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Tote und Verletzte bei Großbrand in Bochumer Uni-Klinikum

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Von: Markus Hanneken, Matthias Staege, Christiane Göke

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[Update 16.45 Uhr] Bochum/Soest/Hamm - Bei einem verheerenden Feuer im Bochumer Uni-Klinikum Bergmannsheil hat es am Freitagmorgen Tote und Schwerverletzte gegeben. Am Nachmittag veröffentlichten Polizei und Staatsanwaltschaft erste Erkenntnisse zur Ursache des Brandes. Rettungskräfte aus den Bereichen Hamm/Unna und Soest hatten den Großeinsatz vor Ort unterstützt.

Das Feuer brach in einem Patientenzimmer des sechsten Stocks aus. Gegen 2.35 Uhr war die Feuerwehr alarmiert worden. Polizei und Staatsanwaltschaft Dortmund teilten am Nachmittag mit, nach ersten Ermittlungsergebnissen sei der Brand in dem Zimmer einer 69-jährigen Patientin aus Hagen entstanden, die bei dem Brand ums Leben kam. Suizidale Absicht sei nicht auszuschließen. Auch für einen 41-jährigen Patienten aus Marl im Nachbarzimmer kam jede Hilfe zu spät. 

Beide Todesopfer sollen noch im Lauf des Tages obuziert werden. Hiervon erhoffen sich die Ermittler Aufschluss über die konkrete Todesursache und weitere Ermittlungsansätze. 

Die Flammen hatten sich nach Einschätzung der Feuerwehr rasend schnell ausgebreitet. Die Einsatzkräfte waren von dem Ausmaß überrascht, als sie am Brandort eintrafen. "Das Brandereignis war viel weiter fortgeschritten, als zu vermuten war", sagte Gottfried Wingler-Scholz von der Bochumer Feuerwehr am Freitagvormittag. Die Flammen breiteten sich innerhalb weniger Minuten aus und griffen vom sechsten Stock auch auf die siebte und achte Etage sowie auf das Dachgeschoss über.

Das Ausmaß des Feuers könnte von einem Bettenlager verstärkt worden sein. "Das muss man jetzt klären, das ist die

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erste Information, dass in einem Geschoss darüber eben halt Betten gelagert wurden", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Freitag bei einem Besuch am Brandort in Bochum. Dies habe möglicherweise zusätzlich dazu beigetragen, dass der Brand diese Dimension bekommen habe.

Zwei Menschen kamen bei dem Brand ums Leben. Weitere 16 Menschen wurden verletzt, darunter sieben lebensgefährlich, wie die Stadt Bochum mitteilte. Eine der Toten war in dem Zimmer untergebracht, in dem das Feuer in der Nacht ausgebrochen war. Das andere Todesopfer habe in einem Nachbarzimmer gelegen, hieß es.

Die Bochumer Feuerwehr war zeitweise mit 165 Einsatzkräften vor Ort. Unterstützung kam unter anderem von Feuerwehren aus Dortmund, Gelsenkirchen und Herne sowie dem Technischen Hilfswerk Bochum. Die Polizei unterstützt die Arbeit vor Ort mit rund 400 Personen.

Die Soester Feuerwehr wurde um 4.30 Uhr im Rahmen der überörtlichen Hilfe alarmiert. Wie es der Alarmplan für solche Fälle vorsieht, wurden zunächst 20 Fahrzeuge einsatzbereit gemacht. Angefordert wurden aus Bochum letztlich zwei Rettungswagen mit Besatzung, die sich sofort auf den Weg ins Ruhrgebiet machten. Aus Hamm sind 5 Fahrzeuge mit 12 Einsatzkräften vor Ort. Der Kreis Unna beteiligt am "Patiententransportzug" mit zwei Rettungswagen und vier Personen, wie ein Sprecher der Leitstelle auf Nachfrage mitteilte.

Die Feuerwehr rechnet damit, dass letzte Löscharbeiten noch Stunden andauern werden.

Mehrere Stockwerke evakuiert

Mehrere Stockwerke des Klinikums mussten evakuiert werden. Etwa 100 Patienten seien wohl in anderen Gebäuden auf dem Klinikgelände untergebracht worden, heißt es. Polizisten und Rettungskräfte hätten beim Transport mitgeholfen.

Mindestens eines der oberen Stockwerke brannte völlig aus. In dem Trakt seien auch Stationen für Patienten mit Querschnittslähmungen, heißt es vor Ort. Augenzeugen berichteten von einem komplett zerstörten Dach. Wegen der enormen Hitze des Feuers seien Fenster und Möbel geschmolzen.

Anwohner sollen Fenster und Türen schließen

Wie die Stadt Bochum mitteilte, sei im Umkreis vom Bergmannsheil "mit Rauch- und Geruchsbelästigung zu rechnen. Es wird empfohlen, Türen und Fenster zu schließen." Verkehrsteilnehmer sollen den Einsatzraum weiträumig umfahren; mehrere Straßenzüge wurden komplett gesperrt. Infos für Angehörige von Patienten finden sich unter anderem hier.

Das brennende Gebäude steht etwa in der Mitte der mehrfach umgebauten und erweiterten Universitätsklinik.

Thomas Schildhauer, der Ärztliche Direktor der Klinik Bergmannsheil, sagte, das Krankenhaus sei nicht in der Notfallversorgung eingeschränkt: "Es sind keine Operationsbereiche betroffen."

Die Klinik:

Im Bochumer Krankenhaus Bergmannsheil werden seit mehr als 125 Jahren Patienten behandelt. 1890 wurde das Hospital als erste Unfallklinik der Welt gegründet, damals als Spezialklinik zur Unfallversorgung der Bergbauarbeiter des Ruhrgebietes. Heute forschen und behandeln 23 Kliniken und Fachabteilungen. Der Klinikkomplex verfügt über 650 Betten. Jährlich werden im Bergmannsheil 21.000 Patienten stationär und 65.000 Patienten ambulant behandelt.

Ein Schwerpunkt des "Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil Bochum" liegt in den chirurgischen Disziplinen der Unfallmedizin. Außerdem gibt es nach Angaben der Klinik Versorgungsaufträge für Rückenmarkverletzte, Schwerbrandverletzte und Schwer-Schädel-Hirnverletzte.

eB/dpa

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