternehmen Tillman's öffnen, berichtet owl24.de. Dazu müssen sich aber alle der knapp 2000 Mitarbeiter der Tönnies-Tochter im Kreis Güterlsoh an strenge Hygienevorschriften halten - dazu zählen auch Filter in den Klimaanlagen, die von Experten gefordert und am Montag verbaut wurden.
Update, 14. Juli, 11.09 Uhr: Nach den Ausbrüchen bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück und den damit verbundenen Lockdowns in den Kreisen Gütersloh und Warendorf hat die Bundesregierung bestätigt, bei Corona-Ausbrüchen regionale Ausreisebeschränkungen zu erwägen. "Darüber diskutieren wir als eine Maßnahme, ob das nicht am Ende eine bessere Variante ist, als wenn man am Urlaubsort ankommt, um dann zurückgewiesen zu werden", sagte Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) am Dienstag in der RTL/ntv-Sendung "Frühstart" über seine Gespräche mit den Chefs der Staatskanzleien der Länder.

Coronavirus bei Tönnies: Hygiene-Experten fordern Filtertechnik

Update, 13. Juli, 15.58 Uhr: Am Tönnies-Stammwerk in Rheda-Wiedenbrück haben Hygiene-Experten der Uni Bonn eine neue Filtertechnik der Klimaanlage getestet. Die Wissenschaftler machten dabei heute den von einer Umluftanlage gekühlten Luftstrom in der Zerlegung von Deutschlands größtem Schlachtbetrieb mit Rauch sichtbar. 

Behördenmitarbeiter begleiteten den Test der Anlage. Am Wochenende war die neue Technik, mit der eine Ausbreitung des Coronavirus verhindert werden soll, eingebaut worden. Ein Ergebnis lag nach Angaben des Kreises Gütersloh am Montag noch nicht vor. 

Unterdessen reißt die Kritik am Tönnies-Plan, sich die Lohnkosten vom Land NRW zurückzuholen, nicht ab, wie owl24.de* berichtet.

Coronavirus  Schlachtbetrieb: Haft für Clemens Tönnies?

Update, 13. Juli, 11.08 Uhr: Die Infektionswelle rund um den Schlachthof-Betrieb Tönnies ebbt langsam ab. Aber: Der Massenausbruch des Coronavirus bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hat bei dem Fleischfabrikanten im Kreis Gütersloh einen schweren Imageschaden hinterlassen. In Deutschlands größtem Schlachthof herrschten schlechte Bedingungen sowohl für die Tiere als auch für die Menschen, die dort arbeiten. Stimmen, den Betrieb endgültig zu schließen, wurden laut, über die owl24.de* berichtet.

Update, 13. Juli, 9.40 Uhr: In der Debatte um die Arbeitsbedingungen beim Schlachtriese Tönnies hat SPD-Politiker über eine Haftstrafe für den Unternehmer Clemens Tönnies spekuliert. In einem Interview für bild live sagte Stegner: "So jemand braucht nicht staatliche Hilfe durch Steuergelder, der sollte zur Verantwortung gezogen werden. Vielleicht kommt er irgendwann in staatliche Kost und Logis." Die Anträge des Schlachtbetriebs und einiger Subunternehmer auf Lokonkostenerstattung durch das Land NRW nannte der Politiker "unverschämt". 

Coronavirus bei Tönnies: Hygiene-Experten testen neue Filtertechnik 

Update, 10. Juli, 13.27 Uhr: Bei Tönnies werden am Montag Hygiene-Experten der Uni Bonn die neue Filtertechnik testen. "Die Wissenschaftler werden dann mit Rauch testen, ob die Umluft-Anlage wie gewünscht funktioniert", sagte Tönnies-Sprecher André Vielstädte der Deutschen Presse-Agentur. Nach dem Ausbruch des Coronavirus in dem Werk in NRW hatte der Wissenschaftler Martin Exner hatte nach einer ersten Analyse die Luftumwälzung im Werk als möglichen Faktor für die Virusausbreitung benannt.   

Update, 10. Juli, 12.39 Uhr: Der Schlachtbetrieb Tönnies und weitere Subunternehmer haben beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) Anträge auf Erstattung von Lohnkosten durch das Land Nordrhein-Westfalen gestellt. Hintergrund sind Quarantäne-Maßnahmen nach dem massenhaften Fund von positiven Corona-Infektionen bei Tönnies-Arbeitern am Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh.

Um welche Summen es sich handelt und wann die Anträge bearbeitet werden, sei völlig offen, sagte LWL-Sprecher Markus Fischer. Das Infektionsschutzgesetz siehe die Erstattung vor, wenn Gesundheitsämter einen Betrieb schließen und Quarantäne anordnen.

Die Löhne müssen vorerst von den Unternehmen bezahlt werden und können mit bis zu einem Jahr rückwirkend erstattet werden. "Für uns ist nur schwer zu sagen, wie viele Tönnies-Beschäftigte betroffen sind. Bei uns gehen auch Anträge von Subunternehmen mit Sitz in ganz anderen Kreisen ein. Wir sehen dann nur, dass die Fleischindustrie betroffen ist, aber nicht auch ein konkreter Betrieb", sagt Fischer.

Coronavirus bei Tönnies: Neustart der Produktion offen

Update, 9. Juli, 16.50 Uhr: Über die Wiederaufnahme der Produktion am Hauptstandort in Rheda-Wiedenbrück (NRW) des Fleischproduzenten Tönnies ist noch keine Entscheidung gefallen. Für eine Gesamtbewertung sei es noch zu früh, sagte die Detmolder Regierungspräsidentin Judith Pirscher (FDP) nach Beratungen über ein Hygienekonzept des Branchenführers am Donnerstag in Gütersloh (NRW). Nach einem Corona-Ausbruch war das Werk in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh geschlossen worden. Wann die Produktion anlaufen könne, sei noch unklar. "Wir haben alle ein großes gemeinsames Ziel: Sicherheit vor Schnelligkeit". 

Das "zweite große Ziel" sei, dass man "gemeinsam wieder ins Geschehen kommt". In dem rund vierstündigen Arbeitstreffen sei vereinbart worden, Techniker auf das Betriebsgelände zu schicken, schilderte Pirscher vor Journalisten. Sie sollten "verschiedene Maßnahmen zum vorbereitenden Infektionsschutz montieren". Details wurden nicht bekannt. Ein Tönnies-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, man habe ein erweitertes Hygienekonzept vorgelegt, auf dessen Grundlage die Behörden nun kurzfristig eine Endbewertung vornehmen könnten. "Behörden und Unternehmen haben beide festgehalten, alles zu tun, um den Betrieb stufenweise wieder ans Laufen zu bekommen." 

Coronavirus bei Tönnies: Fernsehteam lauert Fleischmogul auf 

Aber es gibt einen ersten Beschluss: Laut Firmensprecher sei festgehalten worden, "dass die Bereiche Arbeitsschutz und Technik ab sofort wieder ihre Arbeit aufnehmen". An der nicht-öffentlichen Sitzung hatten Vertreter von Behörden, Unternehmen und Hygiene-Experten teilgenommen. 

Für weiteren Trubel sorgte ein Fernsehteam für einen Polizeieinsatz am Privathaus von Unternehmer Clemens Tönnies in Rheda-Wiedenbrück: Polizei-Angaben zufolge wird nach dem Vorfall vom Dienstag wegen Hausfriedensbruchs ermittelt. Ein Tönnies-Sprecher sagte, es sei zu einer "aus unserer Sicht rechtswidrigen und äußerst abstoßenden Aktion eines Fernsehteams gekommen". Drei Personen hätten dem Gesellschafter aufgelauert und ihn in einem Auto bis zu seinem Wohnhaus verfolgt. "Dabei drangen sie mit ihrem Fahrzeug auch auf das Privatgrundstück von Herrn Tönnies ein und blockierten teilweise seinen Wagen." Sie hätten pausenlos gefilmt. Man habe Anzeige gestellt wegen Hausfriedensbruch und Nötigung.

Coronavirus bei Tönnies: Entwarnung bei Schlachthof Westphal

Update, 9. Juli, 15.17 Uhr: Entwarnung für die auf das Coronavirus getestete Belegschaft des Fleischbetriebs Westphal im Kreis Gütersloh: Nachdem es unter den Beschäftigten einzelne positive Befunde gegeben hatte, ergab eine Reihentestung negative Ergebnisse für die übrigen Mitarbeiter, wie der Kreis am Donnerstag berichtete. Die Produktion bei Westphal in Herzebrock-Clarholz soll in der nächsten Woche wieder anlaufen. Der Betrieb war vorsorglich ausgesetzt worden.

Update, 9. Juli, 11.11 Uhr: Das Hygienekonzept von Tönnies wird jetzt in einer nicht-öffentlichen Sitzung unter die Lupe genommen, sagte ein Sprecher des Kreises Gütersloh (NRW) am Donnerstag zu Beginn der Runde. Mit einer endgültigen Entscheidung sei in dem Arbeitstreffen noch nicht zu rechnen, eher mit einem Zwischenergebnis. "Es ist nicht zu erwarten, dass der Knoten heute durchschlagen wird." An der Arbeitssitzung nehmen dem Kreissprecher zufolge auch das Amt für Arbeitsschutz der Bezirksregierung Detmold sowie Hygiene-Experten teil.

Coronavirus bei Tönnies: Werk will schrittweise öffnen - Beratungen heute

Update, 9. Juli, 9.54 Uhr: Verwaltungsmitarbeiter dürfen seit Mittwoch wieder in das Tönnies-Werk - drei Wochen nachdem das Coronavirus im Schlachthof ausgebrochen ist und das riesige Fleischwerk von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (NRW) geschlossen werden musste. Eine Ausnahmegenehmigung durch den Bürgermeister ermögliche die schrittweise Wiederinbetriebnahme des Teilbereiches Verwaltung an dem Hauptstandort von Tönnies, teilte die Stadt am Mittwochabend mit. Die Mitarbeiter seien namentlich benannt, die das Tönnies-Betriebsgelände betreten dürften, hieß es weiter. "Es wird dann von Tag zu Tag mehr", sagte André Vielstädte, Unternehmenssprecher von Tönnies.  

Durch geeignete Maßnahmen sei sicherzustellen, dass eine räumliche Trennung zu anderen Arbeitsbereichen jederzeit eingehalten werden könne. Die Einhaltung der Vorgaben werde durch die Ordnungsbehörde kontrolliert. Nach Prüfung des Hygienekonzepts von Tönnies wollen die Behörden am heutigen Donnerstag um 10 Uhr erneut über die Wiederaufnahme des Betriebs in der Fleischfabrik beraten. Im Anschluss soll es erste Entscheidungen geben, wie es an dem Standort in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh (NRW) weitergeht. Nach dem Ausbruch des Coronavirus mit rund 1400 Infizierten in der Belegschaft sollen die Schweineschlachtung und Fleischverarbeitung in dem Werk erst dann wieder hochgefahren werden, wenn ein stichhaltiges Konzept zur Verhinderung weiterer Corona-Ausbrüche vorliegt. 

Coronavirus bei Tönnies: Verwaltung wieder im Werk

Update, 8. Juli, 22.30 Uhr: Drei Wochen nach der coronabedingten Schließung des riesigen Fleischwerkes von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück darf ein erster Teilbereich außerhalb der Produktion wieder geöffnet werden. Eine Ausnahmegenehmigung durch den Bürgermeister ermögliche die schrittweise Wiederinbetriebnahme des Teilbereiches Verwaltung an dem Hauptstandort, teilte die Stadt am Abend mit. 

Das Betretungsverbot des Werksgeländes für Beschäftigte im Verwaltungsbereich sei damit seit dem Mittwoch nicht mehr in Kraft. Die Mitarbeiter seien namentlich benannt, die das Betriebsgelände betreten dürften, hieß es weiter. 

Nach Angaben von Tönnies wird anfangs zunächst nur ein kleinerer Teil der Verwaltungsmitarbeiter wieder an den Arbeitsplatz in das Werk zurückkehren. "Viele unserer Mitarbeiter sind noch in Quarantäne", sagte Unternehmenssprecher André Vielstädte am Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem arbeiteten viele Mitarbeiter im Verwaltungsbereich im Homeoffice. "Es wird dann von Tag zu Tag mehr", sagte er unter Verweis darauf, dass voraussichtlich zunehmend Mitarbeiter aus der Quarantäne entlassen werden. 

Coronavirus bei Tönnies: Auch Kita darf wieder öffnen

"Mit Blick auf das relativ geringe Infektionsrisiko wird die Wiederaufnahme der Betriebsverwaltung nicht unverhältnismäßig hinausgezögert", erklärte die Stadtverwaltung. Durch geeignete Maßnahmen sei sicherzustellen, dass eine räumliche Trennung zu anderen Arbeitsbereichen jederzeit eingehalten werden könne. Die Einhaltung der Vorgaben werde durch die Ordnungsbehörde kontrolliert. 

An diesem Donnerstag könne auch die Kita auf dem Werksgelände wieder öffnen. Sie verfüge über einen externen Zugang und sei selbst auch nicht Teil der Unternehmensgruppe, hieß es in der Mitteilung weiter. 

Update, 8. Juli, 18.11 Uhr: Nach Prüfung des Hygienekonzepts von Tönnies wollen die Behördenmorgen um 10 Uhr erneut über die Wiederaufnahme des Betriebs in der Fleischfabrik beraten. Im Anschluss soll es erste Entscheidungen geben, wie es an dem Standort in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh weitergeht. 

Coronavirus bei Tönnies: Corona-Infektionen in Schlachthof in Herzebrock-Clarholz 

Update, 8. Juli, 11.37 Uhr: Weil bei drei Mitarbeitern das Coronavirus nachgewiesen wurde, hat der Fleischbetrieb Westphal im Kreis Gütersloh vorsorglich die Schlachtung gestoppt. Der Betrieb solle sicherheitshalber heruntergefahren werden, so lange unklar sei, ob die Infektionen auf weitere der rund 120 Mitarbeiter des Zerlegungs- und Schlachtbetriebs in Herzebrock-Clarholz übergriffen hätten, sagte der Bürgermeister der Gemeinde, Marco Diethelm (CDU), am Mittwoch.

Die Belegschaft sei nun getestet worden. Bis die Ergebnisse vorliegen, werden im Werk nur noch die bereits am Dienstag geschlachteten Schweine verarbeitet. Der Fleischbetrieb habe auf eigene Initiative entschieden, nachdem am Sonntag erst ein Mitarbeiter und später zwei seiner ebenfalls im Betrieb tätigen Mitbewohner positiv auf das Sars-Cov-2-Virus getestet worden seien. Die Wohngemeinschaft sei umgehend von anderen isoliert worden, so dass zu hoffen sei, dass das Infektionsgeschehen beschränkt bleibe, sagte Diethelm. Die Zeitung Die Glocke hatte zuerst berichtet.

Kreis Gütersloh (NRW): Landrat will Tönnies Rechnung ausstellen

Update, 7. Juli, 16.17 Uhr: Der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer will Tönnies für die entstandenen Kosten durch den massiven Corona-Ausbruch in die Pflicht nehmen. Immerhin habe das Unternehmen von Clemens Tönnies viele Kosten im Kreis Gütersloh verursacht. "Irgendwann wird ihm diese Rechnung auch präsentiert werden, zumindest das, was wir als Kreisverwaltung an Kosten hatten", sagte der CDU-Politiker ohne eine Summe zu beziffern am Dienstag.

"Herr Tönnies hat sich ja bereit erklärt, die Kosten für die Testungen zu übernehmen. Der Deckel wird mit Sicherheit größer werden", sagte Adenauer. Auch eine gerichtliche Auseinandersetzung über die Kostenübernahme schloss der Landrat nicht aus.

Update, 7. Juli, 13.53 Uhr:

Nach dem massiven Corona-Ausbruch im Tönnies-Schlachthof Rheda-Wiedenbrück werden die Hygieneplänen für eine schrittweise Wiederaufnahme des Betriebs weiter unter die Lupe genommen. Am Dienstag setzten Behördenvertreter und Experten Begehungen der verschiedenen Bereiche in dem großen Schlachthof fort, wie ein Sprecher von Tönnies sagte.

Coronavirus bei Tönnies: Beratungen über Hygienekonzept gehen weiter

Seit Montag beraten Vertreter des Kreises Gütersloh, der Stadt Rheda-Wiedenbrück sowie der Bezirksregierung Detmold gemeinsam mit dem Unternehmen und verschiedenen Experten über ein Hygienekonzept für den großen Schlacht- und Fleischzerlegungsbetrieb. Noch bis Mittwoch sollen Begehungen des Werkes stattfinden, um das Konzept vor Ort zu begutachten. Über die Ergebnisse soll dann am Donnerstag erneut mit den Beteiligten beraten werden, sagte der Tönnies-Sprecher weiter.

Nach Angaben eines Sprechers der Bezirksregierung liegt das Hauptaugenmerk neben Hygienemaßnahmen wie Abstandsregeln und Maskenschutz dabei auf der Lüftungsanlage.

Nach einer Analyse zum Corona-Ausbruch in dem Fleischwerk hatte der Hygiene-Experte Martin Exner von der Universität Bonn die Luftumwälzung in dem Werk als möglichen Faktor für die Ausbreitung des Coronavirus genannt. In dem auf 6 bis 10 Grad kalten Raum wird den Schilderungen zufolge die durch die hart körperlich arbeitenden Mitarbeiter entstehende warme Luft abgesaugt und dann gekühlt zurück gebracht. Bislang fehle dabei aber eine Aufbereitung. Exner empfahl daher zum Schutz gegen Viren Hochleistungsfilter und UV-Bestrahlung.

Update, 6. Juli, 9.01 Uhr: Die Zahl der Neuinfektionen im Kreis Gütersloh ist deutlich unter dem Grenzwert. Am Vortag lag diese Infektions-Kennziffer noch bei 50,5 und damit knapp über der Grenze. Zum Höhepunkt des Corona-Ausbruchs bei Tönnies lag der Wert bei 270,2. Der Lockdown im Kreis wurde gestern aufgehoben.

Coronavirus bei Tönnies: Lockdown ist aufgehoben

Update, 6. Juli, 21.29 Uhr: Bei den Beratungen zu einem neuen Hygienekonzept bei Tönnies gibt es einen neuen Stand: Man habe sich auf ein Verfahren geeinigt, unter welchen Bedingungen, welche Betriebsteile wieder geöffnet werden. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. "Konsens dabei war, dass die Sicherheit vor möglichen Ansteckungen im Vordergrund steht", sagte der Sprecher. Am Dienstag sollen "erste Begehungen durch themenspezifische Arbeitsgruppen" stattfinden, berichtet dpa.
Update, 6. Juli, 17.54 Uhr: Die Beratungen über ein Hygienekonzept für die schrittweise Wiederaufnahme des Betriebs beim Fleischverarbeiter Tönnies nach dem Corona-Ausbruch sollen zeitnah fortgesetzt werden. Die bisherigen Gespräche seien konstruktiv verlaufen, sagte ein Sprecher der Bezirksregierung Detmold am Montag.

Man habe sich auf ein Verfahren geeinigt, unter welchen Bedingungen, welche Betriebsteile wieder geöffnet werden. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Auch der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) bezeichnete die laufenden Gespräche als konstruktiv, bekräftigte aber: "Einen Neustart gibt es erst, wenn alles sicher ist." Die Firma Tönnies müsse die neuen Konzepte nach den Vorgaben der Behörden umsetzen.

Coronavirus bei Tönnies: Kein Lockdown mehr im Kreis Gütersloh

Update, 6. Juli, 16.42 Uhr: Das nordrhein-westfälische Oberverwaltungsgericht hat die Corona-Beschränkungen für das öffentliche Leben im Kreis Gütersloh vorläufig außer Vollzug gesetzt. 

Update, 6. Juli, 15.57 Uhr: Für den Kreis Gütersloh gelten die Einschränkungen noch bis in die Nacht auf Mittwoch 0 Uhr. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner im Kreis in den vergangenen sieben Tagen war zuletzt weiter gesunken. 

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz am Montag bei 50,5 und damit nur noch knapp über dem Grenzwert von 50, bei dem regionale Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie in Betracht gezogen werden müssen. 

Coronavirus bei Tönnies: Tierärzte warnen vor Tierschutzproblemen

Tierärzte warnen angesichts geschlossener Schlachthöfe und verringerter Schlachtkapazitäten vor überfüllten Ställen und längeren Tiertransporten. Durch den Wegfall von mehreren Zehntausend Schlachtungen pro Tag ergäben sich "große Tierschutzprobleme", teilte die Bundestierärztekammer am Montag mit. 

Enger besetzte und überfüllte Ställe könnten besonders bei sommerlichen Temperaturen zu Kreislaufbelastungen für Tiere führen. "Es ist nicht auszuschließen, dass dadurch vermehrt Tiere verenden", warnten die Experten. Die Transportwege zu anderen Schlachtstätten würden "deutlich länger".

Update, 6. Juli, 13.57 Uhr: Der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer rechnet nicht mit einem kurzfristigen Hochfahren der Produktion im Schlachtbetrieb von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. 

"Das Konzept, das die Firma vorgelegt hat, beantwortet bei Weitem nicht alle Fragen, die geklärt werden müssen. Also bis der Betrieb wieder anläuft, kann es noch dauern!", sagte der CDU-Politiker am Montag dem WDR vor einem Treffen von Vertretern der Behörden und des Unternehmens im Kreishaus. 

Coronavirus bei Tönnies: Schlacht- und Fleischfabrik weiter dicht

Seit 10 Uhr sprechen Vertreter der Bezirksregierung, des Kreises und der Stadt Rheda-Wiedenbrück über das von Tönnies in der vergangenen Woche vorgelegte Hygiene-Konzept. Die Stadt Rheda-Wiedenbrück hatte die Schließungsverfügung der gesamten Schlacht- und Fleischfabrik bis zum 17. Juli verlängert. 

Das Unternehmen kann einen Antrag stellen, dass die Verfügung für einzelne Bereiche aufgehoben wird. Voraussetzung ist ein Konzept zum Gesundheits- und Arbeitsschutz, dass den Vorgaben der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW entspricht. Mit einem Ergebnis wird in Verhandlungskreisen an diesem Montag noch nicht gerechnet. 

Update, 6. Juli, 11.01 Uhr: Heute soll über ein von Tönnies vorgelegtes Hygienekonzept für die schrittweise Wiederaufnahme des Betriebs bei einem Abstimmungstermin beraten werden. Nach Angaben der Stadt Rheda-Wiedenbrück, dem Standort des geschlossenen Tönnies-Betriebs, sind dabei Vertreter des Unternehmens und alle Fachbehörden eingebunden. 

Ein Konzept zum Gesundheits- und Arbeitsschutz ist Voraussetzung dafür, dass Tönnies den Betrieb schrittweise wieder hochfahren kann.

Coronavirus bei Tönnies: Gute Nachrichten für den Kreis Gütersloh

Update, 6. Juli, 9.19 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch beim Schlachthof-Riesen Tönnies ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner im Kreis Gütersloh weiter gesunken. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Montag liegt die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz mittlerweile bei 50,5. Am Vortag lag diese Infektions-Kennziffer noch bei 56,0 und am Freitag bei 76,6. Zum Höhepunkt des Corona-Ausbruchs bei Tönnies lag der Wert bei 270,2. 

Als Grenzwert für das Ende der regionalen Kontaktbeschränkungen im Kreis gilt der Wert 50. Nach der Ausbreitung des Coronavirus bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hatte es die ersten regionalen Einschränkungen des öffentlichen Lebens in den Kreisen Gütersloh und Warendorf gegeben. Im Kreis Gütersloh gelten sie bis einschließlich 7. Juli. Im Kreis Warendorf, in dem ebenfalls viele Tönnies-Mitarbeiter wohnen, war die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage bereits unter den Grenzwert von 50 gefallen.

Coronavirus bei Tönnies: Protest vor dem Schlachthof

Update, 4. Juli, 15.55 Uhr: Die Demos vor dem vom Coronavirus-Massenausbruch betroffenen Tönnies-Schlachtbetrieb in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh sind laut Polizei Bielefeld friedlich verlaufen. Die Polizei forderte die Teilnehmer der nicht angemeldeten Versammlung gegen 12.40 Uhr auf, sich der ordnungsgemäß angemeldeten Demo anzuschließen. Die meisten kamen der Aufforderung nach, hieß es. Wenige, die sich der anderen Versammlung nicht anschließen wollten, erhielten einen Platzverweis, dem sie auch nachkamen.

Drei Frauen, die auf das Dach des Tönnies-Werksgebäudes geklettert waren, wurden zwecks Identitätsfeststellung in Gewahrsam genommen und zur Polizeiwache Gütersloh gebracht. Der an der Aktion beteiligte Mann entzog sich der Personenkontrolle durch die Polizei. Es wurde ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und Hausfriedensbruchs eingeleitet.

Coronavirus: Demo gegen Tönnies-Schlachtbetrieb im Kreis Gütersloh

Update, 4. Juli, 13.15 Uhr: Mitglieder des Bündnisses "Gemeinsam gegen die Tierindustrie" haben am Samstag am Hauptstandort des Fleischverarbeiters Tönnies in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh gegen Massentierhaltung protestiert. Vier Aktivisten besetzten zeitweise das Dach des Betriebs und brachten dort ein Transparent mit der Aufschrift "Shut Down Tierindustrie" an.

Weitere Demonstranten blockierten die Hauptzufahrt der Fleischfabrik und verlangten auf Transparenten "Schlachthäuser schließen!" und "Schluss mit der Ausbeutung von Mensch, Tier, Natur". In einer Erklärung forderte das Bündnis, der aktuell wegen zahlreicher Coronavirus-Infektionen unter den Mitarbeitern stillgelegte Schlachthof müsse dauerhaft geschlossen bleiben. Denn Corona sei nicht das einzige Problem, die Tierindustrie bringe enormes Leid über Millionen fühlende Lebewesen.

Coronavirus bei Tönnies: Demo vor Schlachtbetrieb

Die Besetzer räumten nach einigen Stunden freiwillig das Dach und verließen das Firmengelände. Vor der Fabrik demonstrierten zu diesem Zeitpunkt nach Augenzeugenberichten knapp 100 Personen gegen die Tierindustrie. Die Kundgebung verlaufe friedlich, berichtete die Polizei.

Update, 4. Juli, 9.40 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner im Kreis Gütersloh wieder gesunken. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Samstag liegt die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei 66,5. Am Vortag lag dieser Wert bei 76,6, am Donnerstag bei 76,5 und am Dienstag bei 86,0. Zum Höhepunkt des Corona-Ausbruchs bei Tönnies lag der Wert bei 270,2. Als Grenzwert für das Ende des regionalen Lockdowns im Kreis gilt der Wert 50.Die Einschränkungen im Kreis Gütersloh gelten noch bis zum 7. Juli. Im Kreis Warendorf, in dem ebenfalls viele Tönnies-Mitarbeiter wohnen, war die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage bereits unter den Grenzwert von 50 gefallen.

Coronavirus bei Tönnies: Proteste vor Schlachtbetrieb

Update, 4. Juli, 9 Uhr: Aktivisten haben am Standort Rheda-Wiedenbrück des Fleischverarbeiters Tönnies protestiert. Sie forderten ab dem frühen Samstagmorgen auf Plakaten etwa "Schluss mit der Ausbeutung von Mensch und Tier", wie ein Polizeisprecher sagte. Vier Aktivisten hätten auf dem Dach des Betriebes ein Plakat gezeigt, weitere Demonstranten hätten Zelte in der Einfahrt des Fleischbetriebs aufgebaut und diese blockiert, hieß es. Nach Angaben eines dpa-Reporters hatten sich einige der Protestierenden mit Fahrradschlössern zusammengekettet. Die Polizei sprach von insgesamt etwa 25 Aktivisten.

Nach Angaben der Stadt Rheda-Wiedenbrück waren bei einer Reihenuntersuchung unter den 6139 Betriebsangehörigen von Tönnies (Stand 21. Juni) mit 1413 etwa 23 Prozent positiv auf Corona getestet worden. Die Stadt spricht vom größten einzelnen Ausbruchsgeschehen in Deutschland.

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die geplanten schärferen Regeln für die Fleischindustrie auf den Weg gebracht. Hintergrund des Vorhabens sind die gehäuften Corona-Fälle in Schlachtbetrieben in den vergangenen Monaten. (Symbolbild)
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die geplanten schärferen Regeln für die Fleischindustrie auf den Weg gebracht. Hintergrund des Vorhabens sind die gehäuften Corona-Fälle in Schlachtbetrieben in den vergangenen Monaten. (Symbolbild) © picture alliance/dpa

Coronavirus bei Tönnies: Produktions-Stopp weiter verlängert

Update, 3. Juli, 15.14 Uhr: Die Fleischfabrik der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) bleibt vorerst bis zum 17. Juli geschlossen. Das teilte die Stadt am Freitag mit, nachdem sich am Donnerstag mehrere Behörden und Vertreter des Landes sowie des Kreises getroffen hatten. Dieses Datum entspricht der für die Arbeiter vom Land angeordneten Quarantäne-Verfügung. In der Nacht war die bisherige gültige Schließungsverfügung ausgelaufen. 

Laut Mitteilung kann Tönnies auf Antrag einzelne Betriebsschließungen oder Betretungsverbote am Standort Rheda-Wiedenbrück auch vor Ablauf der neuen Frist aufheben lassen. Voraussetzung ist ein Konzept zum Gesundheits- und Arbeitsschutz, dass den Vorgaben der Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen entspricht. 

Am Montag soll laut Mitteilung über ein von Tönnies vorgelegtes Hygienekonzept für die Wiederaufnahme des Betriebs bei einem Abstimmungstermin beraten werden. Laut Stadt sind dabei Vertreter des Unternehmens und alle Fachbehörden eingebunden, das berichtet dpa.

Coronavirus bei Tönnies: Kritik an Beratertätigkeit von Sigmar Gabriel

Update, 3. Juli, 10.56 Uhr: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat den ehemaligen SPD-Chef Sigmar Gabriel wegen dessen Beratervertrag für den Fleischkonzern Tönnies kritisiert. "Das, was er jetzt macht, ist wahrscheinlich legal. Legitim? Darüber muss man diskutieren. Ich sage es mal in den Worten meiner Mutter: Es gibt Situationen, da kommt mir das Gefühl, so was macht man nicht", sagte Heil bei "Bild". 

Gabriel hatte seine Beratertätigkeit für den Schlacht-Konzern von Clemens Tönnies am Donnerstagabend erneut verteidigt - und auch, dass er diese nicht öffentlich gemacht hatte. 

Coronavirus bei Tönnies: Wichtige Kennzahl im Kreis Gütersloh steigt wieder

Update, 3. Juli, 9.52 Uhr:  Nach dem Ausbruch des Coronavirus bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück steigt die Zahl der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner im Kreis Gütersloh (NRW) wieder leicht. In den letzten Tagen war die Kennziffer durchwegs rückläufig - jetzt liegt sie wieder bei 76,6 (am Vortag bei 76,4). Der Höchstwert lag bei 270,2. 

Update, 3. Juli, 9.42 Uhr: Der Wirtschaftsminister von NRW, Andreas Pinkwart, fordert ein Ende der öffentlichen "Hetzjagd" auf Tönnies: "Wir sollten die öffentliche Hetzjagd auf das Unternehmen und den Unternehmer Tönnies beenden", sagte der FDP-Politiker der "Rheinischen Post". Weiter sagt der Politiker: "Die Branche insgesamt kann nicht so weiter arbeiten wie bisher und auch aus dem Umgang mit der Corona-Krise müssen klare Schlussfolgerungen gezogen werden. Dies hat Herr Tönnies eingeräumt, und er stellt sich seiner Verantwortung."

Update, 2. Juli, 21.05 Uhr: Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) hat als Berater für das Unternehmen Tönnies gearbeitet - und zwar in der Corona-Zeit. 

"Es gab ein dreimonatiges Beratungsverhältnis mit Tönnies", sagte Gabriel am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Vom März bis Mai 2020 habe er für das Unternehmen handelsrechtliche Fragen klären sollen, sagte Gabriel. Zunächst hatte das ARD-Magazin "Panorama" über Gabriels Tätigkeit für Deutschlands größten Fleischproduzenten berichtet. 

Im "Spiegel" verteidigte Sigmar Gabriel seine Tätigkeit: "Ich kann an dem Beratungsverhältnis mit einem großen Arbeitgeber nichts Problematisches erkennen", sagte Gabriel dem Nachrichtenmagazin. "Tönnies macht nichts Verbotenes." Das Unternehmen bestätigte am Donnerstag Gabriels kurzes Engagement. Dabei sei es um Exportfragen gegangen. Weitere Details wollte ein Sprecher nicht nennen.

Robert Tönnies, der als Gesellschafter neben seinem Onkel Clemens Tönnies 50 Prozent an dem Schlachtkonzern hält, hatte im Februar vor einer Verpflichtung von Sigmar Gabriel als Berater gewarnt. "Die Verpflichtung ehemaliger Spitzenpolitiker für Unternehmen führt immer wieder zu unangenehmen Fragen der Öffentlichkeit und in Folge zu einem Imageschaden für das betroffene Unternehmen und den ehemaligen Politiker", schrieb der 42-Jährige in einem Brief an die Geschäftsführung.

Coronavirus bei Tönnies: Bauernpräsident kritisiert unklare Lage

Update, 2. Juli, 16 Uhr: Rund zwei Wochen nach dem Produktionsstopp im Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück übt der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband Kritik an der unklaren Lage. "Die Gesundheit der Beschäftigten und der Bevölkerung vor Ort müssen bei allen Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens weiterhin oberste Priorität haben. 14 Tage nach der Schließung des Schlachthofs muss jedoch die Frage erlaubt sein, warum immer noch nicht klar ist, wann der Betrieb in Rheda - zumindest schrittweise - wieder aufgenommen werden kann", sagte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier laut Mitteilung.

Politik, Verwaltung und Unternehmen hätten ein vergleichbares Problem im Westfleisch-Schlachthof Coesfeld innerhalb von gut einer Woche gelöst. "Jetzt erleben wir, dass sich maßgebliche Personen lieber um die eigene Profilierung kümmern und politische Machtkämpfe auf dem Rücken der Bauern austragen", sagte Beringmeier. 

Der Schweinezüchter forderte alle maßgeblichen Akteure auf, "umgehend ihrer großen Verantwortung für Mensch und Tier nachzukommen und endlich auch die wachsenden Platzprobleme in der heimischen Tierhaltung mit in den Blick zu nehmen".

Coronavirus bei Tönnies: Mehr Kontrollen in Sammelunterkünften

Update, 2. Juli, 15.46 Uhr: Nach den Corona-Ausbrüchen in großen Schlachtbetrieben fordert NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann mehr Kontrollmöglichkeiten in Sammelunterkünften für Arbeiter. Auch außerhalb der Pandemie müsse der Arbeitsschutz in solche Wohnungen hinein können, sagte der CDU-Politiker heute im Bundestag. 

Im Zuge der Corona-Bekämpfung sei dies in NRW erstmals möglich gewesen. Bei 650 Kontrollen seien 1863 Beanstandungen festgestellt worden. Laumann unterstützte angekündigte Gesetzesverschärfungen der Bundesregierung, zu denen eine verpflichtende digitale Zeiterfassung auch für Kontrollen des Mindestlohns gehört. 

Update, 2. Juli, 14.24 Uhr: Das brisante Handy-Video aus der Tönnies-Kantine in Rheda-Wiedenbrück hat ein gerichtliches Nachspiel. Das Video, das in sozialen Netzwerken hohe Wellen schlug, zeigt hunderte Tönnies-Mitarbeiter auf engstem Raum ohne Corona-Schutz. Eine Mitarbeiterin eines Catering-Unternehmens wurde im Zusammenhang mit dem Video fristlos entlassen. Bei Tönnies hat sich Hausverbot.

Coronavirus bei Tönnies: Quarantäne für Mitarbeiter am Schlachthof

Update, 1. Juli, 20 Uhr: Länger in Quarantäne bleiben müssen Mitarbeiter, die bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (NRW) gearbeitet haben oder in einer der Gemeinschaftsunterkünfte leben: Das hat das Gesundheitsministerium in NRW am Mittwoch bekanntgegeben. Die Quarantäne gilt für sie jetzt bis zum 17. Juli, wie in der entsprechenden Allgemeinverfügung aufgeführt wird.

Ausgenommen sind unter anderem Menschen, die schon mit dem Coronavirus infiziert waren und als geheilt gelten. Laut einer Kreis-Mitteilung vom Mittwochabend dürfen in den nächsten Tagen 389 Tönnies-Mitarbeiter die Quarantäne verlassen. In der Begründung heißt es, dass selbst diejenigen, die "bislang nicht positiv getestet worden sind, gleichwohl ansteckungsverdächtig sein können". Angesteckt haben könnten sie sich laut der Verordnung auch in der Kantine oder einer Unterkunft.

Coronavirus bei Tönnies: Quarantäne für Mitarbeiter verlängert

Der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) wandte sich dazu am frühen Mittwochabend mit Videobotschaften an Betroffene, die aus Rumänien, Polen und Bulgarien kommen: In den auf Twitter veröffentlichten Botschaften, die jeweils in die entsprechende Sprache übersetzt wurden, kündigte der Landrat Besuche durch Kreis-Mitarbeiter an: "Sie erhalten ein Dokument mit Informationen, wie Sie sich zu verhalten haben." Er sei sich bewusst, "dass das für alle eine sehr schwierige Situation ist", betonte Adenauer.

Eine Ministeriumssprecherin erläuterte am Mittwoch, dass die Verfügung nun für alle Kreise gelte, berichtet dpa. Entscheidend für die Quarantäne ist, ob man zwischen dem 3. und 17. Juni  "an mindestens einem Tag" auf dem Betriebsgelände von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück gearbeitet hat. Unabhängig davon, ob man bei Tönnies selbst, einem Subunternehmer oder einer Leiharbeitsfirma angestellt war oder ist.

Tönnies und das Coronavirus: Fleischbetrieb bleibt geschlossen

Update, 1. Juli, 15.24 Uhr: Mit jedem Tag, an dem Deutschlands größter Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück geschlossen bleibt, nimmt der Druck auf die Schweinemäster aus Westfalen-Lippe zu. "Da muss jetzt eine Lösung her", sagte Hans-Heinrich Berghorn, Sprecher des westfälisch-lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur

Jeden Tag werde das Problem drängender. Die Schweinemäster aus Westfalen-Lippe, zu denen auch der im Februar neu ins Amt gewählte Verbandspräsident Hubertus Beringmeier aus dem Kreis Paderborn zählt, haben mit dem Stopp wegen hoher Corona-Infektionszahlen unter den Werksarbeitern einen Abnehmer für rund 26.000 Tiere pro Tag verloren. 

Hinzu kommt laut Berghorn, dass die Firma Westfleisch in ihrem Werk in Coesfeld wegen verschärfter Hygienevorgaben die Produktion auch nicht im vollen Umfang wieder hochfahren konnte. 

Coronavirus in NRW: Schließung von Tönnies im Kreis Gütersloh hat bundesweite Folgen

Das Problem in Westfalen hat aber bundesweite Folgen. Deshalb drängt auch die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) auf die Antwort, wann Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wieder öffnen darf. "Die Schweinehalter müssen das dringend wissen, wir brauchen schnell ein klares Signal, sonst droht auf Sicht ein großes Tierschutzproblem in den Ställen", sagte der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands, Torsten Staack, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Laut Staack werden in Rheda-Wiedenbrück zwischen 12 und 14 Prozent der deutschen Schweine geschlachtet. 

Weil der Betrieb aber derzeit ruht und auch andere Schlachthöfe nur reduziert arbeiten, gebe es zurzeit deutschlandweit Verarbeitungsengpässe. "In der Woche stauen sich derzeit insgesamt etwa 100.000 Schweine an, die nicht wie geplant geschlachtet werden können", sagte Staack. 

Coronavirus in NRW: Tönnies hat mit rund 20 Prozent seiner Lieferanten feste Abnahmeverträge

Nach Angaben von Tönnies hat das Unternehmen mit rund 20 Prozent seiner Lieferanten feste Abnahmeverträge. In Rheda-Wiedenbrück würden normalerweise pro Tag je nach Marktlage zwischen 20.000 bis 25.000 Schweine geschlachtet. 30.000 sind seit 2019 von den Behörden genehmigt. 

"Wir verteilen jetzt die Tiere von unseren Vertragspartnern auf die Werke in Sögel, Weißenfels und Kellinghusen", erklärt Tönnies-Sprecher André Vielstädte. An eben diesen Standorten im Emsland, in Sachsen-Anhalt und in Schleswig-Holstein hat das allerdings Auswirkungen auf die Lieferanten im freien Markt. "In Sögel werden bislang viele Tiere aus den Benelux-Ländern geschlachtet", erklärte Vielstädte. Das sei derzeit auf Eis gelegt, um die Tiere der Vertragsmäster abnehmen zu können. Auch müssten die Lieferanten jetzt deutlich längere Fahrtwege wie nach Sachsen-Anhalt in Kauf nehmen. 

Die Tierzüchter mästen auf ein mit dem Schlachter vereinbartes Zielgewicht hin. Bleiben die Tiere zu lange im Stall, hat der Bauer höhere Futterkosten. Werden die Tiere zu fett, drohen Preisabzüge. Mittelfristig wird es in den Ställen zu eng. Um darauf zu reagieren, könnte die Nachfrage bei den Ferkelzüchtern sinken, wie der westfälisch-lippische Landwirtschaftsverband erklärte.

Unterdessen sind inzwischen wegen des massiven Corona-Ausbruchs bei Tönnies im Kreis Gütersloh weitere Strafanzeigen eingegangen

Update, 30. Juni, 11.09 Uhr: Armin Laschet, der Ministerpräsident von NRW

, richtet scharfe Kritik an die

Schlachtindustrie

. Er sagte, dass der

Tierschutz

wohl eingehalten werde, der Menschenschutz jedoch nicht.

In den Betrieben würden die "Tierschutzkategorien eingehalten", aber "die Menschenschutzkategorien nicht." Bei jedem Tier sei der Weg digital verfolgbar, von wem es wie geliefert wurde - gleichzeitig wissen man nicht, wer arbeite in einer Fabrik "und wo wohnt der". Das sei ein "Auseinanderfallen, das so nicht akzeptabel ist", sagte Laschet am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf, so berichtet es dpa.

Update, 29. Juni, 16.55 Uhr: Ein Termin für die Wiedereröffnung des Tönnies-Schlachthofs ist noch nicht absehbar. Das machte der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) am Montag deutlich. Man werde den Betrieb erst wieder erlauben, wenn keine Gefährdung für die Bevölkerung mehr ausgehe. Die Firma Tönnies habe bis dahin noch "viele Hausaufgaben zu erledigen", so Adenauer in Düsseldorf.

Coronavirus in NRW: Arbeitsminister will strenge Arbeitsschutzkontrollen in großen Schlachthöfen

Update, 29. Juni, 16.44 Uhr: NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will große Schlachthöfe ständig durch den Arbeitsschutz kontrollieren lassen. 

Bei den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in den Schlachthöfen müssten die gleichen Regeln wie beim Tierschutz gelten, sagte Laumann am Montag in Düsseldorf. 

Für den Tierschutz und andere wichtige Aufgaben seien Tiermediziner zuständig, die nicht beim Unternehmen angestellt seien. Für ihre Arbeit müssten die Firmen Gebühren an den Staat zahlen. Er wolle, dass dies auch beim Arbeitsschutz eingeführt werde und die Schachthöfe "ständig den Arbeitsschutz in der Bude haben", sagte Laumann. 

Coronavirus in NRW: Karl-Josef Laumann prüft landesrechtliche Regelung 

Der Arbeitsschutz hat in den Schlachthöfen nach Laumanns Darstellung Probleme bei den Kontrollen. Wenn die Kontrolleure in einen großen Betrieb wollten, dann dauere das fast eine Stunde, bis sie in der Produktion seien. Das müsse sich ändern. Er lasse gerade prüfen, ob dazu eine landesrechtliche Regelung möglich sei oder der Bundesgesetzgeber aktiv werden müsse.

Wegen des Corona-Ausbruchs im Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück war zuletzt massive Kritik an den Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie laut geworden.

Coronavirus in NRW: Das sind die Lockdown-News für die Kreise Gütersloh und Warendorf

Update, 29. Juni, 15.27 Uhr: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat soeben die Entscheidung über den Lockdown in den NRW-Kreisen Gütersloh und Warendorf verkündet. Für den Kreis Warendorf hatte er gute Nachrichten. Im Corona-Hotspot Gütersloh muss man sich in Sachen Lockdown weiter gedulden.

Coronavirus in NRW-Schlachtbetrieben: Neue Test-Richtlinien

Update, 28. Juni, 16.30 Uhr: Ab dem 1. Juli gelten neue Richtlinien an Schlachthöfen um die Ausbreitung des Coronavirus in den Schlachtbetrieben einzudämmen. Dementsprechend müssen sich Mitarbeiter in der Fleischindustrie in NRW künftig mindestens zwei Mal pro Woche auf das Coronavirus testen lassen. Die neue Vorgabe gelte neben Schlachthöfen auch für Zerlegebetriebe und vorrangig fleischverarbeitende Betriebe mit mehr als 100 Beschäftigten und unabhängig davon, ob es sich um eigene Beschäftigte oder Werkvertragsnehmer handele, teilte das NRW-Ministerium für Arbeit und Gesundheit mit.

In der entsprechenden neuen Allgemeinverfügung heißt es wörtlich: "Es dürfen nur Personen in der Produktion eingesetzt werden, die mindestens zweimal pro Woche auf Kosten des Betriebsinhabers auf eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 durch PCR-Verfahren getestet werden und dabei ein negatives Testergebnis haben." Nachdem das Coronavirus Missstände in den Schlachtbetrieben aufgedeckt hat, enthält die Verfügung auch umfangreiche Dokumentationspflichten: So sind die Unternehmen in NRW verpflichtet, die Namen und Wohn- beziehungsweise Aufenthaltsadressen sämtlicher auf dem Betriebsgelände anwesender Personen zu erheben und für vier Wochen aufzubewahren, hieß es.

Zuletzt hat insbesondere der Fleisch-Riese Tönnies unter dem Coronavirus zu leiden. Der Konkurrent Westfleisch aus Münster hatte zuvor mitgeteilt, dass er künftig jeden Tag alle Mitarbeiter testen lassen werde. Im Laufe der neuen Woche würden die täglichen Tests aller rund 5000 Produktionsmitarbeiter und produktionsnahen Beschäftigten beginnen. "Mit unseren Tests an jedem Wochentag werden wir noch schneller infizierte Personen identifizieren und Infektionsketten entsprechend frühzeitig unterbrechen können", teilte der geschäftsführende Vorstand Steen Sönnichsen mit.

Coronavirus in der Fleischindustrie: Gütersloh weiterhin mit vielen Infizierten

Update, 28. Juni, 10.29 Uhr: Im Kreis Gütersloh liegt die wichtige Kennziffer der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage trotz anhaltender Abwärtstendenz weiter deutlich über der entscheidenden Marke von 50, das meldet dpa. 

Das geht aus den heute veröffentlichten Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Demnach gab es im Kreis Gütersloh 132,9 solche Fälle nach zuvor 164,2 am Samstag und 177,7 am Freitag. Am Dienstag betrug der Wert laut NRW-Gesundheitsministerium noch 270,2. Der Kreis Gütersloh ist nach den RKI-Zahlen der einzige Kreis in Deutschland oberhalb der wichtigen Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage. 

Bis Dienstag muss eine Entscheidung fallen, ob der regionale Lockdown in den NRW-Kreisen Gütersloh und Warendorf - der bundesweit erste - ausläuft oder verlängert wird. Der seit Mittwoch geltende Lockdown ist bis zum 30. Juni befristet. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz spielt bei der Beurteilung des Infektionsgeschehens eine Rolle. 

Im Kreis Warendorf, in dem ebenfalls viele Tönnies-Mitarbeiter wohnen, war die wichtige Kennziffer für die Pandemie-Bekämpfung schon am Freitag mit 47,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen unter die wichtige Marke von 50 gefallen. Nach Daten von Samstag sackte sie auf nur noch 19,8 Fälle ab. Laut RKI lag sie am Sonntag bei 21,2 Fällen.

Update, 26. Juni, 16.08 Uhr: Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) dringt auf grundlegende Veränderungen im Fleischmarkt, um den ständigen Preiskampf und problematische Bedingungen zu unterbinden. "Es wird keine zweite Chance geben für die gesamte Branche", sagte Klöckner nach einem Treffen mit Branchen- und Verbandsvertretern am Freitag in Düsseldorf (NRW).

Die Corona-Krise mit dem großen Infektionsausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies sei wie ein Brennglas für die Situation. Klöckner kündigte an, Gesetzesverschärfungen zur Preisgestaltung und Lebensmittelwerbung mit Lockpreisen zu prüfen. Klöckner warb für höhere Fleischpreise. Tierwohl, faires Auskommen und Gesundheitsschutz seien bei solchen Preisen sonst nicht vorstellbar.

Coronavirus in Schlachtbetrieben: Ministerin für höhere Fleischpreise

Update, 26. Juni, 16.06 Uhr: Wird Fleisch teurer? Fleisch dürfe kein Luxusgut für die Reichen werden, aber auch keine "Alltagsramschware", sagte Bundeagrarministerin Julia Klöckner in Düsseldorf. Sie will dem Niedrigpreis-Wettbewerb unter anderem mit einer Tierwohlabgabe entgegen wirken. 

Bundesagrarministerin Julia Klöckner warb beim "Fleischgipfel" in Düsseldorf um höhere Preise.
Bundesagrarministerin Julia Klöckner warb beim "Fleischgipfel" in Düsseldorf um höhere Preise. © picture alliance/dpa/Gambarini

Mit einem Zehn-Punkte-Plan sollen zudem die Arbeitsbedingungen und der Gesundheitsschutz verbessert und die Wohnverhältnisse für die Arbeiter menschenwürdig gestaltet werden. Unternehmer sollen Verantwortung übernehmen und staatliche Kontrollen optimiert werden.

Coronavirus in NRW: Westfleisch will täglich testen lassen

Update, 26. Juni, 15.48 Uhr: Das Schlachtunternehmen Westfleisch will ab der kommenden Woche alle Produktionsmitarbeiter und produktionsnah Beschäftigten an allen sieben Westfleisch-Standorten täglich auf das Coronavirus testen. Es gehe insgesamt um rund 5000 Beschäftigte.

Update, 26. Juni, 15.28 Uhr: Die Pressekonferenz mit Bundesagrarministerin Julia Klöckner und ihre Kolleginnen aus NRW und Niedersachsen, Ursula Heinen-Esser und Barbara Otte-Kinast, in Düsseldorf hat begonnen. Es soll um die aktuelle Situation rund um die Ausbrüche in Schlachthöfen in den NRW-Kreisen Coesfeld und Gütersloh gehen, um Preisgestaltung und den Handel sowie um den Stallumbau. Klöckner sagt gleich zu Beginn: "Es wird keine zweite Chance geben für die gesamte Fleischbranche."

Coronavirus bei Tönnies: Wird Fleisch teurer?

Update, 26. Juni, 15.11 Uhr: Angesichts der Kritik an Corona-Ausbrüchen in Schlachtbetrieben gibt die Fleischindustrie den Widerstand gegen ein Verbot von Werkverträgen auf. Der Verband der Fleischwirtschaft teilte mit, das Gesetzesvorhaben der Bundesregierung zu unterstützen.

Update, 26. Juni, 14.55 Uhr: Nach den Corona-Ausbrüchen bei Tönnies und Westfleisch trifft sich Bundesagrarministerin Julia Klöckner mit den zuständigen Landesministern aus NRW und Niedersachsen sowie Vertretern der Branche in Düsseldorf, um über bessere Bedingungen in Ställen und Schlachthöfen, aber auch höhere Preise im Supermarkt zu reden.

Coronavirus bei Tönnies: Ministerin Klöckner lädt zum Fleischgipfel

Nach mehreren Corona-Ausbrüchen in Schlachthöfen stehen Billigpreise für Fleisch massiv in der Kritik. Die Arbeitsbedingungen, aber auch die Unterbringung der Werksarbeiter führen zu einer deutschlandweiten Diskussion über die Situation in Fleischunternehmen.

Update, 26. Juni, 12.55 Uhr: Coronavirus im Profifußball: Wegen des Skandals bei Tönnies sieht sich Bundesligaaufsteiger Arminia Bielefeld zu einem Bruch mit dem Werbepartner gezwungen:  "Aufgrund der aktuellen Ereignisse wird der DSC Arminia Bielefeld die werbliche Partnerschaft mit dem Unternehmen Tönnies nicht fortsetzen", äußert sich der Verein auf Nachfrage der Neuen Westfälischen. Tönnies ist seit Juli 2019 offiziell Partner des Zweitliga-Meisters.

Coronavirus bei Tönnies: Münster greift hart durch

Update, 26. Juni, 10.51 Uhr: Münster greift besonders hart durch und erlaubt es nicht einmal Kindern aus den beiden Lockdown-Kreisen Gütersloh und Warendorf in Münster zur Schule oder Kita zu gehen.

Nun gibt es Kritik von den Landräten: "Aber die zunehmende Stigmatisierung unserer Bürgerinnen und Bürger ist in unseren Augen eine Unverschämtheit." Auch die Menschen in Drensteinfurt leiden unter dem Lockdown. Hier gibt es keine Fälle. 

Update, 26. Juni, 10.10 Uhr: Keine Masken, kein Abstand: Nachdem das Coronavirus bei Tönnies ausgebrochen ist, lässt der Ministerpräsident von NRW, Armin Laschet, jetzt die Haftbarkeit von Tönnies prüfen: "Es wird derzeit sehr genau geprüft, ob und gegen welche Regeln das Unternehmen verstoßen hat und wo es in Haftung genommen werden kann", sagt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Nach dem Ausbruch des Coronavirus stnd die Politik in Kritik, zu spät gegen die Arbeitsweise der Fleischfirma vorgegangen zu sein. Der Ministerpräsident von NRW wehrt sich: "Die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen waren bekannt", sagte Laschet dem RND. "Rot-Grün hat die Werkverträge eingeführt, die zum Problem geworden sind. Unser Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat sich hier als einziger mit wirklichem Nachdruck für eine Änderung eingesetzt." Für eine gesetzliche Änderung habe es jedoch keine Mehrheit gegeben, sagte Laschet. "Das muss man nüchtern einräumen."

Coronavirus bei Tönnies: Reisewarnung für NRW

Update, 25. Juni,  19.44 Uhr: Trotz der Reisewarnung für Urlauber aus NRW, die von der Regierung in Österreich ausgesprochen wurde, dürfen Flugzeuge aus NRW landen. Allerdings würde die Situation laufend neu bewertet. Die Reisewarnung wurde wegen des Ausbruchs des Coronavirus bei Tönnies ausgesprochen. 

Update, 25. Juni, 16.50 Uhr: Der Hygiene-Experte Martin Exner von der Uni Bonn hat eine erste Analyse des Ausbruchs des Coronavirus bei Tönnies vorgenommen. Der Fleischbetrieb aus NRW will einen Vorschlag aufnehmen: "Der bisher unbekannter Faktor Lüftung wird nun in unser Risikomanagement eingearbeitet. Diese neuen Erkenntnisse, der Lüftung in gekühlten Räumen sind aber nicht nur für uns, sondern von weltweiter Bedeutung für das produzierendes Gewerbe mit gekühlten Räumen", teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. In der kommenden Woche werde Tönnies den Behörden ein Konzept dazu vorlegen.

Exner hatte sich am vergangenen Wochenende die Lage im Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück angeschaut und vermutet als einen möglichen Faktor für die Verteilung des Coronavirus die Umwälzung der Luft. Allerdings fehlt noch eine Aufarbeitung. Hygiene-Experte Exner empfahl daher zum Schutz gegen die Viren Hochleistungsfilter, wie sie bereits in den Operationssälen in Krankenhäusern eingesetzt werden und UV-Bestrahlung. "Die sehr konkreten Vorschläge von Prof. Exner sind für uns von großem Wert, um das Pandemierisiko zu minimieren", sagte Tönnies-Sprecher André Vielstädte der dpa.

Coronavirus bei Tönnies: Zusammenhang zwischen Ausbrüchen bei Tönnies und Westfleisch

Update, 25. Juni, 10.19 Uhr: Nach Recherche von t-online.de hängt der Massen-Ausbruch vom Fleisch-Riesen Tönnies in Rheda-Wiedenbrück mit dem Ausbruch bei Westfleisch, beziehungsweise der Tochtergesellschaft von Westfleisch und Danish Crown, Westcrown, zusammen.

Laut den t-online-Informationen trafen Tönnies-Mitarbeiter bei einem Gottesdienst auf infizierte Westcrown-Mitarbeiter aus Dissen (Niedersachsen). Andere Mitarbeiter beide Unternehmen trafen wohl zeitgleich laut Auskunft des Landkreises Osnabrück in einem Restaurant aufeinander.

Die Mitarbeiter wussten laut Medienberichten nichts von der Infektionskette. Zunächst seien bei Tönnies nach den Treffen nur wenige Infektionen bekannt geworden. Zeitgleich habe es in Niedersachsen bei Westcrown zahlreiche Infektionen: Mehr als die Hälfte der 280 Westcrown-Mitarbeiter hatte sich infiziert.

Die Infektionskette bei Westcrown führen die t-online-Recherchen auf den Ausbruch bei Westfleisch zurück. Ein Subunternehmen habe Werkvertragsarbeiter zwischen den Standorten hin- und hergeschoben.

Coronavirus bei Tönnies: Viele Tests im Kreis Gütersloh

Update, 24. Juni, 16.46 Uhr:

Bei der freiwilligen Massentestung der Bewohner des Kreises Gütersloh ist bei den ersten 230 Befunden noch kein sicherer Corona-Nachweis dabei gewesen. Ein Ergebnis sei noch fraglich, alle anderen seien negativ, sagte Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) in einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag im Kreishaus in Gütersloh. 

Insgesamt seien bislang 600 Abstriche genommen worden. Der Kreis Gütersloh hatte am Dienstagnachmittag das erste Diagnosezentrum an einem Berufskolleg in Gütersloh in Betrieb genommen. Dort können unter der Leitung der Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ohne Anmeldung Abstriche gemacht werden. Laut Adenauer sollen in den kommenden Tagen zwei weitere Diagnosezentren im Kreis eingerichtet werden.

Coronavirus bei Tönnies: Testkapazitäten im Kreis Gütersloh am Mittwoch ausgeschöpft

Update, 24. Juni, 13.02 Uhr: Im Kreis Gütersloh ist der Andrang auf Corona-Testungen unter der Bevölkerung so groß, dass schon am Mittwochmorgen die Kapazitäten ausgelastet gewesen sind. "Jetzt wollen sich viele testen lassen", sagte eine Sprecherin des Kreises. Es mache keinen Sinn mehr, sich anzustellen, Menschen würden auf Donnerstag vertröstet. 

In den Kreisen Gütersloh und Warendorf war nach dem Ausbruch des Coronavirus in einer Schlachtfabrik der Firma Tönnies bis zum 30. Juni ein eingeschränkter Lockdown verkündet worden. Daraufhin verfügten mehrere Bundesländer Übernachtungsverbote für Reisende aus den Corona-Hotspots. Ausnahmen gelten für Menschen mit einem negativen Test. Das löste kurz vor dem Start der Sommerferien in NRW jetzt den Ansturm auf die Testzentren an.

Coronavirus bei Tönnies: Konsequenzen für Touristen

Update, 24. Juni, 12.29 Uhr: Niedersachsen erlässt nach dem massenhaften Corona-Ausbruch im Bereich Gütersloh ein Beherbergungsverbot für Touristen aus der Region. "Das Land wird die bereits in Mecklenburg-Vorpommern und Bayern geltende Regelung im Tourismusbereich anwenden auf Menschen aus dem Bereich Gütersloh", sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen am Mittwoch in Hannover. Eine entsprechende Regelung werde gerade erarbeitet. 

Noch nicht entschieden ist, ob sie generell für Regionen in Deutschland mit einer erhöhten Zahl von Corona-Neufinfektionen gelten soll. "Wir sind wachsam und gucken, was in Nordrhein-Westfalen passiert." 

Coronavirus bei Tönnies: Lehrkräfte aus betroffenen Kreisen sollen nicht in Niedersachsen unterrichten

Außerdem wurden Lehrkräfte aus dem Raum Gütersloh und Warendorf, die an niedersächsischen Schulen unterrichten, aufgefordert, zunächst zu Hause zu bleiben. "Es geht uns nicht um Diskriminierung oder Ausgrenzung von Menschen aus Nordrhein-Westfalen", betonte die Regierungssprecherin. Es gehe nicht darum, Menschen aus Nordrhein-Westfalen abzuweisen. "Wir versuchen angemessen zu reagieren auf die sich da abzeichnende Gefährdung." Es gehe darum, möglichst punktuell zu reagieren und den Wirtschaftsbetrieb in Niedersachsen zu schützen. 

Nach dem massiven Corona-Ausbruch rund um die Fleischfabrik Tönnies im angrenzenden Westfalen hatten Kreis und Stadt Osnabrück bereits angeordnet, dass dort ab Mittwoch für Menschen aus Gütersloh und Warendorf deckungsgleich alle Vorschriften gelten, die Nordrhein-Westfalen für diese Regionen festgesetzt hat. Darüber hinaus müssen alle Schüler, die Schulen im Gebiet Osnabrück besuchen, sowie alle Kinder, die dort in Kindergärten, Kitas oder von Tagesmüttern betreut werden, vom Mittwoch bis 30. Juni zu Hause bleiben.

Coronavirus bei Tönnies: Engpass bei Südtiroler Speck nach Corona-Ausbruch bei Tönnies

Update, 24. Juni, 11.53 Uhr: Der Corona-Ausbruch beim Fleischhersteller Tönnies in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh sorgt auch bei Südtiroler Speckherstellern für Unruhe. 

Speck und Wurst aus der norditalienischen Provinz könnten unter Umständen knapp werden, sagte Matthias Messner, Direktor des Speckkonsortiums, dem Nachrichtenportal Stol.it (Mittwoch). "Die Situation ist aktuell angespannt und ein Engpass kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden." 

Bis Ende Mai stammten knapp sechs Prozent der Fleischmenge für Südtiroler Betriebe von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen. Es handele sich um rund 175.790 Schweineschlegel aus Deutschland, sagte Messner. Derzeit gebe es aber keine Lieferungen mehr aus Rheda-Wiedenbrück. 

Coronavirus bei Tönnies: Ist die Angst vor einer Infektion gerechtfertigt?

Die Verbraucher müssten sich keine Sorge wegen einer Infektion machen. Er verwies auf das Bundesinstitut für Risikobewertung. Das habe bestätigt, dass es keine Hinweise gibt, dass es durch den Verzehr von Lebensmitteln, wie Fleisch und daraus hergestellten Produkten zu einer Infektion des Menschen kommt. 

Südtiroler Speck ist eine geschützte geographische Angabe der EU. Er darf nur so heißen, wenn er auf eine bestimmte Art und Weise in Südtirol hergestellt wird. Das Fleisch kommt aber zum großen Teil aus Deutschland oder aus den Niederlanden.

Bei Aldi, Lidl, Rewe und Co.: In diesen Produkten steckt übrigens Fleisch von Tönnies.

Coronavirus bei Tönnies: Infektionen über Fleisch unwahrscheinlich

Update, 23. Juni, 17.04 Uhr: Eine Infektion mit dem Coronavirus über Fleisch oder andere Lebensmittel ist unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich. Aktuell seien keine Infektionen mit Sars-CoV-2 durch kontaminierte Fleischwaren bekannt, sagte ein Sprecher des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

Theoretisch können Coronaviren laut BfR von einer infizierten Person auf Wurst und Fleisch übertragen werden, wenn Hygieneregeln missachtet werden, etwa durch Niesen, Husten oder unsaubere Hände. Auch eine Übertragung auf Dritte sei denkbar - allerdings müsste das Lebensmittel kurz nach der Kontamination berührt und das Coronavirus beispielsweise über die Hände auf die Schleimhäute von Nase, Augen oder Mund gelangen.

Der Übertragungsweg durch den Verzehr von Fleischwaren spielt nach Angaben des BfR "nach dem jetzigen Stand des Wissens keine Rolle".

Update, 23. Juni, 12.18 Uhr: Auch der Schlachtbetrieb Westfleisch zieht weitere Konsequenzen angesichts der Coronavirus-Ausbrüche in den Fleischereien: Der zweitgrößte Schlachtbetrieb Deutschlands will bis Ende des Jahres alle Mitarbeiter selbst einstellen und auf Werkvertragsanbieter verzichten, wie das Unternehmen in Münster ankündigt. "Und das gilt unabhängig davon, was der Gesetzgeber in den kommenden Monaten in dieser Hinsicht beschließen wird", erklärt Vorstandsmitglied Johannes Steinhoff laut Mitteilung. Bei dem Westfleisch-Betrieb in Coesfeld (NRW) wurden Anfang Mai viele Neuinfektionen mit dem Coronavirus festgestellt. .Außerdem wurden auch in einem Werk einer Westfleisch-Tochter in Niedersachsen Arbeiter positiv getestet.

Update, 23. Juni, 11.10 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies will NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) die Quarantäne Tausender Menschen mit Polizeiunterstützung durchsetzen. Die Polizei wird die mobilen Teams "auch in schwierigen Situationen begleiten", sagte Laschet am Dienstag in Düsseldorf. Zur Not würden die Behörden die Quarantäne-Maßnahmen auch mit Zwang durchsetzen. Dolmetscher für Polnisch, Rumänisch und Bulgarisch seien auch dabei.

Coronavirus bei Tönnies: Lockdown in Gütersloh

Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies verbieten die Behörden im Kreis Gütersloh unter anderem wieder Sport in geschlossenen Räumen und zahlreiche Kulturveranstaltungen. Fitnessstudios würden im Kreisgebiet ebenso geschlossen wie Kinos und Bars, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Dienstag in Düsseldorf.

Update, 23. Juni, 10.19 Uhr: Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW, äußert sich um 10.30 Uhr in einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei zur Pandemie. Er will ein Statement zur aktuellen Lage angesichts des Coronavirus abgeben. Dabei soll es auch um das Infektionsgeschehen nach Ausbruch des Virus im Fleischbetrieb Tönnies gehen.

Update, 23. Juni, 9.43 Uhr: Der festgelegte Schwellenwert für Neuinfektionen ist im Kreis Warendorf überschritten worden. Laut Robert-Koch-Institut wurden am Dienstag (Stand Null Uhr) 68,4 Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohnern für den Kreis in NRW erfasst. 50 Fälle gelten als Grenze für zusätzliche Schutzmaßnahmen. Der Landrat im Kreis Warendorf Olaf Gericke (CDU) hält einen Lockdown aber nicht für nötig, da die Infektionen nicht auf die übrige Bevölkerung übersprängen.

Coronavirus bei Tönnies: Schlachtbetrieb übernimmt Kosten für Coronavirus-Tests

Update, 23. Juni, 6.59 Uhr: Tönnies übernimmt die Kosten für Corona-Tests in besonders betroffenen Regionen des Kreis Warendorf in NRW. Dazu habe sich das Unternehmen ausdrücklich verpflichtet, teilt der Warendorfer Landrat mit. Diese Tests um das Coronavirus festzustellen würden für alle ermöglicht, die in besonders betroffenen Orten wohnten oder sich verständlicherweise Sorgen machten - etwa, weil sie Kontakt zu Tönnies-Mitarbeitern hatten. Der Landrat appellierte zudem an die Bürger, "weiterhin vorsichtig zu sein und die bekannten Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten".

Coronavirus bei Tönnies: Quarantäne für Beschäftigte

Update, 22. Juni, 22.01 Uhr: Nach dem massenhaften Corona-Ausbruch in der Tönnies-Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück hat vor allem der Kreis Gütersloh mit dem Ausbruch zu kämpfen. Dort leben die meisten der 6500 Beschäftigten. Doch auch die umliegenden Landkreise und Städte sind betroffen. Hier ein Überblick: 

Im Kreis Warendorf waren mit Stand von Montagnachmittag 212 Tönnies-Mitarbeiter infiziert. Das sind 72 Mitarbeiter mehr als noch am Sonntag. Insgesamt leben im Kreisgebiet nach Angaben der Kreisverwaltung 1243 Mitarbeiter, die bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück arbeiten. Seit Sonntag unterstützen drei Mitarbeiter des Robert Koch-Instituts das Kreisgesundheitsamt bei der Nachverfolgung von Kontaktpersonen. 

Coronavirus bei Tönnies: So viele Infizierte leben in Hamm und im Kreis Soest

In Hamm waren am Montag 51 Infizierte bekannt, 48 von ihnen sind Tönnies-Mitarbeiter und deren Angehörige. Ein Tönnies-Mitarbeiter liegt im Krankenhaus. In Quarantäne sind derzeit 495 Personen, "überwiegend" wegen des Ausbruchs bei Tönnies. In Hamm leben nach Angaben der Stadt 110 Menschen, die in der Fabrik arbeiten.

Im Kreis Soest wurden bis Montag 15 Infizierte registriert, fünf von ihnen sind Tönnies-Mitarbeiter. Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass im Kreisgebiet 177 Menschen leben, die bei Tönnies arbeiten

Coronavirus bei Tönnies: Das sind die Auswirkungen auf Bielefeld, Paderborn und Osnabrück

Den Behörden in Bielefeld waren am Montag 26 Infizierte bekannt. Neun von ihnen hätten einen Tönnies-Bezug, sagte ein Stadtsprecher. Der Stadtverwaltung sind bislang 161 Mitarbeiter bekannt. Die Daten von 40 weiteren seien angekündigt, so der Sprecher weiter. Insgesamt stünden rund 350 Menschen unter Quarantäne.

Im Kreis Paderborn waren am Samstag 39 Infizierte bekannt. Am Montagmorgen brachte die Kreisverwaltung zehn davon mit dem Tönnies-Ausbruch in Verbindung. Rund 50 Beschäftigten haben ihren Wohnsitz im Kreis Paderborn. 

In Stadt und Landkreis Osnabrück im angrenzenden Niedersachsen waren am Montag rund 30 Tönnies-Mitarbeiter unter Quarantäne. Erste Tests hätten keine Infektionsfälle gezeigt, sagte ein Sprecher des Landkreises am Montag. Da sie negativ getestet wurden, gelten sie im Moment nur als Kontaktpersonen. Familienangehörige von Kontaktpersonen kommen nicht in Quarantäne.

Coronavirus bei Tönnies: Zahl der Infizierten steigt auf 1553

Update, 22. Juni, 19.23 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies im Werk Rheda-Wiedenbrück ist die Zahl der nachweislich Infizierten weiter gestiegen. Es gebe 1553 positive Befunde von den Personen, die unmittelbar im Werk tätig sind, sagte der Leiter des Krisenstabes im Kreis Gütersloh, Thomas Kuhlbusch, am Montagabend bei einer Pressekonferenz in Gütersloh. 

Insgesamt seien 6650 Proben genommen worden. Zuvor hatten die Behörden von 1331 bestätigen Corona-Fällen (Stand Sonntag) in der Tönnies-Belegschaft berichtet.

Coronavirus bei Tönnies: Landrat hält Lockdown für vorstellbar

Unterdessen hält jetzt auch Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) einen Lockdown in der Region für vorstellbar. "Ich würde sagen ja", sagte Adenauer am Montagabend auf die Frage, ob es nach einem Lockdown "rieche". 

Die mobilen Teams, die in den Wohnungen und den Unterkünften unterwegs seien und auch Familienangehörige ansprächen, stießen jetzt in ein gewisses Dunkelfeld. "Insofern ist das für mich schon eine neue Situation", erklärte Adenauer. Die mobilen Teams hätten einige positive Fälle bei ihrem Einsatz gefunden. Eine Zahl wollte der Landrat aber zunächst noch nicht nennen, da zunächst ausgeschlossen werden solle, dass es doppelte Zählungen gebe.

Coronavirus bei Tönnies: Verbraucher besorgt 

Update, 22. Juni, 17.41 Uhr: Nach dem Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies gibt es bei Verbrauchern die Verunsicherung, ob der Verzehr von Tönnies-Fleisch unbedenklich ist. 

Wir haben aufgelistet, bei welchen Discounter und hinter welchen Produkten Tönnies steckt. Die Expertenmeinungen gehen in dem Fall weit auseinander. Fest steht aber: Bekannte Produkte bei Aldi und Lidl benutzen das Fleisch.

Update, 22. Juni, 16.57 Uhr: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kündigt weitere Maßnahmen an. Der erste Teil des Lockdowns sei umgesetzt. 7000 Menschen stehen laut Laschet im Kreis Gütersloh unter Quarantäne. Das RKI und weitere Wissenschaftler seien vor Ort. Sie würden Empfehlungen aussprechen, die dann auch umgesetzt werden.

Update, 22. Juni, 16.34 Uhr: Angesichts der hohen Zahl von Corona-Infektionen rund um den Schlachtbetrieb von Marktführer Tönnies hat Grünen-Chefin Annalena Baerbock ein Krisentreffen von Bund und Ländern gefordert. Das System der Agrar- und Fleischproduktion müsse sich grundlegend ändern, sagte Baerbock am Montag in Berlin. 

"Für das Billigfleisch zahlen Arbeiter, Bauern und Tiere einer ganzen Region einen extrem hohen Preis." Schlachthöfe müssten bundesweit sicherer gemacht werden. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) müsse die Agrar-, Gesundheits- und Arbeitsminister von Bund und Ländern einladen, um für gemeinsame Standards für ganz Deutschland zu sorgen. Die Vorfälle in der Region Gütersloh drohten alles zu gefährden, was man in Deutschland im Kampf gegen das Coronavirus erreicht habe, sagte Baerbock

Es brauche dort nun schnelle Tests für alle Bürger. Sie begrüßte, dass man auch in der Union nun über eine Tierwohlabgabe nachdenke. Es brauche aber auch verbindliche gesetzliche Haltungskennzeichen für alle Tiere. Das staatliche Tierwohllabel gilt bisher nur für Schweine. Auf EU-Ebene müsse Klöckner dafür sorgen, "dass nicht weitere Milliarden in das Billigfleisch-System gepumpt werden", sagte Baerbock.

Update, 22. Juni, 16.13 Uhr: Zahlreiche Mitarbeiter von Tönnies sind unter Quarantäne. Sowohl im Kreis Unna, als auch in Hamm, als auch in Osnabrück - das Infektionsgeschehen zieht weite Kreise. Mit Osnabrück ist nun auch Niedersachsen und nicht mehr nur NRW betroffen.

Update, 22. Juni, 15.49 Uhr: Für die angekündigten kostenlosen Corona-Tests der Bevölkerung des Kreises Gütersloh richtet die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe ein Diagnosezentrum ein. Dies teilte KVWL-Sprecherin Vanessa Pudlo in Dortmund mit. Ort, Tag der Eröffnung und Öffnungszeiten stünden noch nicht fest. "Wir hoffen, dass es kurzfristig klappt." Ob im Diagnosezentrum eine Anmeldung nötig sein werde, müsse ebenfalls noch geklärt werden. "Die Patienten können sich an den behandelnden Hausarzt wenden oder das Diagnosezentrum."

Update, 22. Juni, 15.29 Uhr: Eine wichtige Kennziffer in der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie ist im Kreis Gütersloh nach dem massiven Corona-Ausbruch beim Tönnies-Fleischwerk in Rheda-Wiedenbrück deutlich nach oben gegangen. Die sogenannte 7-Tages-Inzidenz zu den Corona-Neuinfektionen ist in dem Kreis auf den Wert von 263,7 gestiegen. Er zeigt an, wieviele Neuinfektionen in den vergangenen 7 Tagen pro 100.000 Einwohner gemeldet wurden.

Auch im benachbarten Kreis Warendorf geht der Wert nach oben. Dort liegt er nach Angaben des nordrhein-westfälischen Landeszentrum Gesundheit zum Stand 22. Juni 0 Uhr bei 41,8. Bei der Marke von 50 sollten für eine betroffene Region wieder stärkere Einschränkungen in Betracht gezogen werden.

Coronavirus bei Tönnies: RKI schickt Mitarbeiter in den Kreis Gütersloh

Update, 22. Juni, 15.16 Uhr: Die Bundesregierung setzt auf umfassende Maßnahmen vor Ort, um die Ausbreitung von Corona-Infektionen rund um den Schlachtbetrieb von Marktführer Tönnies in Westfalen einzugrenzen. Es handele sich um einen "massiven Ausbruch", der sehr ernst zu nehmen sei, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.

Seit vergangenem Samstag sind auch drei Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Kreis Gütersloh unterwegs. Im Landkreis helfen demnach zudem 15 RKI-Mitarbeiter beim Nachverfolgen von Kontakten, im Nachbarlandkreis Warendorf drei Mitarbeiter. Laut Verteidigungsministerium unterstützen momentan 39 Mitarbeiter der Bundeswehr die Corona-Reihentests, auch mit eigenen Testteams.

Coronavirus bei Tönnies: Familien der Mitarbeiter werden getestet

Update, 22. Juni, 15.02 Uhr: Weitere Tests bei Tönnies: Die Haushaltsangehörige der Mitarbeiter im Kreis Gütersloh werden derzeit getestet. "Wir überlegen, mehr Dolmetscher anzufordern", sagte Kreissprecher Jan Focken. Vertreter der Botschaften von Rumänien, Polen und Bulgarien hatten am Sonntag bei einer Sitzung des Krisenstabs ihre Unterstützung zugesagt. Im Kreis Gütersloh leben die meisten der rund 6500 Mitarbeiter der Tönnies-Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück

Am Sonntag hatte der Kreis Gütersloh bekannt gegeben, dass sich im Kreisgebiet alle Menschen "in den nächsten Tagen" kostenlos testen lassen können. Focken berichtete von Menschen, die bereits am Montag auf diese Ankündigung hin zum Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück gekommen seien. Aktuell gebe es dazu allerdings noch keine Möglichkeit, sagte der Sprecher. Der Kreis befinde sich aber "im Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung über die Einrichtung eines Abstrichzentrums".

Update, 22. Juni, 14.30 Uhr: Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte von der SPD, geht davon aus, dass deutlich mehr Menschen im Kreis Gütersloh mittlerweile infiziert sind. Der Epidemiologe Lauterbach sagt, dass sich das Virus so potenziell sehr weit verteilen könne. Er warnt vor einem freien Reiseverkehr der Menschen aus der Region Gütersloh.

"Ich bin sicher, dass deutlich mehr Menschen außerhalb der Mitarbeiterschaft inzwischen infiziert sind", sagte Lauterbach. Bislang sind - nach Stand Sonntag - 1331 Mitarbeiter bei Tönnies positiv auf das Coronavirus getestet worden. Nur ein lokaler Lockdown mit großer Bevölkerungsstichprobe ermögliche eine Analyse und die Auslöschung eines Herdes für Urlaubssaison, twitterte Lauterbach. 

Coronavirus-Ausbruch im Kreis Gütersloh: Petition gegen Tönnies

Update, 22. Juni, 13.29 Uhr: Die Aktivisten von Fridays for Future und Parents for Future fordern den Rücktritt von Tönnies-Chef Clemens Tönnies. Sie haben eine Petition gegen den Schlachthof-Chef und für bessere Arbeitsbedingungen in der Fleischproduktion aufgesetzt.

Update, 22. Juni, 12.45 Uhr: Der Landrat des Kreises Gütersloh hat am Sonntag angekündigt, allen Bürgern seines Landkreises einen kostenlosen Coronatest ermöglichen zu wollen. Darüber ist der Kreis nun in intensiven Gesprächen mit dem KVWL. Bis der Ablauf geklärt ist gelte weiterhin, dass jeder, der Symptome hat, sich testen lassen und dazu telefonisch an seinen Hausarzt wenden kann. 

Update, 22. Juni, 12.40 Uhr: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann besucht heute den Kreis Warendorf, um sich auch in dem Nachbarkreis des Kreises Gütersloh ein Bild von der Corona-Situation zu machen. Nach einem Besuch des Krisenstabs ist am frühen Nachmittag eine gemeinsame Pressekonferenz mit Landrat Olaf Gericke geplant. 

Coronavirus im Schlachthof: Quarantäne nicht eingehalten?

Update, 22. Juni, 11.45 Uhr: Ex-Schalke-Profi Gerald Asamoah macht sich Sorgen um Folgen der Corona-Krise bei Tönnies. Er hoffe, dass der dramatische Ausbruch in dem Fleisch-Imperium des Schalke-Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies "keine größeren Auswirkungen" auf den krisengeschüttelten Fußball-Bundesligisten aus Gelsenkirchen haben werde, schreibt Asamoah in seiner Kolumne für den Kicker

Update, 22. Juni, 11.25 Uhr: Die Worte von Ministerpräsident Armin Laschet und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Sonntag waren deutlich: Ein erneuter, dann regionaler Lockdown ist nicht vom Tisch; wesentlichster Grund für eine Verschärfung in Ostwestfalen und benachbarten, ebenfalls betroffenen Städten und Landkreisen wäre die Nichteinhaltung der Quarantäne. Nun gibt es Hinweise darauf, dass gegen die verordnete Isolation verstoßen wird. So berichtet das Portal owl24.de* von Kontrollen in Arbeiterunterkünften in Bielefeld. Bei 21 von 127 Adressen sollen städtische Mitarbeiter vor verschlossenen Türen gestanden haben. 

Coronavirus im Schlachthof: Bundesarbeitsminister sieht Tönnies in der Haftung

Update, 22. Juni, 10.45 Uhr: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sieht das Unternehmen Tönnies wegen des massenhaften Ausbruchs von Coronavirus-Infektionen in der Haftung. "Ich glaube, dass wir prüfen müssen, welche zivilrechtlichen Haftungsmöglichkeiten es gibt in diesem Bereich", sagte Heil am Montag im ARD-Morgenmagazin. Er erwarte von Tönnies, dass alles getan werde, um den Schaden zu begrenzen und für das einzustehen, was da angerichtet wurde. Von einem Boykottaufruf halte er nichts, sagte Heil weiter. Im Sommer will der Minister einen Gesetzentwurf vorlegen, um von 2021 an Werkverträge in der Fleischindustrie zu verbieten. Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen, Anton Hofreiter, hatte am Sonntag vorgeschlagen, Tönnies solle die Kosten für die Folgen des Ausbruchs aus seinem Privatvermögen bestreiten. 

Update, 22. Juni, 7.36 Uhr: Wo liegen die Ursachen für die massenhafte Ausbreitung von Sars-CoV-2 im Schlachtbetrieb? In dem geschlossenen Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück haben am Wochenende erste Untersuchungen begonnen. An einer detaillierten technischen Kontrolle durch den Arbeitsschutz der Bezirksregierung, des Gesundheitsamtes und der Uniklinik Bonn war unter anderem der Bonner Hygiene-Experte Martin Exner beteiligt. Auch Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts sind vor Ort. 

Corona-Ausbruch bei Tönnies: Mehr mobile Teams nehmen Abstriche

Update, 22. Juni, 7.30 Uhr: Nach Abschluss der Reihentests auf dem Werksgelände in Rheda-Wiedenbrück werden heute die restlichen Befunde erwartet. Bei 6.139 Tönnies-Beschäftigten wurden Proben genommen. Bislang wurden 1.331 Infizierte registriert. In den vier Krankenhäusern im Kreis Gütersloh wurden am Sonntag 21 Covid-19-Erkrankte stationär behandelt, davon sechs intensivmedizinisch. Fünf von ihnen sind nach Kreis-Angaben Schlachthof-Mitarbeiter. 

Update, 22. Juni, 7.25 Uhr: Auch heute werden mobile Teams ausschwärmen, um die unter Quarantäne stehenden Betroffenen in ihren Wohnungen aufzusuchen. Die Zahl der Teams soll derweil aufgestockt werden, sagte eine Sprecherin des Kreises Gütersloh. Am Sonntag hatten 32 mobile Teams Abstriche bei Haushaltsangehörigen von Tönnies-Arbeitern genommen. Mitarbeiter der zuständigen Ordnungsämter in den Kommunen, das DRK, die Bundeswehr und Dolmetscher sind in den Unterkünften unterwegs. Es geht nicht nur um die Tests, sondern auch darum, Unterstützung anzubieten. 

Coronavirus im Schlachthof: Tests auch bei Westfleisch

Update, 21. Juni, 20.11 Uhr: Im Zuge der Tests in der Fleischindustrie wurden auch bei Westfleisch in Hamm die Mitarbeiter auf das Coronavirus getestet. In Hamm spitzt sich die Lage aufgrund des Ausbruchs bei Tönnies zu. Es gab seit Sonntagmittag bereits 14 weitere nachgewiesene Infektionen. Schulen mussten in der Großstadt schließen. Bei Westfleisch in Uentrop sind die Tests nun fast abgeschlossen. Die Ergebnisse gibt es jedoch noch nicht.

Update, 21. Juni, 18.45 Uhr: Nach dem Massenausbruch des Coronavirus' bei Tönnies steht die gesamte Fleischindustrie in der Kritik. Es geht um Verstöße gegen das Arbeitsrecht, humanere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter und Saisonarbeiter und mehr Transparenz bei den Konzernen.

Es geht aber auch um Billigfleisch: Rinder-Cevapcici 31 Prozent billiger, zweieinhalb Kilo Hähnchenschenkel für 4,98 Euro: Schnäppchenpreise für Fleisch werden schon länger kritisiert. Unter dem Druck erneuter großer Corona-Ausbrüche in der Schlachtindustrie kommt jetzt aber Bewegung in das Ringen um bessere Bedingungen - auch in den Ställen und gegen einen Dauer-Preiskampf im Supermarkt

Coronavirus im Schlachthof: Tönnies muss Produktion für 14 Tage stoppen

"Fleisch ist zu billig", sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Sie setzt sich daher nun auch für eine Tierwohlabgabe ein, die auf Fleisch, Wurst und anderes aufgeschlagen werden könnte. Am Wochenende wurden in einer Fleischfabrik des Marktführers Tönnies im westfälischen Rheda-Wiedenbrück mehr als 1300 Arbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Die Produktion wurde für 14 Tage gestoppt. Klöckner sagte: "Auch für die Verbraucher wird sich etwas ändern müssen. Dabei soll Fleisch kein Luxusprodukt für Reiche werden. Aber auch keine Alltagsramschware." 

Eine Tierwohlabgabe komme einem gesellschaftlichen Ziel zugute wie beim Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) - das enthält eine Umlage zur Ökostrom-Förderung. Bei der Tierwohlabgabe sei es eine gemeinsame Investition in eine andere Haltung, ohne dass die in Deutschland verloren gehe, sagte Klöckner. Höhere Anforderungen erschwerten den Betrieben sonst den Wettbewerb.

In der Pressekonferenz der NRW-Landesregierung zum Massenausbruch in Rheda-Wiedenbrück bei Tönnies hatte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann betont, dass es immer wieder Diskussionen über die Fleischindustrie und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter gegeben habe - sie seien jedoch immer wieder abgeflacht. Schlachthöfe seien wichtig für die Versorgung in NRW und Deutschland, aber das Arbeitnehmerschutzgesetz müsse jetzt in den Vordergrund. Und zwar in ganz Deutschland.

Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: (Noch) kein neuer Lockdown

Update, 21. Juni, 15.22 Uhr: Insgesamt 1331 Infektionen des Coronavirus gibt es nach dem Massenausbruch bei Tönnies im Kreis Gütersloh. Sven-Georg Adenauer, Landrat des Kreises Gütersloh, spricht von 878 akut Infizierten

Fast 7000 Tests wurden bei den Tönnies-Mitarbeitern mithilfe der Bundeswehr und des DRK durchgeführt. In Hamm laufen die Massentests bei Westfleisch noch.

Es gibt derzeit noch keinen Lockdown. Eine regionale Abschottung und Aufhebung der Lockerung aufgrund des Infektionsgeschehens ist jedoch weiterhin eine Option, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Lesen Sie alle Details in unseren Updates ab 14.29 Uhr.

Update, 21. Juni, 15.15 Uhr: Die 7.000 Menschen, die nun unter Quarantäne gestellt sind, leben nach Angaben des Landrats in 1.300 Wohnungen. Es sei eine “Mammutaufgabe” der Ordnungsbehörden, die Wohnadressen zu überprüfen.

 “Wir gehen mit unseren mobilen Teams rein, werden sehen, ob alle Betten belegt sind.” Man versuche alle, damit niemand plötzlich verschwinde: “Es ist nicht auszuschließen, dass Menschen im kranken Zustand den Kreis Gütersloh verlassen haben und nach Hause gefahren sind.” Eine Überprüfung von fast 7.000 Menschen sei “ein bisschen wie ein Flohzirkus.”

Coronavirus-Massenausbruch bei Tönnies: Zahlt der Konzern für Coronatests?

Update, 21. Juni, 15.09 Uhr: Der Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer, bezeichnet die Entscheidung, Kitas und Schulen wegen des Coronavirus-Ausbruchs bei Tönnies erneut zu schließen, als richtig bezeichnet. Von den 878 akut Erkrankten seien nur 16 ohne Bezug zum Fleischkonzern. “Es war unsere größte Angst, dass das Virus dort den Weg in die Bevölkerung findet.”

Adenauer kündigte an, allen Bürgern im Kreis Gütersloh das Angebot eines kostenlosen Corona-Tests machen zu wollen. Möglicherweise sei es für die Firma Tönnies “interessant, für diese Kosten aufzukommen.”

Mit Blick auf den Zusammenhang der Infektionen mit den Arbeits- und Unterbringungsbedingungen sagte Adenauer: “Wir brauchen die Schlachtindustrie, aber zu vernünftigen, fairen, guten Bedingungen.”

Coronavirus-Massenausbruch bei Tönnies: Minister Laumann hält Lockdown weiter für Option

Update, 21. Juni, 14.51 Uhr: Derzeit gibt es laut Minister Laumanns Auskunft 1182 Infizierte. Durch die Pandemie-Verläufe wisse man, dass etwa zehn bis 15 Prozent der Infizierten die Krankheit auch zu spüren bekommen, sagte Laumann. Nur ein Teil der am Coronavirus-Erkrankten müsse dann ins Krankenhaus

Bei Tönnies sei eine Struktur ohne Transparenz geschaffen worden. Es gebe keine Zeiterfassung, keine Schichtpläne. Außerdem kommen dazu Verstöße gegen das Meldegesetz und die Arbeitsverträge

Update, 21. Juni, 14.46 Uhr: NRW-Gesundheitsminister Laumann sagt, der regionale Lockdown könne nur verhindert werden, wenn die Quarantäne einhalten wird. "Das ist eine große Herausforderung", sagte der Gesundheitsminister von NRW. Die Struktur, wie Menschen untergebracht sind, ganz anders als im Kreis Coesfeld. Sie sei kleinteiliger, was besser wäre für Arbeitnehmer, jedoch im Sinne des Kontaktnachverfolgung schwieriger. Bei Westfleisch im Kreis Coesfeld hatte es ebenfalls einen Massenausbruch gegeben, der jedoch eingegrenzt werden konnte. 

Coronavirus bei Fleischverarbeiter Tönnies - Armin Laschet vor Ort in Gütersloh

Update, 21. Juni, 14.40 Uhr: In Frankreich, in den USA und Deutschland gebe es laut Laschet immer wieder Probleme in der Coronavirus-Pandemie durch die Fleischindustrie. Warum gerade in diesem Wirtschaftszweig und das auch noch international - das müsse nun untersucht werden. Dazu ist nun durch den Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann eine Studie in Auftrag gegeben worden.

Im Kreis Gütersloh sollten derzeit Veranstaltungen mit über 50 Teilnehmern nicht stattfinden. Hygiene- und Abstandsregeln noch mehr als sonst angehalten werden.

Laschet sagte zu den Reaktionen des Unternehmens Tönnies auf die derzeitige Situation, dass er davon ausgeht, dass der Chef des Krisenstabs im Kreis Gütersloh die Stimmung wiedergibt, wie sie tatsächlich vorherrscht. Sven-Georg Adenauer, Landrat des Kreises Gütersloh, sprach gestern von "null Vertrauen in Tönnies" - das Unternehmen habe wichtige Informationen nicht weitergegeben. "Wir brauchen neue Regeln und Bedingungen für die Fleischindustrie", sagte Armin Laschet.

Armin Laschet sagt, dass es zu diesem Vorwurf differenzierte Rechtsauffassungen gebe. Im Unternehmen müsse man aber wissen, wer wo wohnt. Probleme waren mit Tönnies aufgetreten, weil nicht schnell genug Auskunft darüber geben werden konnte, welche Arbeiter in welchen Schichten gearbeitet haben und wo sich diese derzeit aufhalten. Man berief sich zunächst auf den Datenschutz, allerdings gebe es in der Fleischindustrie zahlreiche Verstöße gegen das Meldegesetz und Arbeitsverträge.

Coronavirus im Schlachthof: Polizei-Hundertschaften in Gütersloh

Update, 21. Juni, 14.33 Uhr: "Erster Schritt testen, zweiter Schritt Quarantäne durchsetzen", sagt Armin Laschet zum weiteren Vorgehen im Fall Tönnies. Die Betroffenen würden in 1.300 Liegenschaften wohnen, sie müssen alle in Quarantäne bleiben.  Drei Hundertschaften der Polizei NRW sind in Gütersloh vor Ort und helfen bei der Durchsetzung der Quarantäne. 

Die Konsuln aus Bulgarien, Rumänien und Polen waren bei der Erkundung der Lage durch die NRW-Landesregierung mit vor Ort. Eins der derzeitigen Hauptprobleme ist die Sprachbarriere. Viele Mitarbeiter von Tönnies würden kein Deutsch verstehen und sprechen. Laschet versprach, dass es in unbegrenzter Größenordnung Dolmetscher geben soll. 

Es gebe einzelne Fälle von Arbeitern, die in ihre Heimatländer abreisen, einfach weil sie die Quarantäne und das Beschäftigungsverbot nicht verstehen. Dadurch wird das Virus in die deutlich weniger betroffenen Länder Bulgarien, Polen und Rumänien gebracht.

Massenausbruch bei Tönnies: Lockdown ist für Laschet eine Option

Update, 21. Juni, 14.29 Uhr: Noch gibt es keinen Lockdown, das sagt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Die Option ist aber noch immer offen. Derzeit gebe es die Möglichkeit, mit anderen Mitteln die Lage im Griff zu behalten. Aber die Entscheidung ist noch offen.

Alle Tests, fast 7000, konnten heute dank Bundeswehr und DRK durchgeführt werden.

Update, 21. Juni, 12.45 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik Tönnies mit mehr als 1000 Infizierten hat sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) vor Ort über die Lage informiert. Der Regierungschef nahm am Vormittag zusammen mit Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) an einer Sitzung des Krisenstabs im Kreis Gütersloh teil. An der Sitzung nahmen nach Angaben des Kreises auch Vertreter der Botschaften Rumäniens, Polens und Bulgariens teil.

Am Mittag sollte das CDU/FDP-Landeskabinett in Düsseldorf zu einer Sondersitzung zusammentreten. Laschet wird dem Vernehmen nach per Video zugeschaltet. Der Regierungschef will nach Angaben der Staatskanzlei um 14.30 Uhr im Kreishaus Gütersloh ein Statement vor der Presse abgeben.

Coronavirus bei Tönnies: Umstrittene Laschet-Äußerung im Landtag

Update, 21. Juni, 12.30 Uhr: Die Opposition bringt die umstrittene Äußerung von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) über Arbeiter aus Rumänien und Bulgarien in den Landtag. Die SPD-Fraktion hat eine mündliche Anfrage gestellt, die in dieser Woche im Plenum beantwortet werden soll. Die SPD will unter anderem wissen, auf welche Erkenntnisse Laschet seine Äußerung gestützt habe - und zu welchem Zeitpunkt er was über die Infektionszahlen bei Tönnies gewusst hat.

Laschet hatte vergangenen Mittwoch vor Reportern in Berlin auf die Frage, was der Fall Tönnies über die bisherigen Lockerungen aussagt, geantwortet: "Das sagt darüber überhaupt nichts aus, weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt. Das wird überall passieren."

Diese Äußerung hatte breite Kritik ausgelöst. Laschet hatte sie später relativiert. CDU und FDP wollen das Thema Tönnies ebenfalls in den Landtag bringen und haben dazu eine Aktuelle Stunde beantragt. In der soll es unter anderem um die Hygienemaßnahmen bei Tönnies sowie die Unterbringung der Arbeiter gehen. Das Plenum des Landtags tagt am Mittwoch Donnerstag und Freitag.

Update, 21. Juni, 12 Uhr: Im Kreis Gütersloh werden am Sonntag weitere Proben von möglicherweise coronainfizierten Tönnies-Mitarbeitern genommen. Geplant sei der Einsatz von 40 mobilen Teams, sagte die stellvertretende Pressesprecherin des Kreises Gütersloh, Beate Behlert, am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. An den Teams beteiligt seien jeweils Mitarbeiter des Ordnungsamtes, des Deutschen Roten Kreuzes und der Bundeswehr. Auch Dolmetscher seien dabei. Einige Teams würden auch von Polizisten begleitet.

Corona-Ausbruch im Schlachthof: 19 Patienten stationär in Klinik

Update, 21. Juni, 11.40 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies werden im Kreis Gütersloh derzeit insgesamt 19 Menschen wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt. Es handele sich "fast ausschließlich" um Mitarbeiter von Tönnies, sagte die stellvertretende Pressesprecherin des Kreises Gütersloh, Beate Behlert. Sechs von ihnen würden intensivmedizinisch behandelt, darunter seien fünf bei Tönnies beschäftigt. Zwei der sechs Patienten würden beatmet.

Am Samstagnachmittag hatte die Zahl der positiv getesteten Tönnies-Mitarbeiter in der Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück bei 1029 gelegen. Die Behörden haben alle rund 6500 Mitarbeiter unter Quarantäne gestellt.

Update, 21. Juni, 8.30 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik Tönnies mit bislang mehr als 1000 Infizierten will sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Sonntag vor Ort ein Bild von der Lage machen. Der Regierungschef fahre mit Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Morgen nach Gütersloh in Ostwestfalen, teilte die Staatskanzlei in Düsseldorf mit. Dort wollten die Politiker unter anderem den Krisenstab des Kreises treffen und mit eingesetzten Kräften vor Ort sprechen.

Außerdem tritt am Sonntag das Landeskabinett in Düsseldorf zu einer Sondersitzung zusammen. Laschet wird dem Vernehmen nach per Video zugeschaltet. Der CDU-Regierungschef will nach Angaben der Staatskanzlei um 14.30 Uhr im Kreishaus Gütersloh ein Statement vor der Presse abgeben.

Coronavirus bei Tönnies: Sondersitzung des Landeskabinetts

Update, 21. Juni, 8 Uhr: Das nordrhein-westfälische Landeskabinett beschäftigt sich am Sonntagmittag in einer Sondersitzung mit dem Corona-Ausbruch bei Tönnies. Die Landesregierung will dabei die Lage erneut bewerten, hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitag angekündigt. Einen regionalen Lockdown hatte er ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Die Reihentestungen der insgesamt 6500 Mitarbeiter auf dem Werksgelände der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück werden am Sonntag fortgesetzt. Bis Samstagmittag waren rund 5.800 Proben genommen worden. 3.127 Befunde lagen vor: Bei 1.029 Beschäftigen wurde das Coronavirus nachgewiesen, in 2.098 Fällen war das Ergebnis negativ. 65 Bundeswehrsoldaten helfen bei der Probenentnahme.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnte angesichts der Corona-Ausbrüche der vergangenen Tage vor möglichen sozialen Konflikten. "Wir dürfen Menschen nicht diskriminieren oder benachteiligen, die zum Beispiel im Niedriglohnbereich unter schlechten Wohnverhältnissen die preiswerte Fleischproduktion in bestimmten Betrieben gewährleistet haben", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Corona-Ausbruch bei Tönnies: Stadt Verl riegelt ganze Siedlung ab

Update, 20. Juni, 20 Uhr: Die Stadt Verl (Kreis Gütersloh) hat am Samstag im Stadtteil Sürenheide eine Quarantänezone eingerichtet. Mehrere Mehrfamilienhäuser, in denen Werkvertragsarbeiter der Firma Tönnies untergebracht sind, wurden unter Quarantäne gestellt - auch wenn sie nicht zu den Tönnies-Beschäftigten gehören. Am Nachmittag wurde der gesamte Bereich abgeriegelt, eine Hundertschaft der Polizei war unter anderem im Einsatz. In drei Straßenzügen insgesamt knapp 670 Menschen.

Bürgermeister Michael Esken betonte, die strikte Einhaltung der Quarantäne sei unerlässlich. Nach Angaben der Polizei Bielefeld wurde der Bereich zunächst von Einsatzkräften abgeriegelt. Gleichzeitig hätten Mitarbeiter der Stadt damit begonnen, Bauzäune aufzustellen.

Die Stadt Verl hat in einer Siedlung, in der viele Tönnies-Arbeiter leben, eine Quarantänezone errichtet. Eine Hundertschaft unterstützte die Behörden, Bauzäune dienen der Absperrung.
Die Stadt Verl hat in einer Siedlung, in der viele Tönnies-Arbeiter leben, eine Quarantänezone errichtet. Eine Hundertschaft unterstützte die Behörden, Bauzäune dienen der Absperrung. © Andreas Eickhoff

Allein am Zollhausweg, einem der drei Straßenzüge, waren nach städtischen Angaben 78 Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden. Am Sonntag will das Kreisgesundheitsamt bei allen Bewohnern der Zone, bei denen noch kein Test durchgeführt wurde, einen Rachenabstrich nehmen.

Das Deutsche Rote Kreuz stellt für die ersten beiden Tage Lunchpakete und Getränke zur Verfügung. Für die weiteren Tage wird ein Versorgungszentrum mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln für den täglichen Bedarf innerhalb des Quarantänebereichs eingerichtet. Auch für die Tönnies-Mitarbeiter werde eine Verpflegung bereitgehalten. 

Der Zollhausweg wurde komplett abgesperrt, damit sich die Menschen innerhalb des Quarantänebereichs auch draußen bewegen können. Um die Familien mit Kindern werde sich das Jugendamt kümmern. In den betreffenden Häusern leben nach Angaben der Stadt 60 Kinder und Jugendliche, 20 von ihnen sind jünger als drei Jahre.

Coronavirus-Ausbruch im Schlachthof: Clemens Tönnies will "diese Branche verändern"

Update, 20. Juni, 18.15 Uhr: "Wir werden diese Branche verändern": Clemens Tönnies, Geschäftsführer des gleichnamigen Fleischkonzerns in Rheda-Wiedenbrück, ist am Abend vor die Medien getreten und hat Stellung zu dem Infektionsgeschehen in seinem Betrieb genommen. Dass er sich nicht früher äußerte, erklärte Tönnies mit einem Krankenhausaufenthalt.

Tönnies dankte dem Krisenstab des Kreises Gütersloh, der "hervorragende Arbeit" leiste. Wenn der Leiter des Krisenstabs von "null Vertrauen" spreche, treffe ihn das besonders hart. Er könne sich als Unternehmer nur entschuldigen. "Wir sind die Ursache dieses Themas und stehen in voller Verantwortung." Noch im Mai habe der Betrieb die Krise mit geringen Infektionen noch gut gemeistert. 

Clemens Tönnies, Geschäftsführer der Tönnies-Holding, äußert sich zu den Vorwürfen der Kreisverwaltung im Corona-Ausbruch im Fleischwerk.
Clemens Tönnies, Geschäftsführer der Tönnies-Holding, äußert sich zu den Vorwürfen der Kreisverwaltung im Corona-Ausbruch im Fleischwerk. © David Inderlied/dpa

Die Kritik, wonach das Unternehmen Adressen von Mitarbeitern nicht habe herausgeben wollen, kontert Clemens Tönnies mit dem Verweis auf das Werkvertragsrecht, dass es nicht erlauben würde, die Adressen der betroffenen Mitarbeiter abzufragen. 

Konzern-Vizechef Andreas Ruff ergänzte, man habe Namen und Datensätze von 6000 Mitarbeitern in kürzester Zeit ermitteln müssen. Freitagfrüh seien die ersten Datensätze übermittelt worden, am Nachmittag dann weitere Updates. Die Behörden hätten am Abend erklärt, ein Teil der Daten sei so nicht zu verarbeiten; daraufhin habe man gemeinsam in der Personalabteilung gesessen. Aus seiner Sicht sei das "sehr konstruktiv gewesen." Bis 16 Uhr am Samstag seien dann alle Daten überliefert gewesen. 

Tönnies betonte, er werde sich "nicht aus dem Staub machen", sondern das Unternehmen aus der Krise führen. Eines sei aber klar: "So werden wir nicht weitermachen."

Coronavirus im Schlachthof: Tönnies-Verantwortliche treten vor die Presse

Update, 20. Juni, 17.20 Uhr: Die Unternehmensleitung hat die Medien kurzfristig zu einer Pressekonferenz eingeladen. Um 17.30 Uhr wollen sich die Tönnies-Verantwortlichen dort zum Corona-Massenausbruch äußern. 

Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies sind mittlerweile über 1000 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden. Die Corona-Reihenuntersuchungen auf dem Gelände wurden am Samstag fortgesetzt. Bundeswehrsoldaten unterstützen die Maßnahmen.
Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies sind mittlerweile über 1000 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden. Die Corona-Reihenuntersuchungen auf dem Gelände wurden am Samstag fortgesetzt. Bundeswehrsoldaten unterstützen die Maßnahmen. © David Inderlied/dpa

Coronavirus bei Fleischverarbeiter Tönnies - Polizei auf Großeinsatz vorbereitet

Update, 20. Juni, 17.10 Uhr: Die NRW-Polizei hat sich wegen des Corona-Massenausbruchs bei Tönnies auf einen Großeinsatz eingestellt. Bei der Polizei Bielefeld wurde eine sogenannte BAO, eine Besondere Aufbauorganisation gebildet, die mögliche Einsätze landesweit koordiniert. Der Kreis Gütersloh hatte ein Hilfeersuchen an die Polizei gerichtet. "Sie soll die Ordnungsbehörden der Kommunen bei der Quarantäneüberprüfung unterstützen", hieß es in einer Mitteilung.

Update, 20. Juni, 15.35 Uhr: Der Kreis Gütersloh hat die Schließung des Tönnies-Werkes in Rheda-Wiedenbrück für die Dauer von 14 Tagen verfügt. Das sagte der Leiter des Krisenstabs, Thomas Kuhlbusch, am Samstag.

Coronavirus breitet sich im Schlachthof aus: Scharfe Kritik an Tönnies

Update, 20. Juni, 15.15 Uhr:  Der Leiter des Krisenstabes im Kreis Gütersloh, Thomas Kuhlbusch, hat die Informationspolitik der Firma Tönnies scharf kritisiert. "Das Vertrauen, das wir in die Firma Tönnies setzen, ist gleich Null. Das muss ich so deutlich sagen", sagte der Fachbereichsleiter Gesundheit. Er berichtete, dass Tönnies bis Freitag Listen der Beschäftigten geliefert habe, in denen bei 30 Prozent die Adressen gefehlt hätten. Bei Anfragen habe die Firma immer zögerlich reagiert.

Update, 20. Juni, 14.45 Uhr: Mittlerweile  sind 1.029 Tönnies-Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden. Dies teilte der Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer, am Samstag in Gütersloh mit. Insgesamt 3.127 Befunde lägen mittlerweile vor. Die Massentests auf dem Werksgelände in Rheda-Wiedenbrück werden von der Bundeswehr unterstützt. Adenauer betonte, es gebe "keinen signifikanten Eintrag von Corona-Fällen in die allgemeine Bevölkerung."

Corona-Ausbruch in Tönnies-Schlachthof: Im Kleinbus zum Massentest

Update, 20. Juni, 13.10 Uhr: Die Corona-Massentests laufen auch am Samstag weiter. Etliche Personen - vor allem Männer - wurden in mehreren Kleinbussen zum Werk gebracht. Laut dpa trugen dabei viele von ihnen keine Schutzmasken. Auch Fahrzeuge der Uniklinik Bonn und der Bezirksregierung sowie Einsatzkräfte der Polizei sind vor Ort.

Die Bundeswehr hat zudem noch einmal mehr Soldaten nach Rheda-Wiedenbrück geschickt. 40 weitere Helfer sind seit Samstag im Einsatz, damit sind jetzt insgesamt 65 Soldaten mit der Unterstützung der Gesundheitsbehörden beauftragt. Sie helfen bei den Massentests und bei der Verfolgung der Kontaktpersonen.

Update, 20. Juni, 12.05 Uhr: Auch die Bundespolitik befasst sich mit dem Massenausbruch in NRW. SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach fordert, das Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück sofort zu schließen. Er halte es für "nicht vertretbar", dass überhaupt noch in dem Werk gearbeitet werde, sagte er im WDR-Fernsehen.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner fordert derweil eine Tierwohlabgabe. Damit sollen bessere Haltunsbedingungen mitfinanziert werden. "Fleisch ist zu billig", sagte die CDU-Politikerin der dpa. Den Landwirten müsse geholfen werden, um Stallumbauten bezahlen zu können.

Corona-Ausbruch bei Tönnies: Chef verpasst letztes Schalke-Heimspiel

Update, 20. Juni, 11.45 Uhr: Auch Chef Clemens Tönnies muss in eine sogenannte Arbeitsquarantäne. Damit verpasst der Aufsichtsratschef des FC Schalke 04 das letzte Saison-Heimspiel seines Clubs. Tönnies und die gesamte Führungsspitze dürfen sich im Moment nur zwischen Wohnhaus und Firma bewegen.

Update, 19. Juni, 18.17 Uhr: Laschet betont, dass untersucht werden muss, ob es bei Tönnies Verstöße gebe. Außerdem muss untersucht werden, warum Fleischbetriebe zu anfällig für Coronavirus-Ausbrüche in großem Ausmaß sind. 

Ein schockierendes Video zeigte Zustände bei Tönnies, die Verstöße gegen viele Regelungen zeigte. Es gab bereits Strafanzeigen gegen das Unternehmen.

NRW unterstütze die Gesetzesvorschläge der Bundesregierung. "Die Zustände sind mit den Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft in vielen Fällen nicht vereinbar", sagte Laschet.

Update, 19. Juni, 18.14 Uhr: "Wir müssen sicherstellen, dass sich in dieser Phase jeder an die Regeln hält", sagt Armin Laschet zur Quarantäne-Situation.

7.000 Beschäftigte werden bei Tönnies getestet, sagt Ministerpräsident Laschet. Das Gesundheitsamt versucht die Infektionsketten zu verfolgen, betont der Ministerpräsident. Viele Mitarbeiter sprechen kein Deutsch, deswegen müssen Dolmetscher organisiert werden.

Mitarbeiter des RKI, der Bundeswehr und der Landesregierung NRW unterstützen die Kreise. Wohnungen, Hotels, Reha-Kliniken und Jugendherbergen werden bereit gestellt, damit die Mitarbeiter, die in Sammelunterkünften leben, dort unterkommen können. Außerdem werden in den Fleischbetrieben in NRW die Mitarbeiter wieder getestet, wie nach Westfleisch.

Corona-Ausbruch bei Tönnies: Mittlerweile über 800 Infektionen nachgewiesen

Update, 19. Juni, 18.06 Uhr: "Größte, nie dagewesene Infektionsgeschehen in Nordrhein-Westfalen" - so nennt Armin Laschet die Ereignisse  Es sind 1106 getestet worden - davon 803 positive Befunde.

Der Fall Tönnies führe wie ein Brennglas für Arbeits- und Unterbringungesverhältnisse in Fleischindustrie vor Augen. Sobald die Infektionen nicht mehr nachvollziehbar sind, kann es in der Region zum Lockdown kommen.

"Der Ausbruch bei Tönnies birgt ein enormes Pandemie-Risiko". Laschet verweist auf den Ausbruch bei Westfleisch im Kreis Coesfeld - hier habe man schnell die Infektionen einschränken können.

Alle Kräfte werden mobilisiert, um das Geschehen einzudämmen. Jens Spahn und Annegret Kramp-Karrenbauer haben ihre Unterstützung zugesagt. Die Bundeswehr hilft bereits. "Es wird alles getan, was nötig ist", sagt Laschet.

Eine sehr große Zahl von Menschen befinde sich gleichzeitig in Quarantäne. Ein Problem nach dem Massenausbruch bei Tönnies ist die breite Streuung der Wohnorte. Es handelt sich bei den meisten Mitarbeitern um die Kreise Gütersloh, Warendorf und Soest und die Städte Hamm und Bielefeld. Details zu der Wohnsituation stehen noch aus.

Update, 19. Juni, 17.55 Uhr: Die aktuellen Test-Ergebnisse sind da. Damit steigt die Zahl der Infizierungen mit dem Coronavirus bei Tönnies auf 803. Bislang waren laut offiziellen Angaben 463 Tests negativ. Etwa die Hälfte der Testergebnisse ist noch offen. Die Bundeswehr ist in Rheda-Wiedenbrück im Einsatz um bei den Reihentests zu helfen.

Corona-Ausbruch in Tönnies-Schlachthof: Mitarbeiter unabhängig von Testergebnissen in Quarantäne

Update, 19. Juni, 16.59 Uhr: Der Kreis Paderborn hat 54 Mitarbeiter der Firma Tönnies, die im Kreis wohnen, unter häusliche Quarantäne gestellt - unabhängig von Testergebnissen. Dpa berichtet, dass im Kreis Paderborn fünf Neuinfektionen mit Covid-19 im Zusammenhang mit dem Massenausbruch bei Tönnies stehen.

Landrat Manfred Müller habe deshalb vorsorglich die Quarantäne ab Samstag (20. Juni) für 14 Tage angeordnet. Der Tönnies-Betrieb in Rheda-Wiedenbrück steht wegen des Corona-Ausbruchs seit Mittwoch weitgehend still. Rund 7000 Mitarbeiter müssen auf das Virus getestet werden. Bei 730 ist bislang (Stand Donnerstagabend) eine Infektion nachgewiesen. 

Update, 19. Juni, 15.51 Uhr: Die Aktivisten für Tierrecht bei Peta demonstrieren bereits seit Jahren vor dem Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück. Sie wollen auf das Schicksal der rund 30.000 getöteten Tiere im Schlachtbetrieb aufmerksam zu machen. 

Peta demonstriert vor Tönnies: Die Tierrechtsaktivisten bemängeln die Zustände bei dem Fleischwerk bereits seit Jahren.
Peta demonstriert vor Tönnies: Die Tierrechtsaktivisten bemängeln die Zustände bei dem Fleischwerk bereits seit Jahren. © Andreas Eickhoff

So auch am Freitagnachmittag: Peta demonstrierte unter dem Motto „Schlachthöfe: Tödlich für Menschen und Tiere“. Eine handvoll Aktivisten nutzte das bundesweite Medieninteresse, um mit einem Sensenmann-Kostüm auf die in ihren Augen absehbare Fehlentwicklung hinzuweisen. Bei Tönnies sind 730 Infektionen mit dem Coronavirus bekannt geworden.

 „In vielen Schlachthöfen herrschen nicht nur grausame und unhygienische Zustände, auch die Mitarbeiter sind den Betrieben egal und stecken sich aufgrund mangelnder Hygiene schnell mit COVID-19 an“, betont Jens Vogt, Aktionskoordinator bei Peta.

Update, 19. Juni, 14.16 Uhr: Nach dem massenhaften Corona-Ausbruch beim Fleischkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Körperverletzung und Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz. Das Verfahren richte sich zunächst gegen Unbekannt. Das berichtet das in Bielefeld erscheinende Westfalenblatt.

Wie Oberstaatsanwalt Martin Temmen gegenüber der Zeitung erklärte, liegen - Stand Freitagmittag - fünf Strafanzeigen vor, die Anlass für das Ermittlungsverfahren geben. Darunter ist auch die am Donnerstag von Grünen-Politikerin Britta Haßelmann aus Bielefeld angekündigte Strafanzeige. Zum weiteren Vorgehen, insbesondere zu möglichen Durchsuchungsmaßnahmen am Konzernsitz, wollte sich Temmen nicht äußern.

Coronavirus bei Tönnies: SPD fordert Überlegungen zum Lockdown

Update, 19. Juni, 13.40 Uhr: Die SPD-Landtagsfraktion drängt nach dem Corona-Ausbruch bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück auf politische Reaktionen der Landesregierung. "Sollte der Wert von 50 Neuinfizierten innerhalb von einer Woche pro 100.000 Einwohner überschritten werden, muss Herr Laschet mir erklären, warum es keinen Lockdown gibt. Denn er hat diese Regelung mit Frau Merkel vereinbart", erklärte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty in der Rheinischen Post

Am Donnerstag hatte der Kreis Gütersloh für die sogenannte 7-Tages-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner in einer Woche - einen Wert von 213 gemeldet. Er lag also bereits mehr als vier Mal so hoch wie der Grenzwert 50. 

Nach der Einigung von Bund und Ländern müssen Lockerungen in solchen Fällen wieder aufgehoben werden. Allerdings gilt auch, dass diese Zahl keine Rolle spielt, wenn es sich um einen lokal eingrenzbaren Infektionsherd handelt. 

Corona-Ausbruch bei Tönnies: Auswirkungen in Nachbarregionen deutlich spürbar

Update, 19. Juni, 13.26 Uhr:

Nach Hunderten von Corona-Fällen im Schlachtereibetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sind die Auswirkungen auch in angrenzenden Regionen in NRW deutlich spürbar. In Hamm wurden drei Schulklassen in Quarantäne geschickt, weil unter den Schülern drei positiv auf Corona getestete Kinder von Tönnies-Mitarbeitern sind.

Betroffen von der Quarantäne sind eine Grund-, eine Real- und eine Hauptschule - wir berichten hier ausführlich

.

Bereits am Mittwoch hatte die Stadt Oelde im Kreis Warendorf Schulen und Kitas vorsorglich geschlossen. Am Montag soll der Betrieb wieder aufgenommen werden. Laut Mitteilung der Stadt liegen jetzt Informationen zu rund 40 Tönnies-Mitarbeitern vor, die in Oelde wohnen. Die Kinder dieser Familien sollen vom Schul- und Kitabesuch ab Montag befreit werden. 

Insgesamt sind im Kreis Warendorf 60 Corona-Fälle im Zusammenhang mit Tönnies bekannt - ein Shutdown bleibt nach ersten Einschätzugnen aber aus.

Coronavirus bis Tönnies: Verwirrung um Schock-Video aus der Kantine

Update, 19. Juni, 11.58 Uhr: Um das Schock-Video aus der Kantine des Schlachtbetriebs Tönnies in Rheda-Wiedenbrück gibt es ein großes Hin und Her. 

Hintergrund ist, dass dieses Video mutmaßliche Verstöße gegen die Corona-Präventionsregeln des Landes NRW zeigt.

Seit Mittwoch gab es unterschiedliche Aussagen darüber, wann das Video entstanden ist - offenbar hat es diesbezüglich eine Kommunikationspanne bei Tönnies gegeben. 

Jetzt hat ein Sprecher gegenüber der Deutschen Presse-Agentur klargestellt: "Das im Netz kursierende Video ist uns im Unternehmen seit dem 28. März 2020 bekannt". Am Donnerstagabend hatte das Unternehmen dem SWR aber zunächst bestätigt, dass das Video aus dem April stamme.

Eine Bestätigung, dass ein Video von April stamme, sei falsch gewesen. Das Video müsse im März gedreht worden sei, da es seit dem Monatsende bei Tönnies bekannt sei.

Laut Tönnies hatten sich die Arbeiter damals in der Kantine nur mit Kollegen aufgehalten, mit denen sie auch in einer Abteilung zusammen gearbeitet hatten. Dieses Verhalten, das sogenannte Clustern, sei mit dem Arbeitsschutz abgestimmt gewesen.

Das Video zeigt die Mitarbeiter in einem Kantinenraum. Sie sitzen an Tischen nebeneinander und essen. Das Unternehmen erklärte dazu in der Stellungnahme, dass es in dieser Phase der Pandemie keine vermehrten Positivfälle gegeben habe. 

Seitdem seien die Plätze "erheblich" reduziert und eine Mundschutzpflicht in der Kantine eingeführt worden. "Wir waren uns bewusst, dass bei all unseren Maßnahmen wir einen Zielkonflikt zwischen der Pandemie-Prävention und der Lebensmittelversorgung haben. Dazu gehört auch eine angemessene Versorgung unserer Mitarbeiter in ihren Pausen", erklärte Tönnies weiter. 

Corona-Ausbruch bei Tönnies: Falsche Behauptungen um Kantinen-Video

Update, 19. Juni, 11.18 Uhr: Ein Schock-Video aus der Kantine des Schlachtbetriebes Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (NRW) hatte am bereits am Mittwoch für Empörung gesorgt (siehe Update, 17. Juni, 19.58 Uhr). 

Darauf ist zu sehen, wie Mitarbeiter dicht an dicht beim Essen sitzen - und Corona-Abstandsregeln missachten. Jetzt ist der Pressesprecher von Tönnies, André Vielstädt, offenbar vom SWR bei einer Lüge in Bezug auf das Video erwischt worden. 

Wie Bild berichtet, hatte der Tönnies-Sprecher gegenüber der Bild-Redaktion gesagt, das Video sei bereits im März aufgenommen worden. 

Das stimmt wohl aber nicht - das Video wurde Tage später aufgenommen. Zu einem Zeitpunkt, als die vom Land NRW erlassene Hygiene-Verordnung bereits galt. 

Laut Bild kam der SWR der falschen Behauptung auf die Spur, als er die Metadaten des Video-Clips untersuchte. Aufnahmedatum ist laut dem Sender der 8. April um 8.39 Uhr. 

Der Tönnies-Sprecher hat seine ursprüngliche Aussage laut Bild korrigiert und eingeräumt, dass das Video von Anfang April stamme, wie der SWR berichtete.

Corona-Ausbruch bei Tönnies: Fleischbranche soll wissenschaftlich untersucht werden

Update, 19. Juni, 10.04 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch in einer Tönnies-Fleischfabrik mit inzwischen 730 registrierten Neuinfektionen will NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Branche wissenschaftlich untersuchen lassen. 

"Wir müssen untersuchen, wie die Corona-Ausbrüche in der Fleischindustrie entstehen", erklärte Laumann am Freitag. "Mein Ministerium wird eine wissenschaftliche Expertise auf den Weg bringen, die den Ursachen des Ausbruchs in Gütersloh epidemiologisch auf den Grund geht." 

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann will die Fleischbranche in Bezug auf die Ausbreitung des Coronavirus wissenschaftlich untersuchen lassen.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann will die Fleischbranche in Bezug auf die Ausbreitung des Coronavirus wissenschaftlich untersuchen lassen. © dpa/Marcel Kusch

Auf der Basis der Ergebnisse müssten dann "gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergriffen werden", kündigte Laumann an. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. 

Coronavirus bei Tönnies: So viele Tests stehen noch aus

Der Schlachtbetrieb Tönnies ist derzeit geschlossen. Ausgewertet wurden nach Informationen vom Donnerstagabend bisher 1106 Ergebnisse eines von den Behörden angeordneten Reihentests. Im Tönnies-Stammwerk müssen in den nächsten Tagen noch rund 5300 Mitarbeiter getestet werden

Laumann tritt wegen der oft beengten Lebensverhältnisse der Beschäftigten für Rechtsänderungen ein. "Wir müssen auch eine Generalunternehmerhaftung haben für die Lebensverhältnisse dieser Menschen, wenn sie zum Beispiel in Sammelunterkünften leben", hatte Laumann am Donnerstag bei WDR2 gefordert. 

Die Schlachtindustrie habe sich eine Systematik über die Werkverträge angewöhnt, bei der man einfach sagen müsse, "dass sich die Besitzer von Schlachthöfen nicht mehr verantwortlich fühlen für große Teile der Belegschaft", verdeutlichte Laumann. 

Coronavirus bei Tönnies: Minister gegen Laschet-Kritiker - "Nicht mehr alle Tassen im Schrank"

Update, 19. Juni, 9.49 Uhr: Mit deutlichen Worten hat sich NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) hinter Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gestellt: "Wer ausgerechnet Armin Laschet Ressentiments gegenüber Menschen aus anderen Ländern unterstellt, hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank", twitterte Stamp am Freitagmorgen. "Ein Problem der heutigen Zeit ist, dass wir uns in Politik und Medien geradezu zwanghaft missverstehen wollen", schrieb Stamp. 

Er reagierte mit seinem Tweet auf die Debatte um eine Äußerung Laschets vom Mittwoch. Der Ministerpräsident hatte auf die Frage, was der Corona-Ausbruch beim Schlachtbetrieb Tönnies über die bisherigen Lockerungen aussage, geantwortet: "Das sagt darüber überhaupt nichts aus, weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt. Das wird überall passieren." 

Laschet hatte seine Äußerung am Donnerstag erläutert und auf die Verantwortung der Betriebe hingewiesen. "Menschen gleich welcher Herkunft irgendeine Schuld am Virus zu geben, verbietet sich. Mir ist wichtig klarzumachen, dass das für mich wie für die gesamte Landesregierung selbstverständlich ist", teilte Laschet mit. 

Außenminister Heiko Maas (SPD) hatte Laschets Zitat am Donnerstag dennoch als "höchst gefährlich" kritisiert. Bei einem Besuch in Bulgarien forderte Maas den stellvertretenden CDU-Vorsitzenden auf, sich dafür zu entschuldigen.

Coronavirus bei Tönnies: Initiative aus NRW gegen zu niedrige Fleischpreise

Update, 19. Juni, 7.58 Uhr: Offenbar arbeitet das Land Nordrhein-Westfalen im Kampf gegen zu niedrige Fleischpreise an einer Bundesratsinitiative. "Es gibt haarsträubende Sonderaktionen, bei denen Fleisch deutlich unter seinem Wert verkauft wird. Das müssen wir stoppen. Denn grundsätzlich ist der Verkauf unter Einstandspreis ja bereits untersagt. Wir müssen die gesamte Kette vom Stall bis zum Teller in den Blick nehmen", sagte Ursula Heinen-Esser, Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin der Rheinischen Post

Es gehe es darum, die im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb vorgesehenen Ausnahmen deutlich zu erschweren. Der Preisdruck aus dem Lebensmittelhandel wirke sich auf die gesamte Kette aus, eben auch auf die Schlachtbetriebe.

Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: 730 registrierte Neuinfektionen

Update, 18. Juni, 20.45 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch beim Schlachtereibetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück gibt es jetzt 730 registrierte Neuinfektionen. Das sagte ein Sprecher des Kreises Gütersloh am Abend der Deutschen Presse-Agentur. Am Vorabend lag dieser Wert noch bei 657. Ausgewertet wurden 1106 Ergebnisse eines von den Behörden angeordneten Reihentests, der am Donnerstag fortgesetzt wurde.

Im Tönnies-Stammwerk in Rheda-Wiedenbrück müssen in den nächsten Tagen noch rund 5300 Mitarbeiter getestet werden. Die sogenannte 7-Tages-Inzidenz stieg im Kreis Gütersloh nach Angaben einer Sprecherin auf den Wert von 213. Dieser Wert zeigt an, wieviele Neuinfektionen in den vergangenen 7 Tagen pro 100.000 Einwohner gemeldet wurden. Der Wert darf nicht über 50 steigen, ansonsten müssen Lockerungen im Kreis wieder aufgehoben werden. 

Bund und Länder haben allerdings vereinbart, dass diese Zahl keine Rolle spielt, wenn es sich um einen lokal eingrenzbaren Infektionsherd, wie bei Tönnies, handelt.

Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: Auswirkungen auf Nachbarkreise

Update, 18. Juni, 18.49 Uhr: In der Donnerstagsstatistik zu den Corona-Zahlen des NRW-Gesundheitsministeriums ist der Großausbruch von Corona-Infektionen im Schlachthof Tönnies in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh noch nicht voll erfasst - derweil sind landesweit seit Mittwoch aber 205 weitere positive Tests registriert worden. Das geht aus der Statistik des NRW-Gesundheitsministeriums hervor. 

51 der landesweiten Neuinfektionen entfielen den Zahlen zufolge auf den Kreis Warendorf, der an den Kreis Gütersloh angrenzt. Dem Sprecher des Kreises Warendorf zufolge stehen alle Neuinfektionen in Verbindung mit dem Großausbruch der Tönnies Fleisch-Fabrik

Auch im angrenzenden Kreis Soest ist Kreis-Angaben zufolge ein Mensch infolge des Infektionsgeschehens bei Tönnies infiziert worden.

Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: Bundeswehr hilft bei Corona-Tests

Update, 18. Juni, 17.06 Uhr: Die Bundeswehr hilft bei den Corona-Tests. 25 Soldaten sind im Gütersloh ab Freitag im Einsatz und unterstützen die Testungen bei einer mobilen Stelle. Der Kreis Gütersloh hatte die Hilfe durch die Bundeswehr beantragt. 

Die Bundeswehr soll den Kreis bis zum 23. Juni unterstützen. 

Update, 18. Juni, 16.44 Uhr: Auch auf den Kreis Soest hat der Ausbruch bei Tönnies Auswirkungen. Jetzt ist der erste Fall im direkten Zusammenhang mit dem Ausbruch im Schlachtbetrieb bekannt. Es gibt einen bestätigten Fall in Geseke. Die betroffene Person und ihre Kontaktpersonen sind in Quarantäne.

Update, 18. Juni, 16.32 Uhr: Der Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies schlägt auch direkt in Hamm zu: Rund 50 Mitarbeiter des Schlachthof-Betriebs wohnen in Hamm, mehrere von ihnen sind infiziert, auch Familienmitglieder der Betroffenen.

Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: Mahnwache in Rheda-Wiedenbrück

Update, 18. Juni, 16.12 Uhr: Im Kreis Gütersloh gibt es eine Mahnwache und Protest vor Tönnies. Die Entscheidung Schulen und Kitas zu schließen, sorgt für viel Wut. Nun dürfen die Kinder von Mitarbeitern auch in Bielefeld weder am Unterricht in den Schulen oder noch die Kindertagesstätten besuchen. 

„Wir müssen jetzt die Versäumnisse bei Tönnies ausbaden“! Melanie Beforth ist mächtig aufgebracht, seitdem sie erfahren hat, dass neben dem Firmenareal auch die Kindergärten und Schulen im gesamten Kreisgebiet geschlossen werden. 

Wut und Sorge nach Ausbruch bei Tönnies: Kinder dürfen nicht mehr in Schulen und Kitas
Wut und Sorge nach Ausbruch bei Tönnies: Kinder dürfen nicht mehr in Schulen und Kitas © Andreas Eickhoff

Kurzerhand lud sie zu einer Mahnwache am Donnerstagnachmittag, dutzende Eltern kamen mit ihrem Nachwuchs und unterstützen die resolute Mutter. „Immer auf die Kleinen“ stand beispielsweise auf dem Plakat des zweijährigen Hannes, der seinen Frust zusammen mit Schwester Lotta und deren Freundin Marlene (beide 5) demonstrierte.

Update, 18. Juni, 15.49 Uhr: Der Gesellschafter von Deutschlands größtem Schlachtbetrieb Tönnies, Clemens Tönnies, ist nach dem Ausbruch des Coronavirus im Kreis Gütersloh nicht in Quarantäne.  "Clemens Tönnies ist auch nicht infiziert oder durch Corona krank geworden", sagte Konzernsprecher André Vielstädte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. 

Der 64-Jährige, beim FC Schalke 04-Vorsitzender des Aufsichtsrates, sei nach einem Krankenhausaufenthalt zwar wieder bei der Arbeit, aber noch nicht mit dem sonst üblichen Arbeitspensum, sagte der Sprecher. Mit Verweis auf die Privatsphäre wollte sich Vielstädte nicht zum Grund für den Krankenhausaufenthalt äußern.

Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: Klinikum schließt Besucher wieder aus

Update, 18. Juni, 14.11 Uhr: Die Kinder von Tönnies-Beschäftigten dürfen in Bielefeld nicht mehr zur Schule und in die Kita. Nach Informationen von "Radio Bielefeld" hat auch das Klinikum Bielefeld reagiert: Alle drei Kliniken wurden für Besucher geschlossen. Damit wären die erst vor kurzem beschlossenen Lockerungen der Corona-Regeln obsolet. 

Andere Kinder aus dem Kreis Gütersloh dürfen weiterhin zur Schule und in die Kita, teilte laut dpa die Stadt Bielefeld mit. 

Update, 18. Juni, 13.20 Uhr: Die Oppostion tobt: Ministerpräsident Armin Laschet soll sich dafür entschuldigen, dass er den Corona-Ausbruch bei Tönnies auf "Bulgaren und Rumänen" zurückführte. Mit dem Zitat "Das sagt darüber überhaupt nichts aus, weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt. Das wird überall passieren", hatte Laschet die Frage gekontert, ob der Ausbruch in Rheda-Wiedenbrück etwas über die bisherigen Lockerungen aussage. SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty sagte, mit diese Satz habe sich Armin Laschet "die Denke von Tönnies eins zu eins zu Eigen gemacht. Das ist unterste Schublade."

Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: Familienstreit neu entflacht

Update, 18. Juni, 12.45 Uhr: Der Corona-Ausbruch in Deutschlands größtem Schlachtbetrieb hat die nächste Runde im lang schwelenden Streit der Inhaberfamilie geführt. Mitinhaber Robert Tönnies hat in einem Brief nun den Rücktritt seines Onkels Clemens Tönnies aus der Geschäftsleitung gefordert. In einem Schreiben vom 17. Juni wirft Robert Tönnies der Geschäftsleitung und dem Beirat des Konzerns unter anderem vor, längst geltende Unternehmensleitsätze zur Abschaffung von Werkverträgen nicht umzusetzen. Die hohe Zahl der Infektionen sei "ganz sicher auch dem System der Werkverträge geschuldet."

Update, 18. Juni, 10.50 Uhr: Als "extrem unwahrscheinlich" bezeichnet es eine Expertin für Infektionskrankheiten, dass der Corona-Aubruch bei Tönnies auf Familienbesuche der Schlachthof-Mitarbeiter in ihren Heimatländern am Wochenende zuvor zurückgehe. "Die Inkubationszeit beträgt im mittel fünf Tage, sodass ein Wochenendbesuch kaum so eine große Anzahl an Personen erklären kann", sagte Isabella Eckerlie, Leiterin der Forschungsgruppe Emerging Viruses in der Abteilung für Infektionskrankheiten der Universität Genf. Der Leiter des Pandemie-Stabs bei Tönnies, Gereon Schulze Althoff, hatte die Kälte in der Produktion und die Heimreisen der Beschäftigten nach Osteuropa an langen Wochenenden wie um Fronleichnam als mögliche Faktoren für die Ausbreitung des Coronavirus genannt. Eckerle sagte, die hohe Anzahl weise auf ein unbemerktes, schon länger vor sich gehendes Superspreading Event in dem Betrieb hin. 

Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: Kritik an Zuständen in Schlachthöfen

Update, 18. Juni, 9.10 Uhr: Der massenhafte Coronavirus-Ausbruch im Schlachthof Tönnies  in Rheda-Wiedenbrück hat erneut Kritik an den Zuständen in der Fleischindustrie laut werden lassen. Den Forderungen nach Veränderungen bei der Praxis, billige Arbeitskräfte aus Osteuropa über Werkverträge in den Schlachthöfen einzusetzen, wird Nachdruck verliehen. Der Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion, Ralf Brinkhaus, der seinen Wahlkreis in Gütersloh hat, sagte, ein "Weiter so" könne es nicht geben. 

Update, 17. Juni, 19.58 Uhr: Ein Video, das die Aktion "Arbeitsunrecht" bei Youtube veröffentlichte, soll die Zustände in der Kantine des Schlachthofs Tönnies zeigen. Offenbar wurden die wegen des Coronavirus geltenden Abstandsregeln nicht eingehalten. 

Das Video wurde schon vor einem Monat bei Youtube eingestellt.  Die Rede ist von Vorfällen im April 2020. Aktualität gewinnt es durch die derzeitige Entwicklung.

Coronavirus im Schlachthof: Nun 657 positive Tests bei Tönnies

Update, 17. Juni, 19.04 Uhr: Zwischenstand zu den Testergebnissen: Bei Tönnies liegen nun die Ergebnisse von 983 Tests auf das Coronavirus vor. Davon sind 657 Mitarbeiter des Schlachthofs positiv auf das Coronavirus getestet worden. Nach ersten Ergebnissen sind 328 Tests negativ ausgefallen.

Update, 17. Juni, 17.05 Uhr: Der Kreis Gütersloh hat sich nach der Pressekonferenz im Kreishaus auf Facebook noch einmal umfangreich zur Situation geäußert. Darin heißt es unter anderem, dass die bisherigen Laborergebnisse vorrangig Personen betreffen, die im Kreis Gütersloh gemeldet seien. Soweit Personen in anderen Kreisen und kreisfreien Städten betroffen seien, würden die zuständigen Gesundheitsämter kurzfristig informiert.

Coronavirus und Schlachthöfe: Unfassbare Zustände entdeckt

Update, 17. Juni, 16.57 Uhr: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger konkretisiert, welche Mängel genau in Unterkünften der Schlachtindustrie festgestellt worden seien:

Vier Wohnungen hätten aufgrund von erheblichen Baumängeln geräumt werden müssen. "Hier wird - offenbar aus Gründen der Profitmaximierung - mit der Gesundheit der Beschäftigten gespielt. Das ist unverantwortlich", sagte Laumann der Zeitung. 

Das Land werde die Situation nicht länger hinnehmen. "Da die Fleischindustrie offenbar nicht willens ist, die Missstände zu beseitigen, muss nun die Politik handeln", so Laumann.

Update, 17. Juni, 16.37 Uhr: Das Unternehmen Tönnies hat eine Pressemitteilung zum aktuellen Infektionsgeschehen veröffentlicht. "Die Gesundheit und der Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht an erster Stelle. Daher haben wir gemeinsam mit dem Kreis Gütersloh und Landrat Sven-Georg Adenauer heute den vorrübergehenden und schnellen Sofort-Stillstand unserer Schlachtung in Rheda beschlossen“, wird Firmenchef Clemens Tönnies zitiert.

Coronavirus und Schlachthöfe: 7000 Menschen unter Quarantäne

Update, 17. Juni, 16.21 Uhr: Der Kreis Gütersloh hat rund 7000 Menschen unter Quarantäne gestellt. Betroffen seien alle Personen, die auf dem Tönnies-Werksgelände gearbeitet hätten sowie deren direkte Kontaktpersonen, sagte Landrat Sven-Georg Adenauer. Sie würden nun nach und nach auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet. 

Parallel dazu hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann angekündigt, dass sämtliche Schlachthof-Belegschaften im Land noch einmal komplett getestet werden sollen.

Danach werde man wissen, ob es sich bei dem Ausbruch um eine Ausnahme handele oder nicht. Der Arbeitsschutz habe sich in den vergangenen Wochen zudem 250 Sammelunterkünfte von ausländischen Arbeitern angeschaut. Während die der Landwirtschaft bis auf Ausnahmen überwiegend vernünftig gewesen seien, habe man bei den Unterkünften der Schlachtindustrie äußerst schwierige Verhältnisse angetroffen.

Coronavirus und Schlachthöfe: Darum gibt es keinen Lockdown

Update, 17. Juni, 15.50 Uhr: Der Krisenstab des Kreises Gütersloh hat sich gegen einen kompletten Lockdown entschieden, obwohl die wichtige Marke von 50 Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen deutlich überschritten sei. Wie Thomas Kuhlbusch als Krisenstabsleiter sagte, sei der Ausbruch sehr stark auf den Zerlegebereich des Unternehmes konzentriert

"Wir liegen weit über der Grenze an Fällen, die eigentlich maßgeblich ist. Ab Überschreiten der Grenze muss geprüft werden, ob es zu einem allgemeinen Lockdown kommen muss oder ob es sich um ein beschränktes Infektionsgeschehen handelt. Was wir bisher detektiert haben, ist ein klarer Hotspot, der sich auf zentrale Betriebsteile der Firma Tönnies konzentriert: Teile der Zerlegung", so Kuhlbusch. Das restliche Infektionsgeschehen im Kreis Gütersloh beschränke sich auf sehr wenige Einzelfälle.

Coronavirus und Schlachthöfe: Eltern enttäuscht und sauer

Update, 17. Juni, 15.48 Uhr: Die anderen Betriebsbereiche von Tönnies neben der Schlachtung sind nicht von jetzt auf gleich stillgelegt worden, sondern dies passiere nach und nach, weil ja noch Fleisch aus hygienischen und ethischen Gründen verarbeitet werden müsse.

Update, 17. Juni, 15.43 Uhr: Landrat Adenauer äußert sich noch einmal zum Thema Schließung sämtlicher Kitas und Schulen im Kreis Gütersloh. Er habe Verständnis dafür, dass Eltern enttäuscht und sauer seien. Es habe sich aber bundesweit als probates Mittel gegen die weitere Auswirkung des Virus erwiesen, Bildungs- und Betreuungsangebote einzustellen. Das sei allemal besser als ein kompletter Lockdown für den Kreis Gütersloh.

Coronavirus und Schlachthöfe: Schließung für 10 bis 14 Tage

Update, 17. Juni, 15.30 Uhr: "Natürlich können die Unterkünfte eine Rolle gespielt haben", so Vielstädte. Das Ausmaß der Infektionen sei aber mutmaßlich durch die klimatischen Bedingungen und das Thema Ausstoß von Aerosolen in der Produktion begünstigt worden. Betroffen von positiven Fällen seien alle Beschäftigungsarten und Menschen aus vielen Ländern. Es sei keine klare Herleitung der sozialen Wohn- oder Lebensbedingungen möglich. Kürzlich noch seien alle Unterkünfte überprüft und nicht beanstandet worden.

Alle Anlieferungen von Tieren durch Landwirte und Viehhändler sei gestoppt und am Mittag die Schlachtung eingestellt worden, so Vielstädte. Güterslohs Landrat Sven-Georg Adenauer erklärt, dass die Schließung des Unternehmens nach vorsichtigen Schätzungen 10 bis 14 Tage andauern werde. 

Erst dann, wenn die Infektionszahlen in jenen Bereichen liegen vor einigen Wochen, als von 6800 Getesteten nur sehr wenig positiv getestet worden seien, könne das Unternehmen wieder die Produktion hochfahren.

Wenn Tönnies nicht mehr produziert, fehlen in Deutschland auf dem Markt etwa 20 Prozent der Fleischprodukte.  

Coronavirus und Schlachthöfe: Null-Risiko nicht möglich

Update, 17. Juni, 15.27 Uhr: Der Pandemiebeauftragte Dr. Schulze Althoff sagt, dass das Unternehmen Tönnies grundsätzlich viel richtig mache und gemacht habe, jetzt aber nachschärfen müsse. Das Risiko eines Infektionsausbruches auf Null herunterzusetzen, sei schlichtweg nicht möglich. Alle betrieblichen Voraussetzungen und Hygienestandards stünden auf dem Prüfstand, erklärt Tönnies-Pressesprecher Dr. André Vielstädte. 

Update, 17. Juni, 15.24 Uhr: Noch heute im Laufe des Tages sollen die letzten etwas mehr als 400 Testergebnisse vorliegen. Von bislang 589 ausgewerteten Tests seien exakt 415 positiv gewesen.

Sobald die weiteren Resultate vorliegen, solle ausgewertet werden, welcher betroffene Mitarbeiter in welchem Bereich gearbeitet habe.

Coronavirus und Schlachthöfe: Reisefreiheit als Risikofaktor

Update, 17. Juni, 15.20 Uhr: Die wieder eingeführte europäische Reisefreiheit habe bei vielen Mitarbeitern aus anderen Ländern dazu geführt, dass die eigenen Familien besucht worden seien. "Das hat dazu geführt, dass wir neuen Risiken ausgesetzt waren, dessen waren wir uns bewusst. Deshalb haben wir zusätzliche Testungen von Urlaubsrückkehrern gemacht. Es ist uns aber nicht gelungen, den Herd oder die Herde aus dem Unternehmen herauszuhalten", so Schulze Althoff.

Es habe sehr starke Wochenend-Heimfahrten gegeben in osteuropäische Länder. "Wenn man diesen Herd nicht schnell genug findet, kann das in einem solche Betrieb zu einem solchen Ausmaß kommen", so der Pandemiebeauftragte. "Wenn ein oder, zwei oder auch fünf eine Infektion mitbringen und die dann zum falschen Moment am falschen Platz sind und diese Infektion verbreiten, kann das dazu führen, dass man damit einen Herd ausgebildet hat", sagte Schulze Althoff weiter.

Es sei zudem die fachliche Erkenntnis gewachsen, dass das Infektionsgeschehen in gekühlten Räumen begünstigt werde. Kalte Luft unabhängig vom konkreten Abstand zwischen Mitarbeitern sei offenbar problematisch.

Coronavirus und Schlachthöfe: Tönnies entschuldigt sich

Update, 17. Juni, 15.14 Uhr: Dr. André Vielstädte, Pressesprecher des Unternehmens Tönnies sagt: "Wir können uns nur für diese Situation entschuldigen." Dies gelte für alle Familien und die Bevölkerung im Kreis Gütersloh. Man werde alles dafür tun, das Virus aus dem Betrieb herauszubekommen und wieder arbeitsfähig zu werden. Dr. Gereon Schulze Althoff, der Pandemiebeauftragte des Unternehmens Tönnies, ergänzt, dass Infektherd lokal begrenzt werden müsse. Die Schlachtungen wurden gestoppt, andere Bereiche herunterfahren. Der Gesamtbetrieb wurde unter Quarantäne gestellt.

Update, 17. Juni, 15.06 Uhr: Im Kreishaus Gütersloh hat die Pressekonferenz zum Massen-Ausbruch des Coronavirus im Schlachtbetrieb Tönnies begonnen.

Coronavirus und Schlachthöfe: Alle Kitas und Schulen geschlossen

Update, 17. Juni, 14.43 Uhr: Nach einem Corona-Ausbruch beim Schlachtereibetrieb Tönnies schließt der Kreis Gütersloh alle Schulen und Kitas bis zu den Sommerferien. Durch diesen Schritt solle eine Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung vermieden werden, sagte eine Sprecherin des Kreises am Mittwoch. 

Unter den Tönnies-Beschäftigten seien zahlreiche Mütter und Väter mit schulpflichtigen Kindern. Die Schließung von Schulen, Kitas und bei der Tagesbetreuung im gesamten Kreisgebiet gelte von diesem Donnerstag an bis zum Beginn der Sommerferien in NRW am 29. Juni. Zuvor hatten mehrere lokale Medien berichtet.

Coronavirus und Schlachthöfe: 400 von 500 Tests positiv, weitere Ergebnisse stehen noch aus

Mit 400 Neuinfizierten allein seit Anfang der Woche nimmt der Corona-Ausbruch bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück immer größere Ausmaße an. 

Von den bislang 500 am Mittwoch vorliegenden Testergebnissen der Mitarbeiter in dem Schlachthof und Fleisch-Zerlegebetrieb im Kreis Gütersloh seien 400 positiv, sagte eine Kreis-Sprecherin. Weitere Ergebnisse stünden aber auch noch aus. 

Coronavirus und Schlachthöfe: Ausbruch bei Tönnies auch Thema im Gesundheitsausschuss

Am heutigen Mittwochnachmittag (15 Uhr) wollen der Kreis Gütersloh und die Firma Tönnies bei einer Pressekonferenz über das Geschehen informieren.

Das NRW-Gesundheitsministerium kündigte zudem an, Minister Karl-Josef Laumann (CDU) werde im Gesundheitsausschuss ausführlich über den Corona-Ausbruch informieren.

Update, 17. Juni, 13.22 Uhr: Wie das Haller Kreisblatt berichtet, soll es wegen des Corona-Ausbruchs bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück keinen kompletten Shutdown geben, allerdings sollen alle Schulen und Kitas im Kreis Gütersloh ab morgen, 18. Juni, geschlossen bleiben.

Coronavirus und Schlachthöfe: Landrat im Kreis Gütersloh will Shutdown verhindern

Update, 17. Juni, 12.26 Uhr: Der Kreis Gütersloh ist in Alarmstimmung, nachdem sich nachweislich 400 Mitarbeiter des Schlachtbetriebs Tönnies in Rheda-Wiedenbrück mit dem Coronavirus infiziert haben. Der Schnitt ist verheerend - denn von 500 Tests waren 400 positiv. Weitere 500 Testergebnisse liegen noch nicht vor, wie Radio Gütersloh berichtet. Demnach will Landrat Sven-Georg Adenauer alles dafür tun, um einen Shutdown zu verhindern. 

Für den Schlachtbetrieb liegen die Konsequenzen daher auf der Hand. Adenauer sagte dem Radiosender zufolge, dass der Betrieb bei Tönnies so weit wie möglich herunter gefahren werden müsse. 

Heute am späten Nachmittag soll es eine Pressekonferenz bei Tönnies geben. Laut der Neuen Westfälischen tagte bereits am Vormittag der Krisenstab des Kreises - auch zusammen mit Vertretern des Unternehmens Tönnies.

Coronavirus und Schlachthöfe: Maßnahmen zur Eindämmung zugesagt

Am Dienstagnachmittag hatte das Unternehmen Tönnies noch von 128 positiv auf das Virus getesteten Mitarbeitern gesprochen und Maßnahmen zugesagt, die Ausbreitung einzudämmen. 

Bei dem großangelegten Corona-Reihentest durch die Gesundheitsbehörden nach einem Ausbruch in der Fleischfabrik Westfleisch im Kreis Coesfeld im Mai waren bei Tönnies zunächst nur wenige Fälle festgestellt worden. 

Nach Unternehmensangaben war allerdings bei späteren Tests ein Infektionsherd festgestellt worden. Obwohl alle Kontaktpersonen vorsorglich in Quarantäne geschickt worden seien, habe es weitere Infektionen in dem Schweinefleisch-Zerlegebetrieb gegeben. 

Coronavirus und Schlachthöfe: Das war die erste Meldung vom neuen Corona-Hammer

Update, 17. Juni, 11.47 Uhr: Das ist ein neuer Corona-Hammer: Beim Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (NRW) sind 400 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. 

Die Neue Westfälische berichtet von der Vielzahl der Fälle unter Berufung auf das zuständige Gesundheitsamt im Kreis Gütersloh.

Bei 500 weiteren Mitarbeitern stehen offenbar noch Testergebnisse aus. 

Coronavirus und Schlachthöfe: Tendenz zu mehr Infektionen hatte sich schon abgezeichnet

Update, 16. Juni, 21.30 Uhr: Binnen 24 Stunden hat sich die Zahl der Corona-Neuinfektionen im Kreis Gütersloh um 23 erhöht. 20 Betroffene sind Mitarbeiter des Fleischverarbeiters Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Über das Wochenende waren bereits 46 Fälle gemeldet worden. Die Sieben-Tages-Inzidenz im Kreis Gütersloh stieg nach Landesangaben am Dienstag auf 31 - so viele Tagen gab es innerhalb einer Woche je 100.000 Einwohner. 

Update, 16. Juni, 10.29 Uhr: Tragischer Vorfall im Kreis Gütersloh: Hier eskalierte ein Streit zwischen zwei Arbeitern in der Fleischindustrie. Einer der Männer hatte ein Messer dabei.

Die beiden jungen Männer gerieten in der Unterkunft für Werksarbeiter der Fleischindustrie in Herzebrock-Clarholz aneinander. Ein 21-Jähriger wurde schwer verletzt.

Update, 15. Juni, 18.53 Uhr: Im Schlachtereibetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sind zwischen Freitag und Montag weitere 46 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Laut Krisenstab erlebt der Betrieb schon jetzt die zweite Welle mit mehr Erkrankungen. Nach den aktuellen Tests wurden rund 100 Mitarbeiter in Quarantäne geschickt, so der Tönnies-Sprecher weiter.

Bislang sind in dem Unternehmen insgesamt 13.000 Corona-Tests durchgeführt worden. 130 Infektionen seien dabei nachgewiesen worden. Im Kreis Gütersloh stieg die Sieben-Tages-Inzidenz am Montag auf 25,3 an. Das heißt: Es gibt 25,3 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Ab 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen würden bisherige Lockerungen teilweise wieder aufgehoben werden.

Coronavirus und Schlachthöfe: Auch Tönnies betroffen

Update, 10. Juni, 19.36 Uhr: Schon wieder ein Schlachthof mit vielen Neuinfektionen: Im gesamten Kreis Gütersloh gab es 29 Neuinfektionen, 27 davon waren bei einem Schlachthof des Fleischfabrikanten Tönnies. Wegen des Coronaausbruchs bei Westfleisch im Kreis Coesfeld hat das Ministerium in NRW Reihentestungen bei Schlachthöfen erlassen. Bereits vor Abschluss der Reihentestung des Kreises in den fünf großen Schlachtbetrieben habe die Firma Tönnies begonnen, eigene Screenings durchzuführen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Gütersloh.

Den aktuellen Anstieg der Neuinfektionen sieht der Leiter des Krisenstabes und Ordnungsdezernent des Kreises Thomas Kuhlbusch vor dem Hintergrund, dass die Quarantänebedingungen der Corona-Einreiseverordnung zum 15. Mai entfallen, mit Sorge. „Mit dem Wegfall der Quarantäneverpflichtung hat die Fluktuation im Bereich der Personen zugenommen, die in den Schlachtbetrieben tätig sind. Das Risiko, das damit Infektionen in die Betriebe eingetragen werden und sich dort verbreiten, ist dementsprechend gestiegen."

Deshalb sei es sehr wichtig, dass die Firma Tönnies ihre Verantwortung als Arbeitgeber und Auftragnehmer durch eigene Testungen in besonderer Art und Weise ernst nimmt. Sie informiere aktuell zeitnah über die geplanten eigenen Screenings, deren Anlass und die getesteten Personengruppen. Die unverzügliche Unterbrechung neuer Infektionsketten habe erste Priorität, so Kuhlbusch. Nicht minder wichtig sei es, dass die Firma Tönnies im Rahmen des ihr obliegenden Arbeitsschutzes alles erdenklich tut, um das Risiko von Neuinfektionen auf ein Minimum zu verringern.  Kuhlbusch hatte bereits im Kreisausschuss am vergangenen Montag darauf hingewiesen, dass mit dem Ende der Reisebeschränkungen gerade für ausländische Beschäftigte und Werkvertragsarbeiter sich neue Eintragungsrisiken wegen des Coronavirus ergeben könnten.

Update, 1. Juni, 13.35 Uhr: Tierschutzaktivisten haben am Eingang der Zentrale von Westfleisch in Münster Kunstblut verschmiert. Ein Video seiner Aktion veröffentlichte das Bündnis "Gemeinsam gegen die Tierindustrie" am Sonntag bei Twitter. Die Polizei berichtete, auf der Treppe sei rote Farbe zu sehen, auch Abdrücke von Tierklauen seien zu erkennen gewesen. Die Farbe lasse sich vermutlich entfernen, es wurde Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. 

Coronavirus und Schlachthöfe: Wieder Betrieb in den Niederlanden dicht

Update, 16.11 Uhr: Schon wieder wurde ein Schlachthof wegen mangelnder Coronavirus-Schutzmaßnahmen geschlossen - schon wieder in den Niederlanden. In 18 Kleintransportern wurden Arbeitsmigranten zu dem Betrieb gefahren. Der Mindestabstand sei dabei nicht eingehalten worden, sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums der Nachrichtenagentur ANP. Der Betrieb gehört zu der Vion-Gruppe, die schon in Deutschland Schlagzeilen gemacht hatte: Zuletzt waren in dem Betrieb in Groenlo nahe der Grenze mit Nordrhein-Westfalen 147 Infizierte festgestellt worden. Davon wohnten Dutzende in Gruppenunterkünften in Deutschland.  

Update, 26. Mai, 12.23 Uhr: Angesichts der skandalösen Zustände in den großen Schlachthöfen der Fleischkonzerne, der andauernden Tierquälerei in der Massentierhaltung und den gravierenden Folgen der agrarindustriellen Landwirtschaft für Umwelt und Klima sollten sich mehr Städte und Kommunen in Deutschland jetzt am Vorbild Bremens orientieren", fordert ein Sprecher des agrarpolitischen Bündnis Bremens am Donnerstag. Dabei spielt er auf die Missstände in Fleischfabriken an, die in der Coronavirus-Krise unter anderem bei Westfleisch in Coesfeld aufgedeckt wurden.

Coronavirus und Schlachthöfe: Betrieb in Niederlanden schließt

Update 25. Mai, 10.45 Uhr: Nach dem Coronavirus-Skandal bei Westfleisch in Coesfeld und weiteren fleischverarbeitenden Betrieben sind 147 Mitarbeiter eines niederländischen Schlachthofs der Vion-Gruppe in Groenlo nahe der NRW-Grenze positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden. Deutsche Nachbarstadt von Groenlo ist Vreden im Kreis Borken.

Nach einem Bericht der Zeitung "De Gelderlander" leben 79 der Infizierten in Deutschland. Die Behörden der niederländischen Provinz Gelderland haben den Schlachthof geschlossen und für 600 Mitarbeiter Heim-Quarantäne angeordnet.

Der Gewerkschaftsverband FNV hatte die Wohnsituation vieler Mitarbeiter für die Verbreitung des Virus verantwortlich gemacht. Vor allem Arbeitsmigranten würden in Gruppen-Unterkünften eng beieinander wohnen.

Coronavirus in Fleischbetrieben: Fast 300 positive Tests 

Update 20. Mai, 21.21 Uhr: Stand Mittwoch lagen bei Westfleisch in Coesfeld 283 positive Tests auf das Coronavirus bei rund 1200 Mitarbeitern vor. Als Reaktion auf den Ausbruch hatte das Land NRW die Überprüfung aller Mitarbeiter in der Branche auf das Coronavirus angeordnet.

Update, 15.14 Uhr: Auch der zweite Tag im Testbetrieb bei Westfleisch in Coesfeld ist nach Angaben des Unternehmens heute erfolgreich verlaufen. Bei der Schlachtung von 1500 Schweinen seien alle Corona-Hygienevorschriften eingehalten worden, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. Beobachtet wurde der Test von den Aufsichtsbehörden der Stadt und des Kreises Coesfeld.

Am Vortag waren alle Arbeitsprozesse durchgespielt worden, ohne dabei ein Schwein zu schlachten. Nach dem Feiertag am Donnerstag sollen am Freitag im nächsten Schritt 30 Prozent der normalen Kapazitäten erreicht werden. 

Das Werk in Coesfeld ist auf 9000 Schweine pro Tag ausgelegt. In Abstimmung mit den Behörden soll dann in der nächsten Woche die Schlachtmenge weiter schrittweise erhöht werden.

Coronavirus bei Westfleisch: Schlachthof nimmt Betrieb wieder auf

Update, 17.55 Uhr: Der Testbetrieb bei Westfleisch in Coesfeld ist erfolgreich gestartet. Nach mehr als einer Woche Zwangspause wegen zahlreicher Infektionen mit dem Coronavirus hat der Fleischbetrieb wieder die Arbeit aufgenommen - allerdings ohne Tiere. Einzelne Produktionsschritte wurden begleitet von Überwachungsbehörden geprüft.

Nach vermehrten Coronavirus-Infektionen bei Westfleisch zählten zu den Beteiligten beim Testlauf unter anderem Vertreter des Kreisgesundheitsamts, Veterinäramts, des Amts für Gesundheitsschutz und des städtischen Ordnungsamts - allesamt waren sie zufrieden, teilt die Stadt in einer Stellungnahme mit. Der Bürgermeister Coesfelds, Heinz Öhmann, sagt laut Mitteilung: "Heute ging es nur darum, die hygienischen Anforderungen und die einzelnen Betriebsabläufe mit der Belegschaft Schritt für Schritt durchzugehen und dort, wo das noch verbessert werden kann, Optimierungen einzubauen."

Coronavirus bei Westfleisch: Fleischbetrieb in NRW bald wieder mit Tieren

Am Mittwoch sollen dann die ersten 1500 Schweine in der zweiten Testphase geschlachtet werden - ebenfalls unter Beobachtung. Nach und nach soll Westfleisch dann die Produktion nach der Zwangspause wegen des Coronavirus wieder hochfahren.

Das wegen Coronavirus-Infektionen eigentlich gesperrte Fleischunternehmen Westcrown in Dissen bei Osnabrück hat heute den Notbetrieb aufgenommen. Die gemeinsame Tochterfirma von Westfleisch und Danish Crown habe entsprechende Hygieneauflagen erfüllt und dürfe nun bis zu drei Tage lang noch vorhandene Fleischvorräte abarbeiten, sagte ein Sprecher des Kreises Osnabrück. Der Notbetrieb soll laut Westfleisch bis voraussichtlich Mittwochabend dauern.

Coronavirus und Fleischindustrie: Keine Schweine bei Westfleisch

Update, 19. Mai, 8.29 Uhr: Der Betrieb bei Westfleisch in Coesfeld wird ab heute langsam wieder anlaufen. Nach einer Zwangspause wegen zahlreicher Corona-Infektionen beginnt im Coesfelder Werk ein Testbetrieb.

Im ersten Schritt sollen aber heute noch keine Schweine geschlachtet werden. Das stufenweise Hochfahren des Betriebes wird von Überwachungsbehörden begleitet. Notwendige Korrekturmaßnahmen würden direkt im Anschluss mit dem Unternehmen besprochen, hieß es. 

Die ersten 1500 Schweine sollen nach Unternehmensangaben morgen in einer zweiten Testphase geschlachtet werden. Auch dieser Prozess findet noch unter Aufsicht statt. 

Westfleisch will dann in Abstimmung mit den Behörden beraten, wie es an den nächsten Arbeitstagen weitergeht. Eingesetzt werden sollen nur Mitarbeiter, die mehrfach negative Testergebnisse auf das Coronavirus vorweisen können.

Coronavirus in NRW: Westfleisch fährt Betrieb stufenweise hoch

Update, 18. Mai, 17.52 Uhr: Westfleisch nimmt am Standort Coesfeld am Dienstag nach etwa einwöchiger Corona-Zwangspause testweise den Betrieb wieder auf. Das teilte das Unternehmen am Montag in Münster mit.

Im ersten Schritt würden aber noch keine Schweine geschlachtet. Zusammen mit den Überwachungsbehörden würde der Betrieb stufenweise wieder hochgefahren. Am Mittwoch sollen dann die ersten 1500 Schweine in einer zweiten Testphase geschlachtet werden. "Wir freuen uns sehr, dass wir in unserem Betrieb in Coesfeld nun wieder unsere Arbeit aufnehmen dürfen", sagte Carsten Schruck, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Westfleisch-Konzerns, laut Mitteilung. Anschließend sieht das Konzept eine schrittweise Erhöhung der Schlachtmenge vor.

Coronavirus und Fleischindustrie: Hunderte positive Corona-Tests

Update, 18. Mai, 15.08 Uhr: Nach zahlreicher Coronavirus-Infektionen unter Mitarbeitern des Fleischverarbeitungsbetriebes im Kreis Osnabrück in Niedersachsen will das Unternehmen mit Firmenzentrale in Münster die Ursachen klären. "Nun gilt es, so rasch wie möglich die Gründe für das Testergebnis zu analysieren", sagte am Montag der geschäftsführende Vorstand des Schlachtkonzerns Westfleisch laut einer Unternehmensmitteilung. 

Beim Unternehmen Westcrown in Dissen hatte der Landkreis am Sonntag 92 Mitarbeiter positiv getestet. Am Montag ruhte daraufhin der Betrieb, der von den Schlachtunternehmen Westfleisch und Danish Crown gemeinsam betrieben wird. Im Umgang mit den Betroffenen und seinen weiteren Mitarbeitern befolge Westcrown die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts, so das Unternehmen.

Zuvor hatte der Kreis Coesfeld einen Westfleisch-Betrieb in seinem Gebiet vorübergehend schließen müssen, weil dort zahlreiche Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Das Unternehmen wollte kurzfristig mitteilen, wann der Betrieb in Coesfeld wieder hochgefahren werden kann. Bis Ende letzter Woche lagen hier knapp 270 positive Tests vor.

Coronavirus und Fleischindustrie: Mahnwache für Westfleisch in Coesfeld

Update, 15. Mai, 17.01 Uhr: Auf dem Marktplatz in Coesfeld fand für die AG Westfleisch eine Mahnwache statt.  Organisiert von "Coesfeld für Future" nahmen laut Polizeischätzungen circa 25 Personen daran teil. Die Versammlung verlief friedlich.

Update, 15. Mai, 16.02 Uhr: Mit einer Woche Verspätung werden die Schutzmaßnahmen wie Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise ab Montag auch im Kreis Coesfeld gelockert. Das teilte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann heute in Düsseldorf mit.

Laumann sprach deshalb von einem begrenzt lokalen Ausbruchsgeschehen bei Westfleisch in Coesfeld. Die Zahl der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner liege mit den Westfleisch-Fällen bei 67,3. Ohne sie liegt der Wert laut Laumann nur bei 7,3. Nachdem von 1033 Westfleisch-Mitarbeitern - unter anderem in Hamm - zuletzt 268 positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, habe der Kreis Coesfeld nur 16 Neuinfizierte ohne Kontakt zur Fleischindustrie registriert.

Update, 15. Mai, 15.42 Uhr: Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann blickt nach dem Corona-Skandal bei Westfleisch in Coesfeld noch einmal auf die Situation in der Fleischindustrie: Nach angeordneten Massentests in NRW seien im Regierungsbezirk Arnsberg in insgesamt sieben Betrieben 1656 Tests auf das Coronavirus durchgeführt worden. Nur 30 Tests fielen positiv aus.

Laumann: "Wir müssen beim Thema Fleischindustrie handeln. Coesfeld reiht sich in eine Kette von Missständen in der Fleischwirtschaft ein, die in den letzten Monaten bekannt geworden sind."

Insgesamt wurden in NRW von 16204 getesteten Mitarbeitern in den Fleischbetrieben bisher nur 366 positiv auf das Coronavirus getestet. Über 8500 Tests seien negativ ausgefallen, die übrigen Ergebnisse stünden noch aus.

Update, 15. Mai, 10.40 Uhr: "Westfleisch"-Mitarbeiter kommen im Kloster unter: Die Benediktinerabtei im Münsterland nimmt mehr als 200 Mitarbeiter von Westfleisch auf, die mit dem Coronavirus infiziert sind, wie die Abtei auf dem Portal kirche-und-leben.de mitteilt. Die ersten Gäste können bereits am Freitag eintreffen.

Der Entscheidung seien umfangreiche Beratungen mit dem Kreis Coesfeld und der Stadt Billerbeck vorangegangen. Ein detailliertes Konzept stelle den Schutz aller Beteiligten sicher, so die Mönche. Gastfreundschaft zähle zu den wichtigsten Aufgaben des Benediktinerordens.

Coronavirus in der Fleischindustrie: Westfleisch erhält Fragenkatalog zum Hygienekonzept

Update, 15. Mai, 9 Uhr: Zu dem am Donnerstag von Westfleisch eingereichten Hygienekonzept haben die Stadt der und Kreis Coesfeld einen Fragenkatalog an das Unternehmen geschickt.  "Erst wenn wir ein nachvollziehbares Konzept haben, können wir beurteilen, ob das Unternehmen den Betrieb wiederaufnehmen kann", sagte Coesfelds Bürgermeister Heinz Öhmann (CDU) laut einer Pressemitteilung aus der Nacht zum Freitag. 

"Die Möglichkeit, Hygienestandards einzuhalten, eine Ausbreitung des Virus zu verhindern und die Wohnsituation nachhaltig zu verbessern, müssen unseres Erachtens ganz klar hieraus hervorgehen." Das Unternehmen solle die Fragen "kurzfristig" beantworten, hieß es. 

Beim Westfleisch-Werk in Coesfeld im Münsterland hatte der Kreis laut Angaben vom Donnerstag bislang 268 Corona-Nachweise unter den mehr als 1200 Mitarbeitern gezählt.

Update, 12.15 Uhr: Auch in den Betrieben von Westfleisch in Gelsenkirchen, Lübbecke und Bakum in Niedersachsen gibt es keine Arbeiter, die mit dem Corona-Virus infiziert sind. Das teilte das Unternehmen mit Sitz in Münster am Donnerstag mit. 

Am Vortag hatte die Stadt Hamm darüber informiert, dass es auch am Westfleisch-Standort in Hamm keine positiven Testergebnisse gab. Damit sei keiner der rund 2300 Beschäftigen an diesen vier Standorten positiv getestet worden. "Auch wenn wir diese Ergebnisse erwartet haben, freuen wir uns sehr darüber", sagte Westfleisch-Vorstandsmitglied Carsten Schruck laut Mitteilung. 

Die genauen Infektionswege in den betroffenen Werken in Coesfeld und Oer-Erkenschwick müssten noch abschließend untersucht werden, hieß es in der Stellungnahme. Nach Angaben von Westfleisch sind am Standort in Oer-Erkenschwick knapp 40 Beschäftigte betroffen. 

Beim Werk in Coesfeld im Münsterland hatte der Kreis laut Angaben vom Mittwoch bislang 264 Corona-Nachweise unter den über 1200 Mitarbeitern gezählt.

Coronavirus in der Fleischindustrie: Unterkunft geschlossen

Update, 14. Mai, 11.10 Uhr: Die Bezirksregierung Detmold hat in Espelkamp bei Minden eine Sammelunterkunft für Arbeiter in der Fleischindustrie geschlossen. Die Prüfer hätten gravierende Mängel gefunden, erklärte die Bezirksregierung am Donnerstag. Die Hygienevorschriften aus dem Erlass der NRW-Landesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie seien nicht eingehalten worden. Auch lasse der Zustand des Gebäudes einen ausreichenden Infektionsschutz nicht zu, teilte ein Sprecher mit. Hinzu kämen fehlender Brandschutz und weitere bauliche Mängel. Die Bewohner seien nach der Räumung auf andere Unterkünfte verteilt worden.

Coronavirus in der Fleischindustrie: Parteiübergreifend versagt

Update, 20.45 Uhr: "Wir haben deutlichen Anlass zu der Annahme, dass Infektionsketten sehr häufig mit den Unterkunftsbedingungen ursächlich zusammenhängen" - Karl-Josef Laumann (CDU), NRW-Gesundheitsminister, hat jahrelanges, parteiübergreifendes Versagen bei Missständen in Schlachtbetrieben eingeräumt.

Er unterstreicht, dass niemand, der schon länger  Arbeits- und Sozialpolitiker sei, könne "so tun, als wenn wir nicht wüssten, dass wir es in der Arbeits- und Unterbringungssituation der osteuropäischen Werkvertragsarbeitnehmer in der Fleischindustrie oft mit prekären Verhältnissen zu tun haben."

Coronavirus in der Fleischindustrie: Laumann gesteht Versagen ein

Zwar habe es in den vergangenen Jahren mehrere Anläufe von Bund und Ländern gegeben gegen prekäre Arbeitsverhältnisse in der Fleischindustrie vorzugehen. Doch es seien immer wieder Wege gefunden worden, Regelungen zu umgehen - zum Teil in einer Weise, die mit einem "normalen Menschenbild" nicht vereinbar sei, kritisierte Laumann. Durch die Infektionsschutzverordnung wegen des Coronavirus sieht der Minister jetzt aber neue Möglichkeiten dagegen vorzugehen: Der Arbeitsschutz dürfe jetzt nicht nur Werkswohnungen aufsuchen, sondern auch mit den Gesundheitsämtern in privaten und Sammelunterkünften kontrollieren.

Die SPD-Landtagsfraktion redet von einem "gravierenden Systemfehler". Die Missstände in der Fleischindustrie, die während der Coronavirus-Krise aufgedeckt wurden, seien nur die Spitze des Eisbergs. Vielmehr sei die gesamte Fleischindustrie darauf aufgebaut, mittels Werksvertragsarbeitern bei Subunternehmern "einen maximalen Profit herauszuholen".

Coronavirus in der Fleischindustrie: Tönnies warnt vor Generalverdacht

Fleischmogul Clemens Tönnies, der geschäftsführende Gesellschafter von Deutschlands größtem Schlachtbetrieb Tönnies, wehrt sich allerdings gegen die Vorwürfe und warnt davor, einen Generalverdacht auszusprechen: Laumanns Kritik dürfe nicht zur Manie werden. Tönnies verstehe aber die Lage des NRW-Gesundheitsministers: "Ich habe viel Verständnis für Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Er steht gerade sehr unter Druck"  

Update, 17.35 Uhr: Clemens Tönnies, geschäftsführender Gesellschafter bei Deutschlands größtem Schlachtbetrieb Tönnies, hat sich erneut gegen einen Generalverdacht gegen die Fleischindustrie in der Corona-Pandemie ausgesprochen. "Ich habe viel Verständnis für Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Er steht gerade sehr unter Druck und die Politik in Deutschland macht einen tollen Job. Aber seine Kritik darf nicht zur Manie werden", sagte Clemens Tönnies bei der Pressekonferenz des Unternehmens. Zuvor hatte der Kreis Gütersloh die ersten Zahlen nach Tests auf Corona-Infektionen bei Tönnies vorgestellt. 

Coronavirus in der Fleischindustrie: Laumann weist Vorwürfe zurück

Update, 17.19 Uhr: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe unhaltbare Zustände in den Schlachthöfen einreißen lassen. NRW sei das erste Bundesland gewesen, dass Corona-Tests für alle Mitarbeiter in Schlachtbetrieben angewiesen habe, sagte Laumann am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Düsseldorfer Landtag. 

Alle Behörden in NRW hätten nach Bekanntwerden der Infektionsfälle in Schlachthöfen "schnell und umfassend reagiert", versicherte der Minister. Unmittelbar danach seien Hygienekonzepte angefordert, Regelungen für die Unterkünfte der Mitarbeiter getroffen und der Schlachtbetrieb Westfleisch im Kreis Coesfeld bis zum kommenden Sonntag geschlossen worden. 

Die Opposition hatte das Handeln der Landesregierung im Gesundheitsausschuss hinterfragt.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe unhaltbare Zustände in Schlachthöfen einreißen lassen.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe unhaltbare Zustände in Schlachthöfen einreißen lassen. © dpa

Coronavirus in der Fleischindustrie: Das sagt der Leiter des Pandemiestabes bei Tönnies

Update, 16.54 Uhr: Der Leiter des Pandemiestabes beim Fleischverarbeiter Tönnies sprach in Bezug auf die bislang negativen Corona-Testergebnisse von einem Zwischenergebnis, auf dem sich das Unternehmen nicht ausruhen werde. "Wir hatten allerdings auch keine Covid-19-Großlage bei uns erwartet, weil es bislang im Kreis Gütersloh keine bestätigten Fälle gab, die mit unserer Produktion zu tun hatten", sagte Gereon Schulze Althoff bei einer Pressekonferenz am Mittwoch am Sitz der Tönnies-Zentrale.

Coronavirus in der Fleischindustrie: So ist die Lage bei Tönnies und Westfleisch

Update, 16.28 Uhr: Auch Ergebnisse der Massentests von Westfleisch in Hamm-Uentrop liegen jetzt vor - und damit ist klar, dass es in Hamm zunächst keinen neuen Lockdown geben wird. Es gab bei Westfleisch in Hamm offenbar nicht ein einziges positives Testergebnis.

Update, 16.08 Uhr: Die Corona-Tests bei Deutschlands größtem Fleischverarbeiter Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sind bislang alle negativ ausgefallen. Bis Mittwochmittag hätten 784 Laborbefunde vorgelegen. "Diese Befunde waren alle negativ", teilte der Kreis Gütersloh mit. Am Montag und Dienstag seien knapp 2100 Beschäftigte getestet worden. 

Das Land hatte angeordnet, alle Beschäftigten der Schlachthöfe in NRW auf das Corona-Virus zu testen. Die Zahl der bei Tönnies zu testenden Mitarbeiter sei höher als die ursprünglich angenommene Zahl von 6500, hieß es weiter. 

Auf den Personallisten seien rund 7700 Personen erfasst. Darunter befänden sich aber auch Menschen, die nach Unternehmensangaben dort nicht mehr arbeiteten, sich in Elternzeit oder Mutterschutz befänden, länger erkrankt oder nur sporadisch im Werk anwesend seien.

Coronavirus in der Fleischindustrie: Tests bei Tönnies und Westfleisch

Update, 15.06 Uhr: Für den heutigen Mittwochnachmittag wird damit gerechnet, dass noch aktuelle Testergebnisse sowohl von Westfleisch als auch vom Branchenführer Tönnies veröffentlicht werden. 

Auf dem Parkplatz für Zulieferer des Fleischwerks Tönnies ist ein Zelt aufgestellt worden, in dem die Hygienemaßnahmen für die Lkw-Fahrer umgesetzt werden. Das Land NRW hatte nach einer Häufung von Coronavirus-Fällen bei Westfleisch in Coesfeld angeordnet, dass sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schlachtbetriebe in NRW zu testen seien.
Auf dem Parkplatz für Zulieferer des Fleischwerks Tönnies ist ein Zelt aufgestellt worden, in dem die Hygienemaßnahmen für die Lkw-Fahrer umgesetzt werden. Das Land NRW hatte nach einer Häufung von Coronavirus-Fällen bei Westfleisch in Coesfeld angeordnet, dass sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schlachtbetriebe in NRW zu testen seien. © dpa/David Inderlied

Bei Tönnies findet in Rheda-Wiedenbrück eine Pressekonferenz statt, in Hamm soll mitgeteilt werden, wie dort die Corona-Tests in der Westfleisch-Belegschaft ausgefallen sind. In beiden Fällen dürften die Zahlen jedoch noch nicht alle Tests beinhalten.

Coronavirus in der Fleischindustrie: "Sumpf austrocknen"

Update, 15.00 Uhr: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann will die Corona-Pandemie nutzen, um gegen Missstände in der Fleischindustrie vorzugehen. "Ich betreibe da jetzt eine Politik der Null-Toleranz. Egal, wer Schlachthofbetreiber ist. Wir müssen jetzt diesen Sumpf austrocknen. Die Pandemie gibt uns die Möglichkeit, das zu tun", sagte der CDU-Politiker am Dienstagabend WDR 2

Bislang sei es nicht möglich gewesen, die Wohnungen der Werksarbeiter zu kontrollieren, weil diese privat angemietet werden. "Da galt der Schutz der Wohnung. Jetzt haben wir in der Pandemie die Möglichkeit, auf Grund des Infektionsschutzgesetzes mit den Gesundheitsämtern da rein zu gehen. Der Arbeitsschutz hatte da bislang überhaupt keine Rechte", sagte Laumann. 

"Meine Geduld mit der Fleischindustrie ist schon länger am Ende", sagte der Minister und beklagte, dass die Schlachtbetriebe ihr eigenes Kerngeschäft, also das Schlachten und Zerlegen der Tiere, ausgegliedert hätten. "Das wäre so, als wenn VW keine eigenen Autos mehr bauen würde, sondern sich nur noch um die Logistik kümmert."

Coronavirus in der Fleischindustrie: Landtag behandelt Thema

Update, 13. Mai, 8.49 Uhr: Der Gesundheitsausschuss des Düsseldorfer Landtags beschäftigt sich am heutigen Mittwoch ab 15.30 Uhr mit Corona-Brennpunkten in NRW. Die SPD-Opposition will von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) wissen, seit wann die Behörden von Infektionen im Coesfelder Schlachthof Westfleisch gewusst haben und was unternommen wurde. 

In NRW sollen bekanntlich bis zu 20.000 Mitarbeiter aller Schlachtbetriebe auf das Corona-Virus getestet werden. In dem Coesfelder Betrieb waren nach Angaben des Kreises bis zum Dienstag bereits 260 von zunächst 1012 Getesteten positiv. Der Betrieb war bereits vergangenen Freitag vorübergehend geschlossen worden. 

Als Konsequenz aus dem Corona-Ausbruch bei Westfleisch ist ein Großteil der eigentlich von Montag an landesweit geplanten Lockerungen der Corona-Auflagen im Kreis Coesfeld um eine Woche verschoben worden. Die SPD fordert, "unhaltbare Zustände in der Fleischindustrie zu beenden". 

Coronavirus in der Fleischindustrie: Unterbringung als Problemfeld

Die Unterbringung der Beschäftigten in den Schlachthöfen und auch der Ernte-Saisonarbeiter steht als dringliche Frage auf der Tagesordnung des Ausschusses. In den Schlachthöfen sind viele Mitarbeiter bei Subunternehmern beschäftigt. Sie kommen häufig aus Ost- und Südosteuropa.

Für den heutigen Tag werden außerdem neue Testergebnisse von Westfleisch erwartet, die Tests in der Branche gehen unterdessen weiter.

Zudem beschäftigt sich der Landtag mit einem weiteren zentralen Corona-Thema: der Heinsberg-Studie. Der Bonner Forschungsleiter Hendrik Streeck ist zum Austausch über seine Ergebnisse in den Gesundheitsausschuss geladen.

Update, 14.52 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch bei Westfleisch in Coesfeld ist die Zahl der positiv auf das Virus getesteten Arbeiter auf 260 gestiegen. Mit Stand Dienstmittag waren 1012 der rund 1200 Beschäftigen getestet worden, 571 mit einem negativen Ergebnis, wie der Kreis Coesfeld am Mittag sagte. Am Montag hatte der Kreis 254 Infizierte gemeldet.

Coronavirus in der Fleischindustrie: Dumping-Wettbewerb in der Branche

Update, 13.26 Uhr: Mit Preisen wie 2,29 Euro für ein Pfund Rinderhack werben nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in dieser Woche in NRW die Supermärkte – "obwohl die Corona-Krise die Herstellung von Fleisch und Wurst eigentlich viel teurer machen müsste", so die NGG in einer aktuellen Pressemitteilung.

"Bei der Schlachtung und Zerlegung herrscht seit Jahren ein knallharter Dumping-Wettbewerb – besonders zum Start der Grillsaison. Wohin dieser Preiskampf führen kann, zeigen die jüngsten Corona-Ausbrüche in Coesfeld und anderen Schlachthöfen", wird Isabell Mura, Geschäftsführerin der NGG-Region Südwestfalen zitiert.

Nach Informationen der Gewerkschaft hat die Arbeitsbelastung in den Schlachthöfen im Zuge der hohen Fleischnachfrage des Einzelhandels zuletzt stark zugenommen. "12-Stunden-Schichten sind in vielen Betrieben gang und gäbe. Es trifft vor allem die Werkvertragsbeschäftigten aus Osteuropa, die über Subunternehmen angestellt sind", so Mura. 

Coronavirus in der Fleischindustrie: Reguläre Jobs müssen entstehen

Die lange, körperlich harte Arbeit mache die Menschen anfälliger für Erkrankungen und schwäche ihre Widerstandskraft. Auch das sei ein Aspekt, der bei Covid-19-Infektionen nicht unter den Tisch fallen dürfe. Hinzu komme die Unterbringung. "Während überall Abstandsregeln und Kontaktsperren gelten, wohnen in den Gemeinschaftsunterkünften oft bis zu sechs Osteuropäer in einer 60-Quadratmeter-Wohnung. Dafür ziehen die Subunternehmer dann aber jedem Einzelnen auch noch 250 Euro vom ohnehin kargen Lohn ab", berichtet Mura. 

Vor allem die Gesundheitsämter müssten die Unterkünfte von Beschäftigten wesentlich intensiver ins Visier nehmen. Hier brüte überall im Land eine enorme Corona-Gefahr, so die NGG.

Um die Zustände in der Fleischwirtschaft dauerhaft zu verbessern, müssten aus Werkverträgen reguläre Jobs werden – bezahlt zu einem fairen Branchenmindestlohn, so die NGG. "Außerdem brauchen wir eine bessere Nachunternehmerhaftung, damit prekäre Arbeitsbedingungen und unwürdige Unterkünfte auch beim letzten Subunternehmen ausgeschlossen sind", betont Mura.

Coronavirus in der Fleischindustrie: Tests bei Tönnies angelaufen 

Update, 12.55 Uhr: Noch ein Blick über den Coesfelder Tellerrand hinaus, denn bei den NRW-weit angeordneten Coronavirus-Tests in der Fleischbranche hat der Kreis Gütersloh beim Marktführer Tönnies die ersten Proben genommen. Nach Angaben einer Sprecherin wurden am Montag 800 Mitarbeiter auf das Virus getestet. Das seien 300 mehr gewesen als für den ersten Tag geplant. Zahlen zu Dienstag lagen zunächst noch nicht vor. Mit Testergebnissen rechnet der Kreis nicht vor Mittwoch. 

Insgesamt arbeiten am größten Tönnies-Standort in Rheda-Wiedenbrück 6500 Mitarbeiter, darunter auch Angestellte in der Verwaltung. Nach Angaben eines Unternehmens-Sprechers entscheiden die Behörden, wer zur Risikogruppe gehört und getestet werden muss. Tönnies hat zwischen den Umkleideräumen und den Schlacht- und Zerlegeeinheiten eine Teststation aufgebaut.

Coronavirus bei Westfleisch: Tests am Standort Hamm beendet

Update, 8.57 Uhr: Die Corona-Massentests bei Westfleisch am Standort in Hamm sind am Montagnachmittag programmgemäß abgeschlossen worden. Ergebnisse werden Mittwoch, vielleicht aber auch erst am Donnerstag vorliegen, sagte ein Sprecher der Stadt. Dann wird feststehen, ob "Coesfelder Verhältnisse" möglicherweise auch in Hamm vorliegen. 

Der Auswertung der rund 1150 Tests, die seit Sonntag auf dem Uentroper Schlachthofgelände vorgenommen wurden, kann nicht vorgegriffen werden. Es gibt jedoch mindestens Indizien, dass sich das Phänomen Coesfeld in Hamm nicht wiederholt, wie WA.de* berichtet.

Coronavirus bei Westfleisch: Laumann vorsichtig optimistisch

Update, 15.29 Uhr: NRW-Gesundheitsminister Laumann stellt für den Kreis Coesfeld eine positive Prognose auf: Er sieht Chancen, dass die Lockerungen im Kreis nicht weiter verschoben werden müssten. Das wäre möglich, wenn sich das Infektionsgeschehen auf den Bereich des geschlossenen Schlachthofs beschränkt.

Update, 15 Uhr: In einer Pressekonferenz am Montag in Düsseldorf fordert NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ein umfassendes, schlüssiges Hygienekonzept im Umgang mit dem Coronavirus für Schlachthöfe, das über den Betrieb hinaus. Es soll auch die Wohnsituation der Arbeiter und deren Transport von der Wohnung zum Schlachthof beinhalten. Das Verschieben von Verantwortung auf Subunternehmer sei inakzeptabel.

Die Frage, ob er befürchte, dass auch in anderen Kreisen die Lockerungen wieder zurückgenommen werden könnten, verneint er. In allen anderen Kreisen in NRW seien die Zahlen weit weg von der kritischen Obergrenze.

Update, 13.12 Uhr: Massentests beim nächsten großen Schlachtbetrieb: Beim Fleischverarbeiter Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (NRW) haben am Montag die Massentests zur Überprüfung des Coronavirus begonnen. Nachdem beim Konkurrenten Westfleisch Covid-19 ausgebrochen ist, sollen in Nordrhein-Westfalen alle bis zu 20.000 Mitarbeitern in Schlachtbetrieben auf Sars-Cov-19 getestet werden. Doch Tönnies-Sprecher Andre Vielstädte zeigt sich zuversichtlich: "Wir haben keinerlei Anlass von einem besonderen Infektionsgeschehen im Betrieb auszugehen."

Coronavirus bei Westfleisch: Infektionen bei NRW-Landtag Thema

Update, 12 Uhr: Der Landtag in NRW befasst sich mit dem Ausbruch des Coronavirus in der Fabrik Westfleisch in Coesfeld. Die SPD will im Ausschuss vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann wissen, seit wann die Behörden von den Infektionen unter den Arbeitern in dem Schlachthof gewusst haben, und was sie zur Eindämmung unternommen haben.

der gesundheitspolitische Sprecher der SPD, Josef Neumann, sagt laut einer Mitteilung: "Seit Mitte März sollen die Behörden über erste Infektionsfälle informiert gewesen sein." Neumann fährt fort: "Was haben die Gesundheitsämter und die Landesregierung seitdem unternommen, um eine Ausbreitung des Virus zu unterbinden?" Laumann müsse sich fragen lassen, welche Verantwortung er für diese Zustände habe.

Coronavirus bei Westfleisch: Infektionszahlen in Coesfeld steigen weiter

Update, 11. Mai, 9.55 Uhr: Die Infektionszahlen im Kreis Coesfeld sind weiter gestiegen. 780 Ansteckungen wurden am Sonntag im Kreisgebiet nachgewiesen. Das sind 35 mehr als am Samstag, teilte ein Kreissprecher mit. Die Zahl der festgelegten Obergrenze für Neuinfektionen beträgt 50 pro 100.000 Einwohner, im Kreis Coesfeld wurde diese deutlich überschritten: Knapp 96 Neuinfektionen kamen laut dem RKI hinzu.

Heute werden in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens die ersten Lockerungen nach dem Stufen-Plan von Laschet durchgeführt. Im Kreis Coesfeld bleiben diese Lockerungen um eine weitere Woche verschoben.

230 der Infizierten sind Mitarbeiter des Westfleisch-Werks. Das Unternehmen teilte mit, das bereits 952 der 1200 Mitarbeiter getestet worden. Der Standort bleibe weiterhin geschlossen. Am Sonntag wurden auch bei der Westfleisch-Fabrik in Hamm Massentests durchgeführt. 1000 Mitarbeiter seien getestet worden. Ergebnisse gab es am Montag noch nicht.

Coronavirus bei Westfleisch: Werke in NRW-Städten betroffen

Update, 20.15 Uhr: Massive Kritik an der Unterbringung von Schlachthof-Mitarbeitern: Branchenkenner zeigen sich von den hohen Infektionszahlen wenig überrascht. Die Wohnverhältnisse begünstigten die Ausbreitung des Virus. 

Update, 16.45 Uhr: Das NRW-Gesundheitsministerium gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner für den Kreis Coesfeld inzwischen mit 85 an. Sämtliche Mitarbeiter von Schlachtbetrieben in NRW müssen zum Corona-Test; allein in Hamm, wo Westfleisch einen weiteren Standort betreibt, betrifft das 1.200 Menschen. Allein am Sonntag sind dafür 600 Menschen angereist, die auf dem Werksgelände in Uentrop nun getestet werden.

Update, 13.25 Uhr: Das Verwaltungsgericht Münster hat einen Eilantrag der Firma Westfleisch gegen die befristete Schließung ihres von einem Corona-Ausbruch betroffenen Betriebes in Coesfeld abgelehnt. Der Kreis hatte die Schließung des Schlacht- und Zerlegebetriebes von Samstag bis 18. Mai verfügt. Diese auf dem Infektionsschutzgesetz beruhende Verfügung sei "nach Aktenlage aller Voraussicht nach rechtmäßig", teilte das Gericht am Sonntag mit.

Inzwischen seien mehr als 200 Beschäftigte des Betriebes positiv auf das Coronavirus getestet worden. Es sei davon auszugehen, dass es noch eine unbestimmte Anzahl von Corona-Verdachtsfällen oder Ansteckungen dort gebe.

Das Amt für Arbeitsschutz habe bei einer Überprüfung festgestellt, dass es sowohl im Bereich des Zerlegebandes als auch in den Umkleiden Probleme gebe, den Mindestabstand von 1,50 Metern einzuhalten, hieß es weiter. Die Mund-Nasen-Schutzmasken würden am Zerlegeband nicht korrekt getragen. Die Firma sei nicht in der Lage gewesen, Infektionsschwerpunkte zu benennen. Der Betrieb sei "aufgrund ersichtlich unzureichender Vorsichtsmaßnahmen" zu einer "erheblichen epidemiologischen Gefahrenquelle" nicht nur für die Belegschaft geworden. Das Argument der wirtschaftlichen Erwägungen der Antragstellerin griff nach Ansicht des Gerichts nicht durch. Die drohenden Nachteile seien rein finanzieller Natur und könnten sich gegenüber dem Lebens- und Gesundheitsschutz nicht durchsetzen.

Coronavirus bei Westfleisch: Corona-Ausbruch bei Westfleisch

Update, 11.59 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch bei Westfleisch in Coesfeld ist die Zahl der positiv auf das Virus getesteten Arbeiter bis Sonntagmittag auf 205 gestiegen. Nach Angaben des Kreises lag knapp die Hälfte der Ergebnisse von bisher rund 950 Corona-Tests vor.

Erneut seien am Sonntag Teams des Gesundheitsamtes vor Ort, um die Arbeiter des betroffenen Betriebes der Firma Westfleisch in ihren verstreut im Kreis Coesfeld liegenden Unterkünften zu testen und über die Quarantäne zu belehren, sagte ein Sprecher. Dabei unterstützten sie Dolmetscher. Die Arbeiter würden "engmaschig betreut". Insgesamt hat der betroffene Betrieb rund 1200 Beschäftigte.

Die Arbeiter sind nach Angaben von Westfeisch mehrheitlich in Wohnungen mit drei, vier oder fünf Personen untergebracht. Viele Arbeiter in der Fleischbranche kommen aus Osteuropa. Der Kreis Coesfeld hatte in Abstimmung mit der NRW-Landesregierung als Konsequenz aus dem Corona-Ausbruch bereits einen Großteil der eigentlich von Montag an landesweit geplanten Lockerungen der Corona-Auflagen um eine Woche verschoben. Außerdem sollen die bis zu 20.000 Mitarbeiter aller Schlachtbetriebe in NRW auf das Coronavirus getestet werden.

Coronavirus bei Westfleisch in Coesfeld: Pandemie-Hotspot

Der Grünen-Ortsverband in Dülmen im Kreis Coesfeld warf der Verwaltung vor, zu spät auf den Corona-Ausbruch reagiert zu haben. Schon zu Beginn der vergangenen Woche sei bekannt gewesen, dass sich in der Fleischfabrik ein Hotspot der Pandemie gebildet habe. Der Betrieb sei aber noch bis Freitag weitergelaufen.

Update, 10. Mai, 8.09 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch bei Westfleisch in Coesfeld nehmen die Behörden die Hygienezustände der Sammelunterkünfte der Beschäftigten ins Visier. Mehrere Teams des Kreisgesundheitsamtes schwärmten aus, um die Beschäftigten des Schlacht- und Zerlegebetriebes in ihren Unterkünften zu testen. Die Zahl der positiv getesteten Mitarbeiter stieg bis Samstag auf mehr als 180.

Die Arbeiter, von denen viele aus osteuropäischen Ländern kämen, wohnten verstreut in zahlreichen Unterkünften, etwa in Coesfeld oder Rosendahl, sagte Hüsing. Die Adressen und Standorte würden noch gesammelt. Die Corona-Fälle in dem Betrieb machen den weitaus größten Teil der Infektionen in dem Kreis Coesfeld aus.

Coronavirus bei Westfleisch: Zahl der Infizierten gestiegen

Update, 9. Mai, 14.35 Uhr: Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Mitarbeiter bei Westfleisch in Coesfeld ist bis Samstag auf mehr als 180 gestiegen. Das sagte der Sprecher des Kreises Coesfeld, Christoph Hüsing, am Samstag. Derzeit würden alle rund 1200 Mitarbeiter des Betriebes getestet.

Mehr als 900 Abstriche seien bereits gemacht worden. Die Arbeiter, von denen viele aus osteuropäischen Ländern kämen, wohnten verstreut in zahlreichen Unterkünften, etwa in Coesfeld oder Rosendahl. Die Adressen und Standorte würden noch gesammelt. Die Corona-Fälle in dem Betrieb machen den weitaus größten Teil der Infektionen in dem Kreis im Münsterland aus.

Die Zahl der akut Corona-Infizierten im Kreis Coesfeld lag nach einer Übersicht des Landeszentrums Gesundheit (LZG) von Samstag im Kreis Coesfeld bei gut 210. Dabei muss beachtet werden, dass die laufend aktualisierten Testergebnisse des Kreises für den betroffenen Fleischbetrieb noch nicht alle komplett in die Statistik eingeflossen sein könnten.

Nach dem Corona-Ausbruch in dem Betrieb der Firma Westfleisch waren viele der von Montag an landesweit geplanten Lockerungen der Auflagen im Kreis Coesfeld um eine Woche verschoben worden. Außerdem müssen die bis zu 20.000 Mitarbeiter aller Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen auf das Virus getestet werden. Der betroffene Betrieb wurde vorübergehend geschlossen.

Coronavirus bei Westfleisch: Neuinfektionen übersteigen Grenzwert deutlich

Update, Samstag, 9. Mai, 13.45 Uhr: Die aktuellen Zahlen des NRW-Gesundheitsministeriums zeigen, dass der Grenzwert für die Aufrechterhaltung der Corona-Beschränkungen im Kreis Coesfeld deutlich überschritten wird. Er lag am Samstag bei 76 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen. Bund und Länder hatten sich in dieser Woche darauf geeinigt, dass bei einem Wert von über 50 die Lockerungen in dem betroffenen Kreis gestoppt werden.

Update, 18.22 Uhr: Weil bei Westfleisch in Coesfeld 151 Mitarbeiter positiv auf Corona getestet wurden, muss der Kreis den Großteil seiner Lockerungen um mindestens eine Woche verschieben. Auch in Hamm müssen alle Westfleisch-Mitarbeiter jetzt getestet werden. Was bedeutet das für die 180.000-Einwohner-Stadt?

Update, 8. Mai, 17.04 Uhr: In Nordrhein-Westfalen gibt es nach dem Fall bei Westfleisch im Kreis Coesfeld in einem weiteren fleischverarbeitenden Betrieb eine hohe Zahl von Corona-Infektionen. In Oer-Erkenschwick (Kreis Recklinghausen) hätten sich in einem Schwesterbetrieb des Coesfelder Werks 33 von 1250 Mitarbeitern mit dem Virus angesteckt, teilte das NRW-Gesundheitsministerium mit. Ursprünglich hatte es von 150 Infizierten gesprochen und sich dann korrigiert.

Update, 16.34 Uhr: Nach den zahlreichen Corona-Infektionen bei Arbeitern von Westfleisch in Coesfeld sollen auch die Unterbringungsmöglichkeiten von Erntehelfern kontrolliert werden. Wie Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) sagte, werde man sich die Unterbringung von Saisonarbeitnehmern "genauer ansehen".

Die Bedingungen der Unterkünfte müssten nach der vorgeschriebenen zweiwöchigen Quarantäne gleich bleiben, erklärte Heinen Esser. Seit April dürfen ausländische Erntehelfer unter strengen Regeln in Deutschland arbeiten. So müssen sich in NRW die Unterkünfte auf dem Betriebsgelände der Landwirte befinden und dürfen bisher 14 Tage lang nur halb belegt werden.

Update, 16.18 Uhr: Die Firma Tönnies, Deutschlands größer Fleischverarbeiter, warnt nach zahlreichen Corona-Infektionen bei Westfleisch in Coesfeld davor, die Branche unter Generalverdacht zu stellen.

"Wir wurden in der Ernährungsindustrie vor acht Wochen aufgefordert, während des Lockdowns weiter zu arbeiten, so wie Krankenhäuser, Pflegeheime und die Energieversorgung", sagte Sprecher André Vielstädte auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Diesem Auftrag sei das Unternehmen nachgekommen - "bei dem Wissen, dass wir dadurch ein erhöhtes Infektionsrisiko haben".

Coronavirus bei Westfleisch in Coesfeld: Stellungnahme der Firma Tönnies

Update, 15.44 Uhr: Der von besonders vielen Corona-Infektionen betroffene Schlachtbetrieb Westfleisch in Coesfeld wird heute nach Schichtende vorübergehend geschlossen. Das teilte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann soeben in Düsseldorf mit.

Im Kreis Coesfeld ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerin nach Laumanns Angaben auf 66 im Schnitt der vergangenen sieben Tage gestiegen. In dem dortigen Betrieb seien mit steigender Tendenz bislang 151 Infizierte festgestellt worden. In dem Werk gebe es 1200 Beschäftigte. Zunächst war von 129 Betroffenen die Rede gewesen.

Alle Öffnungen im Kreis Coesfeld, die für den 11. Mai vorgesehen waren, werden auf den 18. Mai verschoben. Schulen und Kitas seien davon nicht betroffen, in dem Bereich dürfen die für den 11. Mai geplanten Öffnungsschritte umgesetzt werden.

Die Verschiebung betreffe die Lockerung der Kontaktbeschränkungen, die Öffnung von Gaststätten und Freizeitparks. Auch Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche dürften am kommenden Montag nicht öffnen, sagte Laumann. Da gelte auch für Fitnessstudios und Tanzschulen.

Coronavirus bei Westfleisch in Coesfeld: Auch Schlachthof im Kreis Segeberg betroffen

Update, 14.32 Uhr: Nach Westfleisch in Coesfeld hat jetzt auch in Schleswig-Holstein ein Landkreis die von Bund und Ländern festgelegte Obergrenze neuer Corona-Infektionen überschritten. Mit 87 bestätigten aktuellen Fällen lag der Kreis Steinburg am Freitag über der Höchstzahl von 50 Neuinfizierten je 100 000 Einwohner. Der Grenzwert für den Kreis mit 131 000 Einwohnern liegt nach Behördenangaben bei 66 Neuinfektionen. Insgesamt gab es dort bislang 164 bestätigte Covid-19-Fälle. Drei Menschen starben. 74 sind wieder gesund.

Zu notwendigen Maßnahmen könnten noch keine Angaben gemacht werden, sagte eine Sprecherin des Kreises. Es gebe noch keine entsprechende Verordnung des Landesgesundheitsministeriums. Die meisten Infizierten sind Beschäftigte eines Schlachthofs in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg). Ein Großteil der Ausländer, die dort arbeiten, sind auf dem Gelände einer Kaserne im Kreis Steinburg in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht hat. In dem Schlachthof gab es bis Donnerstag 109 Infektionen.

Coronavirus grassiert bei Westfleisch in Coesfeld (NRW): SPD-Chef nimmt Laschet in die Pflicht 

Update, 12.44 Uhr: Nach den Corona-Fällen bei Westfleisch in Coesfeld fordert Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW, aufgrund der alarmierenden Zahlen rasche und deutliche Konsequenzen: "Der Landrat des Kreises Coesfeld muss den Lockdown für das Kreisgebiet einführen und die Lockerungen zurücknehmen, um den Pandemieherd einzudämmen", erklärte er.

Gleichzeitig nahm er NRW-Ministerpräsident Armin Laschet in die Pflicht und verweist auf die Vereinbarung, "die die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten getroffen haben. Sollte der Landrat sich weigern, diesen notwendigen Schritt zu gehen, ist Ministerpräsident Armin Laschet gefordert. Er hat die Vereinbarung mit der Kanzlerin mitgetragen und auch öffentlich verteidigt und gelobt. Laschet muss nun dafür sorgen, dass in seinem Bundesland das umgesetzt wird, was er beschlossen hat."

Update 8. Mai, 12.16 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch unter den Beschäftigten bei Westfleisch in Coesfeld sollen die Mitarbeiter aller Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen auf das Virus getestet werden. Das teilte Regierungssprecher Christian Wiermer mit.

Die Landesregierung in NRW nehme die Lage "sehr ernst", sagte der Sprecher. Deshalb habe das NRW-Gesundheitsministerium bereits am Donnerstagabend die Bezirksregierungen angewiesen, unverzüglich alle Beschäftigten von Schlachtbetrieben im Land auf Corona testen zu lassen. Insbesondere müssten Mitarbeiter getestet werden, die mit einem Werkvertrag beschäftigt seien. Zu den Maßnahmen gehöre auch die Kontrolle ihrer Unterkünfte, sagte Wiermer. Bei hygienischen Defiziten müssten Auflagen zur Nachbesserung erteilt werden.

Coronavirus grassiert bei Westfleisch in Coesfeld (NRW): Das sind die Folgen

Coesfeld - Bei der Firma Westfleisch in Coesfeld sind 129 mit dem Coronavirus infizierte Beschäftigte erfasst worden. Nun sollen alle 1200 Mitarbeiter an dem Standort getestet werden, berichtet wa.de*. Den Kreis Coesfeld stürzt diese Nachricht in ein großes Dilemma. 

Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) ist damit der Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche überschritten - auf diesen Grenzwert hatten sich unter der Woche Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten geeinigt. 

Der Wert lag am Freitag bei 52,7. Wenn dieser Grenzwert erreicht wird, soll ein Notfallmechanismus greifen, und die Lockerungen können zurückgenommen werden. Dem Kreis Coesfeld drohen damit erstem in Nordrhein-Westfalen neue Beschränkungen in der Corona-Pandemie.

Insgesamt waren im Kreis Coesfeld in NRW am Donnerstag 676 Ansteckungen mit dem Coronavirus nachgewiesen. Im Betrieb Westfleisch war die Zahl von 79 auf 129 Infizierte gestiegen. 13 von ihnen werden im Krankenhaus behandelt. Auf der Intensivstation liegt wegen Corona niemand, heißt es.

Corona bei Westfleisch in Coesfeld (NRW): Viele Tests auf Coronavirus

Schon in den vergangenen Tagen war im Umfeld der Firma Westfleisch in Coesfeld intensiv auf das Coronavirus getestet worden. "Die Eindämmung dieses Ausbruchs und damit die Gesundheit der Beschäftigten wie auch unserer Bevölkerung insgesamt hat oberste Priorität", betont Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr.

Der Landrat berichtet von ausführlichen Gesprächen mit der Geschäftsleitung von Westfleisch. "Das Unternehmen hat dabei deutlich gemacht, in dieser Situation den Produktionsbetrieb vorübergehend einstellen zu müssen", ergänzte er.

Alle Mitarbeiter bei Westfleisch in Coesfeld (NRW) sollen nun auf das Coronavirus getestet werden. Bislang sind 129 Infizierte gezählt.
Alle Mitarbeiter bei Westfleisch in Coesfeld (NRW) sollen nun auf das Coronavirus getestet werden. Bislang sind 129 Infizierte gezählt. © picture alliance/dpa

Für Westfleisch bedeutet sich nun große Probleme in der Produktion. Es werde zu personellen Engpässen kommen. "Die Firma sieht vor, positiv getestete Beschäftigte, wie bereits jetzt auch schon geschehen, in zusätzlich angemieteten Unterkünften zusammenzufassen, um die Quarantäne konsequent zu gewährleisten", betont der Landrat. Westfleisch teilte derweil auf Anfrage des WDR mit, dass die Produktion in reduziertem Umfang weiter stattfinden könne.

Corona bei Westfleisch in Coesfeld (NRW): Sorge vor Rücknahme der Lockerungen

Im Kreis Coesfeld ist man wegen des Ausbruch des Coronavirus bei Westfleisch nun beunruhigt. "Natürlich ist die Sorge in der Bevölkerung groß, dass sich die Zunahme im Kreis negativ auf geplante Lockerungen* auswirken könnte", so Dr. Schulze Pellengahr.

Die Grenze von 50 Covid-19-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche werde man wohl weiter überschreiten. "Abgesehen von dem Ausbruch bei Westfleisch, waren die Zahlen zu den Neuansteckungen in der Bevölkerung des Kreises in den letzten Tagen stagnierend oder leicht rückläufig." 

Corona bei Westfleisch in Coesfeld (NRW): Keine Gefahr durch Produkte von Westfleisch

Der Ausbruch des Coronavirus bei Westfleisch in Coesfeld stelle aber keine Gefahr für Verbraucher dar, heißt es beim Kreis Coesfeld. Die Experten verweisen auf die Hygieneregeln, die ohnehin unabhängig von Corona in dem Betrieb gelten. Der Verzehr von Produkten sei daher ungefährlich.

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